Die Evolution der Kooperation

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
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Demian
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#1 Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Demian » Sa 30. Aug 2014, 19:17

"Wie ist Kooperation möglich in einer Welt von Egoisten, in der es keine zentrale Autorität gibt? Axelrod entwickelt aus der Spieltheorie - auf der Basis des "Gefangenendilemmas" - eine verblüffende Lösung. Nicht die raffinierteste, auch nicht die aggressivste, nicht die sanfteste Strategie sichert langfristig Erfolg, sondern die grundsätzlich wohlwollende, aber stets vergeltungsbereite: TIT FOR TAT, "wie Du mir, so ich Dir". Axelrod schließt daraus, dass in der globalen arbeitsteiligen Wirtschaftsweise geradezu ein innerer Zwang zur Kooperation besteht. Gewinnbringende Kooperationen sind für Unternehmen nützlicher als blinder Wettbewerb."

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Demian
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#2 Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Demian » Sa 30. Aug 2014, 19:18

Doppelpost

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Demian
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#3 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Demian » Sa 30. Aug 2014, 19:32

Passend dazu der Artikel von "graswurzel.net" mit einem Verweis auf Kropotkins Klassiker "Gegenseitige Hilfe bei Menschen und Tieren".

Darwinismus, mutual aid und evolution.

"Sowohl Herrschaft als auch Sozialdarwinismus werden gerne mit einem falschen Verständnis von Darwins Evolutionslehre gerechtfertigt. Da der Mensch eine Tierart ist, sollen auch die Gesetze der Evolution der Kampf ums Dasein (struggle for live) und das Überleben der Stärksten (survival of the fittest) für ihn gelten. Im ersten Fall muß der Kampf deshalb unterdrückt, im zweiten Fall soll er im Sinne einer natürlichen Auslese zugelassen werden.

In seinem Klassiker "Gegenseitige Hilfe bei Menschen und Tieren" weist Kropotkin aufgrund von Beobachtungen, die er auf seinen Reisen durch Sibirien machte, und an Hand von Beispielen aus der zeitgenössischen Literatur (z.B. Brehms Tierleben) nach, daß die Vorstellung von Kampf aller gegen alle dem Leben in der Natur widerspricht. Bei Darwins "Kampf ums Dasein" handelt es sich nicht um einen wirklichen Kampf zwischen Tieren verschiedener Arten, z.B. Löwen und Gazellen oder dem Kampf zweier Tiere derselben Gattung, z.B. um ein Territorium, wie es sich einige Kleinhirne vorstell(t)en, sondern um die Konkurrenz um Lebenschancen innerhalb einer Art. "The fittest" oder "die Stärksten" sind diejenigen Lebewesen innerhalb einer Art, denen es gelingt sich fortzupflanzen und ihre Eigenschaften zu vererben. Dies sind in Wirklichkeit diejenigen Tiere einer Art, die kooperieren; während diejenigen, die dazu nicht in der Lage sind, im Laufe der Zeit aussterben. Daher sind unter den Tieren Kooperation und Solidarität die Regel und Kampf ist die Ausnahme. Sowohl was die Beschaffung von Nahrung als auch was den Schutz vor Feinden und das Überleben unter widrigen Umständen betrifft.
"

Nicht Kampf sondern gegenseitige Hilfe ist der entscheidende Faktor der Evolution!

"Das Gesellschaftsleben setzt die schwächsten Insekten, Vögel und Säugetiere instand, den schrecklichen Vögeln und Raubtiere Widerstand zu leisten oder sich vor ihnen zu schützen, es verschafft langes Leben, es setzt die Art instand, ihre Nachkommen mit möglichst geringen Kraftaufwand aufzuziehen und ihre Zahl ungeachtet sehr langsam einander folgender Geburten zu behaupten; es befähigt die Herdentiere, sich auf der Suche nach neuen Wohnungen auf die Wanderschaft zu begeben. Daher behaupten wir, obwohl wir völlig zugeben, daß Kraft, Schnelligkeit, Schutzfarben, List und Ausdauer im Ertragen von Hunger und Kälte, die von Darwin und Wallace angeführt werden, lauter Eigenschaften sind, die das Individuum oder die Art in bestimmten Fällen zu den geeignetsten machen, daß in allen Fällen die Geselligkeit der größte Vorteil im Kampf ums Dasein ist. ... Was die Gabe des Intellekts angeht, so wird jeder Darwinist, ebenso wie er mit Darwin erklärt, daß er die mächtigste Waffe im Kampf ums Dasein und der mächtigste Faktor zu ferner Entwicklung ist, zugeben, daß die Intelligenz eine eminent soziale Eigenschaft ist. Sprache, Nachahmung und gehäufte Erfahrung sind lauter Elemente der wachsenden Intelligenz, deren das unsoziale Tier beraubt ist.

