sven23 hat geschrieben:Ach, das übliche Matrix-Theater.
Philosophisch hat Descartes trotzdem recht - und vor allem: Er IST ja kein Matrix-Verfechter, sondern er begründet, warum er nicht an eine solche Matrix glaubt. - Aber er macht ebenso deutlich - und das ist hier der wichtige Punkt - , dass man mit menschlichen Mitteln nicht wissen kann, ob "Vorstellung" oder "Realität" --- die Glaubensentscheidung von Descartes lautet "Realität".
Insofern ist Descartes in der Tat ein Vorläufer der Naturalisten - nur mit dem Unterschied, dass er philosophisch weiter denkt. - Insofern ist Naturalismus ein weltanschaulicher Rückschritt.
sven23 hat geschrieben:Wer will das entscheiden?
Die Logik. - Diese sagt, dass derjenige, der auf welcher Ebene auch immer zweifelt, die Falsifizierung des Grund des Zweifels ist.
sven23 hat geschrieben:Aber wie gesagt: das bringt die Menschheit nicht voran. Die Probleme liegen ganz woanders.
Was zivilisatorische Dinge angeht, sowieso. - Was geistige Grundlagen einer Gesellschaft angeht, ist es etwas anderes.
sven23 hat geschrieben:Es wäre schlimm, wenn wir heute nicht weiter wären als vor 1500 Jahren.
In vielen geistigen Dingen ist es aber so - da hat es Rückschritte gegeben. - Das heutige naturalistisches Weltbild ist kein Fortschritt, sondern kommt einer Unterwerfung unter den Materialismus gleich. - Galt früher "Philosophia est ancilla Theologiae", gilt heute "Philosophie est ancilla Scientiae". - Das ist eine furchtbare Reduzierung.
sven23 hat geschrieben:So geht man alle antiken Texte an.
Das ist EINE MEthodik zum Erkennen der Vergangenheit - mehr nicht.
sven23 hat geschrieben:Nein, es deckt sich mit der Befundlage, wie wir die Welt nun mal vorfinden. Deshalb ist es keine Zusatzhypothese
Das ist ein rhetorisches Manöver, mit dem man unliebsame Hindernisse aus dem Weg räumen kann. - Inhaltlich bedeutet es eine ideologische, mindestens aber hermeneutische Einschränkung.
sven23 hat geschrieben:Deshalb verweist Bultmann doch auf das mythische Weltbild der Antike, in der Wunderglaube nichts Ungewöhnliches war.
Ja und? - Meinst Du, das wäre nicht allgemein bekannt? - Meinst Du, dass man mit solchen Erklärungen "Wunder" wegdefinieren kann ("Ätsch - damals hat man damals Unverstandenesheute und heute Erklärbares als Wunder bezeichnet: Ergo gibt es keine Wunder"

)?
sven23 hat geschrieben:Es ist nicht nur gut, sondern unabdingbar zum hermeneutischen Verständnis der Texte.
Genau richtig: Es ist unabdingbar zum (alias "auf dem Weg zum") hermeneutischen Verständnis der Texte. - Mit anderen Worten: Es ist Grundlage für Interpretation und nicht die Interpretation selbst.
sven23 hat geschrieben:Man ordnet die Wunderberichte vor allem im historischen Kontext ein.
Das ist doch in ORdnung. - Aber das beantwortet doch die Frage nicht.
sven23 hat geschrieben:
Ich denke eher, dass du die Aussagen nicht verstanden hast.
Die historisch-kritische Methode ist die unerläßliche Methode für die wissenschaftliche Erforschung des Sinnes alter Texte. Da die Heilige Schrift, als „Wort Gottes in menschlicher Sprache“, in all ihren Teilen und Quellen von menschlichen Autoren verfaßt wurde, läßt ihr echtes Verständnis diese Methode nicht nur als legitim zu, sondern es erfordert auch ihre Anwendung.
PÄPSTLICHE BIBELKOMMISSION
Lies einfach mal komplett neutral durch und habe im Hinterkopf, dass der diplomatische Kontext seitens des Vatikans war, die HKE in die Theologie freundlich einzubinden.
sven23 hat geschrieben:Worin besteht denn die Instrumentalisierung der historisch-kritischen Forschung?
Eine wissenschaftliche Disziplin mit ihren Stärken und Einschränkungen wird weltanschaulich vereinnahmt, um das Bibelverständnis und das Verstehen der Person Jesu auf diesen einen Zugang zu beschränken.
Weltanschaulich dabei ist, dass die vielen damit verbundenen Vorannahmen zwingend dazu führen, dass Jesus nur ein Mensch gewesen sein kann. - Damit beansprucht man einen prominenten Platz INNERHALB der Theologie und wundert sich dann, wenn man als Trojanisches Pferd angesehen wird.
Richtig wäre, wenn die HKE als
EINE METHODIK verstanden werden würde - und man wüsste, was eine Methodik ist und was sie nicht ist. - Es bringt nichts, wenn man MEthodik zu ontischen Größe erhöht, ohne zu erkennen zu geben, dass dieser Transfer eine Glaubensentscheidung ist. - Denn dann ersetzt man "Dogmatik" durch "Dogmatik". - Und genau das scheint vehement zu geschehen.
sven23 hat geschrieben:Sobald man von göttlich inspirierten und irrtums- und fehlerfreien Texten ausgeht, wird man immer alles zirkelreferent bestätigt finden, was in den Texte geschrieben steht.
Dieser Ansatz ist nach wie vor furchtbar falsch. - Man kann in dieser Logik mit selbem Recht sagen "Sobald man von einem naturalistischen Wirkungszusammenhang der Geschichte ausgeht, wird man immer alles zirkelreferent bestätigt finden - es ist kategorial exakt dasselbe.
Richtig wäre, die Grundlagen seiner Interpretationen zu benennen: "Wir erforschen wissenschaftlich, was diese Texte zu bedeuten haben - unsere hermeneutische Interpretations-Grundlage dazu ist "Bultmann" oder "Berger" ". - Das ist ehrlich und vor allem professionell. - Aber es nimmt einem natürlich eine beanspruchte Alleinstellung ("Nur wir sind wissenschaftlich, weil wir unsere Glaubensbekenntnisse nicht als solche bezeichnen").