Ist Evolution von Gott gesteuert?

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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closs
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#111 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 15:29

Pluto hat geschrieben:Die Setzung, dass die Welt existiert lässt sich falsifizieren, was sie zum Axiom macht.
Das bestreite ich - wie sollte das gehen? - Wie willst Du entscheiden, ob Deine Messreihen und Beobachtungen, etc. Projektion oder Realität sind? - Es geht grundsätzlich nicht. - Wie willst Du das falsifizieren?

Pluto hat geschrieben:In dem du eines Morgens aufwachst, und die Sonne ist nicht mehr da. Das ist nun eine von vielen Billionen möglichen Beobachtungen.
Du verstehst nicht. - NIEMAND kann wissen, ob das Verschwinden der Sonne ein "reales" Geschehen ist oder Ausdruck Deiner Projektion - es geht grundsätzlich nicht. - Das wussten schon Augustinus und Descartes.

Pluto hat geschrieben:Weder beweisbar, noch falsifizierebar, und dies macht die Setzung zum Dogma.
Stimmt - so wie die Setzung der Naturwissenschaft, die Sonne sei keine Projektion des menschlichen Geistes, sondern "real", auch ein Dogma ist - da nicht falsifizierbar.

Falsifizieren bitte diese meine Aussage, indem Du EIN Beispiel bringst, bei dem der Mensch zwischen Projektion und "Realität" unterscheiden kann. - Du wirst es nicht schaffen, weil es nicht geht.

Pluto hat geschrieben:Der Grund, warum der kritische Rationalismus nicht von der Transzendenz übernommen wird, ist dass Transzendenz keine überprüfbaren Vorhersagen machen kann, und dadurch ein ersehnter Erkenntnisgewinn ausbleibt.
Der kritische Rationalismus KANN gar nicht von der Transzendenz übernommen werden, weil die Aussagen der Transzendenz GRUNDSÄTZLICh erst jenseits des Dasein überprüft werden können - sonst wäre es keine Transzendenz, sondern Teil der Physik - genau das ist aber META(!)-Physik genau nicht.

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#112 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 15:41

Janina hat geschrieben:Eben. Ein Dogma gilt OHNE Nützlichkeitsbezug, und OHNE Korrekturmöglichkeit. Naturwissenschaft dagegen ist das Prinzip, ALLES korrigieren zu können. Damit kann sie keine Dogmen haben.
Das trifft INNERHALB der Naturwissenschaft zu, aber doch nicht für die Grundlagen der Naturwissenschaft - konkret auch die Frage an Dich:

Wenn Du wahrnimmst, dass morgen die Sonne aufgeht, dass Dein Nachbar das auch wahrnimmt und Deine Messungen (welche auch immer) das bestätigen: Woher kannst Du sicher sein, dass die Sonne, Dein Nachbar und Deine Messungen unabhängig von Deiner Wahrnehmung "der Fall sind", also nicht Projektionen Deines Geistes sind? - Kleiner Tipp: Niemand kann das. Es ist nicht falsifizierbar.

Ergo: Die Naturwissenschaft, die innerhalb ihrer Methodik dogmen-frei ist (da gab es nie eine Widerrede), fusst auf einem Dogma, wonach das Beobachtete nicht Projektion des Menschen ist, sondern projektions-unabhängig "der Fall ist". Das kann doch nicht schwer zu verstehen sein.

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#113 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Scrypton » Do 3. Jul 2014, 15:51

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Setzung, dass die Welt existiert lässt sich falsifizieren, was sie zum Axiom macht.
Das bestreite ich - wie sollte das gehen? - Wie willst Du entscheiden, ob Deine Messreihen und Beobachtungen, etc. Projektion oder Realität sind?
Falsifiziert wäre dies durch das Aufwachen des Traumes, der die Projektionsblase platzen lässt.

closs hat geschrieben:NIEMAND kann wissen, ob das Verschwinden der Sonne ein "reales" Geschehen ist oder Ausdruck Deiner Projektion
Es ist irgendwie schon fast traurig, dass deine gesamte Argumentation lediglich auf dem eher unsinnigen Standpunkt basiert dass, wenn der Mensch/das Tier/die Wissenschaft die Annahme vertreten darf, dass die Welt wie wir sie beobachten können kein Traum ist, du ebenfalls weitere Annahmen (Zusatz-Setzungen) hinzufügen darfst über irgendwelche ausgedachten weiteren Seins-Ebenen/Welten und unsichtbaren intelligente Wesen, die dort zu finden sind!

