Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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Demian
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#11 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Demian » Di 16. Sep 2014, 07:51

Es gibt die Einheit des Seins, das Leben ist ein Kreislauf, auch wenn es gleichzeitig das hin und her der Polarität gibt mit allen Erfahrungen von Freude und Schmerz, mitsamt Kampf und Selektion innerhalb der Evolution. Das bestreitet ja niemand. Das gehört zum Lebenskreislauf. Aber es ist nun mal ein Kreislauf, mitsamt der Polarität ist alles "eins" - und das kann auch so erlebt werden. Das ist der feine Unterschied zwischen einer egobasierten Denkweise und einer Denkweise der Weisheit, die aus dieser Tiefe schöpft, die im „HERZEN“ verwurzelt ist, in dem Wissen um das Verbundensein, die das Ganze und Großartige sieht, bejaht, liebt, bestaunt, anbetet, darin aufgehoben ist. Spirituell gesprochen "Gott" oder "das Eine". Der Mensch ist im Wesentlichen dadurch Mensch, dass er Transzendenz erleben kann, er kann sich für dieses Größere öffnen und dadurch seinen Geist, seine Lebendigkeit, Sinn- und Liebesfähigkeit erweitern.

Pluto
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#12 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Pluto » Di 16. Sep 2014, 09:05

Demian hat geschrieben:Liebe, Glück, Schönheit, Verständnis, Mitgefühl, das gibt es meiner Ansicht nach nicht "gegen", sondern nur MIT, IN, DURCH, IN BEZIEHUNG zur Welt. Wir sind ja nichts anderes, wir sind Leben, Teilhaber seines Systems, eines bestimmten Feldes, in dem wir wirken – daher kommt der Begriff der WIRKLICHKEIT – das Wir, welches wir sind, wirkt – und dieses WIR besitzt auch die Funktion von „ICHheit“, von Individualität, die aber immer in ihrer BEZIEHUNG zum Ganzen existiert.
Das mag ja alles schön und gut sein, was nützt das?
— Wie Hamlet sagte, "Sein oder nicht sein, das ist die Frage."

Die eigentliche Frage, ist also diejenige unserer Existenz und unserer Herkunft. Um diese Frage zu beantworten nützt es wenig, mit Plattitüden über Glückseligkeit und Schönheit zu jonglieren. Das bringt uns nicht weiter.
Wie sind wir zu dem geworden was wir sind?
Welche Eigentschaften und Fähigkeiten haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind? — Herrscher dieser Welt.

Es genügt nicht, zu sagen, dass wir Verständnis und Mitgefühl haben, denn das reicht bei Weitem nicht zum Überleben. Wir wären elendlich zugrundegegangen, genauso wie die vielen anderen Hominiden die vor uns gelebt haben. Was hat uns zu dem gemacht was wir sind? Erst wenn man sich fragt, wie wir durch Evolution wurden wie wir sind, beginnt man zu verstehen warum auch diese Facetten unseres Charakters wichtig, ja notwendig waren.

Die Frage ist doch, welche Eigenschaften der Menschen und Vormenschen waren es, die uns den erstaunlichen und relativ schnellen Aufstieg erlaubten?
Erst wenn du diese Fragen beantworten kannst, kommst du einen Schritt weiter in der Erkenntnis.
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JackSparrow
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#13 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von JackSparrow » Di 16. Sep 2014, 22:44

Schimpansen verhalten sich für gewöhnlich kooperativ zu Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe und gewalttätig-rassistisch gegen Mitglieder fremder Gruppen. Die große göttliche Einheit und die allumfassende Liebe ist den Schimpansen dabei offenbar egal. Denen reicht eine einfache Kosten/Nutzen-Rechnung.

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#14 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Pluto » Di 16. Sep 2014, 23:11

JackSparrow hat geschrieben:Schimpansen verhalten sich für gewöhnlich kooperativ zu Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe und gewalttätig-rassistisch gegen Mitglieder fremder Gruppen.
Ganz genau so ist es!



Allein der ultrasoziale Mensch kann die Feindlichkeit gegenüber Fremden überwinden. Ja selbst gegenüber Tieren zeigt er oft rührende Nächstenliebe.
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Demian
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#15 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Demian » Mi 17. Sep 2014, 00:40

JackSparrow hat geschrieben:Schimpansen verhalten sich für gewöhnlich kooperativ zu Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe und gewalttätig-rassistisch gegen Mitglieder fremder Gruppen. Die große göttliche Einheit und die allumfassende Liebe ist den Schimpansen dabei offenbar egal. Denen reicht eine einfache Kosten/Nutzen-Rechnung.

