Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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sven23
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#931 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von sven23 » So 23. Apr 2017, 12:23

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das heißt, dass wir nirgends ein übernatürliches Zerreißen geschichtlicher Wirkungszusammenhänge beobachten können, wie Bultmann es ausdrückte.
Mit der HKM KANN das ja gar nicht gehen -
Es geht mit keiner Methode. Es bleibt nur der Glaubensentscheid.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ergebnisse, die aus der Verwechslung von Kausalität und Korrelation beruhen.
Will heißen: Was spricht dagegen, wenn sich ein Laie streng an den Effekt hält: "Hier gibt es keinen Effekt - dort gibt einen Effekt - dort ist ok". - Punkt. -
Eben nicht Punkt, sondern großes Fragezeichen. Es gibt diesen angeblichen Effekt nämlich gar nicht. Punkt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die "Problematik", dass die Forschung nichts von Theologie verstünde, ist eine künstliche.
Es gibt selbstverständlich sehr viele Wissenschaftler, die sehr viel von Theologie verstehen. - Hier ging es um das Segment der HKM-Forschung, die im Zwiespalt steht, einerseits die Bibel so zu interpretieren, als sei Jesus nur Mensch, andererseits Teil der Theologie sein will.
Da kommt dann die intellektuelle Redlichkeit ins Spiel. Wie man diesen Spagat ohne Leistenbruch hinbekommen will, ist mir schleierhaft.

closs hat geschrieben: Und Du hast selber Wissenschaftler zitiert, die den natürlichen Zwiespalt zwischen "Ich bin HKM-ler" und "Ich bin gläubig" thematisiert haben - mit dem ERgebnis, dass sie als HKM-ler etwas anderes sagen als als Gläubige. - Aber nicht, weil sie "schizophren" sind, sondern weil sie diszipliniert sind - sie wissen, unter welcher Hermeneutik sie sprechen. -
Wenn du damit Lindemann meinst, ist gerade er ein Beispiel für Schizophrenie, die in seinem Spiegelinterview zum Ausdruck kommt.

Nochmal zur Erinngerung:

Der Spiegel: Stimmen Sie Augsteins Kernsatz zu: „Nicht, was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode mit ihm gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt.” Stimmen Sie dem zu?

Prof. Dr. Andreas Lindemann: … Im Prinzip kann ich diesem Satz zustimmen.

Spiegel: Wenn sich nahezu alles, was über Jesus in der Bibel steht, als unhistorisch erwiese, könnte es Ihren Glauben erschüttern?

Lindemann: Nicht im geringsten …


Dazu schreibt Prof. Dr. Gottfried Schröter:

"Ich hätte damit sehr große Schwierigkeiten. Vor allem wegen der für mich sehr wichtigen „intellektuellen Redlichkeit”. Ich empfinde Lindemanns Aussage so: „Wir haben es in der Bibel mit einem religiös bedeutsamen Legenden- und Märchenbuch zu tun. Unter uns Theologen gesagt: Nichts oder fast nichts stimmt in der Realität. In Wirklichkeit war alles natürlich ganz anders. Und doch ist mein Glaube an das in der Bibel Geschriebene unerschütterlich.”
Ich kenne aber keine Wissenschaft, in der ein nicht stattgefunden habendes Ereignis die Basis für einen hochbedeutsamen, ja den zentralen Lebens- und Forschungsbereich sein könnte."
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#932 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Pluto » So 23. Apr 2017, 13:28

closs hat geschrieben:Was spricht dagegen, wenn sich ein Laie streng an den Effekt hält: "Hier gibt es keinen Effekt - dort gibt einen Effekt - dort ist ok". - Punkt. -
Die Faktenlage spricht dagegen, denn oft geschehen Dinge auf der Welt, die ohne Ursache sind.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#933 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Apr 2017, 14:47

Pluto hat geschrieben:Deshalb ist die HP-Medizin unwissenschaftlicher Hokus-Pokus.
Möglich - reine Definitions-Sache. Aber es ändert doch trotzdem nichts an dem, was der Fall ist. - Davon abgesehen: Ich hatte es hier auf die Rolle von Wissenschaft in Geisteswissenschaften bezogen.

