Anton B. hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2019, 21:27
Richtig. Genau darum geht es. "
Denn würde ..." bezieht sich auf vieles, was Du hier sagst. Und "
was er damals WIRKLICH gemeint hat", zielt auf nicht mehr, was
Du meinst, was WIRLICH war.
NEIN. - Es bezieht sich auf das, was historisch/real/wirklich/ontisch gewesen sein könnte. - Der Satz funktioniert genauso umgekehrt: Closs glaubt, dass Jesus göttlich war, Jesus erscheint und sagt: "Sorry, ich war nur ein Wanderprediger". - Es geht NICHT und ging NIE darum, dass "meine" Auffassung die wahre ist, sondern dass methodische/wissenschaftliche/anthropozentrische Auffassungen im Zweifelsfall kuschen müssen, wenn das, was historisch/real/wirklich/ontisch war, erscheint.
Natürlich erscheint das nicht - es war ja in der Vergangenheit. - Aber so kann man sich vorstellen, was gemeint ist, wenn man diese Eselsbrücke braucht.
Anton B. hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2019, 21:27
Und "Faktum" ist auch insofern der richtige Ausdruck, weil Fakten letztendlich "gemacht" sind.
Da stimme ich Dir zu - genau diese Frage habe ich mehrfach gestellt und keine Antwort bekommen: Ist Faktum wörtlich aus dem Lateinischen zu verstehen ("das Gemachte" - von einer Methodik oder wie auch immer) oder meint man damit historisch/real/wirklich/ontisch. - Diese Frage hat sich überwältigend als überfordernd erwiesen. - Gut, dass Du jetzt drauf kommst.
Anton B. hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2019, 21:27
Was "WIRKLICH war" wird dagegen dann interessant, wenn Du uns endlich mal darstellst, wie wir dieses "WIRKLICH" erkennen, wie wir unsere "Erklärungsideen", also Theorien und Rekonstruktionen daran messen können.
Sorry - grottenfalsch. - Es geht doch darum, Wirklichkeit/Tatsache (lassen wir "Faktum" weg)/Gewesenes/Ontisches gerade als das zu definieren, was unabhängig davon ist "wie wir dieses "WIRKLICH" erkennen, wie wir unsere "Erklärungsideen", also Theorien und Rekonstruktionen daran messen können". - Das, was der Fall ist, soll doch gerade clean von solchen Sachen bleiben.
DAS muss erstmal kapiert werden (= philosophische Mindestanforderung, bevor man weitergeht). ---- Wie geht man dann weiter? Dann bist Du dran, weil Du als Wissenschaftler sagen kannst, welche bewährten Wege es gibt. --- Und dann komme ich und sage, warum diese Wege gut sind, aber in den Geisteswissenschaften nicht immer funktionieren. - Das ist bestimmt eine gute Diskussion - und beide Seiten können sich mit ihrer Perspektive/Hermeneutik täuschen - wenn das, was historisch/real/wirklich/ontisch gewesen sein könnte, auftaucht und sagt, wie es wirklich gewesen ist.
Aber solche Täuschungen machen nichts, weil man ja WEISS (falls man dieses Wort noch außerhalb der Wissenschaft sagen darf), dass Wirklichkeit/Tatsache (lassen wir "Faktum" weg)/Gewesenes/Ontisches gerade das sind, was unabhängig davon ist "wie wir dieses "WIRKLICH" erkennen, wie wir unsere "Erklärungsideen", also Theorien und Rekonstruktionen" sind. Ich spreche hier von den Geisteswissenschaften.
Das heisst nicht, dass jetzt die schiere Anacharchie ausgebrochen ist - denn, egal aus welcher Perspektive/mit welchem hermeneutischen Vorverständnis man antritt: Man muss überzeugend begründen können - nach dem Muster: "Wenn meine Vorverständnis richtig ist, dass es eine geistige Welt als Entität gibt und deshalb Jesus göttlich sein KANN, dann erschließt sich methodisch/analytisch/systematisch, dass .... ". - Damit ist es natürlich noch NICHT ontisch wahr/der Fall/wirklich. - Aber das gilt umgekehrt genauso.
Der ständig im geistigen Tiefflug angegriffene Ratzinger WEISS doch, was er sagt, wenn er von "Glaubensentscheid" spricht. - Es bedeutet sowohl "hermeneutisches Vorverständnis" (das selbstverständlich wahr sein KANN) als auch "Glaubensvorbehalt" ("Wenn mein hermeneutisches Vorverständnis namens 'Credo in Deum' FALSCH ist, könnte Ihr den Rest vergessen - dann ist es für Tonne"). - Warum hört man das nicht denen, die in Anmaßung des Wortes "Aufklärung" gegen solche metaphyischen Vorverständnisse angehen?
Wie kann es sein, dass nach 1000en Postings der Unterschied zwischen Objekt und Subjekt nicht gefressen ist? - Wie kann es sein, dass nach 1000en Postings nicht verstanden ist, dass die Untersuchung eines Objekts durch den Menschen immer zu einer Horizont-Verschmelzung von von Subjekt und Objekt (Gadamer) führt? Ich spreche hier von Geisteswissenschaften.
Bei aller Wahrung der Form musste das mal gesagt werden.