Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

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closs
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#1301 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 20:22

sven23 hat geschrieben:Diese dogmatischen Lehrsätze basieren auf reiner Willkür. Z. B. kommt die evangelische Kirche ohne die meisten katholischen Dogmen aus.
Trotzdem sind sie sich fundamental immer noch sehr ähnlich (ich habe theologische Freunde in beiden Lagern und kann vergleichen).

sven23 hat geschrieben:Es gibt keine evangelische oder katholische Wissenschaft.
Es gibt auch keine atheistische oder spät-aufgeklärte Wissenschaft. - Wir sprechen hier ausnahmslos von Deutungen auf Basis von wissenschaftlicher Methodik, die in sich selber (auch bei der RKK) natürlich konfessionslos ist.

sven23 hat geschrieben:Die Glaubenswelt des galiläischen Wanderpredigers wird nun mal in den Quellen thematisiert. Es gibt keinen Grund, warum die Forschung darüber schweigen sollte.
Ähm - nein, dafür gibt es keinen Grund. - Es gibt aber um so mehr Grund, zwischen dem Zitieren eines Sachergebnisses und der Interpretation eines Sachergebnisses zu unterscheiden.

Theißen sagt nichts anderes als "Bei Zugrundelegung meiner Methodik mit all ihren Stärken und Schwächen kommt zur Frage x folgendes ... methodisches Ergebnis heraus. Die historische Wahrheit kann eine ganz andere sein".

SilverBullet hat geschrieben:Wie wir festgestellt haben, kannst du zum Wort „Gott“ keine Zusammenhänge liefern.
Gott ist ausreichend in seinen Eigenschaften seitens der Theologie definiert - daran scheitert es nicht. - Die Aussage lautet also "Wenn unsere Annahmen zu Gott richtig sind, dann sind folgende Schlussfolgerungen zulässig".

SilverBullet
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#1302 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von SilverBullet » Sa 22. Jul 2017, 21:38

closs hat geschrieben:Gott ist ausreichend in seinen Eigenschaften seitens der Theologie definiert - daran scheitert es nicht.
Das ist eine haltlose Behauptung, die bereits dadurch entlarvt wird, dass du keine einzige dieser „Eigenschaften“ nennst und dadurch natürlich auch nicht erläutern músst.

Tatsächlich sind dies keine "Eigenschaften", sondern was ein Kandidat (sollte mal irgendetwas über einen "Jemand" bekannt werden) aus Sicht der „Gläubigen“ so alles können soll und für welche abstrakten Begriffe er stehen soll - man sollte somit es eher als "Wünsche der Gläubigen" bezeichnen.

Hier ist eine Liste von 18 dieser Wünsche - ich vermute, dir wären nur ein paar davon eingefallen.

Fähigkeiten oder „was er können soll“
- „Weisheit“
- „Souveränität“
- „Allwissenheit“
- „Treue“
- „Allmacht“
- „Selbstgenügsamkeit“
- „Allgegenwart“

Nicht-XXXX-Eigenschaft oder „dort wo wir ihn NICHT vermuten“
- „Unendlichkeit“
- „Unveränderlichkeit“
- „Ewigkeit“

Abstrakte Begriffe oder „für was er stehen soll“
- „Heiligkeit“
- „Dreieinigkeit:“
- „Liebe“
- „Existenz aus sich heraus“
- „Gerechtigkeit“
- „Gnade“
- „Güte“
- „Barmherzigkeit“

Da ist nirgendwo auch nur der Hauch eines Zusammenhanges zu dem, was „Gott“ sein soll, enthalten.
Deutlich wird dies, dadurch, dass man am Ende der Liste vollkommen berechtigt fragen muss „wer oder was soll das alles erfüllen können?“

Nochmal im Überblick:
man kommt von der Frage: „Wer oder was soll Gott sein?“
und geht über zu der Frage: „Wer oder was soll das alles erfüllen können?“

FAZIT:
=> es liegt nach wie vor kein einziger Zusammenhang zu einem Kandidat-Typus vor.
=> keine einzige dieser „Eigenschaften“ ist bestätigt - das sind letztlich 18 „Spiderman-Aussagen“.
=> bei diesen „Eigenschaften“ handelt sich um Begriffe, bei denen sich „Gläubige“ vorstellen könnten, von einem „Gott“ zu sprechen, wenn sie denn so vorliegen würden – mehr nicht. Sollten diese „Eigenschaften“ bei einem tatsächlich auftauchenden Kandidaten nicht so vorliegen, dann wird es den „Gläubigen“ auch nichts ausmachen :-)