Pluto hat geschrieben:Nein. Wissenschaftlich ist das was überprüfbar ist. Z.B. Die Existenz des Römischen Reichs.
OK - dann wären Geisteswissenschaften Wissenschaft, weil man etwa nachweisen kann, dass Goethe gelebt hat und im Jahre x mit der Person y am Ort z war. - Aber das hat alles nichts damit zu tun, was Goethe ausmacht.

Im Grunde beschreibst Du so, wie in der Tat die HKM von der Theologie gesehen wird: Als Fakten-Sammler für eine weitergehende substantielle Interpretation, die nicht Sache der HKM ist. - Und so gibt es auch Hilfswissenschaften in den Geisteswissenschaften, mit denen man die Substanz etwa goethescher Schriften über geographische, historische, biografistisches Dinge hilfreicherweise zu verstehen sucht.

Pluto hat geschrieben:Ganz einfach... Arts = Künste.
"Geisteswissenschaft" = "Künste"?

Pluto hat geschrieben:Nee. Die Uni Darmstadt teilt falsch ein. Münster macht es besser.
Sie wird sich aber was dabei gedacht haben - auch aus meiner Sicht ist Psychologie ein Hybride aus Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft - schließlich hat man es mit Geist und Seele zu tun.

Pluto hat geschrieben: Naiv ist das richtige Wort.
Im Sinne Schillers würde ich Dir zustimmen - dort ist es ein Kompliment.

Pluto hat geschrieben: Mit Ausnahme der bildenden Künste, sind Belege möglich (siehe mein Beispiel: Römisches Reich).
Das ist nicht das Problem - natürlich gibt es genug Belege auch in der Geisteswissenschaft: Da ist ein Zitat, dort ist ein Zitat, etc. - da ist eine historische Hintergrunds-Information, dort ist eine biografistische Hintergrunds-Information. - Wenn das alles ist ...

Pluto hat geschrieben:Geistige Fragen bauen auf Setzungen und sind deshalb unwissenschaftlich.
JEGLICHE Interpretation baut auf Setzungen auf. - Hieße dies, dass die Grenze von Wissenschaft da ist, wo Interpretation anfängt?

Pluto hat geschrieben:Substanziell wäre es, wenn man die Genetik und die daraus resultierenden Merkmale hinzu nimmt.
Auch das ist messbar - richtig. - Aber meinst Du ernsthaft, damit das Phänomen Mann/Frau substantiell/geistig erklären zu können?

Pluto hat geschrieben: Die Setzungen die das Gebäude der Kanonik aufrecht halten sind Setzungen und Dogmen und diese haben eines gemeisam: sie sind nicht substanziell.
Das ist eine rein weltanschauliche und keine wissenschaftliche Frage - es sei denn, Du definierst Wissenschaft als von geistigen Fragen strikt Getrenntes. - Und dann wären wir wieder an dem Punkt, dass jegliche Interpretation von philologischen Fragestellungen nicht wissenschaftlich sein kann. - Man muss sich da entscheiden - beides gleichzeitig kann man nicht haben.

Pluto hat geschrieben:Dann zeige einen besseren Weg und begründe warum er besser ist.
Schon wieder? - Man muss definieren, was "Wissenschaft" ist und kann und somit nicht kann - das wäre die Grundlage. - Je nach dabei herauskommender Definition von "Wissenschaft" ergibt sich dann, bei welchen Fragestellungen eine wissenschaftliche Methodik einsetzbar ist und wann nicht.

Pluto hat geschrieben:Wissenschaft hat mit Hermeneutik nichts zu tun denn es gibt in der Wissenschaft nur eindeutige Erkenntnisse.
Das wäre wieder ein ganz deutlicher Beleg dafür, dass die Grenze von Wissenschaft da ist, wo Interpretation anfängt - kann man machen, muss sich aber der Konsequenzen bewusst sein.

Pluto hat geschrieben:Du irrst. Die HKM setzt NICHTS über die Gestalt Jesus'.
Doch - und zwar a priori per Methodik. - Dass sie es danach nicht mehr expressis verbis macht, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bereits vorher erledigt wurde.

Pluto hat geschrieben:Wenn doch die Kanonik das tun würde... <seufz>
Genau das tut sie doch.

Pluto hat geschrieben:Das Problem ist, die Kanonik hinterfragt ihre Setzungen nicht.
Genauso wenig wie die HKM - wir drehen uns im Kreis. - Und dafür gibt es sogar einen Grund: Beide setzen etwas, was nicht Falsifizierbar ist - warum dann hinterfragen?