So wird das nichts.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Weder beweisbar, noch falsifizierebar, und dies macht die Setzung zum Dogma.
Stimmt - so wie die Setzung der Naturwissenschaft, die Sonne sei keine Projektion des menschlichen Geistes, sondern "real", auch ein Dogma ist
Nein, ist es nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Axiom
http://de.wikipedia.org/wiki/Dogma

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Grund, warum der kritische Rationalismus nicht von der Transzendenz übernommen wird, ist dass Transzendenz keine überprüfbaren Vorhersagen machen kann, und dadurch ein ersehnter Erkenntnisgewinn ausbleibt.
Der kritische Rationalismus KANN gar nicht von der Transzendenz übernommen werden, weil die Aussagen der Transzendenz GRUNDSÄTZLICh erst jenseits des Dasein überprüft werden können.
Und nun versteckst du dich hinter weiteren Behauptungen.
Wenn es kein "Jenseits des Dasein" gibt, kann dort auch nichts überprüft werden. Du verschiebst das Problem demnach nur um eine weitere Behauptung.

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#114 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 16:39

Darkside hat geschrieben:Es sind eben unsere Wahrnehmungsorgane - und ohne diese ist eine Wahrnehmung schlicht NICHT möglich.
Das stimmt doch nicht - auch Träume sind Wahrnehmungen - oder geistige Erkenntnissen sind Wahrnehmungen. - Oder schlägt hier wieder der Definitions-Teufel zu?

Darkside hat geschrieben: die Interpretation jedoch ist keine Wahrnehmung.
Eine geistige Erkenntnis wäre somit keine Wahrnehmung? - Wie würdest Du folgendes interpretieren:

Mathematiker basteln rum und stellen am Ende fest, dass es eine unendlich viele Primzahlen gibt. - Ist das keine Wahrnehmung? - Wenn in Deiner Definition NEIN - was wäre es dann?

Darkside hat geschrieben:Davon gehen jedoch auch Tiere aus; sowie Babys. Eben, weil dies ein angeborener sowie lebensnotwendiger Automatismus ist, keine Setzung.
Das ist pragmatisch rausgeredet. - Ob Tiere oder Babys Deine Projektion sind oder unabhängig davon "der Fall sind", weisst Du doch gar nicht.

Darkside hat geschrieben:Platonsich/christlich/ontologisch wird jenes als Konstante gesetzt, was behauptet wird als "das, was der Fall ist".
Einverstanden - und irgendwann wird sich herausstellen, ob dieses Dogma irrig oder zutreffend ist. - Mir ging es darum, dass platonisch/christlich/ontologisch das Objekt nicht als Variable, sondern als Konstante gesetzt wird - beim Konstruktivismus ist es gerade andersrum, weil für ihn nicht das Sein, sondern die Wahrnehmung im Mittelpunkt steht.

Darkside hat geschrieben:Das behauptest du zwar immer, doch einen Beleg konntest du bisher nie darlegen.
Da verweise ich immer auf 5000 Jahre Kulturgeschichte von China bis Spanien. - Allein im Abendland wimmelt es von solchen Hinweisen von Platon bis Kant. - Wahrscheinlich meinst Du aber mit "Belegen" solche Hinweise, die der Methodik des Konstuktivismus folgen - das ist auf geistige Fragestellungen nicht anwendbar.

Darkside hat geschrieben: Weder vorher noch nachher (heute) erkennt das jeder Mensch.
Richtig - aber manche tun es zu Daseins-Zeiten.

