Die Evolutions-These verliert....

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#141 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von Pluto » Fr 22. Mai 2015, 14:11

closs hat geschrieben:Kritisch wird es dann, wenn Wissenschaft postulieren würde, dass sie jegliche Phänomene untersuchen könne.
Die Aufgabe der Wissenschaft ist aber genau das: Phänomene in der Welt (Universum) zu untersuchen. Was soll daran kritisch sein?

closs hat geschrieben:Der Konflikt besteht doch nicht darin, dass es Wissenschaftliches und Unwissenschaftliches gibt, sondern dass gelegentlich aus naturalistischer Seite zu hören ist, dass jegliche "Realität" Sache der Wissenschaft sei.
Die wissenschaftliche Methode ist nun mal de Beste, um das was wir unter Ntur verstehen, zu untersuchen.

closs hat geschrieben:Nur hat eben alles seinen Platz - und auch die Wissenschaft kann nicht überall "das Mittel der Wahl" sein.
Sondern...?
Welche Methode würdest du für weltliche Phänomene dann vorschlagen, und wie soll sie funktionieren?
Einfach Wissenschaft zu negieren halte ich für zu wenig.

closs hat geschrieben:Auch das Nocturne x von Chopin kann man intensiv diskutieren.
Selbstverständlich kann man über den Eindruck von Erlebnissen wie Musik diskutieren. Was willst du damit zeigen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#142 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von closs » Fr 22. Mai 2015, 14:22

Pluto hat geschrieben: Was soll daran kritisch sein?
Kritisch ist nicht, dass sie es tut - es ist sogar sehr gut, dass sie es tut. - Kritisch ist, wenn die Wissenschaft glaubt, sie könne ALLES, was der Fall ist, wissenschaftlich erreichen.

Pluto hat geschrieben:Die wissenschaftliche Methode ist nun mal de Beste, um das was wir unter Ntur verstehen, zu untersuchen.
Keine Widerrede meinerseits - aber man kann sie eben nicht raussuchen, wo es geht und wo nicht.

Pluto hat geschrieben:Welche Methode würdest du für weltliche Phänomene dann vorschlagen, und wie soll sie funktionieren?
Es geht um keine Konkurrenz-Methode, sondern um Fälle, die die Wissenschaft nicht angemessen erreicht. - Für solche Fälle macht Hermeneutik (nach F.Ast) Sinn - vielleicht gibt es etwas Besseres, das ich noch nicht kenne.

Pluto hat geschrieben:Einfach Wissenschaft zu negieren halte ich für zu wenig.
Es geht nicht darum, Wissenschaft zu negieren. - Wo sie angebracht ist, soll sie die erste Geige spielen.

Pluto hat geschrieben:Was willst du damit zeigen?
Dass es intersubjektive Wahrnehmung innerhalb geistig homogener Gruppen gibt, die wissenschaftlich schwer bis nicht objektivierbar ist.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#143 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von ThomasM » Fr 22. Mai 2015, 14:33

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche Methode würdest du für weltliche Phänomene dann vorschlagen, und wie soll sie funktionieren?
Es geht um keine Konkurrenz-Methode, sondern um Fälle, die die Wissenschaft nicht angemessen erreicht. - Für solche Fälle macht Hermeneutik (nach F.Ast) Sinn - vielleicht gibt es etwas Besseres, das ich noch nicht kenne.
Du widersprichst dir selbst, closs.

Ich (und gar Savonlinna) haben den Begriff Wissenschaft niemals auf reine Naturwissenschaft eingeengt. Wissenschaft ist alles, was methodisch gut definiert ist und eine entsprechende Vorgehensweise hat. In Wissenschaft spielen Meinungen nur dann eine Rolle, wenn sie im Rahmen der Methode eingeordnet werden kann.

Hermeneutik (egal jetzt von wem) ist eine wissenschaftliche Methode http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik
Damit ist das, was du sagst, Unsinn, denn du sagst
"...um Fälle, die die Wissenschaft nicht angemessen erreicht. - Für solche Fälle macht Wissenschaft Sinn..."

Das Problem ist zwar, dass du die Hermeneutik zwar öfter zitierst, dich aber selbst nicht danach richtest. Wo bleibt denn deine hermeneutische Ableitung des IST des Geistes? In der Gruppe zu sitzen und sich gegenseitig zu versichern, dass wir alle wissen, was Geist ist, ist auch keine Hermeneutik.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#144 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von JackSparrow » Fr 22. Mai 2015, 14:35

closs hat geschrieben:Kann ein traumatisches Geschehen der Eltern epigenetisch auf das Kind vererbt werden?
Es gibt viele Hormone, die auf die DNA einwirken können.
Gelegentlich klappt das sicherlich auch bei Geschlechtszellen.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15220929
http://tools.medicine.yale.edu/yeckel/w ... fman-1.pdf

Benutzeravatar
Scrypt.on
Beiträge: 394
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:07

#145 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von Scrypt.on » Fr 22. Mai 2015, 14:59

closs hat geschrieben:
Scrypt.on hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Das ist genau der Grund, warum ich nie behaupten würde, ich WÜSSTE, dass es Gott gibt - eben weil kein Mensch absolutes Wissen haben kann, eben weil "Realität" und "Wahrnehmung" kategorial zu unterscheiden sind.
Demzufolge dürftest du auch nicht behaupten, zu wissen, dass der Mond nicht aus Käse besteht oder überhaupt existiert.
Das ist natürlich Unfug.
Damit kämen wir wieder in Grundsatz-Fragen
Nein, kämen wir nicht.