Aufgabe der Wissenschaft ist hier doch nicht, eigene Setzungen (Jesus = nur Mensch/es gibt keine Wunder/leibliche Auferstehung kann nur mythologisch verstanden werden) zu hinterfragen, sondern sie zu begründen.

Pluto hat geschrieben:Das Problem der Kanonik ist, sie macht das Ergebnis von den Annahmen abhängig.
Exakt das tut die HKM doch auch - warum nur wird das nicht verstanden? - Es liegt doch auf dem Präsentier-Teller.

Pluto hat geschrieben: Die HKM glaubt a priori nicht. Das Ergebnis soll zeigen ob Jesus göttlich ist.
Sie nennt es nicht "Glauben", sondern "methodische Bedingungen" - das kommt aufs Selbe raus. - Und aus diesen Bedingungen KANN die HKM nicht zum Ergebnis kommen, dass Jesus göttlich ist, selbst wenn er es historisch ist.

Pluto hat geschrieben:Die HKM ist schon wissenschaftlich, WEIL sie nicht setzt.
Das ist exakt die Setzung: "Wir setzen, dass wir nicht setzen" - obwohl es logisch sowas von klar ist, dass man setzt. - Hier findet ein geistiger Kolbenfresser statt, der sich nicht selber lösen zu können scheint.

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#934 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Apr 2017, 14:48

Pluto hat geschrieben:Die Faktenlage spricht dagegen, denn oft geschehen Dinge auf der Welt, die ohne Ursache sind.
Die Nachweis-Lage spricht dagegen - denn oft geschehen Dinge auf der Welt, die ohne Ursache erscheinen.

Genau das interessiert aber Betroffenen nicht - ihnen geht es ausschließlich darum, dass etwas geschieht - mit oder ohne nachweisbare Ursache.

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#935 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Apr 2017, 15:00

sven23 hat geschrieben:Es geht mit keiner Methode. Es bleibt nur der Glaubensentscheid.
Es geht mit einer Methodik auf Basis eines Glaubensentscheids - egal ob das Kanonik oder HKM ist.

sven23 hat geschrieben:Es gibt diesen angeblichen Effekt nämlich gar nicht. Punkt.
Es gibt keinen Nachweis dafür, was aber denjenigen, der den Effekt spürt, nicht interessiert. - Ihm ist auch egal, ob man diesen Effekt Placebo-Effekt, Anekdote oder sonstwie nennt - Hauptsache, er ist da, wenn er gebraucht wird - vor allem, wenn er bei anderen Behandlungsmethoden NICHT da war.

sven23 hat geschrieben:Da kommt dann die intellektuelle Redlichkeit ins Spiel. Wie man diesen Spagat ohne Leistenbruch hinbekommen will, ist mir schleierhaft.
Da verwechselst Du wieder mal Beschränktheit mit Redlichkeit. - Denn dieser "Spagat" ist das selbstverständlichste der Welt: Die Bibel stellt sich nun mal unter Hermeneutik 1 anders dar als unter Hermeneutik 2. - Wer damit umgehen kann - und das sollte JEDER anspruchsvolle Wissenschaftler können - , weiß, dass er nur die hermeneutische Grundposition verändern muss, um zu einem anderen Ergebnis kommen zu können, das GENAUSO wissenschaftlich begründet ist.

sven23 hat geschrieben:Nochmal zur Erinngerung:
Eine gute Erinnerung an die Flachheit unserer modernen Rezeption. - Denn Linnemann integriert das heilsgeschichtliche Moment hinein - konkret: Nicht das, was die ersten Rezeptionen Jesu verstanden haben, ist heutige Grundlage, sondern was seitdem erkannt wurde.

Schröters Empfinden geht vollkommen daneben, weil er vermutlich streng historisch-kritisch formatiert ist, also erst gar nicht in geistige Fragestellungen reingeht. - Allerdings muss man Lindemann vorwerfen, dass er offensiver hätte antworten müssen, um überhaupt die Chance zu geben, wie es aus seiner Sicht zu verstehen ist.

