Eine Welt jenseits von Bewusstsein ist eine gedankliche Abstraktion, die nichts mehr mit der direkten Erfahrung zu tun hat. Was ist denn das wichtigste Element in unserem Leben, wenn nicht das Bewusstsein? Einerseits ist Bewusstsein
rätselhafteste Phänomen im ganzen Universum. Wer glaubt, dass Bewusstsein mit einer reduktionistischen (hirnbasierten) Theorie wirklich erklärt werden kann, der darf das gerne versuchen.
Doch man sollte auch akzeptieren, wenn sich jemand die unverschämte geistige Freiheit heraus nimmt, diesen Ansatz für unbefriedigend und wenig überzeugend zu halten. Da gibt es die Tendenz, dass man Bewusstsein reduktionistisch
zu erklären.
Die erste verrückte Idee besagt, dass das Bewusstsein fundamental ist. Physiker sehen einige Aspekte des Universums als fundamentale Bausteine: Raum, Zeit und Masse. Sie stellen fundamentale Gesetze auf, die auf ihnen basieren, wie die Gesetze der Schwerkraft oder der Quantenmechanik. Diese fundamentalen Eigenschaften und Gesetze werden durch nichts noch Grundlegenderes erklärt. Sie werden vielmehr als urtümlich gesehen, und auf ihrer Grundlage ist die Welt aufgebaut. Manchmal kommt es vor, dass die Liste der fundamentalen Dinge erweitert wird.
Im 19. Jahrhundert fand Maxwell heraus, dass man das Phänomen des Elektromagnetismus nicht durch existierende fundamentale Dinge erklären kann: Raum, Zeit, Masse, Newton's Gesetze. Also stellte er fundamentale Gesetze des Elektromagnetismus auf und erklärte die elektrische Ladung als ein fundamentales Element, um welches sich diese Gesetze drehen. Ich glaube, wir befinden uns mit dem Bewusstsein in der gleichen Situation. Wenn man Bewusstsein mithilfe der existierenden Elemente nicht erklären kann -- Raum, Zeit, Masse, Ladung -- dann ist die logische Schlussfolgerung, dass man die Liste erweitern muss. Die natürliche Konsequenz wäre, das Bewusstsein selbst als fundamentales Element zu erklären, zu einem elementaren Baustein der Natur.
Das heißt nicht, dass man keine Wissenschaft damit treiben kann. Es öffnet den Weg, um Wissenschaft damit zu treiben. Was wir dann ergründen müssen, sind fundamentale Gesetze, auf denen das Bewusstsein beruht, die das Bewusstsein mit anderen fundamentalen Elementen verbindet: Raum, Zeit, Masse, physische Prozesse. Physiker sagen manchmal, wir benötigen fundamentale Gesetze, die so simpel sind, dass man sie auf die Vorderseite eines T-Shirts drucken kann. Ich glaube, wir sind mit dem Bewusstsein in solch einer Situation. Wir möchten fundamentale Gesetze finden, die so einfach sind, dass man sie auf ein T-Shirt drucken kann. Wir wissen bisher noch nicht, welche Gesetze das sind, aber wir arbeiten daran.
Die zweite verrückte Idee ist, dass das Bewusstsein universal sein könnte. Jedes System könnte eine gewisse Art an Bewusstsein haben. Diese Sichtweise wird manchmal als Panpsychismus bezeichnet: "Pan" steht für alles, "psych" für Geist, jedes System ist bewusst, nicht nur Menschen, Hunde, Mäuse, Fliegen, sondern sogar Rob Knight's Mikroben, elementare Partikel. Sogar jedes Photon hat ein gewisses Maß an Bewusstsein. Dieser Ansatz sagt nicht, dass Photonen intelligent sind oder denken können. Ein Photon ist nicht angsterfüllt, und denkt: "Ah, ich bewege mich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit. Ich kann nie abbremsen und mich mal ausruhen." Nein, so nicht. Aber der Gedanke ist, dass Photonen vielleicht eine gewisse Art an rohem, subjektivem Gefühl haben, eine Art primitiven Vorreiter des Bewusstseins.
Das mag für Sie ein wenig idiotisch klingen. Ich meine, weshalb sollte jemand etwas so Verrücktes denken? Zum Teil liegt das in der ersten verrückten Idee begründet, dass das Bewusstsein fundamental ist. Wenn es fundamental ist, wie Raum, Zeit und Masse, ist anzunehmen, dass es auch universal sein könnte, so wie sie es sind. Man muss auch sagen, dass diese Idee, die uns zwar widersinnig erscheint, für Menschen anderer Kulturen aber weit weniger widersinnig ist, in Kulturen, die den menschlichen Geist in stärkerem Einklang mit der Natur sehen.
Eine tiefere Motivation kommt von der Idee, dass der vielleicht einfachste und beste Weg, die fundamentalen Gesetze zwischen Bewusstsein und physischer Verarbeitung zu finden, darin besteht, Bewusstsein mit Information zu verbinden. Wo immer es Informationsverarbeitung gibt, gibt es Bewusstsein. Komplexe Informationsverarbeitung, wie in Menschen -- komplexes Bewusstsein. Einfache Informationsverarbeitung -- einfaches Bewusstsein.
Spannend ist, dass in den letzten Jahren ein Neurowissenschaftler, Giulio Tononi, den Ansatz dieser Theorie konsequent mit einer mathematischen Theorie entwickelt hat. Er nimmt mathematisches Maß der Informationsintegration, welches er "Phi" nennt, um die Informationsmenge in einem System zu messen. Und er vermutet, dass Phi mit Bewusstsein einhergeht. Im menschlichen Gehirn also, eine unfassbar große Menge an Informationsintegration, ein hohes Level an Phi, eine Menge Bewusstsein. In einer Maus, mittlere Menge an Informationsintegration, noch immer sehr hoch -- signifikantes Level an Bewusstsein. Aber wenn wir weiter gehen zu Würmern, Mikroben, Partikeln, nimmt Phi stark ab. Die Informationsintegration sinkt, ist aber immer noch größer als Null. Laut Tononi's Theorie wird es immer noch Bewusstsein geben, das ungleich null ist. In der Tat schlägt er damit ein fundamentales Gesetz des Bewusstseins vor: hohes Phi, hohes Bewusstsein. Ich weiß nicht, ob diese Theorie richtig ist, aber es könnte die aktuell führende Theorie in der Wissenschaft des Bewusstseins sein, und sie diente der Verknüpfung einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Daten. Außerdem ist sie einfach genug, um sie auf die Vorderseite eines T-Shirts zu drucken.
Eine weitere finale Begründung ist, dass Panpsychismus uns dabei helfen könnte, das Bewusstsein in die physische Welt zu integrieren. Physiker und Philosophen haben often beobachtet, dass die Physik kurioserweise abstrakt ist. Sie beschreibt die Struktur der Realität mithilfe einer Reihe von Formeln, aber sie sagt uns nichts über die Realität, die ihr zugrunde liegt. Wie Stephen Hawking sagt: "Was haucht den Formeln Leben ein?" Nach Ansicht des Panpsychismus kann man die Formeln der Physik lassen, wie sie sind, aber man kann sie nutzen, um den Strom des Bewusstseins zu erklären. Das ist es, was die Physik letztendlich macht, den Strom des Bewusstsein erklären. Folglich ist es das Bewusstsein, das den Formeln Leben einhaucht. Aus dieser Sicht baumelt das Bewusstsein nicht außerhalb der physischen Welt als eine Art Extra. Es befindet sich genau in ihrem Zentrum.