Ja, ich bin ein Panpsychist. Allerdings stellst Du den modernen Panpsychismus auf eine Weise dar, wie er sich selbst inhaltlich gar nicht versteht. Beispielsweise habe ich nie behauptet, dass Felsen, Bäume, Bäche, Vulkane oder Feuer einen Geist mit einem Bewusstsein und Gedanken haben, wie sie ein Mensch besitzt, denn es gibt zweifellos eine deutlich erkennbare Abstufung des Geistigen, erkennbar in ihrer unterschiedlichen Komplexität (Ich spreche hier gerne von unterschiedlichen „
Reichen“: Mineralreich, Pflanzenreich, Tier- und Menschenreich haben eine unterschiedliche geistige Entwicklungsstufe - möglicher Weise gibt es sogar Wesen, die eine wesentlich höhere geistige Entwicklungsstufe besitzen, wie es in der Vorstellung von „
Engeln“ seinen Ausdruck findet). Schon ein kurzer Blick in Wikipedia (was das absolute Minimum ist) könnte dieses Missverständnis aufklären:
Der zeitgenössische Panpsychismus behauptet daher nicht, dass Atome oder Bakterien zum Beispiel Schmerzen oder ähnliche Bewusstseinszustände erleben können. Moderne Panpsychisten nehmen daher auch nicht an, dass alle Dinge eine Seele haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Panpsychismus
Offenbar brauchst Du dich inhaltlich mit anderen Denkweisen gar nicht auseinanderzusetzen: Du (der römische Gott der Unterwelt

)bist ja doch immer im Recht... wie dem auch sei: der von mir sehr geschätzte Philosoph Alan Watts beschrieb den Panpsychismus folgendermaßend:
„For every inside there is an outside, and for every outside there is an inside, though they are different, they go together.“ (Man, Nature and the Nature of Men, 1991) Das bedeutet, dass es immer eine Innenseite und Außenseite der Dinge gibt und sich Evolution im Zusammenspiel der äußeren Seite der Materie (welche die Naturwissenschaft beschreibt) mit einer inneren geistigen Seite (welche die Religion beschreiben möchte) ereignet in Richtung einer immer größeren Komplexität des Geistigen (das erklärt warum wir jetzt hier sind

).
Ich habe Dich auch schon mehrfach auf Patrick Spät hingewiesen (
Patrick Spät – Der Mensch lebt nicht vom Hirn allein – Der graduelle Panpsychismus), der einen graduellen Panpsychismus befürwortet, aber Du bist ein Meister darin, alles beiseite zu wischen, was Dir nicht in den Kram passt. Patrick Spät schrieb sogar eine Dissertation über dieses Thema, die Du hier kostenlos lesen kannst:
PANPSYCHISMUS EIN LÖSUNGSVORSCHLAG ZUM LEIB -SEELE -PROBLEM Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br..
Das Geistige lässt sich weder eliminieren und reduzieren, noch kann es blitzartig aus dem Nichts entstehen. Es ist ein unbezweifelbarer, weil von uns erlebter Teil der Wirklichkeit. Vielleicht ist hiermit ein erster Anstoß gegeben, die immer noch höchst kritisch beäugte Position des Panpsychismus wieder fruchtbar zu machen. Der Preis hierfür ist freilich kein geringer: Tradierte Denkgewohnheiten über unseren Körper und über die Natur müssen abgelegt werden: der Kosmos ist kein mechanisches Räderwerk. Der Lohn jedoch ist eine Theorie der Wirklichkeit, die so elementare Phänomene wie Geist und Leben nicht zu Anomalien erklärt oder sie gar auf unbefriedigende Weise wegerklärt – wie es das Paradigma des Naturalismus anstrebt. Vielmehr sind die geistigen Eigenschaften schon in den Wurzeln der Wirklichkeit verankert; sie gehören zu den funda-mentalen Bausteinen des Kosmos. Diese Sichtweise hat auch wichtige ethische Konsequenzen[...] ~ Patrick Spät
Ist es nicht interessant, dass wir rein sprachlich immer von den funda-
mentalen Bausteinen des Kosmos sprechen?

Der Sprache wohnt wesentlich mehr Weisheit inne, als uns häufig bewusst ist. Ich gehe in der Tat davon aus, dass Geist absolut funda-mental ist (demnach gibt es für mich nichts, was vollkommen „geistlos“ ist), aber ich leugne auch nicht die teilweise erheblichen Abstufungen. Zwischen einem Menschen und einem Lama liegen geistige Welten (jedenfalls meistens, bei manchen Zeitgenossen bin ich mir nicht so sicher