Darkside hat geschrieben: Es war also völlig sinnfrei.
Wieso das? Vielleicht sind Beispiele aus der Geschichte Hilfe für diejenigen, die es erkennen. - Im übrigen: Die Tatsache, dass wir irgendetwas nach UNSEREM Massstab als sinnfrei verstehen, sagt ontologisch nichts aus - es könnte ganz andere Massstäbe geben, die wir nicht kennen. - Dem unbekannten Sein schiebt der Konstruktivismus jedoch programmatisch einen Riegel vor.

Pragmatisch ist das verständlich - im Wirtschaftsleben ist das nicht anders (warum soll ich Klaviere verkaufen wollen in ein Land, von dem ich nichts weiss? Irrelevant). - Aber das sagt nichts über das Sein dieses Landes aus - genau solche Fragen sind aber Gegenstand der "echten" Philosophie und der Ontologie. - In diesem Sinne ist der Konstruktivismus eine "Business-Philosophie" - also etwas ganz anderes.

Darkside hat geschrieben:Diese basieren eben genau auf diesen, daher...
"Geist" im spirituellen Sinne ist NICHT mit dem Fortschreiten zerebraler Fähigkeiten verkoppelt - es kann gut sein, dass Neanderthaler transzendenz-fähiger waren als der westliche Mensch des 21. Jh. - Das sind zwei unterschiedliche Größen.

Darkside hat geschrieben:Das gilt ebenso für mehrere Götter!
Nein - weil dann die Aufhebung der Dialektik nicht gegeben wäre.

Darkside hat geschrieben:Nein, müssen wir nicht
Doch: Die Basis ist: "Wahrnehmung" und "das, was der Fall ist", sind autonome Größen. - Das ist das erste, was verstanden werden muss - in aller Konsequenz. - Alles daraus Folgende ist Kür.

Darkside hat geschrieben:Dass es einen Gott gibt, dass es eine weitere Seins-Ebene gibt sind alles keine Schlussfolgerungen, sondern schlicht Behauptungen, die als gegeben hingenommen werden
OK - jedenfalls ergibt es sich aus der Setzung, dass "Wahrnehmung" und "das, was der Fall ist", autonome Größen sind.

Wollte man das sich aus dieser Setzung Ergebende "Behauptung" nennen (why not?), wo wäre das Problem. - Auch die Naturwissenschaft rekrutiert aus ihrer Grundlage /(Stichwort: Prinzipielle Nicht-Entscheidbarkeit, ob etwas Projektion oder unabhängig davon "der Fall ist") Behauptungen - das ist nicht ungewöhnlich.

Nun wirst Du einwenden, dass Naturwissenschaft Behauptungen im Rahmen der naturwissenschaftlichen Methodik nachweisen muss - natürlich ist das so. - Und natürlich ist es bei die META-Physik betreffende Behauptungen NICHT der Fall - aus dem ganz einfachen Grund, weil META-Physisches nicht mit auf Physik abgestimmte Methoden nachgewiesen werden KANN.

Darauf hin sagt der Konstruktivist "Irrelevant", weil seine Methodik nichts ausrichten kann. - Aber das ist doch keine Frage über Sein oder Nicht-Sein, sondern über Wahrnehmungs-Techniken - und genau das interessiert unter ontologischen Gesichtspunkten NICHT. - Da geht es darum, was als Sein vermutet werden KANN - UNABHÄNGIG von Objektivierungs-Möglichkeiten im Dasein.

Also wovon reden wir? - Reden wir A) davon, was als Sein vermutet werden kann, egal ob man es nachweisen kann oder nicht? - Oder reden wir B) davon, welches Sein mit Daseins-Methodik nachgewiesen werden kann.

Die Ontologie sagt: B) ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Teilmenge von A). - Der Materialismus/Naturalismus/Existentialismus/Konstruktivismus sagt dagegen: "A) = B), weil wir setzen, dass "alles, was der Fall ist" als daseins-nachweisbar setzen. - A) ist letztlich theozentrisch ausgerichtet - B) ist letztlich anthropozentrisch ausgerichtet.