Diese „Eigenschaften“ können lediglich dazu dienen „der Suche nach dem Schöpfer“ ein paar Wünsche mitzugeben – mehr nicht.

closs hat geschrieben:Die Aussage lautet also "Wenn unsere Annahmen zu Gott richtig sind, dann sind folgende Schlussfolgerungen zulässig".
Genau das ist aber eine dumme Aussage, denn sie setzt voraus, dass so getan wird, als könnte die Suche erfolgreich verlaufen, wobei aber gar nicht klar ist, „wer oder was die Annahmen erfüllen können soll“ (keine Zusammenhänge).
Es handelt sich also gar nicht um „Annahmen zu Gott“, sondern um Wünsche, deren Erfüllung bei der „Suche nach dem Schöpfer(?)“ schön wären.

Eine Forschung, die einfach so tut, als hätte sie etwas erreicht und direkt zu den Konsequenzen übergeht, taugt nichts und öffnet der totalen Spinnerei „Tür und Tor“.

Exakt dafür setzt du dich ein – mit welchem Recht?

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#1303 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 23:18

SilverBullet hat geschrieben:Eine Forschung, die einfach so tut, als hätte sie etwas erreicht und direkt zu den Konsequenzen übergeht, taugt nichts
Wir sprechen hier nicht von "Forschung" im Sinne von Wissenschaft, sondern von Erkennen eines Teiles dessen, was man glaubt, dass es "ist".

Ich verstehe wirklich nicht, warum der Fall, dass es eine Kraft geben könnte, die das letzte Integral all dessen ist, was wir an Erscheinungen (geistig) wahrnehmen, als "ohne Zusammenhang" seiend definiert werden muss. Das klingt so, als würde die Unfähigkeit des Menschen, in dieser göttlichen Liga mitzuspielen, diese Liga selbst zu einem Nichts machen. - Das ist mir nach wie vor zu anthropozentrisch gedacht.

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#1304 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von sven23 » So 23. Jul 2017, 07:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese dogmatischen Lehrsätze basieren auf reiner Willkür. Z. B. kommt die evangelische Kirche ohne die meisten katholischen Dogmen aus.
Trotzdem sind sie sich fundamental immer noch sehr ähnlich (ich habe theologische Freunde in beiden Lagern und kann vergleichen).
Die evangelische Kirche hat doch keinen vergleichbaren Dogmenapparat wie die katholische. Dass sich beide auf den kirchlich verkündeten Christus berufen, ist klar, sonst wäre der Name "Christentum" obsolet.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt keine evangelische oder katholische Wissenschaft.
Es gibt auch keine atheistische oder spät-aufgeklärte Wissenschaft. - Wir sprechen hier ausnahmslos von Deutungen auf Basis von wissenschaftlicher Methodik, die in sich selber (auch bei der RKK) natürlich konfessionslos ist.
Sie ist eben nicht konfessionslos, sonst müßte man zu den gleichen Ergebnissen kommen. Es gibt auch keine lininientreue Wissenschaft, dann ist sie nämlich keine mehr. Bei Glaubensdogmatikern fehlt die Ergebnisoffenheit, weil das Ergebnis schon lange vorher feststeht. Glaubensdogmatiker beweisen/bestätigen ihre Prämissen, mehr nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Glaubenswelt des galiläischen Wanderpredigers wird nun mal in den Quellen thematisiert. Es gibt keinen Grund, warum die Forschung darüber schweigen sollte.
Ähm - nein, dafür gibt es keinen Grund.
Du widersprichst dir selber, denn die Forschung dürfe sich nicht zu geistigen Frage äußern, damit überschreite sie ihr Mandat, wie ein gewisser closs immer wieder behauptet hat. :roll:
Ich werte das jetzt mal als Erkenntnisfortschritt.

closs hat geschrieben: Theißen sagt nichts anderes als "Bei Zugrundelegung meiner Methodik mit all ihren Stärken und Schwächen kommt zur Frage x folgendes ... methodisches Ergebnis heraus. Die historische Wahrheit kann eine ganz andere sein".
Richtig, Jesus könnte theoretisch auch eine frei erfundene literarische Figur sein. Trotzdem hat die Mehrheit der Forschung gute Gründe anzunehmen, dass es sich um eine historische Person handelt. Zwar weitaus unspektakulärer als der posthum verklärte und mit Legenden überwucherte Christus, aber immerhin.
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#1305 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Pluto » So 23. Jul 2017, 09:08

