sven23 hat geschrieben:Gäbe es dafür konkrete Beispiele?
Das bedarf natürlich - wie immer - der Setzung. - Setzen wir also, dass "das Gute" identisch ist mit "Liebe", und dass "Moral" eine Ableitung ist von "Liebe". Und das "Liebe" definiert ist als Erleben des "Alles in Einem" oder der Sehnsucht danach. (Und schon hätten wir wieder eine Definitions-Diskussion - lassen wir es hier einmal formal so stehen).
Demnach wäre alles, was der Mensch aus Liebe tut, ein moralisches Handeln. - WAS das dann ist, ist nicht vorhersehbar, da die praktische Ausformung eines Absoluten (hier der Liebe) variabel sein kann. - Jemand hungern lassen, ist nicht Ausdruck von Liebe - außer jemand ist so fett, dass er unbedingt abnehmen sollte. - Jemandem Rauschgift geben, ist nicht Ausdruck von Liebe - außer es soll Schmerzen lindern. - Etc. - Man kann also am äußeren Handeln nur sehr bedingt erkennen, ob etwas (In Ableitung von "Liebe") "moralisch" ist. - Somit ist alles Äußere immer relativ.
Kann ein solches Konzept Grundlage für eine öffentliche Moral sein? - Natürlich nicht. - Denn öffentliche Moral muss sich am Äußeren orientieren, ist damit also immer relativ. - Aber die Moral an sich ist eben NICHT relativ.
sven23 hat geschrieben:Wir sind wohl wieder bei der Vergangenheitsverklärung?
Gar nicht. - Früher war man auf andere Weise genauso verwirrt wie heute.
Früher gab es jedoch einen allgemein anerkannten Maßstab, den man im schlechten Falle bösartig oder verwirrt interpretiert hat, während es heute überhaupt keinen Maßstab (außer den Selbstbezug) mehr gibt. - Allerdings ist wahrscheinlich zutreffend, dass es in der PRaxis wurscht ist, warum man neben der Kappe ist - das ist fast schon wieder ein Trost.
