Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
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Rembremerding
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#1 Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Rembremerding » Mi 9. Sep 2015, 13:02

Die Naturwissenschaft hält für den Menschen viele "Enttäuschungen" bereit. Die Sonne kreist nicht um die Erde, diese ist keine Scheibe und mehrere Millionen Jahre alt und die Gene bestimmen den Menschen weitaus mehr als die Gender-Forschung wahr haben will. Wer überzeugt davon ist, dass die Natur den Menschen sehr viel stärker im Griff hat, als es die Kulturwissenschaften und die Gender-Forschung für wünschenswert halten, gilt dann als "Biologist".

Heute will man oftmals nicht mehr verstehen, dass die Natur dem Menschen Grenzen setzt. Dass man diese nur schwer überwinden kann, ist vielen in Wahrheit unangenehm. Man sieht Herkunft und Klasse nicht mehr als Schicksal an, ebenso wenig das Geschlecht, was man zurecht als große Emanzipationsleistung der Gesellschaft betrachtet.
Nun aber will die Biologie unsere Freiheit wieder beschränken!
Dies ist ein reaktionärer Gedanke, der eigentlich verboten gehört.

Denn wenn es um das genetische Erbe von Männern und Frauen geht, wird die Wissenschaft eindeutig: Bereits im Mutterleib unterscheiden sich die Geschlechter (ach ja!). Beim Evolutionsbiologen Axel Meyer kann man nun nachlesen ("Adams Apfel und Evas Erbe"), dass männliche Föten deutlich anspruchsvoller sind als weibliche. Sie fordern mehr Nahrung und sie wiegen bei der Geburt etwa 3 bis 5 Prozent mehr als Mädchen. Jungen fixieren sich mehr auf bewegliches, Mädchen auf Gesichter. Jungen wollen Spiele mit Körperstärke und Teamgeist, Mädchen nicht.

Später sind Männer mehr depressiv, Autisten, Frauen schizophren. Meyer schreibt: "Als Resümee der meisten Studien kann man festhalten, dass sich Geschlechterunterschiede eher biologisch als kulturell erklären lassen. Wenn ein Merkmal bei den Geschlechtern unterschiedlich ausgeprägt sei, egal in welcher kulturellen Umgebung, spreche vieles für eine von der Evolution hervorgebrachte Differenz"
Meyer lässt keinen Zweifel, dass der Satz, man werde nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht, nicht wissenschaftlich nachweisbar ist.

Der mehrfach ausgezeichnete Genomforscher, der in Berkeley und Stanford lehrte und nun einen Zoologie-Lehrstuhl in Konstanz hat, meint zudem: "Viele Aspekte der Genderstudies erscheinen geradezu absurd, irrational und antiwissenschaftlich ... Es wäre zu begrüßen, wenn für Kulturwissenschaftler im Grundstudium einige Semester Naturwissenschaften obligatorisch wären, auch für die Studenten der zahlreichen 'Gender-Lehrstühle'.".

Im Grunde wissen wir es doch: Mann und Frau sind verschieden und das ist gut so. Man kann sie nicht gleich machen, aber in der Gesellschaft gleichberechtigen, aber eben nicht im biologischen Sinn.

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Pluto
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#2 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Pluto » Mi 9. Sep 2015, 14:54

Rembremerding hat geschrieben:Nun aber will die Biologie unsere Freiheit wieder beschränken!
Bei solchen Aussagen gehen bei mir ehrlich gesagt immer die Warnlichter an, denn die Biologie untersucht nur die Welt und versucht uns die Wahrheit näher zu bringen. Weder begrenzt sie, noch behindert sie irgendetwas.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#3 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von closs » Mi 9. Sep 2015, 15:22

Rembremerding hat geschrieben:Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung
Die Biologie selber nicht - da hat Pluto aus meiner Sicht recht. - Aber die weltanschauliche Meinungsbildung auf Basis von Wissenschaft - da stimme ich Dir zu.

Mein Lieblingsbeispiel, weil es kabarett-mäßig gut ist: Eine wissenschaftliche Habilitations-Arbeit (also die Arbeit, die einen akademisch berechtigt, den Professoren-Titel zu führen) kommt zum Schluss, dass es nicht nur drei Geschlechter gibt, sondern unendlich viele.

Nun gibt es sicherlich Modelle und Definitionen, die eine solche Aussage intersubjektiv nachvollziehbar ermöglichen. Weiterhin darf die Wissenschaft alle Modelle durchspielen, die ihr möglich erscheinen ("Freiheit der Wissenschaft" sollte ernst genommen werden). ABER: Im Namen der Wissenschaft gesellschaftliche Hypes zu fahren, halte ich für gefährlich.

