Flavius hat geschrieben:Ich möchte nicht in einer nur materialistisch-naturwissenschaftl. denkenden Welt leben, wo Schönheit, Kunst und Geist nicht zählen
Ich auch nicht. Allerdings wird sich der Geist ohnehin niemals unterdrücken lassen, darum sehe ich das eher gelassen. Auffällig ist, dass Atheisten wie Richard Dawkins eine Form von Religiosität kritisieren, die ohnehin kaum jemand praktiziert. Im Grunde handelt es sich dabei um ein ziemliches Affentheater. De facto hilft uns die Naturwissenschaft die Schöpfung Gottes zu verstehen. Wissenschaftliche Theorien zum Ursprung und der Entwicklung von Universum und Menschen werden nie im Konflikt mit dem Glauben stehen.
Solch ein Konflikt existiert nur in den Gehirnen mancher Zeitgenossen, denen sich die höhere Einheit von Wissenschaft und Religion noch nicht erschlossen hat. Den Satz aus dem Johannesevangelium "Am Anfang war das Wort/ λόγος lógos" könnte man auch folgendermaßen in die heutige Sprache transferieren:
"Am Anfang war die Information". - es ist an der Zeit dieses versteinerte „Entweder – Oder“ – Denken durch eine umfassendere Betrachtungsweise des „Sowohl – als auch“ zu ersetzen. Denn diese scheint der mehrdimensionalen Natur der Realität viel mehr zu entsprechen. Interessant finde ich, dass einer der ersten "Konvertiten" Darwins der christliche Sozialist Charles Kingsley war...
.
Einer von Darwins frühesten Konvertiten war der christliche Sozialist Charles Kingsley, der mit seinen populären Novellen sicherlich mehr als irgendjemand anders getan hat, um evolutionäre Ideen der englischsprechenden Öffentlichkeit zu übermitteln. Kingsley erfreute Darwin, als er zustimmend formulierte, es sei "eine ebenso vornehme Konzeption der Gottheit, zu glauben, dass sie Ursprungsformen schuf, die der eigenen Entwicklung fähig waren, wie, dass sie eine neue Interventionshandlung benötigte, um die Lücken zu schließen, die sie selbst gemacht hatte". Kingsley deutete an, dass er den ersteren den "erhabeneren Gedanken" fand [7].
und ein weiterer:
Darwins fähigster Verteidiger in Nordamerika, Asa Gray, betrachtete die neue Theorie ebenfalls von einem christlichen Standpunkt aus. Übereinstimmend mit Darwin und mit dem Mitbegründer der Theorie der natürlichen Auslese, Alfred Russel Wallace, schätze Gray die Folgerung, dass alle Lebewesen durch eine einzige evolutionäre Geschichte verbunden waren. Im Gegensatz zu der Ansicht dass die verschiedenen menschlichen Rassen getrennte Schöpfungen waren, was leicht Rassenvorurteile stärken konnte, erfreute sich Gray daran, dass die Menschheit eine einzige durch eine gemeinsame Herkunft vereinte Art konstituierte. Neueste Forschungen haben gezeigt, wie Darwins eigene Abscheu der Sklaverei sein Denken über die Ursprünge und die Einheit der menschlichen Art beeinflusste.[8] Gray glaubte auch, dass Darwin eine neuen Ansatz bot, um das theologische Problem des Leidens anzusprechen. Während Darwins Theorie wirklich auf eine gewisse Weise Leid, Kampf, Grausamkeit und Verschwendung in den Werken der Natur in den Mittelpunkt stellte, glaubte Gray, dass wenn sie die Voraussetzungen für die Möglichkeit eines kreativen Prozesses waren, der in der Menschheit zustande kam, ihre Anwesenheit besser verstanden werden könnte.
Diese Argumentationslinie, in der Darwins Theorie ein Ansatz für die Konstruktion von Rechtfertigungen Gottes angesichts des Leidens in der Welt wurde, findet sich auch heute noch bei evolutionären Biologen, die religiöse Sympathien haben, wieder. Auf die Frage, warum es so viele unangenehme, ja sogar teuflische Kreaturen in der Welt gab, hatte Darwin selbst geantwortet, dass dies ein Problem größerer Art für diejenigen war, die an eine direkte und getrennte Schöpfung jeder Art glaubten - weil die Gottheit dann unmittelbar verantwortlich wäre für abscheuliche Weichtiere und Wespen, die ihre Eier in die Körper von Raupen legen. Doch wenn die einzige Welt, in der die Evolution menschlicher Wesen möglich war, eine Welt war, in der die Erschaffung dieser anderen Wesen ebenfalls möglich war, könnte die Gottheit auf eine gewisse Art und Weise freigesprochen werden?
https://www.theologie-naturwissenschaft ... igion.html