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#936 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von sven23 » So 23. Apr 2017, 15:40

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es geht mit keiner Methode. Es bleibt nur der Glaubensentscheid.
Es geht mit einer Methodik auf Basis eines Glaubensentscheids - egal ob das Kanonik oder HKM ist.
Nein, der Nachweis, ob Jesus göttlich ist, geht mit keiner Methode. Das hattest du doch sogar schon mal kapiert. Warum immer wieder diese Rückfälle?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt diesen angeblichen Effekt nämlich gar nicht. Punkt.
Es gibt keinen Nachweis dafür, was aber denjenigen, der den Effekt spürt, nicht interessiert. - Ihm ist auch egal, ob man diesen Effekt Placebo-Effekt, Anekdote oder sonstwie nennt - Hauptsache, er ist da, wenn er gebraucht wird - vor allem, wenn er bei anderen Behandlungsmethoden NICHT da war.
Er ist ja nicht da. Manche meinen ja nur, er wäre da, weil sie Kausalität mit Korrelation verwechseln. Ich werfe das den Patienten nicht mal vor, sondern eher den Betreibern der HP. Hier kommt wieder die intellektuelle Redlichkeit ins Spiel, wenn ich da an die Charstens-Stiftung und ihren Umgang mit den Studienergebnissen denke.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da kommt dann die intellektuelle Redlichkeit ins Spiel. Wie man diesen Spagat ohne Leistenbruch hinbekommen will, ist mir schleierhaft.
Da verwechselst Du wieder mal Beschränktheit mit Redlichkeit. - Denn dieser "Spagat" ist das selbstverständlichste der Welt:
Für einen Esoteriker mag das selbstverständlich sein, in der Wissenschaft ist es unredlich. Und selbstverständlich wird dieser nicht mögliche Spagat auch kritisch thematisiert

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nochmal zur Erinngerung:
Eine gute Erinnerung an die Flachheit unserer modernen Rezeption. - Denn Linnemann integriert das heilsgeschichtliche Moment hinein - konkret: Nicht das, was die ersten Rezeptionen Jesu verstanden haben, ist heutige Grundlage, sondern was seitdem erkannt wurde.
Was wurde seit wann erkannt? Haben Paulus und Markus falsch rezipiert und kannst du das belegen?

closs hat geschrieben: Schröters Empfinden geht vollkommen daneben, weil er vermutlich streng historisch-kritisch formatiert ist, also erst gar nicht in geistige Fragestellungen reingeht. - Allerdings muss man Lindemann vorwerfen, dass er offensiver hätte antworten müssen, um überhaupt die Chance zu geben, wie es aus seiner Sicht zu verstehen ist.
Der Spagat ist nicht hinzubekommen, da sind bisher alle gescheitert.

Übrigens ist Schröter Bibelbund-Mitglied und als solcher der Chigakoer Erklärung verpflichtet. Es ist also genau andersrum, wie du mal wieder "interpretierst". :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#937 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Apr 2017, 17:14

sven23 hat geschrieben:Nein, der Nachweis, ob Jesus göttlich ist, geht mit keiner Methode. Das hattest du doch sogar schon mal kapiert.
Noch mehr: Das ist von vorne herein klar - da gibt es (hoffentlich) nichts zu kapieren.

Also nochmal im Klartext: Weder kanonische noch historisch-kritische Methodik sind dafür da, Jesus als göttlich oder Jesus als nur-menschlich nachzuweisen - aus dem einfachen Grund, dass es nicht-falsifizierbare Setzungen sind, also gar nicht nachgewiesen werden KÖNNEN. - Soweit zum Grundverständnis.

Wozu ist dann Methodik da? Antwort: Um aus einer hermeneutischen Perspektive heraus intersubjektiv nachvollziehbar zu machen, wie die Bibel zu interpretieren ist, wenn Jesus nur Mensch/auch göttlich ist. - Dabei kann es UNTERSCHIEDLICHE Methodiken geben - es gibt also nicht nur eine. - Ist das soweit nachvollziehbar?

sven23 hat geschrieben:Manche meinen ja nur, er wäre da, weil sie Kausalität mit Korrelation verwechseln.
Irrtum. - Sie meinen, dass er da ist, weil er als Effekt präsent ist: Das Kind war krank - ist jetzt gesund. - Und wenn im Umkreis der HP gehäuft aus einem "Es war krank - es bleibt krank" ein "Es war krank - ist jetzt gesund" wird, dann wird nur das gesehen - und keine Kausalitäten und Korrelationen. - Was nützt einem ein krankes Kind, wenn man Kausalität und Korrelation NICHT verwechselt?