Jetzt kann man sich trefflich darüber streiten, ob A) oder B) recht haben - unter ontologischen Gesichtspunkten ist das aber vollkommen wurscht. - Denn durch UNSEREN Wahrnehmungs-Streit ändert sich kein Jota an "dem, was der Fall ist".

Darkside hat geschrieben:Das sehe ich anders.
Das klingt immer so, als wären die Hochkulturen im Verhältnis zu heute (spirituell-)geistig weniger entwickelt - aus meiner Sicht spricht mehr für eine gegenteilige Annahme.

Darkside hat geschrieben:Nun, dann ist es weiter auch scheiß-egal, was du als existent behauptest.
Richtig - meine Wahrnehmung ändert kein Jota an dem, was ist und was nicht ist. - Aber möglicherweise ist meine Wahrnehmung authentisch zu dem, was ist - und möglicherweise Deine Wahrnehmung nicht. - Wir können das nicht entscheiden. - Und deshalb sollte auch der Konstruktivismus nicht vorgeben, es entscheiden zu können.

Darkside hat geschrieben:Daraus ist zu folgern, dass du auch in diesem System weder plausible noch richtige Aussagen triffst, sondern nur innerhalb jenes Systems, das du dir persönlich ausgemalt hast.
Das wäre wirklich ein anderes Thema - deshalb hier nur kurz:

Geistige "Realität" kann sich auf verschiedenste Weise offenbaren bzw. kann auf verschiedenste Weise wahrgenommen werden. Diese Wahrnehmung kann authentisch (im Verhältnis zur geistigen "Realität") sein oder nicht.

OB geistige Wahrnehmung authentisch ist, ist NICHT ermittelbar durch den Vergleich mit anderen Wahrnehmungen, sondern nur im Verhältnis zur geistigen "Realität" selbst - ein kleines Verständnis-Beispiel:

Stelle Dir vor, es gäbe einen Punkt "W", der für Wahrheit steht (wir wollen hier für einen Moment nicht bezweifeln, dass diese Aussage zutreffend wäre). - Jemand der "oberhalb" (nennen wir es aus Darstellungsgründen "nördlich") davon stünde, müsste sich nach Süden wenden, um näher an "W" zu kommen. - Jemand der "südlich" davon stünde, müsste sich nach Norden wenden, um näher an "W" zu kommen.

Es wäre nun tyoisch Mensch zu sagen: "Aha - ein Vektor zeigt nach Süden, der andere nach Norden - mindestens einer ist falsch ausgerichtet". - Diese Aussage ist jedoch falsch, wie wir wissen, wenn wir dieses Verständnis-Beispiel zugrundelegen.

Das heisst: Ein Hindu kann auf seine Weise mehr zur Wahrheit ausgerichtet sein als ein Christ - und trotzdem gibt es nur EINE Wahrheit. - Kommt das rüber?

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#115 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 17:02

Darkside hat geschrieben:Falsifiziert wäre dies durch das Aufwachen des Traumes, der die Projektionsblase platzen lässt.
Woher nimmst Du die Sicherheit, dass es dieses Aufwachen gibt? - Du machst einen kognitiven Fehler, wenn Du meinst, Projektion fände notwendigerweise in einer Welt statt, die Du "real" nennst - das ist doch gar nicht ausgemacht - gerade das ist doch die Frage.

Darkside hat geschrieben:So wird das nichts.
Es geht hier nicht darum, was ICH als sinnig oder unsinnig verstehe, sondern um die DISZIPLIN (!), das eigene Verständnis nicht zum Maßstab für ontologische Fragen zu machen.

Will heißen: Selbstverständlich ist es möglich, dass all das, was ich wahrnehme, eine geistige Projektion ist. - Und weil ich (übrigens: geistige!!) Gründe dafür habe, dass dem NICHT so ist, setze ich dogmatisch, dass die Natur unabhängig von meiner Wahrnehmung "der Fall ist" - also das ist, was Du auch meinst. - Weder die eine noch die andere Version ist falsifizierbar.

