Darkside hat geschrieben:Es sind eben unsere Wahrnehmungsorgane - und ohne diese ist eine Wahrnehmung schlicht NICHT möglich.
Das stimmt doch nicht - auch Träume sind Wahrnehmungen - oder geistige Erkenntnissen sind Wahrnehmungen. - Oder schlägt hier wieder der Definitions-Teufel zu?
Darkside hat geschrieben: die Interpretation jedoch ist keine Wahrnehmung.
Eine geistige Erkenntnis wäre somit keine Wahrnehmung? - Wie würdest Du folgendes interpretieren:
Mathematiker basteln rum und stellen am Ende fest, dass es eine unendlich viele Primzahlen gibt. - Ist das keine Wahrnehmung? - Wenn in Deiner Definition NEIN - was wäre es dann?
Darkside hat geschrieben:Davon gehen jedoch auch Tiere aus; sowie Babys. Eben, weil dies ein angeborener sowie lebensnotwendiger Automatismus ist, keine Setzung.
Das ist pragmatisch rausgeredet. - Ob Tiere oder Babys Deine Projektion sind oder unabhängig davon "der Fall sind", weisst Du doch gar nicht.
Darkside hat geschrieben:Platonsich/christlich/ontologisch wird jenes als Konstante gesetzt, was behauptet wird als "das, was der Fall ist".
Einverstanden - und irgendwann wird sich herausstellen, ob dieses Dogma irrig oder zutreffend ist. - Mir ging es darum, dass platonisch/christlich/ontologisch das Objekt nicht als Variable, sondern als Konstante gesetzt wird - beim Konstruktivismus ist es gerade andersrum, weil für ihn nicht das Sein, sondern die Wahrnehmung im Mittelpunkt steht.
Darkside hat geschrieben:Das behauptest du zwar immer, doch einen Beleg konntest du bisher nie darlegen.
Da verweise ich immer auf 5000 Jahre Kulturgeschichte von China bis Spanien. - Allein im Abendland wimmelt es von solchen Hinweisen von Platon bis Kant. - Wahrscheinlich meinst Du aber mit "Belegen" solche Hinweise, die der Methodik des Konstuktivismus folgen - das ist auf geistige Fragestellungen nicht anwendbar.
Darkside hat geschrieben: Weder vorher noch nachher (heute) erkennt das jeder Mensch.
Richtig - aber manche tun es zu Daseins-Zeiten.
Darkside hat geschrieben: Es war also völlig sinnfrei.
Wieso das? Vielleicht sind Beispiele aus der Geschichte Hilfe für diejenigen, die es erkennen. - Im übrigen: Die Tatsache, dass wir irgendetwas nach UNSEREM Massstab als sinnfrei verstehen, sagt ontologisch nichts aus - es könnte ganz andere Massstäbe geben, die wir nicht kennen. - Dem unbekannten Sein schiebt der Konstruktivismus jedoch programmatisch einen Riegel vor.
Pragmatisch ist das verständlich - im Wirtschaftsleben ist das nicht anders (warum soll ich Klaviere verkaufen wollen in ein Land, von dem ich nichts weiss? Irrelevant). - Aber das sagt nichts über das Sein dieses Landes aus - genau solche Fragen sind aber Gegenstand der "echten" Philosophie und der Ontologie. - In diesem Sinne ist der Konstruktivismus eine "Business-Philosophie" - also etwas ganz anderes.
Darkside hat geschrieben:Diese basieren eben genau auf diesen, daher...
"Geist" im spirituellen Sinne ist NICHT mit dem Fortschreiten zerebraler Fähigkeiten verkoppelt - es kann gut sein, dass Neanderthaler transzendenz-fähiger waren als der westliche Mensch des 21. Jh. - Das sind zwei unterschiedliche Größen.
Darkside hat geschrieben:Das gilt ebenso für mehrere Götter!
Nein - weil dann die Aufhebung der Dialektik nicht gegeben wäre.
Darkside hat geschrieben:Nein, müssen wir nicht
Doch: Die Basis ist: "Wahrnehmung" und "das, was der Fall ist", sind autonome Größen. - Das ist das erste, was verstanden werden muss - in aller Konsequenz. - Alles daraus Folgende ist Kür.
Darkside hat geschrieben:Dass es einen Gott gibt, dass es eine weitere Seins-Ebene gibt sind alles keine Schlussfolgerungen, sondern schlicht Behauptungen, die als gegeben hingenommen werden
OK - jedenfalls ergibt es sich aus der Setzung, dass "Wahrnehmung" und "das, was der Fall ist", autonome Größen sind.