)
Dieser ist aber nicht nur unter vielen eingeborenen Stämmen weit verbreitet, sondern scheint selbst im modernen Leben seinen Platz zu haben. Auf dem Gipfel des aktiven Vulkans Kilauea auf Hawaii, sieht man Gaben von Wein, Blumen oder Geld, die westliche Touristen hingelegt haben, weil sie glauben der Berg hätte einen eigenen Geist den es zu besänftigen gilt: Machen wir also den Vulkan nicht zornig, in dem wir ihn einfach ignorieren
Nunja, auch die Naturreligion hat einen wahren Kern, meiner Ansicht nach: wenn sie die Welt als „
das Werk des großen Geistes“ verstehen, der seine Schöpfung durchwirkt (und dem Ehrerbietung entgegen gebracht wird) dann kommt das dem sehr nahe, was ich ebenfalls glaube. Das ist aber natürlich eine spirituelle und keine naturwissenschaftliche Ausdrucksweise. Ich sehe in der Evolution den absoluten und ewigen GEIST in Aktion, der sich mit Hilfe der Evolution selbst verwirklicht, terrestrisch und vermutlich auch extra-terrestrisch (siehe dazu das Forschungsnetzwerk Extraterrestrische Intelligenz:
http://www.eti-research.net) der Astrophysiker Arnold Benz spricht von einer
kosmischen Evolution und thematisiert auch die Möglichkeit den Kosmos als „
Schöpfung“ zu verstehen:
Der Mensch im Prozess der kosmischen Evolution
Arnold Benz
Wer vom „Menschen im Universum“ spricht, geht normalerweise von der menschlichen Erfahrung aus und denkt sich das Universum dazu, um sich darin zu orientieren. Das Universum erscheint dann unvorstellbar groß. In meinem maximal interdisziplinären Beitrag gehe ich um gekehrt vor. Als Astrophysiker frage ich, wie es möglich war, dass im Universum Menschen entstehen konnten. Es geht dabei nicht nur um die biologische Evolution, sondern um die vielfach längere Entwicklung, die zur Entstehung der Erde und den Bedingungen zum Entstehen von Leben führte. In dieser Perspektive erscheinen der Mensch, seine Geschichte, seine Physiologie und sein Bewusstsein als unvorstellbar komplex. Diese Umkehrung der Perspektive erlaubt es Astrophysikern, die überwältigende Vielfalt der kosmischen Prozesse zu werten. Interessant ist, was zur Entwicklung der Menschheit beigetragen hat. So will es eine 2010 gestartete NASA Direktive namens „Cosmic Origins“. Sie will die Frage beantworten „how did we get here?“ Immer klarer wird, dass es wenige Vorgänge im Universum gibt, die nichts mit unserer Existenz zu tun haben. Es ist keine lineare Entwicklung an deren Ende der Planet Erde in heutiger Form steht. Wir sind das Produkt eines Netzwerks von Zusammenhängen und chaotisch gekoppelten Vorgängen.
[...]
Eine neue Physikotheologie?
Im 17. Jahrhundert, im Gefolge der erwachenden Naturwissenschaften, wurden neue Erkenntnisse der Natur bedenkenlos theologisch gedeutet. Die Physikotheologen sahen in der Zweckmäßigkeit der Natur direkte, Spuren von Gottes schöpferischer Hand. Viele der biologischen Zweckmäßigkeit konnten später zwangslos mit der Evolutionstheorie kausal erklärt werden. Auch die Theologie kommt in der kosmischen Feinabstimmung an eine Grenze. Was in einer theistischen Schöpfungslehre selbstverständlich ist, kann keine naturwissenschaftliche Erklärung sein. Hier ist eine sorgfältige Epistemologie nötig. Der Schluss von der lebensermöglichen
denFeinabstimmung auf den Schöpfer ist eine Deutung, keine kausale Erklärung. Eine Deutung bezieht ihre metaphorische Kraft von Erfahrungen an einem ganz anderen Ort.
Sie lässt sich nicht mathematisieren mittels Kausalität oder Zufall. Es sind existentielle Lebenserfahrungen, die uns von einem Schöpfer berichten. Gen. 2 erzählt vom Geschenk des persönlichen Lebens, der Umwelt, den Tiere und schließlich
der Partnerin. Diese primären Schöpfungserfahrungen im Leben stehen hinter der Deutung des Universums als Geschenk. Das fein abgestimmte Universum kann wie ein Geschenk erscheinen, bei dem der Schenkende zwar nicht direkt sichtbar, aber wie in einer Ikone als transzendent erfahren werden kann. Die kosmische Feinabstimmung wäre ein schlechter Grund für eine neue Physikotheologie. Mit der Metapher des göttlichen Feinabstimmers, der das Universum anfangs so wunderbar eingerichtet hat, dass es dann wie eine Uhr funktioniert, würde Gott in die fernste Vergangenheit verdrängt. Im Gegensatz 17. und 18. Jahrhundert wäre ein solches Gottesbild heute unverständlich, weil sich das Weltbild verändert hat. Das Universum ist dauernd in Entwicklung undnoch heute, vielleicht auch in Zukunft, entsteht Neues. Wenn von Schöpfung gesprochen werden soll, dann von Schöpfung heute und vor unseren Augen (creatio continua).
http://www.arnoldbenz.ch/resources/B%C3 ... Mensch.pdf