closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Du denkst - oder schreibst - im Sinne der ratio: etwas "ist"
WENN es der Fall ist - was man ja nicht immer weiss. -
Was meinst Du mit "wenn es der Fall ist"?
closs hat geschrieben:Wenn ich von "Sein" spreche, dann eigentlich immer in Abgrenzung zu "Wahrnehmung" - einfach weil beides oft kategorial in einen Topf geworfen wird. - Als sei "Sein" ein Ableger der "Wahrnehmung" und nicht umgekehrt. - Wie soll man von solchen Erkenntnissen abrücken können? - Das macht mich schon ratlos.
"Erkenntnis" in welchem Sinn?
Ich selber rücke dann von einer Erkenntnis ab, wenn ich sie als Irrtum erkannt habe.
Dann möchte ich aber auch das Recht zu einem neuen Verstehen haben.
Allerdings, um das zu vermitteln - und vor allem differenziert zu formulieren -, braucht man Ruhe. Und die hat man hier im raschen Schlagabtausch oft nicht.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Ich sehe das "Schöpferische" auch, das ständig am Werke ist.
Ja, natürlich. - Und was schafft das Schöpferische des Menschen? - Da würden die Naturalisten antworten: Wenn dieses "was" nachweisbar ist, ist es "Realität" - wenn es nicht nachweisbar ist, ist es "Einbildung". - Also werden solche Fragen thematisiert.
Die Naturalisten würden, wenn ich das richtig verstanden habe, meine Position ja ablehnen. Ich mache diese Einteilung in "nachweisbare Realität" und "Einbildung" ja nicht mit.
Das Schöpferische im Menschen schafft - so wie ich das verstehe - zum Beispiel die Tatsache, dass wir Fußgängerzonen haben.
Bevor es diese gab, herrschte das Auto in unseren Straßen, ich kann mich daran noch erinnern.
Bis dann jemand auf die Idee kam, dass Menschen autofreie Zonen brauchen. Aus einer schöpferischen Imagination entstand Realität.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:ob jemand versucht, diesen Prozess mit seinen rationalen Gedanken einzuschnüren, ihm die Luft zum Wachsen zu nehmen.
Das Rationale verstehe ich eigentlich mehr auf der Metaebene - also nicht so sehr als Mitgestaltendes, sondern mehr als Beobachtendes. - Wie auch immer:
Es ist nicht beabsichtigt, mit Ratio das Leben einzuschnüren.
Ja, ich weiß das ja. Es ist nicht beabsichtigt.
Aber wenn man gegen lebendige Prozesse unhinterfragte - oder unhinterfragbare? - "Kategorien" ins Feld führt, dann läuft das für mich auf Einschnüren hinaus.
closs hat geschrieben:In diesem Forum sind wir doch ständig auf der Metaebene: Wir sind nicht primär kreativ, sondern sprechen über Aspekte des Lebens. - Es wird hier nicht/kaum gebetet, sondern darüber gesprochen, was "Gebet" ist. - Es wird nicht in der Gemeinschaft auf Gott gewartet, sondern über Gottes-Erwartung gesprochen. - Kann es nicht sein, dass das Rationale auf dieser Metaebene das "Mittel der Wahl" ist? - Wenn nein: Was dann?
In dem Moment, wo man Lebendiges auf der Metaebene beschreiben möchte, kann man nicht die gleiche Methodik verwenden, die man verwendet, um Pflanzenarten zu kategorisieren.
Die Kategorien trennen, lassen Übergänge zum Beispiel nicht zu, und sie werden benutzt, um "Kategorienfehler" aufzuzeigen.
Damit hätte man dann ein Machtmittel in der Hand, um bestimmte Beobachtungen und Resultate nicht zuzulassen, nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Möglich ist, dass sogar die heutige Biologie diese starre Kategorieneinteilung aufgegeben hat, weil sie um Übergänge weiß. Es sind eher die "Biologisten" - also die, die aus der Biologie eine Weltanschauung machen -, die solche strengen Kategorien behaupten.
Und vielleicht kannst Du meine Gegenposition zu Deinen Formulierungen besser verstehen, wenn ich überrascht sehen muss, dass Du gleiche Denkmodelle wie diese benutzt.
closs hat geschrieben:Ich bin noch nicht auf der Spur, was zum Besseren dienen könnte, werde aber die Ohren aufmachen.
Ich selber kann das nur im Negativen aufspüren, sozusagen. Wenn naturwissenschaftliches Denken - oder philosophisches Seinsdenken - da angewandt wird, wo es nicht am Platz scheint, dann sage ich: 'Stop! 'Diese Anwendung funktioniert nicht, sie wird normativ.'
So hat auch jemand mal gesagt, sinngemäß:
Man kann immer feststellen, was Gott NICHT ist. Aber man kann nie sagen, was Gott IST.
Das heißt, diese Methode, immer einfach nur aufzuzeigen, wo sich jemand definitorisch festlegt und sich dabei verhebt, fordert gerade NICHT - sondern das Gegenteil davon -, sich festzulegen.
Ich glaube, in diese Richtung gehe ich.
Jemand hat auch gesagt - weiß jetzt auch nicht, wer, geht aber in eine ähnliche Richtung:
Gott sei "das Unverfügbare".
Jede Definition aber will verfügen.