Deine Aussage impliziert lediglich und ausweichend einmal mehr, dass die Feststellung, zu wissen dass der Mond existiert gleichwertig ist wie die Behauptung, zu wissen dass Gott existiert, weil du ja beides nicht (absolut) wissen könntest.
Damit negierst du auf Fakten bezogene Feststellungen auf die Ebene deiner Glaubensvorstellungen heruntern.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#146 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von closs » Fr 22. Mai 2015, 15:05

JackSparrow hat geschrieben:Es gibt viele Hormone, die auf die DNA einwirken können.
Gelegentlich klappt das sicherlich auch bei Geschlechtszellen.
Merci.

Was hieße dies im konkreten Fall? - Kann es sein, dass Traumatisierungen eines Stalingrad-Vaters auch epigenetisch (also nicht nur per Sozialisierung) an danach gezeugte Kinder übertragen werden? - (Nicht unbedingt in From von Traumatisierungen, sondern prinzipiell.)

ThomasM hat geschrieben:Hermeneutik (egal jetzt von wem) ist eine wissenschaftliche Methode
Stimmt. - Ich war fokussiert auf Pluto als Natur-Wissenschaftler - natürlich hast Du recht.

Damit ist aber das Problem der naturalistischen Ansage nicht gelöst, alle Phänome unserer Welt seien (natur-) wissenschaftlich untersuchbar. - Oder hätte ich mich da verhört?

ThomasM hat geschrieben:Wo bleibt denn deine hermeneutische Ableitung des IST des Geistes?
Das gibt es bspw. bei Hegel. - Nachzeichnen kann ich es aus dem Stegreif nicht, weiss aber vom Ergebnis her, dass er in seinem Modell zu einem logisch unwiderlegbarem Ergebnis kommt. - Im übrigen denke ich gerade über Dein Wort "Ableitung "nach - eigentlich ist der "hermeneutische Zirkel" induktiv zu verstehen. - Andererseits ist es wurscht, ob man innerhalb eines Modells den Reisverschluss zuzieht oder aufzieht - die Schiene ist dieselbe.

Man kann übrigens relativ leicht selber Deine Frage beantworten, WENN man ein Modell wählt, in dem bspw. Gott nicht irgendein menschengemachter Hampelmann ist, sondern DIE Größe, neben der auf gleicher Höhe nichts sein kann. - Dann kann man ziemlich flott widerspruchsfrei zum Ergebnis kommen, dass Gott über Zeit und Materie ist - das gebietet die Dialektik. - Aber auch das wäre ein ziemlich anstrengendes Thema.

Ob Logik "Wissenschaft" ist, ist übrigens auch so eine Frage - insofern müsste man doch mal genauer hinschauen, ob Hermeneutik überhaupt Wissenschaft ist. - Diese Frage könnte man erst beantworten, wenn man definiert, WELCHE Art von Hermeneutik man meint (man versteht begriffs-geschichtlich Unterschiedlichstes darunter). - Insofern ergänze ich immer Hermeneutik mit "nach Friedrich Ast".

Benutzeravatar
Scrypt.on
Beiträge: 394
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:07

#147 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von Scrypt.on » Fr 22. Mai 2015, 15:13

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Wo bleibt denn deine hermeneutische Ableitung des IST des Geistes?
Das gibt es bspw. bei Hegel
Nein, gibt es nicht. Es einfach nur zu behaupten reicht nicht.

closs hat geschrieben:Nachzeichnen kann ich es aus dem Stegreif nicht, weiss aber vom Ergebnis her, dass er in seinem Modell zu einem logisch unwiderlegbarem Ergebnis kommt.
Das ist zum einen nicht zutreffend, zum anderen auch nichtig da willkürlich zusammen gemalte Gedankenkonstruktionen aufgrund gleichgesinnter Setzungen eine Widerlegung prinzipiel in der Modulierung ausschließen.

closs hat geschrieben:Dann kann man ziemlich flott widerspruchsfrei zum Ergebnis kommen, dass Gott über Zeit und Materie ist
Das behauptest du zwar stetig, konntest das aber in all den Jahren nicht begründet darlegen sondern bist ausnahmslos immer in Zwickmühlen geraten, woraufhin du dich dann auf übliche Weise verdünnisiert hast.
Immer und immer wieder.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#148 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von JackSparrow » Fr 22. Mai 2015, 16:07

closs hat geschrieben:Was hieße dies im konkreten Fall?
Bei Stress ist beispielsweise der Cortisolspiegel erhöht. Cortisol aktiviert in den Zellen ein bestimmtes Protein (Glukokortikoid-Rezeptor), welches dann in den Zellkern wandert, sich an die DNA anlagert und dort die Bildung irgendwelcher anderen Proteine verstärkt. Welche Symptome das erzeugt, hängt allerdings vom Typ der Zelle ab.

