Was du schreibst ist kein Widerspruch zu meiner Aussage.Münek hat geschrieben:ThomasM hat geschrieben:Die Bibel redet von geistigen Dingen. Von der Art und Weise, wie Menschen Gott erfahren haben, wie sie ihn verstanden haben, wie sie ihn empfunden haben. Für diese Menschen war Gott real, er hatte reale Auswirkungen.
STOPP!
Die Bibel - hier das "Alte Testament" - spricht nahezu nie von "geistigen Dingen",
weil dazu nicht der mindeste Anlass bestand. Die Menschen wurden geboren und
endeten nach ihrem Tod im immerwährenden Schattendasein des Scheol (= Toten-
reich). Ein Bedürfnis zu irgendwelchen "geistigen Spekulationen" bestand vor die-
sem Hintergrund natürlich nicht. Was hätte das für einen Sinn gehabt?
Auch wenn JAHWE sich in die "Aura der Unsichtbarkeit" hüllte ("Wer mein Antlitz sieht,
muss sterben!"), ging es in der "jüdischen Weltgeschichte" durch Gottes unmittelbares
Wirken und persönliches Eingreifen stets sehr praktisch-drastisch-dramatisch, so ganz
ungeistig zu. Da wurde Tacheles geredet; da wurden von Gott noch Nägel mit Köp-
fen gemacht!
Die Vorstellung vom Totenreich wart eben eine mögliche geistige Vorstellung und die Tatsache, dass die Menschen Gott als real annehmen, bedeutet eben, dass sie ihn mit ganz realen Dingen in Verbindung bringen.
Z.B. mit dem Verhalten der Könige, mit Erfolgen/Mißerfolgen auf dem Schlachtfeld, mit dem völkischen und dem persönlichen Wohlergehen.
Genau das machen Christen auch heute noch, auch wenn ein paar tausend Jahre Theologie und Geschichte dazukommt, so dass es uns heute eben nicht mehr leicht fällt, z.B. Erfolge auf dem Schlachtfeld mit dem Wohlwollen Gottes gleichzusetzen.
Das sehe ich ein wenig anders und hier ist auch mein Widerspruch zu Kreationisten (und eventuell zu dir).Münek hat geschrieben: Es geht in der "Hebräischen Bibel" auch nicht nur darum, wie die Menschen Gott erfah-
ren, wie sie ihn verstanden und empfunden haben. Das wäre viel zu kurz gegriffen. Es
geht primär darum, wie Gott sich selbst in seinem aktiven Handeln, in seinen Reden
und Offenbarungen den Menschen dargestellt hat. Du musst beide Seiten sehen, die
aktive (Gott) und die passive (Mensch).
Ja, Gott handelt aktiv.
Aber die Bibel ist von Menschen geschrieben und es ist deren Sichtweise, die wir hier widerfinden. Und diese vertreten sie hier ganz aktiv.
So ist in den Chroniken eben ganz deutlich der politische Wille sichtbar, das Königtum in Israel als von Gott legitimiert und von Gott abhängig darzustellen. Dazu wird auch an manchen Stellen zu damals üblichen Trcks gegriffen, wie z.B. eine übertriebene Darstellung von Reichtum.
Ein anderes Beispiel ist die Erzählung von der Königin von Saba. Es kann sein, dass es so eine Königin tatsächlich mal gegeben hat, meines Wissens gibt es bis heute keine unabhängige Bestätigung ihrer Existenz.
Aber der Sinn der Erzählung in der Bibel ist es, Salomos Pracht, Weisheit und Herrlichkeit als von unabhängiger, ausländischer Stelle bestätigt darzustellen. Und auch die Verbindung zu (dem jüdischen) Gott wird der Königin in den Mund gelegt, obwohl sie keine Jüdin war (wenn es sie gegeben hat).
Das alles heißt nicht, dass die Schreiber gelogen haben. Es heißt, dass das ihre Sichtweise, ihr Empfinden, ihre Wahrnehmung war. Das ist ernst zu nehmen, aber nicht mit Gottes Wort gleichzusetzen. Und es bedeutet auch nicht, dass es keinen Gott gibt.
Gruß
Thomas