closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Alles kann aus diesen Prozessen hergeleitet werden, übrigens auch der Glaube.
Diese Denke begann damals - schon richtig. - Descartes wäre aber nie auf die Idee gekommen, menschliches Bewusstsein ohne Gottes-Bewusstsein zu definieren.
Du verkennst Descartes. Dass er gläubig war bestreitet Niemand. Wie sonst wäre er zu seinem dualistischen Körper/Geist Modell gelangt?
Er war sicherlich gläubig, aber er war auch ein Rationalist; will heißen er suchte und fand Erkenntnisse in der Welt. Wichtiger noch, er vermochte Weltliches von Spirituellen zu trennen.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Warum sollte das obligatorisch sein?
Weil es Kern des christlichen Bewusstseins ist - ohne das würde man im Christlichen nicht von Bewusstsein sprechen.
Das Bewusstsein ist Kern des christlichen Bewusstsein...
Das sieht mir sehr nach einer zirkelreferenten Argumentation aus.
closs hat geschrieben:Nur dann, wenn man beide Begriffe weg vom christlichen Verständnis definiert - was insofern unfair ist, weil das Christentum eher da war.
Unfair...?
Sind nicht alte Setzungen da, um sie zu hinterfragen, und nötigenfalls durch neue Erkenntnisse zu ersetzen?
closs hat geschrieben:Wenn in der europäischen Geistesgeschichte von "conscientia" oder "Bewusstsein" die Rede ist, schließt dies bis zum 19. Jh. die Aussage aus, dass Tiere beides hätten.
Ich habe dir gezeigt, wie man Bewusstsein im 17. Jahrhundert definierte. Warum nimmst da nicht einfach zur Kenntnis?
closs hat geschrieben:Das jedoch bringt die Verpflichtung mit sich, sich dieser Veränderung bewusst zu sein - also zu wissen, dass, wenn man heute "Bewusstsein" und "Gewissen" sagt, dies etwas kategorial anderes ist als bis ins 19. Jh. hinein.
Nochmals...
Es hat sich seit rund 300 Jahren kaum was an der Begriffsdefinition von "Bewusstsein" geändert.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Welchen Grund hast du, anzunehmen, dass diese Kriterien nicht hinreichend sind?
Sie sind sicherlich hinreichend für ein materialistisches Menschenbild - sie sind nicht hinreichend, wenn man dem europäische Menschenbild bis ins 19. Jh. bzw. dem christlichen Menschenbild gerecht werden will.
Du behauptest das zwar vehement, aber wo ist die Begründung?
closs hat geschrieben:Nochmals: Wenn Du im heutigen Jargon von "Bewusstsein" und "Gewissen" sprichst, sprichst Du semantisch von etwas kategorial anderem als das, was Christen und die europäische Geistes-Geschichte bis vor ca. 200 Jahren darunter versteht.
Nein. "Bewusstsein" als
Conscientia (=Gewissen) wurde von
Christian Wolff Anfang des 18. Jahrhunderts geprägt. Descartes hat den Begriff erweitert, und seither hat sich an seinem Sinn wenig bis nichts verändert.
Also kann es vor Wolffs Begriffs-Prägung gar keine vorangehende christlich-geistliche-Geschichte des Begriffs gegeben haben.