sven23 hat geschrieben:Für einen Esoteriker mag das selbstverständlich sein, in der Wissenschaft ist es unredlich.
Grottenfalsch: Jeder halbwegs fähige Wissenschaftler wird Dir sagen können, dass unterschiedliche Ausgangslagen zu unterschiedlichen ERgebnissen führen können.

sven23 hat geschrieben:Was wurde seit wann erkannt?
Im Lauf der Beschäftigung mit der Bibel (hermeneutischer Zirkel) kommen immer neue Erkenntnisse dazu - wovon einige natürlich auch Fehl-Erkenntnisse sind.

sven23 hat geschrieben:Haben Paulus und Markus falsch rezipiert und kannst du das belegen?
Falsche Frage: Die beiden müssen sich nicht geirrt haben, wenn sie Jesus aus ihrer Sicht wahrnehmen. - Aber sie haben bspw. noch nicht eine Vogelschau, die Begriffe wie "Trinität" in der Bibel erkennen können (egal, ob das jetzt eine richtige oder falsche Erkenntnis ist) - die Vogelschau kommt erst später.

sven23 hat geschrieben:Der Spagat ist nicht hinzubekommen, da sind bisher alle gescheitert.
Das weiß jeder halbwegs gebildeter Theologe - das ist doch der Grund, warum Ratzinger mit seinem "Glaubensentscheid" kommt - will heißen:
"Ihr könnt die Bibel aus den unterschiedlichsten Perspektiven - also mit historisch-kritischer, materialistischer, feministischer, alttestamentarischer, moslemischer, jüdischer, etc. Hermeneutik - interpretieren: INNERHALB der christlichen Theologie geht nur die christliche Hermeneutik".

Und dann sagt die HKM: "Das ist willkürlich - nur unsere Hermeneutik ist redlich" - was natürlich dasselbe in grün ist.

sven23 hat geschrieben:Übrigens ist Schröter Bibelbund-Mitglied und als solcher der Chigakoer Erklärung verpflichtet. Es ist also genau andersrum, wie du mal wieder "interpretierst".
Das müsstest Du erklären - bzw: Das müsste Schröter erklären.

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#938 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Pluto » So 23. Apr 2017, 17:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, der Nachweis, ob Jesus göttlich ist, geht mit keiner Methode. Das hattest du doch sogar schon mal kapiert.
Noch mehr: Das ist von vorne herein klar - da gibt es (hoffentlich) nichts zu kapieren.
Jetz erst wird mir klar, warum man das setzen muss.
Falls es so ist, warum nennt sich dann die Kanonik eine Wissenschaft?

closs hat geschrieben:Wozu ist dann Methodik da? Antwort: Um aus einer hermeneutischen Perspektive heraus intersubjektiv nachvollziehbar zu machen, wie die Bibel zu interpretieren ist, wenn Jesus nur Mensch/auch göttlich ist.
Warum muss man das setzen? Damit die Ergebnisse mit der Setzung übereinstimmen?

closs hat geschrieben:Dabei kann es UNTERSCHIEDLICHE Methodiken geben - es gibt also nicht nur eine.
Nenne doch drei davon!

closs hat geschrieben:Ist das soweit nachvollziehbar?
Nicht wenn du die Methode(n) nicht nennen kannst.

closs hat geschrieben:Sie meinen, dass er da ist, weil er als Effekt präsent ist: Das Kind war krank - ist jetzt gesund. - Und wenn im Umkreis der HP gehäuft aus einem "Es war krank - es bleibt krank" ein "Es war krank - ist jetzt gesund" wird, dann wird nur das gesehen
Wir schließen daraus: Naivität ist kein Kriterium.

closs hat geschrieben:Jeder halbwegs fähige Wissenschaftler wird Dir sagen können, dass unterschiedliche Ausgangslagen zu unterschiedlichen ERgebnissen führen können.
Belastbare Ergebnisse sind Solche die von der Ausgangslage unabhängig sind.

closs hat geschrieben:INNERHALB der christlichen Theologie geht nur die christliche Hermeneutik".
Dem kann man zustimmen. Doch ist das wissenschaftlich?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#939 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von sven23 » So 23. Apr 2017, 17:39

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, der Nachweis, ob Jesus göttlich ist, geht mit keiner Methode. Das hattest du doch sogar schon mal kapiert.
Noch mehr: Das ist von vorne herein klar - da gibt es (hoffentlich) nichts zu kapieren.

