closs hat geschrieben: ↑Sa 20. Jul 2019, 09:58
Ja - da habe ich nicht darauf geachtet - natürlich soll es "empirisch" heißen. - NB: Ich scheue mich vor diesem Wort, weil mir dessen orwellsche Verbiegung stört.
Du neigst ja auch überhaupt nicht zur Verbiegung von Begriffen…
Denn eigentlich heißt "Empirie", dass man "aus der Erfahrung" Erkenntnisse gewinnt (statt theoretisch) - heute darf dieses Wort nur noch im Kontext Wissenschaft verwendet werden. Aber das nur nebenbei.
Also ist Mathematik keine Wissenschaft nach (a)? Wollte das jemand so feststellen?
Das ist eine wik-Formulierung, mit der ich meine eigene Position zum Ausdruck gebracht habe.
Welchem Wikipedia-Artikel entstammt sie denn? Da würde mich der Kontext interessieren…
Nee - das entscheidende Wort ist "objektiv nachvollziehbare Begründungs-Zusammenhang". - Wenn Du einen argumentativen Begründungs-Zusammenhang schaffen kannst, der jederzeit intersubjektiv überprüfbar ist und als argumentatives Gebildes faslzifizierbar ist, ist das nach b) "Wissenschaft". ---- So begründet(e) man Geisteswissenschaften/Theologie/Jura als "Wissenschaft" - also nicht per Erforschung von Neuem, sondern über das Verargumentatieren von Bestehendem.
Naja, die Geschichtswissenschaft erforscht schon neues.
Das ist ja dann eigentlich dasselbe, wenn man logische Konsistenz als "Beweis" versteht. - Empirischer Beweis ist damit NICHT gemeint.
All-caps NICHT! Ach nee…
Und nein, Beweis soll natürlich nicht das gleiche sein wie eine logisch konsistente Argumentation – solange man Logik nicht wie in der Umgangssprache versteht.
Wikipedia: “Logik” hat geschrieben:Ein Argument wird umgangssprachlich als „logisch“ bezeichnet, wenn dieses stichhaltig, zwingend, überzeugend, einleuchtend und klar erscheint.
Ein mathematischer Beweis ist zwar logisch konsistent, aber er ist – nach allem was wir wissen – nicht
nur eine logisch konsistente Argumentation. Er ist aber ein
Beweis im Gegensatz zu einer Ausführung, dass Schiller sich am Ende der Romantik zuwandte. Dass ein Autor nur logisch konsistent argumentiert, ist ein extrem niedriger Standard.
- Bsp: Man kann Texte von Schiller so logisch konsistent begründet, dass Schiller demnach in der Spätphase seines Lebens vom klassischen Idealisten ("Erziehung des Menschengeschlechts") zum romantischen Pessimisten ("Demetrius") geworden ist. - Das ist nicht "empirisch", sondern text-argumentativ, und gilt als "Wissenschaft".
“man kann” – aber man muss nicht.
Genau das ist der Unterschied zwischen naturwissenschaftlichem und geisteswissenschaftlichem Wissenschafts-Begriff - beides wird in der Universität gelehrt.
Das ist aber kein klar definierter Unterschied. Ich habe bewusst “meist” geschrieben, nicht “immer”. Die Grundzüge der Biografie Napoleons sind z. B. eine verdammt sichere Sache.
c) bedeutet, dass an Universitäten auch anderes als Wissenschaft unterrichtet werden könnte, was aber c)-Vertreter ablehnen.
closs hat geschrieben:c) "Universität" ist das, in dem nur "Wissenschaft" stattfindet.
= an Universitäten kann auch anderes als Wissenschaft gelehrt werden????
So ist es - deshalb gab es zu meiner Zeit eine Trennung zwischen (Voll-)Universitäten und Fachhochschulen.
Scheint eine Legende zu sein. Mein Vater hat Chemie an einer Volluniversität studiert. Da war ein Glasbläserkurs für Chemiestudenten verpflichtend. Mein Großvater hat Sinologie an einer Volluniversität studiert und hat dort chinesische Kalligraphie gelernt (= künstlerisch).