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es wird nur eng, wenn man Husserls Epoché nicht beachtet, und seinen "Senf" dazu gibt.
Mit etwas Disziplin kann man schon mehr als das sagen. Es reicht bereits, wenn man Sachaussagen und interpretative Aussagen unterscheidet. - Dann ergeben sich zwei Typen von Aussagen:
1) Dies ist eine reine Sachaussage ("Als Paulus nach Korinth aufbrach, passierte in Rom gerade dieses oder jenes").
2) Dies ist eine interpretative Aussage aus der Perspektive
a) Jesus ist nur Mensch
b) Jesus ist auch göttlich
Echte Disziplin sieht anders aus.
Annahmen über den Status von JC sind ohnehin spekulativ und unwissenschaftlich.
Man kann noch so viel Disziplin haben; was nicht in der Schrift steht bleibt persönliche Meinung.

closs hat geschrieben:Wenn man natürlich Sachaussagen und interpretative Aussagen zu einem Ragout zusammenrührt (und genau das scheint Mode zu sein), sollte man Husserls Aussage als Basta-Aussage nehmen ("Schluss jetzt - nur noch reine Sachaussagen, selbst wenn damit die Hauptsache fehlt")
Was fehlt, wenn man keine Basis für spekulative Vermutungen hat?

closs hat geschrieben:obwohl er [Ratzinger] damit aufgeklärter ist als diejenigen, die atheistisch-aufgeklärte Interpretation als "reine Wissenschaft" verkaufen wollen.
Was zu beweisen wäre...
Auf welcher Grundlage stützt sich Ratzinger eigentlich, wenn nicht auf die Bibel? Auf sein Bauchgefühl oder auf seine päpstliche Unfehlbarkeit?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1306 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von SilverBullet » So 23. Jul 2017, 09:17

closs hat geschrieben:Wir sprechen hier nicht von "Forschung" im Sinne von Wissenschaft, sondern von Erkennen eines Teiles dessen, was man glaubt, dass es "ist".
Hast du dir deinen Satz mal genau durchgelesen?
„Erkennen“ geht nur über Zusammenhänge.
„Glauben“ geht nur über Zusammenhänge.
Nichts davon funktioniert ohne Zusammenhänge.

Dein „nicht im Sinne von Wissenschaft“ läuft damit auf ein reines So-Tun-Als-Ob-Theater hinaus, das als „Bereich“ neben Wissenschaft verkauft werden soll.

closs hat geschrieben:Ich verstehe wirklich nicht, warum der Fall, dass es eine Kraft geben könnte, die das letzte Integral all dessen ist, was wir an Erscheinungen (geistig) wahrnehmen, als "ohne Zusammenhang" seiend definiert werden muss.
Das ist deine Schuld, denn du lieferst keine Zusammenhänge.

Jetzt sprichst du von „Kraft“ und von „letztem Integral“ in Bezug auf „Erscheinungen, die wir wahrnehmen“, was nichts anderes ist, als der Schöpfungsverdacht, der nun wirklich schon lange genug vorliegt.

Du möchtest also das Neuformulieren des uralt bekannten Stillstandes, rund um einen Erschaffungsverdacht (der auf reinster Ahnungslosigkeit beruht) als „Fall“ aufbauschen und damit den Verdacht einfach vorschnell als derart "bestätigt" suggerieren, dass man die Relevanz der "Antwort" ( nicht vorhanden!) doch nicht ablehnen können soll.

Selbstverständlich kann man das "Antwort-Getue" rund um den Schöpfungsverdacht ablehnen, denn es liegen keine Zusammenhänge vor - man muss es sogar ablehnen.
Du lieferst auch keine Zusammenhänge sondern ein „Sich-Nach-Strich-Und-Faden-Winden“ und zwar um den Fakt zu verschleiern, das man keinen Millimeter (vom Schöpfungsverdacht aus) weitergekommen ist.

closs hat geschrieben:Das klingt so, als würde die Unfähigkeit des Menschen, in dieser göttlichen Liga mitzuspielen, diese Liga selbst zu einem Nichts machen.
Wieder: was soll eine „göttliche Liga“ sein?

Du erfindest irgendwelche Formulierungen und suggerierst, dass dies auf etwas Wertvolles/Übergeordnetes zeigen soll.