Also nochmal im Klartext: Weder kanonische noch historisch-kritische Methodik sind dafür da, Jesus als göttlich oder Jesus als nur-menschlich nachzuweisen - aus dem einfachen Grund, dass es nicht-falsifizierbare Setzungen sind, also gar nicht nachgewiesen werden KÖNNEN. - Soweit zum Grundverständnis.

Wozu ist dann Methodik da? Antwort: Um aus einer hermeneutischen Perspektive heraus intersubjektiv nachvollziehbar zu machen, wie die Bibel zu interpretieren ist, wenn Jesus nur Mensch/auch göttlich ist. - Dabei kann es UNTERSCHIEDLICHE Methodiken geben - es gibt also nicht nur eine. - Ist das soweit nachvollziehbar?
Nein, da die Texte der christlichen Mythologie genauso behandelt werden wie die anderer Mythen und Religionen, muss hier gar nichts gesetzt werden.
Und in der historischen Forschung gibt es nur eine Methode, daran kann auch der Glaube an religiöse Mythen nichts ändern.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Manche meinen ja nur, er wäre da, weil sie Kausalität mit Korrelation verwechseln.
Irrtum. - Sie meinen, dass er da ist, weil er als Effekt präsent ist: Das Kind war krank - ist jetzt gesund. - Und wenn im Umkreis der HP gehäuft aus einem "Es war krank - es bleibt krank" ein "Es war krank - ist jetzt gesund" wird, dann wird nur das gesehen - und keine Kausalitäten und Korrelationen. - Was nützt einem ein krankes Kind, wenn man Kausalität und Korrelation NICHT verwechselt?
Es ist maximal der Placeboeffekt. Deine anekdotischen Evidenzen sind ja lediglich Behauptungen, die in der Praxis so gar nicht vorkommen und durch die weltweite Studienlage nicht bestätigt werden, bzw. als Behauptung sogar widerlegt sind.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was wurde seit wann erkannt?
Im Lauf der Beschäftigung mit der Bibel (hermeneutischer Zirkel) kommen immer neue Erkenntnisse dazu - wovon einige natürlich auch Fehl-Erkenntnisse sind.
Vom hermeneutischen Zirkel sollte man nicht allzu viel erwarten.

Der analytische Wissenschaftsphilosoph Wolfgang Stegmüller hat allerdings eingewendet, dass das Bild des Hermeneutischen Zirkels erstens keinen Zirkel beschreibt (sondern eine „hermeneutische Spirale“), zweitens keine Methode ist und drittens kein Unterscheidungsmerkmal zwischen geisteswissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Erkenntnis darstellt.
Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Haben Paulus und Markus falsch rezipiert und kannst du das belegen?
Falsche Frage: Die beiden müssen sich nicht geirrt haben, wenn sie Jesus aus ihrer Sicht wahrnehmen. - Aber sie haben bspw. noch nicht eine Vogelschau, die Begriffe wie "Trinität" in der Bibel erkennen können (egal, ob das jetzt eine richtige oder falsche Erkenntnis ist) - die Vogelschau kommt erst später.
Für so ein bizarres Konstrukt wie die Trinität bedurfte es erst der Kirche. :lol:
Der gläubige Jude Jesus wäre sicher entsetzt gewesen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Spagat ist nicht hinzubekommen, da sind bisher alle gescheitert.
Das weiß jeder halbwegs gebildeter Theologe - das ist doch der Grund, warum Ratzinger mit seinem "Glaubensentscheid" kommt - will heißen:
"Ihr könnt die Bibel aus den unterschiedlichsten Perspektiven - also mit historisch-kritischer, materialistischer, feministischer, alttestamentarischer, moslemischer, jüdischer, etc. Hermeneutik - interpretieren: INNERHALB der christlichen Theologie geht nur die christliche Hermeneutik".