Warum reden wir darüber?. - NICHT, weil irgendjemand behaupten wollte, dass die Natur ausschließlich eine Projektion des menschlichen Geistes wäre, sondern um klarzustellen, dass beides grundsätzlich möglich ist und wir es grundsätzlich NICHT entscheiden können, sondern nur setzen können, wie wir es haben wollen.

Damit löst sich nämlich auch die Mär auf, dass die materialistischen Sichtweisen dogmen-frei wären, also diesbezüglich grundsätzlich anders aufgehängt wären als spirituelle (also meta-physische) Sichtweisen - das sind sie nachweislich NICHT, wenn man saubere logische Herleitungen als Nachweis akzeptiert.

Erst wenn DAS kapiert ist, kann man darüber sprechen, ob es überhaupt eine meta-physische Welt gibt. - Und auch da wird niemand falsifizieren können, dass es sie gibt oder nicht gibt. - Denn die Naturwissenschaft ist keine Disziplin, die ontologische Fragestellungen beantworten kann, sondern ausschließlich Fragen in Bezug auf die physische Welt. - GÄBE es nur die physische Welt (was möglich ist, weil unsere Wahrnehmung nicht über Sein oder Nicht-Sein entscheiden kann), gäbe es auch nur Fragen in Bezug auf die physische Welt. - Aber NIEMAND weiss es.

Weder WEISS der spirituelle Mensch, dass es eine transzendente Welt gibt - selbst wenn es über Jahrtausende sehr plausible Hinweise darauf gibt. - Noch WEISS der Materialist, dass es eine transzendente Welt NICHT gibt - eben weil er qua definitione nur Aussagen über die materielle Welt macht. - Ist das jetzt klar?

Darkside hat geschrieben:Nein, ist es nicht.
Was sollen die wiki-Hinweise. - Ist mit unserer Wahrnehmung falsifizierbar, dass die Sonne Projektion ist oder nicht Projektion ist? - Nein - ist es nicht. - Wie sollte ein Mensch das unterscheiden können? - Er nimmt in beiden Fällen exakt dasselbe wahr.

Darkside hat geschrieben:Wenn es kein "Jenseits des Dasein" gibt, kann dort auch nichts überprüft werden.
Stimmt - ob es so ist, ist nur aus Perspektive des Objekts entscheidbar.

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#116 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Do 3. Jul 2014, 17:34

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Setzung, dass die Welt existiert lässt sich falsifizieren, was sie zum Axiom macht.
Das bestreite ich - wie sollte das gehen?
Wenn die Sonne morgen nicht aufginge, wäre unsere Vorstellung der Welt falsch.

closs hat geschrieben:Wie willst Du entscheiden, ob Deine Messreihen und Beobachtungen, etc. Projektion oder Realität sind? - Es geht grundsätzlich nicht. - Wie willst Du das falsifizieren?
Zunächst sollten wir mal klarstellen: Meßreihen sind Beobachtungen. Nur Modelle sind falsifizierebar.
Dass unsere Modelle die Wirklichkeit beschreiben, lässt sich schon an ihrer Nützlichkeit im Alltag ablesen.
Wenn unsere Meßreihen falsch wären, hätte man die Wissenschaft längst als Methode fallengelassen.
closs hat geschrieben:Du verstehst nicht. - NIEMAND kann wissen, ob das Verschwinden der Sonne ein "reales" Geschehen ist oder Ausdruck Deiner Projektion - es geht grundsätzlich nicht.
Wenn wir die Sonne nicht sehen würde, und es gleichzeitig sehr kalt würde, wäre unser Modell der Welt falsifiziert. Mir genügt das.
closs hat geschrieben:...so wie die Setzung der Naturwissenschaft, die Sonne sei keine Projektion des menschlichen Geistes, sondern "real", auch ein Dogma ist - da nicht falsifizierbar.
Strohmann Argument!
Falsifizieren bitte diese meine Aussage, indem Du EIN Beispiel bringst, bei dem der Mensch zwischen Projektion und "Realität" unterscheiden kann. - Du wirst es nicht schaffen, weil es nicht geht.
Aber darum geht es doch in der Wissenschaft nicht. Die Wissenschaft baut Modelle und vergleicht sie mit der Wahrnehmung der Welt. Fuktionieren die Modelle, sind diese tauglich, wenn nicht werden sie verworfen oder modifiziert.
Wie viele Meschen sind seit Icarus in den Tod gestürzt, weil sie meinten wie die Vögel fliegen zu können? — Es war das falsche Modell.
Erst als man starre Flügel mit einen Verbrennungsmotor vereinte (Gebr. Wright) gelang den Menschen das fliegen. — Das war das richtig Modell.