Es sind Menschen, die das Theater rund um einen Verdacht erfinden, also spielt die darin enthaltene Unfähigkeit der Menschen, den Verdacht in den Griff zu bekommen, auch eine zentrale Rolle.

Würdest du auch nur einen Zusammenhang dazu liefern können, gäbe es wieder ein Wertvolleres und ein noch mehr Übergeordnetes usw. usw.
=> Du brauchst also geradezu die Zusammenhangslosigkeit für das Theaterspiel.

Obwohl ich dir die Gelegenheit eingeräumt habe, gilt weiterhin:
Die Formulierung „Jesus ist auch göttlich“ ist vollständig zusammenhangslos.

Natürlich wirst du dein Spielchen dennoch fortsetzen, aber in dir drin ist es nun verankert, dass du sofort mit leeren Händen dastehst, sobald „deinem Ansatz“ auf den Zahn gefühlt wird.
Der Zweifel der „Gläubigen“ (dazu gehört auch dein Zweifel) kommt letztlich aus dem innersten Wissen eines „eigentlich tue ich doch ja nur so, als wäre da etwas“.

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#1307 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » So 23. Jul 2017, 11:48

sven23 hat geschrieben:Die evangelische Kirche hat doch keinen vergleichbaren Dogmenapparat wie die katholische. D
Aber sie hat ebenfalls eine Fundamental-Theologie, weiß also, auf welcher Basis sie agiert.

sven23 hat geschrieben:Sie ist eben nicht konfessionslos, sonst müßte man zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Falsch - falsch- falsch. - Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven, die einen bei den selben Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen lassen.

Du scheinst noch nicht verstanden zu haben, dass Wissenschaft selber KEINE Philosophie, sondern eine Technik ist. - Wissenschaft gibt Abläufe vor, deren Einhaltung dazu berechtigt, von wissenschaftlichen Ergebnissen zu sprechen. - Wissenschaftiche Abläufe sind jedoch problemlos auf unterschiedliche Hermeneutiken aufsetzbar - im Sinne von: "Wir untersuchen die Bibel jetzt mal unter katholischen, atheistischen, feministischen, etc. Gesichtspunkten". - Man kommt dabei NICHT zu gleichen Ergebnissen.

Dein (ideologisch bedingter) Fehler: Du scheinst zu meinen, dass DEINE Hermeneutik die einzig wissenschaftliche Hermeneutik sei - als sei Wissenschaft selber eine Hermeneutik. - Deshalb kannst Du ständig Sätze wiederholen wie "Wissenschaft versus Glaubensdogmatik" - eine unsinnige Gegenüberstellung wie etwas "Schäferhund versus Weihnachten".

sven23 hat geschrieben:Du widersprichst dir selber, denn die Forschung dürfe sich nicht zu geistigen Frage äußern, damit überschreite sie ihr Mandat, wie ein gewisser closs immer wieder behauptet hat.
Meine Aussage dazu ist, dass sich ein hermeneutischer Ansatz (nicht "Forschung"), der sich selbst von geistigen Fragestellungen distanziert, nicht zu geistigen Fragen äußern darf - das ist etwas ganz anderes. - Man kann nicht sagen "Es gibt nur Wasser und keine Luft" und auf dieser Basis Kompetenz-Ansprüche für Luft anmelden - es geht um das Duschen und nicht naß werden wollen.

Genau deshalb fordert Ratzinger doch die geistige Öffnung der HKM, DAMIT sie geistig mitreden kann.

sven23 hat geschrieben:Richtig, Jesus könnte theoretisch auch eine frei erfundene literarische Figur sein. Trotzdem hat die Mehrheit der Forschung gute Gründe anzunehmen, dass es sich um eine historische Person handelt.
Ähm - ja. - Aber hier geht es um etwas anderes - nämlich dass Theißen erkennt, dass seine "methodischen ERgebnisse" nur dann richtig sind, wenn die Hermeneutik, auf die er seine Methodik aufsetzt, sich als zutreffend erweist - was andererseits nicht geht, weil man sich dem, was war, nur über verschiedene Ansätze und Perspektive annähern kann.

Konkret: Theißen dürfte nach eigenen Aussagen nicht überrascht sein, wenn Jesus keine Naherwartung hatte, sondern gewusst hat, wie die Geschichte weitergehen würde. - Trotzdem muss er auf seiner Aussage dazu bestehen, weil diese Aussage schlüssig ist im Sinne der von ihm angewandten Methodik und der dahinter stehenden Hermeneutik. - Und damit hast Du auch eine Antwort, warum ein Wissenschaftler privat zu anderen Ergebnissen kommen kann als im Dienst.