Und dann sagt die HKM: "Das ist willkürlich - nur unsere Hermeneutik ist redlich" - was natürlich dasselbe in grün ist.
Die Forschung sagt lediglich: wenn man am historischen Jesus interessiert ist, geht das nur mit historisch-kritischer Methode.
Will man dagegen den durch den Fleischwolf christlicher Hermeneutik gedrehten Jesus behalten, muss man die Forschungsergebnisse ignorieren. Siehe Lindemann, der für eine weit verbreitete Schizophrenie in der Glaubensszene steht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Übrigens ist Schröter Bibelbund-Mitglied und als solcher der Chigakoer Erklärung verpflichtet. Es ist also genau andersrum, wie du mal wieder "interpretierst".
Das müsstest Du erklären - bzw: Das müsste Schröter erklären.
Was soll er erklären? Warum er im Bibelbund ist?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#940 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Apr 2017, 17:52

Pluto hat geschrieben:Falls es so ist, warum nennt sich dann die Kanonik eine Wissenschaft?
Weil sie ihre Ausgangslage wissenschaftlich (= nach allgemeinen Regeln und intersubjektiv nachvollziehbar) begründet - und daraus die Bibel interpretiert.

Dasselbe macht auch die HKM: Sie begründet und interpretiert die Bibel aus ihrer kritisch-rationalen Ausgangslage, die zwingend zur Folge hat, dass Jesus nur als Mensch untersuchbar ist. - Auch das geht und auch das ist wissenschaftlich.

Pluto hat geschrieben:Warum muss man das setzen? Damit die Ergebnisse mit der Setzung übereinstimmen?
Nein - sondern um zu zeigen, wie die Bibel/das Christentum zu interpretieren ist, wenn
1) Setzung "Jesus=göttlich",
2) Setzung "Jesus=menschlich"
wahr wäre.

WENN unser hermeneutischer Ansatz richtig ist,
* der uns Jesus konsequent nur als Mensch untersuchen lässt,
* eine geschichtliche Kontinuität ohne Wunder annimmt,
* die leibliche Auferstehung als Mythos versteht,
DANN ist die Bibel/das Christentum so .... zu deuten.

Wie gesagt: Kann man machen - aber es hat halt nichts mit Theologie zu tun, die von der anderen Setzung ausgeht.

Pluto hat geschrieben:Nenne doch drei davon!
Die wichtigste ist die hermeneutische Methode, der zugrundeliegt:

* Wir haben es mit einem Feld zu tun, das experimentell NICHT überprüfbar ist.
* Wir wissen, dass unsere Fragen nicht letztlich beantwortbar sind, weil geistige Fragen immer in Gott münden, der nicht falisifzierbar ist.
* Wir wissen, dass solche Fragen per Kritischem Rationalismus nicht beantwortbar sind, weil er sich nur mit Falsifizierbarem beschäftigen kann.