Das einseitig darwinistische Verständnis geht vom Paradigma der Konkurrenz und des Überlebenskampfes aus, während der heutige systemische und ganzheitliche Ansatz versucht die Evolution neu und umfassend zu beschreiben. Es gibt zweifellos Konkurrenz und Überlebenskampf. Aber all all das geschieht in einem System des Lebens. Ich zitiere noch mal von "kooperation-evolution.de": "Kooperation" ist ein neues Schlüsselwort im modernen Verständnis der Welt. Die aktuelle Natur- und Sozialwissenschaft - ob Ökologie, Biologie, Physik, Kosmologie, Systemtheorie, Pädagogik, Soziologie oder Ökonomie - kommt ohne den Begriff "Kooperation" nicht mehr aus. Das Wissenschaft der Gegenwart sieht sich einer neuen Sichtweise verpflichtet: der interdisziplinären, interkulturellen und systemischen Betrachtung der Welt als einer organischen Ganzheit. Während das alte, vom Darwinismus und Rationalismus geprägte Weltbild die Konkurrenz zwischen den Teilen eines Ganzen in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stellte, stehen wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts an einem Wendepunkt: In den Mittelpunkt der Forschung gerät mehr und mehr das Zusammenspiel der Teile im Ganzen, die Beziehungsstrukturen, Gesetze, Mechanismen der Kooperation, die das Leben auf dem Planeten Erde im Gleichgewicht halten.

Zweifellos gibt es auch Kampf und Konkurrenz zwischen den Teilen eines Ganzen, aber deswegen gibt es dennoch eine GANZHEIT und BEZIEHUNGSSTRUKTUR, die das Projekt Leben ausmacht! Es wäre wohl schon vor langer Zeit gescheitert, wenn es dieses Gleichgewicht nicht geben würde.

"Damit wird der Evolutionsbegriff der Gegenwart zu einem Wort, das den gesamten Entwicklungsprozeß, mitsamt all seinen kreativen Impulsen zu mehr Schönheit, Intelligenz, Bewußtheit, Vernetzung, Differenzierung und Stabilität beschreibt. Evolution ist ein kooperativer, kreativer und intelligenter Prozeß der Weiter- und Höherentwicklung, der aus sich selbst entsteht, sich selbst organisiert und wie ein grundlegender Impuls das gesamte Universum durchzieht."

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#16 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Demian » Mi 17. Sep 2014, 00:50

3. Kooperation mit der Evolution.

"Kooperation mit der Evolution ist die Fähigkeit, die eigene Kreativität mit der viel größeren universellen Kreativität zu verbinden. Denn Kreativität ist die Quelle und der schöpferische Impuls des Lebens. Menschliche Kreativität und menschliches Handeln bekommen eine neue Qualität, wenn sie als Teil eines schöpferischen Gesamtprozesses innerhalb der Evolution angesehen werden. Im Gegensatz dazu basiert die moderne Welt auf dem Grundwert der Konkurrenz. Das schlägt sich in globalem wirtschaftlichem Wettbewerb nieder, in sozialen, kulturellen und zwischenmenschlichen Konflikten und in dem Sieg der Stärkeren über die Schwachen. Statt die Welt als vernetzten Organismus wahrzunehmen, wird sie als Maschine verstanden, deren Teile sich beliebig trennen, benutzen und manipulieren lassen. Der Mensch versteht sich nicht als Teil eines kreativen Ganzen, sondern immer mehr als hilfloses Opfer der Systeme, die er sich selbst geschaffen hat. Sein persönlicher Kontakt zur fließenden Kreativität, die die gesamte Schöpfung durchzieht, ist unterbrochen. Die meisten Menschen sind nicht in Kontakt mit ihrem kreativen Potential und nutzen ihre Fähigkeiten im wesentlichen dazu, um im wirtschaftlichen Wettbewerb zu überleben und persönliche Vorteile zu erzielen. Dies führt nicht nur zu einem verbreiteten Sinnverlust, sondern auch zunehmend zu ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen, die das Überleben der Menschheit in Frage stellen. Das neue Verständnis des Evolutionsbegriffs macht grundlegende Veränderungen im Weltbild der Gegenwart, im Selbstbild des Menschen und in der Art nötig, wie Menschen ihr Zusammenleben und ihren Austausch mit der Natur organisieren. Um das Leben entsprechend eines "Kooperativen Weltbildes" zu organisieren, muß der Mensch beginnen, mit der Evolution zu kooperieren. Dies bedeutet zunächst, die kooperativen Strukturen wahrzunehmen und zu verstehen, sowie die eigene Kreativität und Intelligenz als Teil einer evolutionären Kreativität und Intelligenz zu begreifen. Um das schöpferische Potential, das in jedem Menschen ruht, im Sinne der Evolution des Lebens zu entfalten, braucht der Mensch eine Ethik, die das neue Weltbild zur Grundlage hat und die sein kreatives Handeln, seine Erfindungen und Problemlösungen prägt. Die Gestaltung einer verantwortungsbewußt handelnden Zivilisation und Kultur ist nur möglich, wenn wir die Welt als kooperativen Prozeß verstehen, danach unser Handeln ausrichten und alle Entscheidungen aus einer evolutionsorientierten Ethik herausfällen."
Quelle

