Anton B. hat geschrieben:Welches Wissen soll das sein? Was genau ist die im Wissen vertretene Aussage?
Das wird ja medial nicht gesagt. - Medial wird ein bestehendes Wort ("Geschlecht"), von dem man weiß, wie es alltagssprachlich besetzt ist, im Verständnis eines wissenschaftlichen Modells weitergegeben und diese neue Besetzung als "wissenschaftliche Wahrheit" alias "Wirklichkeit" etikettiert (= "Was Du, Hans Muff, bisher geglaubt hast, ist falsch") - das Verhältnis von Modell und Wirklichkeit, so wie Du es immer beschreibst, wird ohnehin nicht thematisiert - das wissen nicht einmal Medien-Profis.
Anton B. hat geschrieben:Das Problem entsteht, wenn er anfängt, zu hinterfragen.
Richtig - aber WO hinterfragt er? - Er hinterfragt NICHT bei Themen der "Artes Mechanicae" ("Ich hinterfrage, dass der Jura aus Kalkstein besteht") - das will er gar nicht beurteilen können. - Er hinterfragt ebenfalls nicht, dass das Wasserkraftwerk x eine Energie y erzeugen kann - so etwas glaubt man (tue ich genauso - ich kann es doch gar nicht nachprüfen).
Hinterfragt wird in sozialwissenschaftlichen Bereichen und in geistigen/geistlichen Bereichen. - Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass man Kinder nicht loben solle? ALARM. --- Es gäbe nicht nur 3 Geschlechter, ...? ALARM. --- 38% aller Muslime seien extremistisch? ALARM (bzw. hier auch umgekehrt: "Ich hab's schon immer gewusst" - es soll nicht der Eindruck erweckt werden, Hans Muff sei ohne Fehl und Tadel). - Mit anderen Worten: Chaos, bei dem man sich auf keinen verlassen kann - weder auf das, was im Namen der Wissenschaft medial verbreitet wird noch auf die Hans Müffer, die es aufnehmen. - Mit anderen Worten: Man nimmt es selber in die Hand - mit dem Risiko, das Kind mit dem bade auszuschütten.
Anton B. hat geschrieben:Sozusagen, wenn Hans Muff mündig wird.
Richtig - genauso fühlt sich dann Hans Muff: "Ich bin aufgeklärter als der obrigkeits- (alias Wissenschafts-/Social-Correctnes.) Mainstream.
Anton B. hat geschrieben:aber die Grundlagen -- das heißt die Begründungsstruktur für wissenschaftliche Aussagen -- weder rezipieren, noch nachvollziehen kann.
Das kann doch der gläubige Mainstream genausowenig, nur dass er sich wie ein Schaf ausliefert!
Anton B. hat geschrieben:Ich bin kein Germanist, habe mich damit nicht ausreichend beschäftigt und muss, wenn mir eine solche Aussage zu Ohren kommt und es mich interessiert, nachfragen.
Aber nur, wenn Du misstrauisch wirst: "Paaren" ist heute im Sinne von "sich körperlich vereinigen" in der Alltagssprache klar definiert - "Extremistisch" ist heute im Sinne von "gegen den Staat eingestellt sein und sogar gewalttätig sein" klar definiert. - Warum solltest Du auf die Idee kommen, nachzufragen? Woher sollst Du wissen, dass Dir etwas untergeschoben wird, was ganz anders (bei gleichem Wort) definiert ist?
Anton B. hat geschrieben:Er müsste fragen, was genau soll komplett die wissenschaftliche Aussage sein, wie sieht die Begründungsstruktur aus, welcher "Diskurs" wird in der Wissenschaft darüber gerade geführt. Wenn er das nicht kann, hat er schlechte Karten.
Wissenschafts-intern ist das richtig - sobald es an die Öffentlichkeit dringt, ist das falsch.
Wenn Wissenschaftliches an die Öffentlichkeit dringt, muss es erklärt werden ("Wie sieht die Begründungsstruktur aus, welcher "Diskurs" wird in der Wissenschaft darüber gerade geführt?") - ansonsten hat es in Publikums-Medien nichts zu suchen.
Anton B. hat geschrieben:Und die wissenschaftliche Einsicht, warum das eine denn nun womöglich gut sein soll, die wird er wahrscheinlich nicht erlangen können.
Möglicherweise wird umgekehrt der Verfasser dieser wissenschaftlichen Einsicht nie begreifen können, warum das Modell, auf Basis dessen er seine Ergebnisse ermittelt hat, in Bezug auf die Wirklichkeit falsch ist. - Wer der beiden ist aufgeklärter?
Anton B. hat geschrieben:In vielen Fällen setzt Du da auf, wo Dir Dein fundiertes Wissen Fragen stellt.
Hans Muff versteht unter "fundiertes Wissen" auch das, was er aus kultureller und sozialer Lebenserfahrung erkannt hat. Da lässt er sich auch was draufsetzen - aber eben drauf und nicht daneben.
Anton B. hat geschrieben:Pech für Hans Muff.
Pech für Gesellschaft als Ganzes. - Nicht Hans Muff wird die Sachen um die Ohren kriegen, sondern andere.
Anton B. hat geschrieben:Aber womöglich ist es das, wo Du den armen Hans Muff hintreibst.
Doch nicht "ich". - Das ist doch gerade MEIN Vorwurf an die mediale Vermittlung von Wissenschaft - und nicht nur der Wissenschaft. - Die AfD-ler fühlen sich subjektiv gezwungen, Instanzen, denen sie lange genug geglaubt haben, zu misstrauen und "es" selber in die Hand zu nehmen. - Und jetzt sagst Du sinngemäß, dass es DEREN Problem sei. - Nein, gerade NICHT.
Anton B. hat geschrieben:Das Problem des Skeptikers, nachdem er alles, was ihm als sicheres Wissen über die Welt präsentiert wurde, elegant zerlegt hat: Er selber weiß nichts!
Richtig - aber genau das gibt er auch zu (Aber die das tun, sind keine Hans Müffer).
Anton B. hat geschrieben:Sich dessen bewusst zu sein, weder die Flinte in das Korn zu schmeißen und sich auch nicht mit Gedankeneskapaden wie "der" Wirklichkeit an einen vermeintlich sicheren Rettungsanker einer angeblich objektiv begründbaren Gewissheit anzubinden, das meint "Sapere aude" als Leitspruch der Aufklärung.
Wie gesagt: In Bezug auf die Artes Mechanicae wirst Du damit keine Probleme mit Hans Muff bekommen.
Einen ganz anderen Themenkomplex jenseits von Wissenschaft haben wir überhaupt noch nicht angesprochen: Die Routine der Täuschung durch Medien, Parteien, Werbung, etc. --- Letztlich läuft das all hier Besprochene hinaus auf: "Man kann niemandem mehr glauben". - Diese Einsicht wird als Aufklärung verstanden.