Daher finden wir an der Spitze jeder Tierklasse die Ameisen, die Papageien und die Affen, die alle die größte Geselligkeit mit der höchsten Verstandesentwicklung vereinigen. Die geeignetsten - die, die im Kampfe gegen alle widrigen Umstände am besten gerüstet sind - sind also die geselligsten Tiere, und Geselligkeit erscheint als der Hauptfaktor der Entwicklung, sowohl direkt dadurch, daß das Wohlergehen der Art mit möglichst geringem Kraftaufwand gesichert wird, wie indirekt dadurch, daß die Entwicklung des Verstandes begünstigt wird." (Kropotkin, Peter "Gegenseitige Hilfe"; Grafenau, Trotzdem-Verlag, 1999 - S.68f)


Eine ökologische Analyse auf der Basis des iterierten Gefangenendilemmas bei der von mal zu mal die Programme die in einem Turnier am schlechtesten abschneiden ausscheiden, bestätigt Kropotkin Auffassung. Zuerst scheiden die Programme aus, die sich ausbeuten lassen. Die Ausbeuter sterben aus nachdem sie die ausbeutbaren Programme verdrängt haben. Übrig bleiben Strategien die die Fähigkeiten haben zu kooperieren und sich gegen Ausbeutung zu schützen."

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#4 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Pluto » Sa 30. Aug 2014, 19:49

Ein sehr interessantes Buch. Es erklärt tatsächlich, wie Altruismus funktioniert, und liefert sogar die mathematischen Gundlagen dazu.

Robert Axelrod war der erste, der erkannte, dass sich Altruismus auch auf Zusammenarbeit in Politik und in Konzernen übertragen lässt. Allerdings ist die Idee an sich nicht neu. Schon Darwin befassete sich in The Descent of Man (1871) mit dem Gedanken der Evolution des Altruismus. W.D. Hamilton konnte 1966 mathematisch beweisen, dass verwandte Individuen die Gemeinsamkeiten in ihrer Erbmasse haben von Altruismus und Opferbereitschaft profitieren können. Richard Dawkins widmete in seinem Buch "Das egoistische Gen" (1976) ein ganzes Kapitel diesem Thema und erklärt in verständlicher Sprache die Entstehung des Altruismus.

Willst du dir nicht eine Kopie von Das egoistische Gen besorgen? Ich glaube ganz ehrlich, du wärst entzückt von den darin vorgestellten Ideen. Die Allermeisten gelten heute noch.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#5 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Pluto » Sa 30. Aug 2014, 20:07

Demian hat geschrieben:Nicht Kampf sondern gegenseitige Hilfe ist der entscheidende Faktor der Evolution!
Bei höheren Tieren und innerhalb einer Art ist das richtig. Aber dennoch gibt es Raubtiere und weidende Tiere.
Wie Woody Allen es mal sagte:
Wenn Wolf und Lamm zusammen liegen, wird einer davon eine unruhige Nacht verbringen.


Nur mit Zitate aus Google gelangt man nicht wirklich zu tieferer Erkenntis. Dazu muss man sich intensiv mit einem Thema befassen.

Demian hat geschrieben:Daher finden wir an der Spitze jeder Tierklasse die Ameisen, die Papageien und die Affen, die alle die größte Geselligkeit mit der höchsten Verstandesentwicklung vereinigen. Die geeignetsten - die, die im Kampfe gegen alle widrigen Umstände am besten gerüstet sind - sind also die geselligsten Tiere, und Geselligkeit erscheint als der Hauptfaktor der Entwicklung, sowohl direkt dadurch, daß das Wohlergehen der Art mit möglichst geringem Kraftaufwand gesichert wird, wie indirekt dadurch, daß die Entwicklung des Verstandes begünstigt wird." (Kropotkin, Peter "Gegenseitige Hilfe"; Grafenau, Trotzdem-Verlag, 1999 - S.68f)[/i]
Naja... Das Buch hat sicher seinen historischen Wert, aber Kropotkin war ein Anarchist. Seine Motivation war politisch, nicht biologisch. Viele seiner Meinungen über die Biologie sind inzwischen überholt.