Die hier erwähnte wissenschaftliche Arbeit ist leider geeignet, WELTANSCHAULICHE Interessen innerhalb der Gesellschaft zu fördern, die als solche angriffswürdig sind. - Das allein ist auch noch kein Problem. - Das Problem besteht darin, dass solche Arbeiten als "wissenschaftlicher Nachweis" für eigene weltanschauliche Interessen genutzt werden, als sei das Ergebnis einer wissenschaftlichen Arbeit automatisch ein lebens-wirkliches Ergebnis (statt eines Modell-Ergebnisses). - Und da wir eine Absicherungs-Gesellschaft sind, greift man allzu gerne zu, wenn etwas "Objektives" da ist, auf das man sich berufen kann, statt mal sein eigenes Hirn in Bewegung zu setzen.

Iris Radisch hat in der ZEIT (Nr. 36) einen Super-Artikel zur heutigen "Political Correctness" geschrieben, wonach bei und "Denkverbote und ein diffuses Klima der zwanghaften Selbstbegeisterung" regieren. - "Während man in der autoritären Gesellschaft nur zu gehorchen brauchte,muss man heute gehorchen und das auch noch gut finden".

Was hat das mit diesem Thread zu tun? - Es hat deshalb etwas damit zu tun, weil unsere Gesellschaft über Political-Correctness-Liturgien geprägt ist, zu denen auch gehört, dass man Meinungen professoral absichert - man lässt meinen. Und da leistet die Wissenschaft (sicherlich ungewollte) Beihilfe, indem aus ihr irgendwelche Modell-Schlüssigkeiten kommen, die - vorsichtig formuliert - nicht dazu beitragen, ein ausgewogenes Bild von der Welt zu erhalten, wenn sie weltanschaulich ausgeschlachtet werden.

Das Gender-Thema gehört dazu. - Heute traut sich keiner mehr, über die verschiedenen Charismen von Mann und Frau zu sprechen, weil dies wissenschaftlich schwer fassbar ist. - Also spricht man lieber von unendlich viel Geschlechtern, weil irgendein wissenschaftliches Modell es hergibt. - Umgekehrt strotzen TV-Serien nur so von traditionellen Männer- und Frauen-Bildern - als würde darin die Sehnsucht aufgefangen werden, das zu sehen, was man selber spürt und was einem von denen genommen werden soll, die sich auf Wissenschaft berufen.

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Naqual
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#4 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Naqual » Mi 9. Sep 2015, 16:14

Rembremerding hat geschrieben:Nun aber will die Biologie unsere Freiheit wieder beschränken!

Ich sehe es so: Unser biologisches System beschränkt unsere Freiheit mehr oder weniger. Wir meinen Entscheidungsfreiheiten zu haben, unser Bewussstein nehmen wir erst einmal so hin, wie selbstverständlich.
Dem ist aber nicht so aus ganz biologischen Gründen.
Wir sind uns bei Willensentscheidungen in der Regel gar nicht bewusst, welche unbewusste Komponenten, auch Gefühle, hier bereits die anstehende Entscheidung vorbeinflusst haben. Das Bewusstsein ist allenfalls 10 Prozent der ablaufenden Vorgänge.
Verhaltenstendenzen werden nicht nur durch das Geschlecht ganz wesentlich beeinflusst, sondern auch über biochemische Prozesse, die bei unterschiedlichen Leuten unterschiedlich ausgeprägt sind. Ich denke da z.B. an die "Grund-Gemüter". Ein Choleriker verhält sich anders als ein Nichtcholeriker. Andere sind wieder alles andere als "spontan" und überlegen sich es dreimal, was sie beabsichtigen zu tun (was einen nicht selten vor einigem Fehlverhalten bewahren kann).
Ich drücke es mal fies aus: Selbst "sündigen" ist biologisch unterschiedlich geregelt. - Jemand mit einem ausgeprägten Geschlechtstrieb kombiniert mit einem Mangel am Empathie (hier gibt es auch biologische Bedingungen für das Vorhandensein von Empathie) wird in diesem Bereich um einiges bereitwilliger "sündigen" als jemand, der einen unauffälligen Geschlechtstrieb hat und sich ständig leicht in andere hineinversetzen kann.

Hinzu kommt, dass wir uns mit Erfahrungen und Erlebnissen programmieren und uns aufgrund dieser unterschiedlich verhalten. Auch dies ist ein Prozess, der willentlich (kaum) zu steuern ist, bzw. nur mit großer Kraftanstrenung gegengesteuert werden kann, wenn erforderlich.

Also nicht die Biologie will unsere Freiheit beschränken, sondern aus biologischen Ursachen heraus sind wir recht beschränkt. ;)

ThomasM
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#5 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von ThomasM » Mi 9. Sep 2015, 16:20

Ich bin etwas verwirrt von dem thread Titel. Wieso behindert die Biologie die menschliche Selbstbestimmung?

