Strohmannargument. So habe ich nicht argumentiert. Ich schrieb:Thaddäus hat geschrieben:Also zunächst einmal denke ich nicht, dass meine Gene dafür verantwortlich sind, dass ich mir heute einen Espresso und keinen Cappuchino wie üblich im Cafe bestellt habe.
Die Wahl zwischen Espresso oder Cappuchino steht dir frei - mit der Natur unverhandelbar ist und bleibt: trink oder stirb!Andreas hat geschrieben:Dass wir Diese oder Jene Entscheidung treffen können, ist eine Tatsache, die vom genetischen Code konstituiert ist, und hat Auswirkungen auf die umgebende Natur zur Folge.
Die Wahl zwischen See A oder See B steht dem Seeadler frei - mit der Natur unverhandelbar ist und bleibt: friss oder stirb!
Und noch ein Strohmann in zweifacher Ausführung:
Beim ersten Mal hab ich diese Unterstellung, dass ich auf ein "Zurück zur Natur" hin argumentieren würde, noch wohlwollend ignoriert.Thaddäus hat geschrieben: Deshalb ist eine Forderung, wie: "Zurück zur Natur" immer naiv. Sie übersieht, dass es für den Menschen kein "Zurück zur Natur" gibt, ohne dass er aufhörte, ein Mensch zu sein.
Wie begründest du, dass das Bewusstsein ein tiefer Graben sei, welcher den Menschen von der Natur für immer und ewig trennen würde? Das ist wohlklingende Poesie - ermöglicht durch und im Rahmen von unserer natürlichen, biologischen und genetischen, Konstitution. Das scheint mir eher ein Argument dafür zu sein, dass Poesie ein Naturphänomen ist als ein Argument für den angeblich immer und ewig trennenden Graben.Thaddäus hat geschrieben:Es gibt für den Menschen kein einfaches "Zurück zur Natur", denn er ist von ihr durch den tiefen Graben seines Bewusstseins für immer und ewig getrennt.
Du wiederholst lediglich deine Behauptung, dass der Mensch von der Natur "unüberbrückbar" getrennt sei, ohne sie auch nur ansatzweise zu Begründen. Stattdessen baust du hier den Strohmann auf, dass ich wollen würde, dass der Mensch "zurück zur Natur" gehen solle. Ich begründe aber mit Argumenten genau das Gegenteil: der Mensch hat sich niemals von der Natur getrennt, oder könne dies jemals tun. Damit äußere ich einen berechtigten Zweifel an deiner und Plutos "unzweifelhaft" richtigen Aussage, dass sich die Natur nicht darum schere, was der Mensch setzen würde.
Wenn über Hiroshima eine Atombombe gezündet wird und augenblicklich Tausende Schmetterlinge, Katzen und Menschen den Tod finden, wenn Peter S. während er kommt Daniela G. ins Ohr haucht, dass er sie liebt und dabei ein Kind gezeugt wird - dann sind das alles Tatsachen in der Natur, hervorgebracht von der Natur und haben Konsequenzen in der Natur.
Ich fragte nach einer Begründung dafür, dass der Mensch von der Natur getrennt sei.
Wenn ich irgendwo sitze und mir denke: "Mensch Andreas, das ist aber schön hier!" lebe ich in meiner Umwelt und damit IN der Natur und gehe buchstäblich in ihr auf - was immer dieses schon wieder poetische "buchstäbliche in etwas aufgehen" bedeuten mag.Thaddäus hat geschrieben:Der Seeadler lebt nicht nur in seiner Umwelt und damit IN der Natur, sondern er geht in ihr buchstäblich auf. Das soll heißen: er tritt niemals zurück von dieser Natur, stützt sich gedankenvoll den Flügel unter den Schnabel und denkt sich: "Mensch Seeadler, dass ist aber schön hier!"
Nebenbei bemerkt, wird selbst ein Seeadler in Europa schwerlich ein Stück vom Menschen unberührter Natur finden, aber jede Menge Kulturlandschaft in der er tatsächlich auch lebt. Das ist ein weiteres Argument dafür, dass die Unterscheidung von Kultur und Natur bzw. Mensch und Natur nicht den Tatsachen entspricht, denn der Mensch ist nicht das einzige Lebewesen, welches die Natur verändert. Das ist doch der Witz der Biosphäre dieses Planeten, dass die Tatsache ihrer Existenz und ihre Gestalt eine Folge der Aktivitäten aller je darin gelebt habenden und aktuell lebenden Lebewesen ist. Wie der Mensch aus der Biosphäre "zurücktreten" (wieder so eine mehr poetische als inhaltlich nachvollziehbare Formulierung) können sollte, gälte es ja von dir zu begründen.