Pluto hat geschrieben:Auf welcher Grundlage stützt sich Ratzinger eigentlich, wenn nicht auf die Bibel?
Genau auf diese Bibel stützt er sich.

Pluto hat geschrieben:Annahmen über den Status von JC sind ohnehin spekulativ und unwissenschaftlich.
Insofern ist es spekulativ, wenn man Jesus nur als Menschen versteht und ihn dementsprechend interpretiert.

Pluto hat geschrieben:Was fehlt, wenn man keine Basis für spekulative Vermutungen hat?
"Speculatio" (als philosophische Denkweise zu verstehen, die über herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet) ist Grundlage jeglicher Geisteswissenschaft.

SilverBullet hat geschrieben:Die Formulierung „Jesus ist auch göttlich“ ist vollständig zusammenhangslos.
Und damit kann Jesus nicht göttlich sein, willst Du damit sagen.

Dein geradezu narzistischer Anthropozentrismus kann nicht mit Unbekanntem umgehen. - Kennst Du nicht das Gefühl des "Hui - da ist irgendwas, aber ich weiß nicht, was"? - Nach Deinem Modell kann etwas erst sein, nachdem Du als Mensch Zusammenhänge hergestellt hast - als wäre das, was ist, davon abhängig.

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#1308 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von sven23 » So 23. Jul 2017, 12:27

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die evangelische Kirche hat doch keinen vergleichbaren Dogmenapparat wie die katholische. D
Aber sie hat ebenfalls eine Fundamental-Theologie, weiß also, auf welcher Basis sie agiert.
Natürlich, auf Basis von Mythen und Legenden.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie ist eben nicht konfessionslos, sonst müßte man zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Falsch - falsch- falsch. - Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven, die einen bei den selben Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen lassen.
Moment, ich rede vom historischen Jesus und damit von historischer Wissenschaft. Und da gibt es ja in der Forschung in den wichtigsten Fragen einen breiten Konsens.
Du hingegen meinst die "geistigen Glaubenskonstrukte", die sich Gläubige aus Versatzstücken zusammenbasteln. Deshalb gibt es doch das religiöse Kauderwelch innerhalb ein und derselben Religion.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du widersprichst dir selber, denn die Forschung dürfe sich nicht zu geistigen Frage äußern, damit überschreite sie ihr Mandat, wie ein gewisser closs immer wieder behauptet hat.
Meine Aussage dazu ist, dass sich ein hermeneutischer Ansatz (nicht "Forschung"), der sich selbst von geistigen Fragestellungen distanziert, nicht zu geistigen Fragen äußern darf - das ist etwas ganz anderes. - Man kann nicht sagen "Es gibt nur Wasser und keine Luft" und auf dieser Basis Kompetenz-Ansprüche für Luft anmelden - es geht um das Duschen und nicht naß werden wollen.
Genau deshalb fordert Ratzinger doch die geistige Öffnung der HKM, DAMIT sie geistig mitreden kann.
Und mitreden darf sie natürlich nur, wenn sie mit Ratzinger übereinstimmt. :lol:
Deshalb ist ja die Feststellung, dass linientreue Wissenschaft ist keine Wissenschaft mehr ist, um so deutlicher hervorzuheben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Richtig, Jesus könnte theoretisch auch eine frei erfundene literarische Figur sein. Trotzdem hat die Mehrheit der Forschung gute Gründe anzunehmen, dass es sich um eine historische Person handelt.
Ähm - ja. - Aber hier geht es um etwas anderes - nämlich dass Theißen erkennt, dass seine "methodischen ERgebnisse" nur dann richtig sind, wenn die Hermeneutik, auf die er seine Methodik aufsetzt, sich als zutreffend erweist - was andererseits nicht geht, weil man sich dem, was war, nur über verschiedene Ansätze und Perspektive annähern kann.
Na ja, der posthume Vergottungsprozess eines Menschen ist ja ziemlich gut dokumentiert. Insofern muss Theißen aus seinen hermeneutischen Voraussetzungen kein Geheimnis machen.

closs hat geschrieben: Konkret: Theißen dürfte nach eigenen Aussagen nicht überrascht sein, wenn Jesus keine Naherwartung hatte, sondern gewusst hat, wie die Geschichte weitergehen würde.
Solange keine neuen Quellen auftrauchen, hat die Forschung keinen Grund, ihre Erkenntnisse zu revidieren.

