Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
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sven23
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#61 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von sven23 » Mi 27. Jul 2016, 10:30

ThomasM hat geschrieben: Früher hielten die Christen es für Vernunft, an Gott zu glauben, heute halten die Atheisten es für Vernunft, nicht an ihn zu glauben.
So versucht jeder, die Deutungshoheit zu gewinnen und sich vor den unbequemen Fragen der wahren Vernunft zu schützen.
Was ist denn die "wahre" Vernunft?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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JackSparrow
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#62 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von JackSparrow » Mi 27. Jul 2016, 10:35

lovetrail hat geschrieben:Trotzdem sagt die Bibel "Gott, DU hast mich gebildet im Mutterleib"
Die Bibel setzt eben gern auf die Schuldgefühl-Masche. Wie der Verfasser dieses Satzes als Fötus festgestellt haben will, wer oder was ihn gebildet hat, ist mir allerdings ein Rätsel.

Aber ist es nicht so, dass die Wissenschaft diese Vorgänge zwar beschreiben und in gewissen Maßen beeinflussen kann, aber nachmachen kann sie sie nicht. Sie kann kein Baby entstehen lassen
Das nennt man "künstliche Befruchtung".

und wachsen lassen (bzw biblisch: "bilden").
Wir können heute den Kreislauf, den Stoffwechsel und das Hormonsystem einer hirntoten Mutter durch Maschinen ersetzen und somit sogar künstlich ein Baby wachsen lassen.

Ich hab nämlich den Verdacht, dass so manch einer der von theistischer Evolution spricht, seinen Glauben insgeheim schon verabschiedet hat.
Eventuell ist ja die Kultur und die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts auch nicht in jedem Fall mit den bronzezeitlichen Vorstellungen aus der Bibel vereinbar. Sogar der katholischen Kirche mangelt es dafür mittlerweile an ausreichend Fantasie. Die mussten notgedrungen schon die Evolutionstheorie und das kopernikanische Weltbild akzeptieren, müssen die Erde für älter als 6000 Jahre halten und dürfen auch nicht mehr öffentlich gegen Verhütungsmittel und Homosexuelle wettern. Wenn Jesus das wüsste, würde er sich im Grabe umdrehen.


closs hat geschrieben:Das wäre dann korrekt, wenn Gott und Natur Phänomene auf gleicher Ebene wären - aber das sind sie halt nicht
Gott steht prinzipiell immer eine Ebene höher als alles, was für irgendeinen Menschen erkennbar wäre. Dadurch entziehen sich die Gläubigen jeder Kritik, haben immer recht und können den ganzen Tag ungestört vor sich hin lügen. Selbst wenn Gott zu einem Gläubigen spräche: "Geh hin und sprenge dich in die Luft!", wer würde Gott denn dafür kritisieren wollen?

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#63 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Mi 27. Jul 2016, 10:51

sven23 hat geschrieben:Schopenhauer hat das schon richtig erkannt, aber man soll es nicht glauben, auch ein Klaus Berger hat mal lichte Momente, wenn er sagt:

"Im christlichen Glauben hat die Vernunft nichts zu suchen.."
Weil - wie auch Kant sagt - Glaube jenseits, also ÜBER anthropologischer Vernunft angesiedelt ist. - Kant, Schopenhauer und Berger meinen NICHT, dass Glaube irrational ist, sondern ÜBER-rational. - Kann es sein, dass Du es anders verstehst? :angel:

Pluto hat geschrieben:Das tun sie auch. Alles was in der Welt ist, ist auch wissenschaftlich untersuchbar.
Was Du unter "Welt" verstehst, ist nicht die Summe dessen, was der Fall/wirklich ist, sondern das, was wissenschaftlich untersuchbar ist. - Es ist ein TEIL-Bereich. - Darauf zu bestehen, dass es ALLES ist, ist eine reine Glaubens-Aussage.

Pluto hat geschrieben:Ich behaupte mal, das ist von der Logik her unmöglich, denn A ist immer gleich A, und ungleich B.
Das stimmt ,ja auch auf gleicher Ebene: Es gibt nicht gleichzeitig eine biologisch Teleologie und einen biologische Nicht-Teleologie. - Ein Kreis ist nicht gleichzeitig rund und viereckig.

Hier geht es aber um etwas anderes: Geistige Teleologie ist etwas anderes als biologische Teleologie.

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sven23
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#64 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von sven23 » Mi 27. Jul 2016, 12:06

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Schopenhauer hat das schon richtig erkannt, aber man soll es nicht glauben, auch ein Klaus Berger hat mal lichte Momente, wenn er sagt:

"Im christlichen Glauben hat die Vernunft nichts zu suchen.."
Weil - wie auch Kant sagt - Glaube jenseits, also ÜBER anthropologischer Vernunft angesiedelt ist. - Kant, Schopenhauer und Berger meinen NICHT, dass Glaube irrational ist, sondern ÜBER-rational. - Kann es sein, dass Du es anders verstehst? :angel:
Ich glaube nicht, dass Kant den Glauben höher als die Vernunft bewertet. Schopenhauer tut es definitiv nicht.

"Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche. Der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit; der Priester in seiner ganzen Dummheit."
(Arthur Schopenhauer, Philosoph, 1788-1860)

Religionen sind Kinder der Unwissenheit, die ihre Mutter nicht lange überleben.
(Arthur Schopenhauer, Philosoph 1890-1900)

Marcuse bringt es auf den Punkt:
Denken ist eine Anstrengung, Glauben ein Komfort.
(Ludwig Marcuse)

Also raus aus der Komfortzone. :lol:
Zuletzt geändert von sven23 am Mi 27. Jul 2016, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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#65 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von ThomasM » Mi 27. Jul 2016, 12:25

sven23 hat geschrieben: Was ist denn die "wahre" Vernunft?
Wahre Vernunft ist es
1. Die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit zu sehen
2. Zu sehen, dass Vernunft subjektiv ist
3. Eigene Annahmen zur Weltanschauung genau das sind, nur eigene Annahmen
4. Zu sehen, dass der Begriff Vernunft ungeeignet ist, die Weltanschauung anderer abzubügeln
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#66 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Mi 27. Jul 2016, 13:16

sven23 hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Kant den Glauben höher als die Vernunft bewertet.
In Bereichen, die einer anthropologischen Vernunft zugänglich sind, bewertet er die Vernunft sogar höher als den Glauben - ich übrigens auch.

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sven23
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#67 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von sven23 » Mi 27. Jul 2016, 14:52

ThomasM hat geschrieben: 4. Zu sehen, dass der Begriff Vernunft ungeeignet ist, die Weltanschauung anderer abzubügeln
Dennoch ist Vernunft geeignet, die Weltanschauung anderer kritisch zu hinterfragen.
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#68 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von sven23 » Mi 27. Jul 2016, 14:57

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Kant den Glauben höher als die Vernunft bewertet.
In Bereichen, die einer anthropologischen Vernunft zugänglich sind, bewertet er die Vernunft sogar höher als den Glauben - ich übrigens auch.
Und in Bereichen, die einer "anthropologischen Vernunft" nicht zugänglich sind, ist es genau andersrum?
Soll heißen, bei Glaubensfragen den Verstand ausschalten?
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#69 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von closs » Mi 27. Jul 2016, 15:59

sven23 hat geschrieben:Und in Bereichen, die einer "anthropologischen Vernunft" nicht zugänglich sind, ist es genau andersrum?
Nein - dort ist eben eine Vernunft, die nicht anthropologisch ist.

Wir hatten diesbezüglich bereits Themen wie etwa "Fügung". - "Fügung" ist mit naturalistischer/anthropologischer Brighty-Vernunft nicht fassbar - trotzdem vorstellbar. Und vor allem naheliegend, wenn man versucht, NICHT anthropologisch zu denken (was im Grunde nie ganz gelingen kann, weil wir eben Menschen sind) - aber es geht im geistigen Kontext und, weniger fremdelnd, auch im logischen/dialektischen/ontologischen Kontext. - Aber eben nicht anthropologisch-naturalistisch.

Man schaltet also seinen Verstand nicht aus, sondern versucht etwas über die naturalistisch-rationalistische Vernunft zu setzen. Dass es ein "Darüber" oder mindestens "Dahinter" gibt, hat "sogar" der Aufklärer Kant verstanden - für die Mystiker war es eh zu allen Zeiten klar.

Pluto
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#70 Re: Junkers Missbrauch biologischer Begriffe

Beitrag von Pluto » Mi 27. Jul 2016, 16:10

closs hat geschrieben:Was Du unter "Welt" verstehst, ist nicht die Summe dessen, was der Fall/wirklich ist, sondern das, was wissenschaftlich untersuchbar ist. - Es ist ein TEIL-Bereich.
- Darauf zu bestehen, dass es ALLES ist, ist eine reine Glaubens-Aussage.
So ist es: Was man prinzipiell messen oder sehen kann ist alles. Was darüber hinaus geht ist Glaubenssache.

closs hat geschrieben:Ein Kreis ist nicht gleichzeitig rund und viereckig.
Ganz meine Meinung. Warum bestehst du dann darauf, dass es mehrere Systeme gibt?

closs hat geschrieben:Hier geht es aber um etwas anderes: Geistige Teleologie ist etwas anderes als biologische Teleologie.
Genau das obliegt dir als Behaupter, nachzuweisen, dass es mehr als eine Teleologie gibt. Sag Bescheid, wenn du so weit bist, denn bis dahin gibt es nur eine, und sie ist widerlegt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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