Selbst wenn ein BRD- und ein DDR-Historiker Distanz wahren, kommen sie aus ihrer eigenen Hermeneutik nicht heraus. - Geschichtliches Urteil geht nicht ohne das Ich als hermeneutischen Ausgangspunkt (siehe Gadamer).sven23 hat geschrieben:Deshalb sollten Historiker möglichst neutral sein und Distanz wahren.
Das geht, WENN man nicht interpretiert. - Du wirst aber keinen Historiker finden, der NICHT interpretiert. - Konkret: Man kann Deine Forderung ("keine persönliche Bewertungshermeneutik") dann erfüllen, wenn die HKM sich auf rein sachliche Beobachtung und Beschreibung beschränkt (was aus meiner Sicht für einen Historiker nicht geht - aber es ist ja nicht MEINE Forderung).sven23 hat geschrieben:Die "persönliche Bewertungshermeneutik" sollte möglichst außen vor bleiben.
Du verwechselst nach wie vor "Methodik" mit "Perspektive". - Es gibt den 1.Weltkrieg aus Sichtsven23 hat geschrieben: Deshalb sind intersubjektiv nachvollziebare Methoden entwickelt worden.
a) des Kaisers
b) eines Generals
c) eines Landsers
d) einer Kriegswitwe
Zu Ende gedacht sagst Du: "Wissenschaftlich ist nur, wenn man aus Perspektive b) untersucht" - das ist lächerlich. - Richtig wäre, dass ALLE Perspektiven wissenschaftlich untersucht werden können: "Was bedeutet bei Anwendung wissenschaftlicher Methodik der 1.Weltkrieg/die Bibel aus Sicht
a) des Kaisers
b) der Kriegswitwe
c) von Jesus nur als Mensch
d) von Jesus auch als göttliches Wesen"
Mein Hinweis auf "1.-Semester" bezieht sich auf Deine Nicht-Unterscheidung von Perspektive und Methodik und nicht auf Deine ewigen Zitate zum Aufbau der geschichtswissenschaftlichen Methodik - diese ist auch Theologen bekannt, verlass Dich drauf.
Wenn es so wäre, hättest Du recht - aber so ist es nicht. - Ratzinger hat versucht, die Grundlagen geistiger Interpretations-Befähigung in der HKM zu integrieren.sven23 hat geschrieben:Wenn Ratzinger den Glaubensentscheid einfordert, nur weil er die Ergebnisse der Forschung aushebeln will, kann er den wissenschaftlichen Anspruch vergessen.
Das sehe ich persönlich durchaus kritisch, weil ich meine, dass gerade bei der Bibel Beobachtung/Beschreibung von Interpretation zu trennen - letztere kann man in der Hermeneutik machen, die eine eigene Disziplin ist. - Trotzdem verstehe ich Ratzinger, wenn er der heute dominierenden atheistischen Bibel-Interpretations-Phalanx etwas gegenüberstellen wollte.
Das ist ideologisch verblendetes Gerede.sven23 hat geschrieben:Ratzinger nennt seinen Gaubensentscheid, inhaltlich-sachlich kann er nicht mitreden.
Warum übernimmst Du jetzt plötzlich MEINE Auffassung? - Ich vermute, warum das so ist: Du scheinst erschreckenderweise ernsthaft zu meinen, dass die HKM-Ergebnisse "objektiv" im Sinne von "subjektiv perspektivefrei" seien. - Falls meine Vermutung richtig ist: Du irrst Dich tragisch.sven23 hat geschrieben:Eine andere (subjektive) Perspektive ermögicht neue Sichtweisen. Am Objekt selber (was der Fall ist) ändert sich nichts.
Die reinen SACH-Ergebnisse tun das - da wird (hoffentlich) keine Theologe reinreden. - Und die großkirchlichen Theologien tun es ganz sicher nicht.sven23 hat geschrieben:Deshalb stehen die meisten Forschungsergebnisse seit 200 Jahren wie ein Fels in der Brandung, vergleichbar mit der Evolutionstheorie.
Allerdings interpretieren sie die Bedeutung der Evolutions-Theorie anders als etwa ein Naturalist. - Aber das muss die Wissenschaft nicht stören, da sie diesseits naturalistischer oder theologischer Interpretationen wie ein Fels in der Brandung stehen - und dort stehen sie gut und unangefochten.
Er ist derjenige, der neben Thomas mehrfach "Wissenschaft" sehr nüchtern beschrieben hat - was sie ist und was sie nicht ist. - Würde er damit rüberkommen, müssten wir hier nicht über 1.-Semester-Inhalte streiten.sven23 hat geschrieben:Nun laß den lieben Anton mal aus dem Spiel