Offensichtlich reagierst du auf einen Artikel, wie in der aktuellen Spiegel Online
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51882.html

Fleischhauer bezeichnet damit die Gender Debatte als deutschen Kreationismus, also geradezu als deutsche Abart der Wissenschaftsfeindlichkeit.
Das hat nichts mit Selbstbestimmung zu tun. Wohl aber mit Machtausübung und Meinungsunterdrückung.
Und zwar der Unterdrückung der Meinung von Menschen, die meinen, so wie man biologisch nun mal ist, ist man gut.
Wann ist der Mann ein Mann? Nach der Gender Therie kann die Antwort nur lauten: nie.

Es ist also gerade NICHT die Biologie, die die Selbstbestimmung behindert.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Rembremerding
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#6 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Rembremerding » Mi 9. Sep 2015, 17:03

ThomasM hat geschrieben:
Es ist also gerade NICHT die Biologie, die die Selbstbestimmung behindert.
Genau so ist es, denn der Threadtitel formuliert überspitzt die Schlussfolgerung der Genderstudien.
Es ist die Kulturwissenschaft und die Genderforschung, welche die Biologie negiert oder gar unwissenschaftlich vor ihren Karren spannt. Spricht man dies an, fühlen sich jedoch gerade dünnhäutige Naturwissenschaftler oftmals düppiert, weil sie meinen der Vorwurf geht auch gegen die biologische Forschung allgemein.
Aber natürlich wird hier auch geschickt Gleichberechtigung mit Gleichschaltung der Geschlechter (und somit deren Auflösung) verknüpft, und ist man gegen das eine, steht man im Verdacht auch gegen das andere zu sein, worauf der "Mainstream" mit Empörung reagiert.
closs hat geschrieben:Das Problem besteht darin, dass solche Arbeiten als "wissenschaftlicher Nachweis" für eigene weltanschauliche Interessen genutzt werden, als sei das Ergebnis einer wissenschaftlichen Arbeit automatisch ein lebens-wirkliches Ergebnis (statt eines Modell-Ergebnisses). - Und da wir eine Absicherungs-Gesellschaft sind, greift man allzu gerne zu, wenn etwas "Objektives" da ist, auf das man sich berufen kann, statt mal sein eigenes Hirn in Bewegung zu setzen.
Gerade die Genderstudien zeigen, dass lebensfremde, ja lebensfeindliche Weltanschauungen sich nur mittels einer Ideologie durchsetzen lassen. Die Lehrstühle für Genderforschung sprießen wie Pilze aus dem Boden. Im Grunde macht die Biologie sie unnötig, zumindest dann wenn sie sich allein darauf beschränken, dass das Geschlecht (nicht die Geschlechterrolle!) kulturell bedingt sei.

Die wahre Selbstbestimmung des Menschen ist nur möglich, wenn er sich so annimmt, wie er ist, wenn er sich "zustimmt". Und dazu gehört natürlich auch seine Biologie. Alles andere führt zur Fremdbestimmung.

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#7 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Pluto » Mi 9. Sep 2015, 20:22

Rembremerding hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
Es ist also gerade NICHT die Biologie, die die Selbstbestimmung behindert.
Genau so ist es, denn der Threadtitel formuliert überspitzt die Schlussfolgerung der Genderstudien.
Vielleicht ist es von der Natur doch so gewollt?
Ist es nicht das Fehlen eines kleinen Fetzelchens an einem der beiden X-Chromosome, dass aus einer Frau den ungestümen Mann macht?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Andreas » Mi 9. Sep 2015, 21:38

Pluto hat geschrieben:Ist es nicht das Fehlen eines kleinen Fetzelchens an einem der beiden X-Chromosome, dass aus einer Frau den ungestümen Mann macht?
Fetzelchen ist kein hebräisches Wort.
Rippe auch nicht.

Aber wenn man jetzt zu Fetzelchen Rippe sagen würde, würde dem Mann im 23. Chromosomensatz eine Rippe fehlen.

Mann. XY
Frau: XX

Ich mach nur Witze - oder vielleicht doch nicht?

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#9 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 9. Sep 2015, 22:22

Pluto hat geschrieben:Vielleicht ist es von der Natur doch so gewollt?
Da spricht der Schönborn in Dir. :D

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#10 Re: Biologie behindert die menschliche Selbstbestimmung

Beitrag von Pluto » Mi 9. Sep 2015, 22:48

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ist es nicht das Fehlen eines kleinen Fetzelchens an einem der beiden X-Chromosome, dass aus einer Frau den ungestümen Mann macht?
Fetzelchen ist kein hebräisches Wort.
Rippe auch nicht.

Aber wenn man jetzt zu Fetzelchen Rippe sagen würde, würde dem Mann im 23. Chromosomensatz eine Rippe fehlen.

Mann. XY
Frau: XX

Ich mach nur Witze - oder vielleicht doch nicht?
Was du sagst ist schon richtig... und... es ist ein ernstes Thema.
Durch sexuelle Selektion des anderen Geschlechts enstehen Unterschiede in den phänotypischen Merkmalen. Man nennt die entstandenen Unterschiede Sexualdimorphismus
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