closs hat geschrieben: Und damit hast Du auch eine Antwort, warum ein Wissenschaftler privat zu anderen Ergebnissen kommen kann als im Dienst.
Nur wenn er schizo ist oder bewußt unredlich.
Wie könnte ein Geologe oder Biologe beruflich Menschen im Sinne des wissenschaftlichen Erkenntnisstands ausbilden und nach Feierabend Kurzzeitkreationist sein?
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#1309 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Pluto » So 23. Jul 2017, 13:04

closs hat geschrieben:Falsch - falsch- falsch. - Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven, die einen bei den selben Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen lassen.
Nein. Ziel der Wissenschaft ist es, persönliche Interpretationen zu eliminieren.

closs hat geschrieben:Wissenschaftiche Abläufe sind jedoch problemlos auf unterschiedliche Hermeneutiken aufsetzbar - im Sinne von: "Wir untersuchen die Bibel jetzt mal unter katholischen, atheistischen, feministischen, etc. Gesichtspunkten". - Man kommt dabei NICHT zu gleichen Ergebnissen.
Nein. Wissenschaft ist nicht in diesem Sinn dehnbar. Du hast immer noch nicht verstanden, dass echte Wissenschaft KEINE Annahmen oder Prämissen macht, sondern vollkommen ergebnisoffen arbeitet. Ich weiß, dass die Kanonik anders arbeitet, aber deshalb beschuldige ich sie auch unwissenschaftlich zu sein.

closs hat geschrieben:Dein (ideologisch bedingter) Fehler: Du scheinst zu meinen, dass DEINE Hermeneutik die einzig wissenschaftliche Hermeneutik sei - als sei Wissenschaft selber eine Hermeneutik. - Deshalb kannst Du ständig Sätze wiederholen wie "Wissenschaft versus Glaubensdogmatik" - eine unsinnige Gegenüberstellung wie etwas "Schäferhund versus Weihnachten".
Sorry, aber das siehst du völlig verkehrt. Hermeneutik und Wissenschaft haben miteinander nichts zu tun.
Hermeneutik baut auf Interpretation. Wissenschaft führt zu Schlussfolgerungen.

closs hat geschrieben:Meine Aussage dazu ist, dass sich ein hermeneutischer Ansatz (nicht "Forschung"), der sich selbst von geistigen Fragestellungen distanziert, nicht zu geistigen Fragen äußern darf - das ist etwas ganz anderes.
Wer tut denn so was? :shock:
Die Kanoniker?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Annahmen über den Status von JC sind ohnehin spekulativ und unwissenschaftlich.
Insofern ist es spekulativ, wenn man Jesus nur als Menschen versteht und ihn dementsprechend interpretiert.
Einverstanden.
Das einzig Richtige wäre, ohne Annahme zu forschen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was fehlt, wenn man keine Basis für spekulative Vermutungen hat?
"Speculatio" (als philosophische Denkweise zu verstehen, die über herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet) ist Grundlage jeglicher Geisteswissenschaft.
Es geht hier aber nicht um Etymologie oder altgriechische Wortbedeutungen, sondern um die Vermutung, JC sei Gott.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

R.F.
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#1310 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von R.F. » So 23. Jul 2017, 13:11

sven23 hat geschrieben: - - -
closs hat geschrieben: Konkret: Theißen dürfte nach eigenen Aussagen nicht überrascht sein, wenn Jesus keine Naherwartung hatte, sondern gewusst hat, wie die Geschichte weitergehen würde.
Solange keine neuen Quellen auftrauchen, hat die Forschung keinen Grund, ihre Erkenntnisse zu revidieren.
Entweder das Gros der Theologen und Historiker besteht aus ausgesprochenen Blindgängern oder erbärmlichen Feiglingen. Ich gehe vom Letzteren aus.
Jedenfalls blicken fast alle durch sehr dünne Röhrchen, den Panorama-Blick hat kam jemand unter ihnen...
sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Und damit hast Du auch eine Antwort, warum ein Wissenschaftler privat zu anderen Ergebnissen kommen kann als im Dienst.
Nur wenn er schizo ist oder bewußt unredlich.
Wie könnte ein Geologe oder Biologe beruflich Menschen im Sinne des wissenschaftlichen Erkenntnisstands ausbilden und nach Feierabend Kurzzeitkreationist sein?
Das kann nicht Dein Ernst sein. Entweder Du hast tatsächlich so wenig eigene Erfahrung, oder Du versuchst das Forum zu verladen...

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