Münek hat geschrieben:Dann solltest Du es durch Deine Wortwahl vermeiden, diesen Eindruck zu erwecken.
Wie oft soll ich noch das Wort "Glaubensentscheid" bringen, damit Dir die Voraus-Setzungen des Christentums bewusst sind?
Münek hat geschrieben:die Evangelien sind primär Glaubenszeugnisse.
Klar - man sieht etwas, beurteilt es und hält es für glaubhaft oder nicht.
Münek hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du das ernst meinst.
Dann lies GENAU.
Münek hat geschrieben:Die RKK hat sich meines Wissens nicht zur Evolutionstheorie geäußert.
Doch - nur eine spontan Gegoogelte:
"Papst: Evolution und Schöpfung sind kein Gegensatz
Papst Benedikt XVI. sprach sich bei einer Begegnung mit 500 italienischen Priestern gegen einen künstlichen Gegensatz zwischen Evolutionslehre und Schöpfungsglaube aus. Er meinte, es gebe viele wissenschaftliche Beweise für die Evolution, die man als Realität sehen müsse. Aber die Evolutionslehre beantworte nicht alle Fragen und vor allem nicht die große philosophische Frage: Woher kommt das alles?" (aus: U.Kutschera)
"Die Evolutionstheorie von Charles Darwin über die Entstehung der Arten und der Glaube an die Schöpfungsgeschichte sind miteinander vereinbar – sagt zumindest der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, William Levada, am Dienstag in Rom". (aus: Die Welt, 4.3.2009)
Das ist wirklich seit Jahrzehnten kalter Kaffee.
Münek hat geschrieben:Das und noch mehr steht im "Weltkatechismus der Katholischen Kirche". Und das haben Katholiken zu glauben. Und jetzt kommst Du uns mit einem Kardinal Schönborn, der sich als "Kenner der Materie" fundamentalistisch zur Evolutionstheorie äußert. Geht's noch?
Du verstehst es halt nicht. - Im übrigen bezeichnet sich Schönborn nicht als "Kenner der Materie" (er ist NICHT Evolutions-Biologe), sondern ordnet die ET in sein geistiges Weltverständnis ein - das ist etwas ganz anderes.
Münek hat geschrieben:Aber wir haben ja noch unsere professionellen Exegeten. Die sind sich da ziemlich einig..
Das ist nicht die Lösung - es geht hier mehr um Authentizität.
Münek hat geschrieben:In der Tat sind alle überlieferten Worte Jesu für die Amtskirche authentisch, weil die Evangelisten vom Heiligen Geist inspiriert ihre Evangelien niederschrieben. Danach hat Jesus landauf landab dem Volk verkündigt, es solle Buße tun, weil das Reich (und das Zornesgericht) Gottes nahe herbeigekommen ist.
Das klingt schon besser.
Münek hat geschrieben:Und diese Worte hat der historische Jesus (mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit) nie ausgesprochen.
Ich sprach von "authentisch" und nicht von "historisch". - Es geht nicht darum, ob Jesus exakt diese Worte historisch gesagt hat, sondern ob sie das wiedergeben, was sein Denken und Meinen ist. - Und genau diese Frage ist historisch-kritisch prinzipiell nicht beantwortbar.
Münek hat geschrieben:Bei der Frage der Auferstehung Jesu hält sich die historisch-kritische theologische Forschung außen vor.
Tut sie per Voraus-Setzung NICHT. - Wer dem kritisch-rationalen Denken verpflichtet ist, inkl. Ableger wie "naturalistische Wirkungszusammenhänge, die nicht durchbrochen werden können" (nach Bultmann), hält sich NICHT außen vor, weil er es bereits im Vorfeld ausgeschlossen hat. - Dann dann Feigenblatt-Aussagen zu machen ("Wir schließen nichts aus, was wir eh schon vorher ausgeschlossen haben"), ist Augenwischerei.
Münek hat geschrieben:Kubitza bringt ja kaum Eigenes, sondern stellt den Stand der wissenschaftlichen Bibelforschung für eine größere Öffentlichkeit dar. Das sollte man ihm nicht übel nehmen.
Das ist extrem beschönigend dargestellt - lies mal seine Aussagen und schau Dir mal all seine wertenden Sprüche an. - Du machst Dir da was vor.
Münek hat geschrieben:Ich dachte immer, Christen sind für die Wahrheit. Anscheinend dann nicht, wenn ihr Köhlerglaube durch das Offenlegen missliebiger Wahrheiten in Gefahr gerät.
Die HKM legt nichts Wissenschaftliches offen, was christliche Wahrheiten ankratzen könnte. - Allerdings tritt sie im Interpretativen in Konkurrenz zur Theologie - nur das ist der Angriffspunkt von Ratzinger und Berger.
Münek hat geschrieben: Hermeneutik geschieht immer auf der Basis eines bestimmten Vorverständnisses, einer vorgegebenen Prämisse.
Korrekt. - Und da gibt es einen Clash zwischen historisch-kritischer Hermeneutik und theologischer Hermeneutik. - Würde man es bei rein wissenschaftlichen exegetischen Sachergebnissen belassen, gäbe es diesen Clash nicht.
Du erhärtest den Verdacht, dass sich HKM in vielen seiner Betreiber als Exegese bezeichnet, aber als Hermeneutik agiert.
Münek hat geschrieben:Nein - die Ratzinger-Exegese fordert von den Exegeten vorab eine ganz bestimmte positive Glaubensentscheidung (Heilsplan Gottes etc.). Der historisch-kritischen Exegese sind solche Vor-ab-Glaubensentscheidungen völlig fremd. Sonst wäre sie keine "wissenschaftliche Diziplin".
Davon abgesehen, dass dies wirklich ein Punkt ist, an dem ich schwimme, weil mir unklar ist, wo die Grenzlinie zwischen Exegese und Hermeneutik heute verläuft (bei uns war sie einfach und klar), hast Du unrecht. - Denn wie die Ratzinger-Exegese eine spirituelle Hermeneutik fordert, fordert die HKM eine kritisch-rationale und somit materialistische Hermeneutik. - Wenn ich es mir recht überlege, haben BEIDE nichts in der Exegese zu suchen - WENN man sie rein wissenschaftlich und sachlich versteht, wie es "zu meinen Zeiten" üblich war.
Münek hat geschrieben:Mit dieser Einschätzung liegst Du wahrscheinlich nicht falsch.
Tja - dann müsste man klare Grenzen zwischen Exegese und Hermeneutik ziehen - und genau das tut die HKM, die Du hier vertrittst, eben NICHT.
Davon abgesehen: In der Praxis ist es meines Wissens dann doch wieder entspannter. - Wenn das stimmt, was ich von katholischen und evangelischen Theologen höre, verzichtet die Theologie auf eigene Exegese-Formen (greift also auf die HKM-Sachergebnisse) zurück, um diese als Rohstoff für die eigentliche hermeneutische Interpretation zu verwenden.
Das erklärt, warum die historisch-kritische Exegese in der Tat eine starke Rolle in der Theologie-Ausbildung spielt - aber eben in anderer Definition, als dies von eingefleischten, interpretativ orientierten HKM-lern verstanden wird. - Insofern richtet es die Praxis wieder mal - aber im Grunde ist das zu wenig: Man sollte sich auch theoretisch einvernehmlich darüber klar werden, was Exegese kann und was nicht - und wo Hermeneutik anschließt. - Was weltanschaulich beidseits schwer zu verhandeln zu sein scheint.