Demian hat geschrieben:Eine ökologische Analyse auf der Basis des iterierten Gefangenendilemmas bei der von mal zu mal die Programme die in einem Turnier am schlechtesten abschneiden ausscheiden, bestätigt Kropotkins Auffassung."
Wie gesagt, wenn du die Hintergründe der Spieltheorie, insbesondere des Gefangenendilemmas, verstehen willst, dann lies das entsprechende Kapitel in Dawkins' "Das egoistische Gen". Es gehört mit zu den besten (biologischen) Erklärungen die ich kenne.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

R.F.
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#6 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von R.F. » So 31. Aug 2014, 11:26

Demian hat geschrieben:"Wie ist Kooperation möglich in einer Welt von Egoisten, in der es keine zentrale Autorität gibt? Axelrod entwickelt aus der Spieltheorie - auf der Basis des "Gefangenendilemmas" - eine verblüffende Lösung. Nicht die raffinierteste, auch nicht die aggressivste, nicht die sanfteste Strategie sichert langfristig Erfolg, sondern die grundsätzlich wohlwollende, aber stets vergeltungsbereite: TIT FOR TAT, "wie Du mir, so ich Dir". Axelrod schließt daraus, dass in der globalen arbeitsteiligen Wirtschaftsweise geradezu ein innerer Zwang zur Kooperation besteht. Gewinnbringende Kooperationen sind für Unternehmen nützlicher als blinder Wettbewerb."
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Die Prinzipien sind längst bekannt, der Mensch aber ist der gleiche geblieben...

Die Globalisierung der Wirtschaft baut auf die Beachtung dieser Prinzipien und hat der Weltwirtschaft während den vergangenen 25 Jahren zu einem stetigen Wachstum verholfen.

Schon Ende des 19./Anfang 20. Jahrhundert vertraute die Politik der wirtschaftlichen Globalisierung als Garant des Weltfriedens. Aber die Globalisierung der Wirtschaft schuf auch gefährliche Abhängigkeiten, die sich in Kriegsfällen fatal auswirken können. Mit Ausbruch des Ukraine-Konflikts sind die Deutschen gewaltig in die Bredouille geraten. Folgen sie den EU-Sanktionen gegenüber Russland, droht nicht allein der Verlust eines wichtigen Absatzmarktes für gewisse Produkte, nein, auch die finanziellen Engagements Deutscher geraten in Gefahr. Zu viel Nachsicht könnte aber die europäischen Partner und nicht zuletzt die USA verärgern. Über die tatsächliche Höhe der Beträge, die Deutsche in den genannten Ländern untergebracht haben, weiß nur ein kleiner Kreis. Zu diesem Kreis zählt auch die Merkel, deshalb ihr dominantes Auftreten...Man kann es fast nicht glauben, aber was die Deutschen mit Kriegen nicht erreichten, gelang ihnen mit ihrer Wirtschaft. Und der kleine Mann leistete ungefragt seinen Beitrag zur deutschen Machtentfaltung...

Mit dem Ausbruch der Ukraine-Krise, an der deutsche Politiker maßgeblich schuld sind, droht der Verlust der Früchte von Jahrzehnten erfolgreichen Wirtschaftens. Die Deutschen sind wahrlich nicht kriegsbereit, die beiden Weltkriege stecken ihnen noch in den Knochen. Doch anzunehmen, die deutschen Eigner des im Ausland angefegten Kapitals werden den Verlust tatenlos hinnehmen, ist unrealistisch...

Pluto
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#7 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Pluto » So 31. Aug 2014, 14:17

R.F. hat geschrieben:Mit dem Ausbruch der Ukraine-Krise, an der deutsche Politiker maßgeblich schuld sind, droht der Verlust der Früchte von Jahrzehnten erfolgreichen Wirtschaftens. Die Deutschen sind wahrlich nicht kriegsbereit, die beiden Weltkriege stecken ihnen noch in den Knochen. Doch anzunehmen, die deutschen Eigner des im Ausland angefegten Kapitals werden den Verlust tatenlos hinnehmen, ist unrealistisch...
Die wirklich Gefahr droht uns nicht von der Ukraine. Dazu ist Herr Putin viel zu vernünftig.
Die wahre Bedrohung kommt vom Terrorismus der möchte-gern Theokratien wie die IS.

Um wieder zum Thema zurück zu kommen...
Die IS ist ein Musterbeispiel für die außergewöhnliche Wirksamkeit der Kooperation, innerhalb einer homogenen Gruppe.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Die Evolution der Kooperation

Beitrag von Salome23 » So 14. Sep 2014, 00:33

Gegenseitige Hilfe bei Menschen und Tieren..
Nicht Kampf sondern gegenseitige Hilfe ist der entscheidende Faktor...
Und so gehts! ;)



:thumbup:

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