Wollte man das sich aus dieser Setzung Ergebende "Behauptung" nennen (why not?), wo wäre das Problem. - Auch die Naturwissenschaft rekrutiert aus ihrer Grundlage /(Stichwort: Prinzipielle Nicht-Entscheidbarkeit, ob etwas Projektion oder unabhängig davon "der Fall ist") Behauptungen - das ist nicht ungewöhnlich.
Nun wirst Du einwenden, dass Naturwissenschaft Behauptungen im Rahmen der naturwissenschaftlichen Methodik nachweisen muss - natürlich ist das so. - Und natürlich ist es bei die META-Physik betreffende Behauptungen NICHT der Fall - aus dem ganz einfachen Grund, weil META-Physisches nicht mit auf Physik abgestimmte Methoden nachgewiesen werden KANN.
Darauf hin sagt der Konstruktivist "Irrelevant", weil seine Methodik nichts ausrichten kann. - Aber das ist doch keine Frage über Sein oder Nicht-Sein, sondern über Wahrnehmungs-Techniken - und genau das interessiert unter ontologischen Gesichtspunkten NICHT. - Da geht es darum, was als Sein vermutet werden KANN - UNABHÄNGIG von Objektivierungs-Möglichkeiten im Dasein.
Also wovon reden wir? - Reden wir A) davon, was als Sein vermutet werden kann, egal ob man es nachweisen kann oder nicht? - Oder reden wir B) davon, welches Sein mit Daseins-Methodik nachgewiesen werden kann.
Die Ontologie sagt: B) ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Teilmenge von A). - Der Materialismus/Naturalismus/Existentialismus/Konstruktivismus sagt dagegen: "A) = B), weil wir setzen, dass "alles, was der Fall ist" als daseins-nachweisbar setzen. - A) ist letztlich theozentrisch ausgerichtet - B) ist letztlich anthropozentrisch ausgerichtet.
Jetzt kann man sich trefflich darüber streiten, ob A) oder B) recht haben - unter ontologischen Gesichtspunkten ist das aber vollkommen wurscht. - Denn durch UNSEREN Wahrnehmungs-Streit ändert sich kein Jota an "dem, was der Fall ist".
Darkside hat geschrieben:Das sehe ich anders.
Das klingt immer so, als wären die Hochkulturen im Verhältnis zu heute (spirituell-)geistig weniger entwickelt - aus meiner Sicht spricht mehr für eine gegenteilige Annahme.
Darkside hat geschrieben:Nun, dann ist es weiter auch scheiß-egal, was du als existent behauptest.
Richtig - meine Wahrnehmung ändert kein Jota an dem, was ist und was nicht ist. - Aber möglicherweise ist meine Wahrnehmung authentisch zu dem, was ist - und möglicherweise Deine Wahrnehmung nicht. - Wir können das nicht entscheiden. - Und deshalb sollte auch der Konstruktivismus nicht vorgeben, es entscheiden zu können.
Darkside hat geschrieben:Daraus ist zu folgern, dass du auch in diesem System weder plausible noch richtige Aussagen triffst, sondern nur innerhalb jenes Systems, das du dir persönlich ausgemalt hast.
Das wäre wirklich ein anderes Thema - deshalb hier nur kurz:
Geistige "Realität" kann sich auf verschiedenste Weise offenbaren bzw. kann auf verschiedenste Weise wahrgenommen werden. Diese Wahrnehmung kann authentisch (im Verhältnis zur geistigen "Realität") sein oder nicht.
OB geistige Wahrnehmung authentisch ist, ist NICHT ermittelbar durch den Vergleich mit anderen Wahrnehmungen, sondern nur im Verhältnis zur geistigen "Realität" selbst - ein kleines Verständnis-Beispiel:
Stelle Dir vor, es gäbe einen Punkt "W", der für Wahrheit steht (wir wollen hier für einen Moment nicht bezweifeln, dass diese Aussage zutreffend wäre). - Jemand der "oberhalb" (nennen wir es aus Darstellungsgründen "nördlich") davon stünde, müsste sich nach Süden wenden, um näher an "W" zu kommen. - Jemand der "südlich" davon stünde, müsste sich nach Norden wenden, um näher an "W" zu kommen.
Es wäre nun tyoisch Mensch zu sagen: "Aha - ein Vektor zeigt nach Süden, der andere nach Norden - mindestens einer ist falsch ausgerichtet". - Diese Aussage ist jedoch falsch, wie wir wissen, wenn wir dieses Verständnis-Beispiel zugrundelegen.
Das heisst: Ein Hindu kann auf seine Weise mehr zur Wahrheit ausgerichtet sein als ein Christ - und trotzdem gibt es nur EINE Wahrheit. - Kommt das rüber?