Das ist der klassische Stand der Theologie, die aus meiner Sicht hier zu irdisch gepolt ist. - Aus meiner Sicht geht es in der gesamten Heilsgeschichte NICHT um "Entscheidung", sondern um "Erkenntnis".Roland hat geschrieben:Der verbotene Baum ist mE der Prüfstein für den Menschen gewesen. Entscheidet er sich für Gott - oder nicht? Flieht er vertrauensvoll zu ihm - oder entscheidet er sich für die Sünde.
Aus meiner Sicht gar nicht. - Mir wurde das klar, als ich das AT in der urtext-nahen Buber-Übersetzung gelesen habe, die an vielen entscheidenden Punkten anders übersetzt als gängige Übersetzungen. - Mein Verdacht: Die interpretative Bandbreite der Übersetzung-Möglichkeiten wird je nach Zeitgeist einer Epoche genutzt - dies heißt im europäischen Kontext: Man übersetzt hin zum Anthropozentrischen. - Großes Thema, das nur sehr umfassend diskutiert werden könnte.Roland hat geschrieben:die Verantwortung des Menschen ergibt sich doch aus den biblischen Texten eindeutig!
Das ist typisch griechisch-europäisch gadacht - beim jüdischen Kulturhintergrund Bubers sieht das ganz anders aus. Um es in einem (wahrscheinlich kryptischen) Satz zu sagen: Das Griechisch-Europäische neigt dazu, kausal zu erklären und zu bewerten, während das Jüdische eher phänomenal darstellt.Roland hat geschrieben:Wären sie für ihre Übertretung nicht verantwortlich gewesen, hätte Gott sie auch nicht in dieser Weise verantwortlich machen können.
Das ist es dann nicht, wenn man damit zeigen will, dass es gar nicht anders geht. - Dann ist das Marmeladenglas kein echter Test, sondern die Dokumentierung des "der Mensch, der seine Ich-Orientiertheit entdeckt, kann nicht anders" - griechisch-europäische Wertung kontra Dokumentation des Phänomens.Roland hat geschrieben:Es wäre absurd, ein offenes Marmeladenglas in den Laufstall des Kleinkindes zu stellen, mit dem Verbot, nicht davon zu naschen, wenn das Kind mein Verbot nicht bewusst verstehen kann.
Genau das will nach meiner Auffassung eben NICHT, weil er weiß, wie das Ergebnis sein MUSS - Gott will damit dem Menschen zeigen: "Jetzt bist Du ich-bewusst - deshalb müssen wir uns trennen - und dafür gebe ich Dir ein Gegenüber, das Frau ist, wodurch Du Mann bist. - Wir sehen uns wieder, wenn Du den Weg durch den dialektischen Raum von gut und böse gegangen bist und wieder als Erkennen-Könnender zu mir stößt".Roland hat geschrieben:Will ich seinen Gehorsam testen, dann muss ich warten, bis es das Verbot bewusst versteht.
Als Adam (Mensch) noch nicht in Mann (Adam) und Frau (Eva) getrennt war, war dieses Verbot so etwas Ähnliches, als würde man einem 3-Jährigen sagen, dass er nicht mit Alkohol am Steuer Autofahren darf - versteht Du? - Dieses Verbot wurde erst aktiv, als es Dialektik (Mann/Frau) gab.Roland hat geschrieben:Das Verbot galt Adam, noch bevor Eva erschaffen wurde! Wozu es ihm verbieten, wenn er gar nicht davon essen konnte?
Das hätte Adam nicht verstanden - er ist geschockt, als er mit seiner Frau rausgeschmissen wird. - Er sieht diese Zusammenhänge gar nicht. - Stell Dir mal vor, man schickt einen 2Jährigen ins Heim, weil er in die Hose gemacht hat.Roland hat geschrieben:"Aber wir können auch in Liebe zusammenbleiben."
Wieso das? - Was ist an der Version "Erkenntnis" weniger real als an der Version "Entscheidung"?Roland hat geschrieben:Dann ist alles nichts als eine großes Theateraufführung!
Nein - wenn sie wüssten, würden sie wollen. - Erkenntnis ist immer Voraussetzung von Entscheidung. - Das muss keine perfekte Erkenntnis sein, aber genug, dass man spürt: "Da scheint was dran zu sein - da bleibe ich dran". - Im Normalfalls sind wir davon meilenweit entfernt - normal ist: "Was redet Ihr da - wo soll ich da dran bleiben? Ich verstehe nur Bahnhof".Roland hat geschrieben:Wir haben doch hier im Forum genug Beispiele dafür. Sie wissen alles, aber sie wollen nicht!
Nein - "ihn zu erkennen". - Die Entscheidung ist dann Formsache (mit der Einschränkung des Fleisches, das schwach ist - aber das ist etwas anderes).Roland hat geschrieben:Trotzdem gibt Gott jedem irgendwann die Gelegenheit, sich für ihn zu entscheiden.
Das wiederum würde ich subsummieren unter "Mangelnde Begnadung" oder "Alltags-Besesseneheit". - Ich kenne aus meiner Zeit in der Industrie viele Manager, die glauben, etwas Gutes zu tun, wenn sie sich egoistisch auf Kosten anderer durchzusetzen - frag mich nicht, wie das geht, aber es funktioniert.Roland hat geschrieben:Ich dagegen kenne viele, die genau wissen, was sie tun, die ganz genau wissen, dass sie sündigen - denen das aber scheißegal ist, weil sie glauben, dass es keinen Gott gibt. Nach dem Motto: Nimm mit, was du kriegen kannst, denn morgen bist du tot.
Neutral verstanden stimme ich Dir ausdrücklich zu.Roland hat geschrieben:Für mich besiegte Jesus den Tod, der durch die Abkehr des Menschen von Gott Einzug gehalten hat.
Was hat das mit "Entscheidung" zu tun (auch hier: Du interpretierst typisch anthropozentrisch-wertend)? - Deine rot herausgehobenen Worte sagen doch nichts anderes als: "Es ist Fakt/Phänomen, dass jemand, der erkennt, nicht verurteilt wird (was das immer auch heißt - Vorsicht!) - und dass jemand, der nicht erkennt, halt (noch) nicht so weit ist" - lies einfach mal nur das Phänomen.Roland hat geschrieben:Und wir stehen tatsächlich vor einer Entscheidung
Da sind wir uns wiederum einig.Roland hat geschrieben:Sola Scriptura. Sola Gratia. Sola Fide. Solus Christus! Das ist mein Glaube.
Der Unterschied besteht darin, ob man "die Weltzeit"/"das Dasein" (ich überspitze im Folgenden zur Verdeutlichung) als eine Meritokratie versteht ("Entscheide Dich für Gott - dann hast Du richtig investiert"), oder als eine Leidensgesellschaft versteht, in der jedem irgendwann Erkenntnis begegnet, die ihn auf den richtige Weg führt.