Dass Transzendenz nichts schaffen kann, beweist schon der Blitzableiter an jedem Kirchturm.
closs hat geschrieben:Der kritische Rationalismus KANN gar nicht von der Transzendenz übernommen werden, weil die Aussagen der Transzendenz GRUNDSÄTZLICh erst jenseits des Dasein überprüft werden können - sonst wäre es keine Transzendenz, sondern Teil der Physik - genau das ist aber META(!)-Physik genau nicht.
Deshalb auch die Überelgenheit der "Naturwissenschaften" gegenüber den "Geisteswissenschaften".
Sie sind im Jetzt überprüfbar, und müssen sich nicht mit auf die Hoffnung eines Versprechens verlassen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#117 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 17:53

Pluto hat geschrieben:Wenn die Sonne morgen nicht aufginge,
... wäre für die Wahrnehmung unentscheidbar, ob es sich dabei um eine geistige Projektion oder um ein "reales" Geschehen handelt.

Pluto hat geschrieben:Wenn die Sonne morgen nicht aufginge, wäre unsere Vorstellung der Welt falsch.
Das ist etwas ganz anderes: Damit würdest Du das gängige Naturbild INNERHALB der Naturwissenschaft falsifizieren - das ist a) zutreffend und b) nicht das Thema hier.

Pluto hat geschrieben:Wenn unsere Meßreihen falsch wären, hätte man die Wissenschaft längst als Methode fallengelassen.
Falsch. - Weil man gar nicht weiss, ob Natur und Wissenschaft als Projektion oder "real" stattfinden. - Warum sollte man etwas fallenlassen, was funktioniert? Jedoch ist unentscheidbar, ob es "real" oder als Projektion funktioniert - darum geht es hier.

Pluto hat geschrieben: Mir genügt das.
DAS wiederum ist ok. - Das ist der konstruktivistische Ansatz, der das nimmt, was er zu greifen bekommt, aber keine ontologischen Fragen bzw. Fragen nach den Grundlagen des Konstruktivismus stellt. - Damit disqualifiziert er sich aber auch als Gesprächspartner zur Frage, ob es Transzendenz gibt - genauso, wie man einen Pizza-Bäcker nicht über Strings befragen würde. - None of his business.

Pluto hat geschrieben:Strohmann Argument!
Zu wenig. - Ist meine Aussage falsifizierbar oder nicht?

Pluto hat geschrieben:Aber darum geht es doch in der Wissenschaft nicht.
So ist es. - Deshalb wird sie auch keine Aussagen darüber treffen, was es NICHT gibt - beispielsweise, dass Transzendenz nicht ist. - Warum aber treffen dann (im Gegensatz zur Naturwissenschaft) materialistische Weltanschauungen solche Aussagen? Antwort: Weil es dogmatische Aussagen sind.

Pluto hat geschrieben:Dass Transzendenz nichts schaffen kann, beweist schon der Blitzableiter an jedem Kirchturm.
Das ist keine wissenschaftliche Aussage, sondern eine dogmen-gestützte Aussage materialistischer Weltanschauungen.

Pluto hat geschrieben:Deshalb auch die Überelgenheit der "Naturwissenschaften" gegenüber den "Geisteswissenschaften".
Wieso "Überlegenheit"? - Allenfalls kann man sagen, dass Naturwissenschaften in puncto innerbetriebliches Geschehen des Daseins überlegen sind - aber doch nicht generell in Bezug auf "das, was der Fall ist/sein kann". - Die Zuständigkeit der Naturwissenschaften für physikalisches Geschehen ist nach wie vor vollkommen unbestritten.