Auf dieser Grundlage wird eine Methodik jenseits kritisch-rationaler Methodik nötig, die im folgenden ansatzweise beschrieben ist:
"Der "hermeneutischer Zirkel" kennzeichnet wohl das zentrale Problem der geisteswissenschaftlich orientierten Wissenschaftstheorien. Die Prägung, des Begriffs ist so alt wie die Reflexion über den Verstehensprozess überhaupt. Er erklärt das Zustandekommen höheren Verstehens aus dem elementaren Verstehen. Der hermeneutische Prozeß bzw. Zirkel enthält ein Paradox: das, was verstanden werden soll, muß schon vorher irgendwie verstanden worden sein Beispiel: Theorie (Erziehungsreflexion, versucht die Praxis zu verstehen, geht aber gleichzeitig von ihr aus) und Praxis (Erziehungswirklichkeit). Verstehen im hermeneutischen Sinn ist nicht geradlinig sondern zirkelförmig! Wesentlich im Zusammenhang mit empirischen Methoden ist die Hermeneutik für die Hypothesenbildung. Ein Problem muß erst gesehen, erkannt und verstanden werden, der Sinn und die Bedeutung einer Situation muß erfaßt werden. Etwas ist nur problematisch im Hinblick auf bestimmte Normen, Werte und Zielvorstellungen, diese sind aber nur hermeneutisch zugänglich. Es muß ein bestimmtes Erkenntnis- und Veränderungsinteresse vorhanden sein! Bei der empirischen Überprüfung von Sachverhalten spielt die Hermeneutik eine wesentliche Rolle bei der Operationalisierung (qualitative Aussagen werden quantitfizierbar gemacht), aber auch die Interpretation von empirischen Resultaten ist ein hermeneutischer Vorgang.
1. In der klassischen Hermeneutik von ca. 1500-1800 entspricht der hermeneutische Zirkel dem Verhältnis zwischen der Bedeutungsganzheit eines Textes und einem Bedeutungsteil. Um den Sinn eines Textes als ganzen zu verstehen, muß man den Sinn seiner Teile verstehen - und umgekehrt. Ganzheit und Teil stehen damit zueinander in einem Zirkelverhältnis: Sie bedingen sich gegenseitig.
2. Bei Schleiermacher (sowie später bei den Historisten und bei Dilthey) erhält der hermeneutische Zirkel einen neuen Inhalt. Er bezieht sich auf das Verhältnis zwischen einem Teil des Bewusstseins- und Handlungslebens einer Person und der Ganzheit ihres Lebens, des sozialen Milieus oder der historischen Epoche. Schleiermacher bezeichnet damit die Form von hin und her verlaufenden Bewegungen des Verstehens zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen, die sich ständig erweitern und das Allgemeine und die Teile in immer neuen Zusammenhängen erscheinen lassen. Er ordnet den beiden Polen des Vollzugs ein divinatorisches und ein komparatives Verstehen zu. Der divinatorische Akt leistet ein mehr intuitives Verständnis, das sich einfühlend in den zu Verstehenden zu versetzen und sich mit ihm gleichzeitig zu machen sucht; der komparative Akt leistet die eigentliche Ausarbeitung des Verstehens, indem er die Einzelerkenntnisse der Erratung durch Vergleichung zu einer Gesamtauslegung zusammenfügt. Insofern beide Verstehensakte sich wechselseitig bedingende Phasenmomente ein und desselben Verstehensprozesses sind, spricht Schleiermacher von der Zirkelstruktur des Verstehens. Die Divination und die Komparation vollziehen sich gemäß der Methode des hermeneutischen Zirkels. Auch nach Dilthey vollzieht sich Verstehen als nacherlebendes Einfühlen in die Äußerungen des produktiven Lebens als deren Objektivationen auf dem Wege des hermeneutischen Zirkels. Das zu verstehende einzelne Lebensmoment hat nur Bedeutung durch seinen Zusammenhang mit dem Ganzen der Lebenseinheit, wie diese nur aus seinen einzelnen Äußerungen verständlich wird. Wurde seit Schleiermacher die Zirkelstruktur zwischen dem Einzelnen und Ganzen lediglich "als Verhältnis zwischen dem ‚objektiven' Sinngehalt und seinen Sinnbezügen in einem ebenso ,objektiven' Zusammenhang beachtet", so radikalisiert sich die Problematik durch Heidegger, der den Verstehenden
3. Bei Heidegger und Gadamer besteht der hermeneutische Zirkel in dem Verhältnis zwischen der konkreten Teilauslegung von etwas und der Verstehensganzheit (dem Sinnhorizont), in dem sich die Auslegung immer schon befindet. Um ein bestimmtes Etwas zu verstehen, muß ich schon ein Vorverständnis des Zusammenhangs, in dem sich dieses Etwas befindet, mitbringen. Um von dem Zusammenhang ein Vorverständnis zu haben, muß ich einzelne seiner Teile (Momente) schon verstanden haben".

Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... rkel.shtml
© [werner stangl]s arbeitsblätter

Pluto hat geschrieben:Was schließen wir daraus? Die Naivität der Betroffenen kennt keine Grenzen
Verstehe ich nicht ganz - sollen sie Ergebnisse verleugnen, bis eine Erklärung nachgereicht wird?

Pluto hat geschrieben:Belastbare Ergebnisse sind Solche die von der Ausgangslage unabhängig sind.
Geht im hermeneutischen Bereich nicht - oder konkret gesagt: Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist NICHT von der hermeneutischen Ausgangslage der HKM unabhängig.

Pluto hat geschrieben:Dem kann man zustimmen. Doch ist das wissenschaftlich?
Je nach Definition. - Ich hätte nichts dagegen, wenn man nur Naturwissenschaftler als Wissenschaftler bezeichnet. - Aber INNERHALB der Geisteswissenschaften mal so und mal so zu entscheiden, ist schwierig.

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