closs hat geschrieben:Aber der entscheidende Gedanken ist hier klar und auch heute noch gültig - nämlich:
Ist ein Wesen selbst-reflexions-fähig/zweifel-fähig/kontemplations-fähig/transzendenz-fähig (= Res cogitans) oder nicht.
Wie gesagt: Das kann man nicht ohne weiteres prüfen. Ich bin in so einem Fall für "indubio pro reo", zumal es Hinweise gibt, dass dem so sein kann. Deine Haltung erscheint mir wie "Es kann nicht sein, was nicht sein darf - deshalb definiere ich, Tiere haben kein Bewusstsein."
Schöne, heile, chauvinistische Welt.
Geh mal zurück in die Zeit, als man diskutierte, ob Frauen überhaupt wählen sollen und ob sie wirklich denken können. Da haben Männer untereinander entscheiden wollen, was Frauen sind und wie sie denken. Komisch, dass das schief ging und die Ergebnisse nicht mit dem Übereinstimmen, was wir heute Realität nennen.
Oder nimm die "Weißen", die diskutiert haben, inwieweit "Neger" Empfingunden haben wie die "echten Menschen". Es wurde diskutiert, ob sie überhaupt so fühlen wie wir, ob sie wirklich Menschen sind. Und wer hat das diskutiert? Na klar, die Weißen, die die armen Afrikaner als Sklaven missbraucht haben.
Und jetzt urteilen Menscehn darüber, inwiefern Tiere Emotionen wie Trauer empfinden können.
Wie wahrscheinlich ist es, dass sich diese Menschen in die Reihe derer einreihen, die Chauvinismus pur praktiziert haben:
Frauen - zu dumm zum Wählen, sind nur bessere Spülmaschinen und Gebärmaschinen
"Negersklaven" müssen die Peitsche spüren, da sie sonst nicht mitbekommen, dass sie etwas falsch gemacht haben - sie haben ja nur begrenzte Intelligenz und sind keine reichtigen Menschen...
Tiere, ganz gleich welches, haben keine Transzendenzfähigkeit, haben kein Ich-Bewusstsein, sind nur Reiz-Reaktions-gesteuert, denken nicht.
Leider kam man früher nicht gegen diese Form des Chauvinismus an, heute wird man das auch nicht.
Ich frage mich nur, mit welchem Recht man das entscheiden will... Mehr Anthropozentrismus gibt es nicht. Dass Tiere menschliche Sprache erlernen können und sich verständigen können, ist egal - das ist ja auch nur Reiz.Reaktions-Schema. Sonst müsste man ja auf Argumente eingehen.
Was wann welcher Philosoph der Vergangenheit abgelassen hat, wenn er an Tiere dachte, spielt keine Rolle für die Realität. Und wenn wir diese nicht sicher prüfen können, haben wir kein Recht, per se davon auszugehen, dass nur wir allein real leben - mit tiefen Gefühlen - und der Rest nicht. Wie arrogant wäre das? Und wie empathielos?
Zum Traum - man kann sich an Träume erinnern, nur werden sie nicht dauerhaft gespeichert. Und man kann bei Bewusstsein träumen. Das kann man üben. Das geht. Ich kann beispielsweise Träume jederzeit ändern und aktiv gestalten. Man muss nur bewusst erkennen, dass man gerade träumt. Und das geht. Mit Leben ohne Bewusstsein hat das nichts zu tun.