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#118 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Do 3. Jul 2014, 18:30

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn die Sonne morgen nicht aufginge, wäre unsere Vorstellung der Welt falsch.
Das ist etwas ganz anderes: Damit würdest Du das gängige Naturbild INNERHALB der Naturwissenschaft falsifizieren - das ist a) zutreffend und b) nicht das Thema hier.
Doch es passt hierher, weil damit unser Modell der Welt falsifiziert wäre.

closs hat geschrieben:Warum sollte man etwas fallenlassen, was funktioniert? Jedoch ist unentscheidbar, ob es "real" oder als Projektion funktioniert - darum geht es hier.
Wenn ein Modell funktioniert können wir gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind (Zitat Popper).

closs hat geschrieben: ...genauso, wie man einen Pizza-Bäcker nicht über Strings befragen würde. - None of his business.
Ich weiß nicht... :angel:
Wenn man den Stringfachmann befragt, dann bestehen auch Pizzas aus Strings. Kann man über die Transzendenz dasselbe sagen?
Frage an den Experten (closs): Woraus besteht denn Transzendenz?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Strohmann Argument!
Zu wenig. - Ist meine Aussage falsifizierbar oder nicht?
Deine Aussage war:
...wie die Setzung der Naturwissenschaft, die Sonne sei keine Projektion des menschlichen Geistes, sondern "real", auch ein Dogma ist - da nicht falsifizierbar.
Die Projektion des menschlichen Geistes ist falsifizierbar und kein Dogma. Die Sonne selbst... vielleicht...?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass Transzendenz nichts schaffen kann, beweist schon der Blitzableiter an jedem Kirchturm.
Das ist keine wissenschaftliche Aussage, sondern eine dogmen-gestützte Aussage materialistischer Weltanschauungen.
Nein es ist eine Theorie, die sich auf beobachtbare Tatsachen stützt.
Oder kannst du mir einen Kirchturm ohne Blitzableiter zeigen? — Dann wäre die Theorie falsifiziert.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb auch die Überelgenheit der "Naturwissenschaften" gegenüber den "Geisteswissenschaften".
Wieso "Überlegenheit"?
Überlegenheit deshalb, weil man kein einziges Beispiel vorlegen kann, wo dies nicht der Fall ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#119 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Do 3. Jul 2014, 19:06

Pluto hat geschrieben:Doch es passt hierher, weil damit unser Modell der Welt falsifiziert wäre.
Dieses Modell der Welt wäre auch falsifiziert, wenn es eine Projektion wäre - Deine Aussage sagt nichts über "real" bzw. "Projektion" aus, sondern über unsere heutiges Modell der Welt (das genauso wäre, wenn es Projektion wäre).

Pluto hat geschrieben:Wenn ein Modell funktioniert können wir gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind (Zitat Popper).
Das sagt nichts darüber aus, ob dieses Modell "real" oder als Projektion funktioniert. - In beiden Fällen würde es gleich funktionieren.

Pluto hat geschrieben:Woraus besteht denn Transzendenz?
Materiell (vermutlich) aus "nichts" - Geist ist nicht MAterie.

Pluto hat geschrieben:Die Projektion des menschlichen Geistes ist falsifizierbar und kein Dogma.
Auf der Basis eines Vorgangs innerhalb der "realen" Welt JA.

Hier geht es jedoch darum, ob alle Deine Wahrnehmungen "real" oder Projektion sind (also um etwas ganz anderes). Hierbei ist keine der Antwortmöglichkeiten falsifizierbar. Denn: Wie willst Du unterscheiden, ob Dein Tagesablauf Projektion oder "real" ist? - Du kannst das nicht - NIEMAND kann das, weil es aus Wahrnehmungs-Perspektive prinzipiell nicht unterscheidbar ist.

