Hi Thomas!
ThomasM hat geschrieben: Ja natürlich lenkt er die Mutation und die Selektion. Steht auch so in der Bibel, wenn auch allgemein in der Form "Gott hat alles gemacht, was ist".
Naja, dann ist das mE eine ziemlich weit hergeholte Interpretation. Denn es steht da auch: "Gott sprach… und es geschah…und es war sehr gut."
Schöpfung die als ein "Lenken mittels Mutation und Selektion" verstanden wird, ist dagegen ein Hervorbringen mittels Überproduktion und Konkurrenz, Krankheit, Leid, Schmerz, Not und Tod. Diese Methode siebt über 99% der aufgetretenen Mutationen wieder aus und Gott gelingen nur wenige Glückstreffer.
Das passt nicht zu dem, was die Bibel über Gott sagt:
Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Erdkreis bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand.
Jer. 10, 12
ThomasM hat geschrieben: Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass Gott unfähig ist "natürlich" zu handeln?
Ganz einfach, wenn im Prozess der Evolution irgendeine "göttliche Lenkung" steckt, dann ist dieser Prozess nicht natürlich. Sondern eben göttlich gelenkt. Und du bist ein IDler, wie ich! Nur schreibst du Gott eine Methode zu, die eines Gottes nicht gerade würdig ist, siehe oben.
ThomasM hat geschrieben: Und dem wissenschaftlichen Verständnis widerspricht das nicht, da sich die Frage, WER in der Wissenschaft gar nicht stellt. Wissenschaft beschreibt das WIE und benutzt dabei Statistik, d.h. die Aussage "Unter den und den Umständen geschieht mit der und der Wahrscheinlichkeit das".
Das ist eine Aussage, die ignoriert, wie diese Wahrscheinlichkeit zustande kommt. Das wird bewusst und als Teil der Methodik ignoriert.
Darwin (und viele Wissenschaftler heute, Dawkins, Kutschera usw.) wollte explizit Gottes Wirken durch natürliche Selektion ersetzen!
Das alte Argument vom Design in der Natur, wie Paley es nennt, welches früher für mich so überzeugend schien, versagt jetzt, da das Gesetz der natürlichen Selektion entdeckt wurde.
Wir können nicht länger annehmen, dass beispielsweise das schöne Gelenk von einer zweischaligen Muschel von einer Intelligenz erschaffen wurde, so wie die Angel einer Tür von einem Mann. In der Variabilität der organischen Wesen und in der Wirkung der natürlichen Selektion, scheint nicht mehr Design zu liegen, als in der Richtung, in welcher der Wind bläst. (Charles Darwin,
Life and Letters)
Darwin wollte mit dem Selektionsprozess Gott als Schöpfer überflüssig machen!
Der Evolutionsbiologe Francisco J. Ayala schreibt in
Darwin’s greatest discovery: Design without designer:
Darwins größte Beitrag zur Wissenschaft ist, dass er die kopernikanische Revolution abgeschlossen hat, indem er die Biologie als ein System von Materie in Bewegung beschrieb, die von Naturgesetzen regiert wird. Mit Darwins Entdeckung der natürlichen Selektion wurden Ursprung und Anpassungen der Organismen in das Reich der Wissenschaft gebracht. Die adaptiven Merkmale von Organismen können jetzt, wie die Phänomene der unbelebten Welt, als das Ergebnis natürlicher Prozesse, ohne Rückgriff auf einen intelligenten Designer erklärt werden.
Darum geht’s bei der Evolutionstheorie!
ThomasM hat geschrieben: Das ermöglich sowohl Atheisten als auch Gläubigen, dieses WIE zu akzeptieren.
Atheisten sagen dann "der Zufall hat das gemacht", aber sie nutzen diese Formulierung, weil sie nicht an Gott glauben.
Gläubige sagen "Gott hat das gemacht", aber sie nutzen diese Formulierung, weil sie an Gott glauben.
Allerdings kommt dabei genau das heraus, was ich neulich schonmal schrieb:
Man kann nur dann eine religiöse Weltsicht haben, die mit der Evolution kompatibel ist,
wenn diese religiöse Weltsicht vom Atheismus nicht mehr unterscheidbar ist." (William B. Provine, Quelle:
Nachruf auf Evolutionnews.org)
Und das besonders tragikkomische ist: Man passt sich komplett dem Atheismus an, obwohl dieser auch nach 150 Jahren Darwinsimus in Wirklichkeit gar keine schlüssigen Antworten auf die Frage nach der Herkunft des Lebens und seiner Vielfalt hat:
Wir sind uns noch nicht sicher, welches die Erklärung für Neuheiten ist … Ich vermute, dass der Ursprung von Neuheiten auch natürliche Selektion benötigt, ebenso wie zusätzliche Mechanismen, aber worin diese bestehen, muss erst noch durch weitere empirische Forschung herausgefunden werden. (Günter P. Wagner 2014 in "Homology, genes, and evolutionary innovation" Princeton University Press, 125)
Man passt sich trotzdem komplett dem Naturalismus an, weil die Wissenschaft von diesem dominiert wird und man fürchtet angegriffen und ausgegrenzt zu werden.
Ich finde das ja menschlich irgendwie verständlich aber es ist wirklich nicht nötig.
Denn es ist gezeigt worden, dass auch die biblische Schöpfungsperspektive eine schlüssige Deutung biologischer Daten erlaubt und dass sie nicht gegen gesichertes biologisches Wissen steht.
Gruß Roland