Demian hat geschrieben:
Zum Beispiel, wenn eine angebliche "Natur des Menschen" zur Legitimation einer bestimmten Gesellschaftsform dient.
Es gibt ein meines Erachtens noch interessanteres Beispiel, wo die Weltanschauung eines Wissenschaftler zu seinem Leitbild wurde.
Bei der Erfindung der Quantenmechanik stellten Bohr und Heisenberg fest, dass es diesen Dualismus gibt, auch den Dualismus zwischen Teilchen und Welle. Das stellte die Vorstellungskraft der Beteiligten auf eine harte Probe.
Der österreichische Physiker Schrödinger war fest davon überzeugt, dass dieser Dualismus ein Fehler war. Er stellte sich vor, dass alles eine Welle ist. Es gelang ihm, eine reine Wellengleichung aufzustellen, die die bisherigen Ergebnisse der Quantenmechanik von Bohr und Heisenberg reproduzierte, die nach ihm benannte Schrödiger Gleichung.
Zunächst sah es alles nach dem Sieg der Wellenidee aus, aber dann wurde nachgewiesen, dass der Dualismus auch in der Schrödinger Gleichung steckte, Schödinger hatte nichts wirklich Neues gefunden, sondern "nur" das Alte sehr viel eleganter formuliert.
Der interessante Effekt war, dass Schrödinger die Lust an der neuen Physik verging. Er wandte sich ab und trotz seines genies trug er nichts mehr in dem neuen Gebiet der Physik bei - weil ihm die Weltanschauung eines Welle-Teilchen Dualismus gegen den Strich ging.
Das zeigt, wie eng manchmal das korrekte wissenschaftliche Tun und die unbeweisbare Weltanschung beieinander leigen.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.