Pluto hat geschrieben:Nein es ist eine Theorie, die sich auf beobachtbare Tatsachen stützt.
Vereinfacht sagsts Du: Bäcker sind Musikern überlegen, weil sie (die Bäcker) Brot backen. - Du stellst fest, dass Musiker überhaupt kein Brot backen und kommst zum Schluss, dass sich Deine Aussage auf beobachtbare Tatsachen stützt.

Pluto hat geschrieben:Überlegenheit deshalb, weil man kein einziges Beispiel vorlegen kann, wo dies nicht der Fall ist.
Dito - genau dasselbe. - Du vergleichst Naturwissenschaft mit Geisteswissenschaft und stellst fest, dass Naturwissenschaften in naturwissenschaftlichen Belangen den Geistesgeschichten überlegen sind.

All das lässt die Schlussfolgerung zu, dass das 20./21. Jh. derart ent-geistigt ist, dass es überhaupt nichts mehr mit dem Begriff "Geist" anfangen kann. - UND - um dem noch eine Krone aufzusetzen: Man empfindet das als kulturellen Fortschritt. - Ganz echt - das ist Babel pur.

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#120 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Do 3. Jul 2014, 20:04

closs hat geschrieben:Das sagt nichts darüber aus, ob dieses Modell "real" oder als Projektion funktioniert. - In beiden Fällen würde es gleich funktionieren.
Da das Modell zu unserer Zufriedenheit funktioniert, ist es unerheblich was seine Letztbegründung ist.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Woraus besteht denn Transzendenz?
Materiell (vermutlich) aus "nichts" - Geist ist nicht MAterie.
Nichts...? Das ist eindeutig zu wenig.
ex nilhilo, nihil fit ist eine der ältesten Erkenntnisse der Philosophie, und wird immer wieder vom Christentum als Weisheit kolportiert. Der Kirchenvater Augustinus, hat extra dafür sein Gottesargument des Unbewegten Bewegers postuliert. Wenn Augustinus Recht hatte, dann besteht hoffentlich Transzendenz aus mehr als Nichts!
closs hat geschrieben:Hier geht es jedoch darum, ob alle Deine Wahrnehmungen "real" oder Projektion sind (also um etwas ganz anderes). Hierbei ist keine der Antwortmöglichkeiten falsifizierbar. Denn: Wie willst Du unterscheiden, ob Dein Tagesablauf Projektion oder "real" ist? - Du kannst das nicht - NIEMAND kann das, weil es aus Wahrnehmungs-Perspektive prinzipiell nicht unterscheidbar ist.
Muss ich das denn?
Was zählt ist doch, ob der Tag gut gelaufen ist.

closs hat geschrieben:Vereinfacht sagsts Du: Bäcker sind Musikern überlegen, weil sie (die Bäcker) Brot backen. - Du stellst fest, dass Musiker überhaupt kein Brot backen und kommst zum Schluss, dass sich Deine Aussage auf beobachtbare Tatsachen stützt.
Meine Beobachtung ist eine andere: Bäcker backen und Musiker musizieren. Jedem das seine.
Aber wenn du die Leute fragst, was ist im Leben wichtiger, Brot oder Musik, dann kriegst du von der Mehrheit die Antwort: "Brot", weil es dem Überleben in der Realität dient.
closs hat geschrieben:All das lässt die Schlussfolgerung zu, dass das 20./21. Jh. derart ent-geistigt ist, dass es überhaupt nichts mehr mit dem Begriff "Geist" anfangen kann. - UND - um dem noch eine Krone aufzusetzen: Man empfindet das als kulturellen Fortschritt. - Ganz echt - das ist Babel pur.
Ganz so schwarz sehe ich es nicht, aber die Richtung stimmt schon.
Ein Politiker hat mal unsere Zeit mit Titytainment umschrieben (kommt from Busen und "Entertainment").
Das spiegelt (leider) den Zeitgeist unser Zeit ziemlich gut wieder. Darum sehne ich mich ja auch nach mehr philosophischem Verständnis der Welt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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