Pluto hat geschrieben:
Ist denn Evolution deiner Meinung nach, ein blinde Prozess der kein Ziel kennt, oder hat sie ein Ziel? Mit anderen Worten, ist der Mensch das göttliche Ziel?
Fragst du mich als Wissenschaftler, dann sage ich dir:
Die Frage ist keine wissenschaftliche Frage, dazu musst du erst einmal definieren was ein Ziel ist, wie man es messen kann und wie es die Gleichungen beeinflusst.
Ich gebe dir einmal ein Beispiel aus der Physik.
Die magnetische Wechselwirkung zwischen Spins ist eine lokale Wechselwirkung, d.h. das Ergebnis einer Wechselwirkung am Ort x ist nur abhängig davon, wie die Verhältnisse bei x aussehen. So etwas, wie Auswirkungen auf große Entfernungen ist anhand der Wechselwirkung selber nicht erkennbar.
Trotzdem gibt es sogenannte lang-reichweitige Korrelationen. Das heißt eine Änderung am Ort x hat Konsequenzen für das gesamte System. Oder anders ausgedrückt, haben mikroskopische Änderungen makroskopische Auswirkungen. Das läuft unter dem Stichwort Phasenübergang. Das führt z.B. dazu, dass der makroskopische Körper ein Magnetfeld hat, weil alle Spins gleich ausgerichtet sind. Der Übergang nicht magnetisiert - magnetisiert ist ein Phasenübergang.
Diese makroskopischen Auswirkungen sieht man der Wechselwirkung nicht an. Die theoretische Erfassung von Phasenübergängen ist auch ein extrem schwieriges Gebiet, daran arbeitet man bis heute. Aber alles was man sagen kann, ist, dass diese Eigenschaft der Phasenübergänge Teil der Wechselwirkung ist, die "unsichtbaren Ziele" sind in die Eigenschaften der Gleichung eingebaut.
Das kann man als Analogon für das sehen, was bei Evolution geschieht.
Evolution arbeitet nur im Rahmen "zeitlich lokaler" Verhältnisse, es überlebt nur das, was zu dem gegebenen Zeitpunkt einen Vorteil bringt.
Aber - das ist ziemlich sicher - es gibt so etwas wie zeitlich lang-reichweitige Korrelationen, d.h. kleine Änderungen zum Zeitpunkt t haben massive Auswirkungen zum Zeitpunkt T "lange" Zeit später.
Also meine Frage an dich:
Ist das, was du mit "Ziel" meinst so etwas wie zeitlich lang-reichweitige Korrelationen?
Dann ist die Antwort ja.
Meinst du etwas anderes, dann definiere es bitte und ich kann dir sagen, ob es Teil der wissenschaftlichen Modellierung ist.
Meinst du das aber weltanschaulich, dann sage ich dir:
Das geht die Wissenschaft nichts an.