Ich habe mir diesen Artikel mal angeschaut und mit anderen, mir zugänglichen Publikationen verglichen (insbesondere dem Bericht im Spektrum der Wissenschaft 2007)
Der Gesamteindruck des Artikels ist sachlich und gibt die Daten und Fakten insgesamt korekt wieder. Das was hier berichtet wird, stimmt auch mit anderen Berichten zu diesem Fund überein. Lediglich bei dem Bericht über Dinge, die einem kreationistisch denkenden Menschen sauer aufstossen gibt es kleine Abweichungen von der Sachlichkeit. So wird der chemische Fingerabdruck des umgebenden Volkangesteins in Anführungsstriche gesetzt, da das Ergebnis von 3,3 Millionen Jahren einem Schreiber von Wort und Wissen nicht behagt. Und später bei den menschlichen Merkmalen des Skeletts wird erhöht mit dem Konjunktiv gearbeitet.
Von der Form her ist der Artikel keine Forschungsarbeit, sondern ein Bericht, analog zu Wikipedia, dem Spektrum Artikel oder anderen freien Informationsquellen.
Das Interessante an dem Skelett ist, dass der Australopithecus afarensis eine der Zwischenformen zwischen dem gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch und dem Mensch ist. Man erwartet daher evolutionär gedacht auch eine Mischung von äffischen und hominiden Merkmalen. Unter den Anthropologen schwelt vermutlich bis heute einStreit darüber, wie dieser Übergang von statten gegangen ist. Ein Hauptmerkmal dabei ist, dass die Affen sich an das Leben in Bäumen angepasst haben, während der Mensch aus Steppenbewohnern hervorgegangen ist und gut auf zwei Beinen laufen kann.
Dass das Kind wohl bei einer Überflutung ums Leben kan und in den sandstein eingebettet wurde, kommt den SI lesern ja sehr gelegen. Aber in dem Umfeld war eine Überflutung vermutlich sehr normal.
Der Australopithecus afarensis ist hier eine Übergangsform. Dabei ist der Oberkörper deutlich affenähnlich. Hände und Schultern deuten auf die Fähigkeit in Bäumen zu hangeln. Da die Umgebungsanalyse des Fundes auf ein Wasserreiches und Baumreiches Umfeld hindeutet, ist das auch sehr naheliegend. Diese affenähnlichen Merkmale berichtet der SI Artikel mit klaren Worten.
Der Unterkörper deutet dagegen auf die Fähigkeit hin, sich auf zwei Beinen gut bewegen zu können, etwas, was Affen nur sehr schlecht können. Über diese Merkmale berichtet der SI Artikel mit vielen Konjujnktiven. Noch ein Streitpunkt ist die Gehirnentwicklung. Affen entwickeln sich recht schnell, während Menschen eine verzögerte Kindheit haben. Von dem Gehirn ist ein Abdruck erhalten, so dass eine Analyse möglich ist, zum Zeitpunkt 2006 waren die Daten aber noch umstritten. Der SI Artikel spricht sich dafür aus, dass die Merkmale Affenähnlich sind, obwohl die daten noch nicht ausreichen.
Aber die Zeit geht ja weiter, im Jahre 2012 wurden weitere Analysen veröffentlicht. In dem Bericht
http://popular-archaeology.com/issue/se ... ee-climber
wird geschlossen, dass der Australopithecus afarensis tatsächlich eine echte Mischform war.
Der SI Artikel schließt mit dem Satz
"Die weithin verbreitete Vorstellung, die Gattung Australopithecus passe recht gut in ein Übergangsfeld zwischen ausgestorbenen Menschenaffen und dem Menschen, wird durch diesen neuen Fund weiter in Frage gestellt."
Begründet wird der Satz nicht. Denn die Fakten deuten ja gerade auf eine Übergangsform hin. Dadurch dass der SI Artikel die eine Hälfte enthusiastisch berichtet und die andere Hälfte zweifelnd, wird dieser Satz nicht ausreichend begründet. Der Schluß aus dem popular-Archaelogy Artikel liegt eigentlich näher.
Es gibt noch ein paar Andeutungen, die man nur richtig einordnen kann, wenn man sich in der W&W Literatur besser auskennt. So wird in der Überschrift "Fortbewegung - das bekannte Mosaik" Das Stichwort Mosaik genannt, das im kreationistischen Umfeld anders gedeutet wird als im normal wissenschaftlichen Umfeld. Eine Mosaikform ist im normalen anthropologischen Umfeld ein Form mit gemischten Merkmalen, die damit einen evolutionären Übergang beschreiben können. Im kreationistischen Umfeld ist eine Mischform eindeutig einer Art zuzuordnen, sie hat nur durch Krankheit, Mangelernährung oder so verkümmerte Merkmale, die es so aussehen lassen als ob. Derselbe Trick wird auch hier in dem SI Artikel gespielt.
Zusammenfassung:
Sachlich berichtet mit ein paar kleinen Zugeständnissen an die SI Leser. Keine eigene Forschungshöhe.
Gruß
Thomas