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#17 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von Pluto » Mi 17. Sep 2014, 09:34

Demian hat geschrieben:Das einseitig darwinistische Verständnis geht vom Paradigma der Konkurrenz und des Überlebenskampfes aus,
Mit dieser Aussage wird Zeugnis einer totalen Ignoranz des Begriffs der Evolution abgelegt.
Bereits Darwin selbst, hatte Mitte des 19. Jahrhunderts ein sehr viel differenzierteres Bild der Evolution gezeichnet, als das eines reinen Überlebenskampfes. Erst die ideologischen Verirrungen des Faschismus nahmen diesen Punkt auf und nutzten ihn als Waffe in ihrem imperialistischen Streben nach Weltherrschaft.
"Kooperation" ist ein neues Schlüsselwort im modernen Verständnis der Welt. Die aktuelle Natur- und Sozialwissenschaft - ob Ökologie, Biologie, Physik, Kosmologie, Systemtheorie, Pädagogik, Soziologie oder Ökonomie - kommt ohne den Begriff "Kooperation" nicht mehr aus. Das Wissenschaft der Gegenwart sieht sich einer neuen Sichtweise verpflichtet: der interdisziplinären, interkulturellen und systemischen Betrachtung der Welt als einer organischen Ganzheit. Während das alte, vom Darwinismus und Rationalismus geprägte Weltbild die Konkurrenz zwischen den Teilen eines Ganzen in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stellte, stehen wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts an einem Wendepunkt: In den Mittelpunkt der Forschung gerät mehr und mehr das Zusammenspiel der Teile im Ganzen, die Beziehungsstrukturen, Gesetze, Mechanismen der Kooperation, die das Leben auf dem Planeten Erde im Gleichgewicht halten.
Schöne Worte, aber nix wirklich Weltbewegendes.

Der Autor merkt nicht, dass er mit diesen Zeilen der Zeit weit hinterherhinkt. Der Begriff des reinein Überlebenskampfes wird seit Anfang des 20. Jahrhhunderts nicht mehr als alleinige treibende Kraft der Evolution betrachtet. Bereits Mitte des letzten Jahrhunderts waren die meisten Evolutionsbiologen der Überzeugung, dass Evolution, zumindest unter höheren Tieren sehr wohl auf Kooperation und viele andere Faktoren, vor allem Anpassung an Lebensräume basierte. Richard Dawkins z. Bsp. widmet mehrere Kapitel seines 1976 erschienenen Klassikers "Das egoistische Gen" der Kooperation und anderen Phänomenen und schreibt nicht mehr von einem Kampf ums reine Überleben.

Evolution ist ein facettenreicher Vorgang. Mit Schlagwörtern wie "Darwinismus", "Überlebenskampf" oder "Kooperation" wird man dem Konzept der Evolution nicht wirklich gerecht. Es braucht sehr viel mehr.

@ Demian
Vielleicht erklärst du mal, was du am Konzept der Kooperation so Besonderes oder Neues siehst.
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#18 Re: Die Wissenschaft braucht ein Paradigma des Lebendigen

Beitrag von JackSparrow » Mi 17. Sep 2014, 09:47

Das Wettrüsten während des Kalten Krieges war auch eine Kooperation. Die gegenseitige Bedrohung führte zu technischen Weiterentwicklungen, die ohne diese Bedrohung nicht stattgefunden hätten.

Was können wir daraus schlussfolgern? Angst, Bedrohung und Konkurrenz ist die Triebfeder der Evolution. Angst, Bedrohung und Konkurrenz führt dazu, dass sich Lebewesen zu Gruppen zusammenschließen, neue Überlebensstrategien entwickeln und nach göttlicher Erleuchtung streben.

Wenn wir mit unserem Nächsten kooperieren wollen, müssen wir also dafür sorgen, dass er Angst vor uns hat. Nur so wird er sich weiterentwickeln. Amen.

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