Kann es sein, dass Traumatisierungen eines Stalingrad-Vaters auch epigenetisch (also nicht nur per Sozialisierung) an danach gezeugte Kinder übertragen werden?
In meinem Biochemie-Buch von 2002 steht: "Es ist noch nicht erwiesen, dass epigenetische Phänomene weitervererbt werden können." Die oben genannte Studie von 2004 scheint die Vererbung aber zu belegen.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#149 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von Savonlinna » Fr 22. Mai 2015, 16:49

ThomasM hat geschrieben:
closs hat geschrieben:[...]
Das Prolem ist zwar, dass du die Hermeneutik zwar öfter zitierst, dich aber selbst nicht danach richtest.
So etwas Ähnliches wollte ich gerade schreiben.

Denn gerade Du, closs, schreibst de facto anti-hermeneutisch.
Du willst vielleicht auf das Hermeneutische hinaus, bekämpfst das Gegenteil - die starren naturwissenschaftlichen Methoden - , aber mit Mitteln eines Denkens, das vom naturwissenschaftlichen bzw. abendländischen ratio-verfallenen Denken abgeleitet ist.

Bildhaft gesprochen: Du kämpfst gegen Vampire und merkst nicht, dass Du schon selber gebissen worden bist. :|

Ich zitiere mal aus dem Wikipedia-Artikel "Wahrheit und Methode" - Titel eines sehr berühmten Buches von Gadamer:

Wilipedia hat geschrieben: Doch absolute Vernunft ist unmöglich, da auch der freieste Geist begrenzt - weil menschlich - ist und somit von Vorurteilen beherrscht wird. Ein menschlicher - also begrenzter - Geist kann niemals eine allumfassende - also unendliche - Wahrheit erfahren oder begreifen.http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit_und_Methode
Vorher wird erläutert, wie man allmählich - durch Horizonterweiterung - immer mehr zum Verstehen kommt ->
Wilipedia hat geschrieben: Eine hermeneutische Regel ist, das Ganze aus dem Einzelnen und das Einzelne aus dem Ganzen zu verstehen. Die Bewegung des Verstehens läuft von einem zum anderen und wieder zurück, wobei das Verständnis von beidem erweitert wird (hermeneutischer Zirkel).

Etwas zu verstehen bedeutet, einem Text, Gesprächspartner oder Kunstwerk mit einer konkreten Erwartung entgegenzutreten und diese dann während des Eindringens in den Sinn des Gegenübers beständig zu revidieren. Diese Erwartung ist eine Vormeinung oder auch ein Vorurteil zum jeweiligen Thema. Zum Verständnis des Gegenübers genügt es nicht, dessen Sinn in die eigene Vormeinung zu integrieren. Vielmehr muss man den Willen aufbringen, die eigene Vormeinung auf Geltung und Herkunft zu überprüfen und in Bezug zum Sinn des Gegenübers zu setzen. Daraus erwächst eine die eigene Vormeinung und den Sinn des Gegenübers umfassende Wahrheit im Sinne einer Horizonterweiterung.
ebenda
Da könnte man auch eine Verbindung zu Hegel herstellen, der in der Dialektik das Prinzip der - ganz konkreten - Entwicklung sieht.

Bleibt noch zu sagen übrig, dass die literaturwissenschaftliche Methode der Rezeptionsgeschichte und Rezeptionsästhetik - vor allem durch Hans-Robert Jauß - sich auf Gadamers Begriff der "Horizonterweiterung" bezieht. Jauß folgert daraus, dass das Verstehen eines Kunstwerkes zum Beispiel durch Interpretation immer wieder erweitert wird, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, von Jahrhundert zu Jahrhundert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#150 Re: Die Evolutions-These verliert....

Beitrag von closs » Fr 22. Mai 2015, 16:54

JackSparrow hat geschrieben:Die oben genannte Studie von 2004 scheint die Vererbung aber zu belegen.
Vielen Dank. - Weiss man, ob diese Vererbung mit den nächsten Generationen wieder verschwindet (jemand sprach von 2 - 4 Generationen)? - Oder ist es möglich, dass diese epigenetische Vererbung sich ab der nächsten Generation für längere Zeit hält?

In diesem Zusammenhang: Kann generationen-übergreifende Übung gewisser Sozialisierung zu epigenetischen Effenkten führen? - Egal ob es Hartz ist oder Upper-upper-class. - Der Hintergrund: Dass Sozialisierung einen großen Effekt hat, ist bekannt. - Kann es sein, dass manches, was einer Sozialisierung zu geordnet wird, in Wirklichkeit ein epigenetischer Effekt ist?

Antworten