closs hat geschrieben:Flavius hat geschrieben: Wie definierst Du ihn denn (wissenschaftlich korrekt) ?
Von Naturwissenschaftlern, die hier darüber gesprochen haben, ist mir noch im Kopf, dass es zwei Definitionen gibt, die ich jetzt nicht mehr zusammenkriege - es geht dabei Richtung "echter" und "unechter" Zufall und hat etwas mit Wahrnehmungs-Techniken zu tun (also mit dem Subjekt und nicht dem Objekt).
Wie Flavius schon sagt, Zufall ist ein schlechter Begriff, ein sehr schlechter. Eigentlich sollte man ihn aus dem Wortschatz aller Menschen streichen, für immer.
Das was du sagst, ist noch eine Stufe schlechter, weil die Begriffe "echt" und "unecht" auch ziemlich schief sind. Korrekter wären die Begriffe "mit bekannten Mechanismen" und "ohne bekannte Mechanismen"
Hintergrund:
Wir beobachten einen Vorgang. Egal welchen. Einen beliebigen Vorgang in der Natur (z.B. den radioaktiven Zerfall eines Atoms, oder das Ergebnis in Excel, wenn man die Funktion "rand" benutzt).
Nun ist das irgendwie kompliziert, also machen wir eine Statistik. Wir erheben Daten und stellen Ergebnisse fest (z.B. nach welcher Zeit zerfällt das Atom, welches Ergebnis ergibt die Funktion "rand").
Wir beobachten diesen Vorgang sehr oft und stellen eine Statistik der Ergebnisse auf (Bei den Atomen wird sich eine Gaussverteilung einstellen, bei der Funktion rand wird sich eine Gleichverteilung einstellen).
Nun machen wir noch genau eine Wiederholung.
Bei dem Atom kommt eine ganz bestimmte Zeit heraus. Wir sagen jetzt "diese Zeit hat der Zufall ausgewählt"
Bei der Funktion rand kommt eine ganz bestimmte Zahl heraus. Wir sagen "diese Zahl hat der Zufall ausgewählt"
Natürlich ist diese Aussage Bullshit.
Erläuterung:
Denn wir haben nur den Vorgang durchgespielt, der ein Ergebnis ergeben hat. Nicht mehr und nicht weniger. Dass eine ominöse Macht dahinter steckt, die eine Auswahl trifft, hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Wir können nur feststellen: Er kommt ein Ergebnis mit der Wahrscheinlichkeit, die durch die statistische Verteilung angegeben wird.
Und jetzt der Unterschied der beiden Beispiele:
Bei dem Atom wissen wir nicht, wie das Ergebnis zustandekommt. Es gibt sogar gute Gründe dafür, dass wir das niemals wissen werden, weil das Universum selbst so konstruiert ist. Das ist eben Quantenmechanik.
Bei der Funktion wissen wir, wie das Ergebnis zustande kommt. Wir können die Leute fragen, die das Ding programmiert haben. Es gibt einen eindeutigen Algorithmus, der das Ergebnis programmiert.
In dem normalen Sprachgefühl der Menschen wäre der erste Fall also "echt" und der zweite Fall also "unecht", weil ein Algorithmus eben irgendwie das Gegenteil von dem ist, was die Leute mit "Zufall" sagen wollen. Aber beim ersten Fall wissen wir nicht, ob nicht vielleicht doch ein verborgener Algorithmus dahinter steht. Wir werden es auch nie wissen und nie ausschließen können.
Da der Begriff Zufall aber schlecht ist und die Folge von falschem Denken, verdeckt er diesen Hintergrund, der einfach nur simpel ist.
Zufall ist eigentlich simpel Nicht-Wissen. Zufall ist weder Göttlich, noch wider-Göttlich und kann auch nicht auf Umwegen zum Beweis Gottes missbraucht werden.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.