Hi Pluto!
Pluto hat geschrieben:
Der zweite Weg ist derjenige der Akademiker unter den Wissenschaftleen, die den Glauben an Gott bestenfalls als Myhtologie eines Stammes von Analphabeten Ziegenhirten am östlichen Mittelmeerufer hinstellen wollen.
Weg wohin?
Und natürlich ist Götterglaube Mythologie
par excellence. Das 'östliche Mittelmeerufer' konnte seine Glaubensvorstellungen vorwiegend nur deshalb monopolisieren, weil sich die seinerzeitigen Intellektuellen dem angenommen haben (die
abrahamitischen Religionen - Judentum, Christentum, Islam - sind Buchreligionen - haben sich also auf schriftlichem Wege 'verewigt'). Das nicht
Sol invictus (
alias Zeus, Hades und Ianus) die vorherrschende Gottheit im Okzident geworden ist, könnte gleichwohl nur an einem dummen Zufall gelegen haben ... .
Pluto hat geschrieben:
Wie aber soll man diese beiden diametral entgegengesetzten Weltbilder versöhnen?
Mmh: Wenn sich etwas an diametral entgegengesetzter Position befindet, wo genau befindet sich dies dann?
Pluto hat geschrieben:
Manche Leute, wie bspw. der große Paläontologe Steven Jay Gould meinten, dies gehe ganz hervorragend: Die Disziplinen der Theologie und Naturwissenschaft könnten freidlich nebneinader bestehen weil sie nicht wirklich in Konkurrenz zu einander stünden. Doch dieser Versöhnungsversuch stellte sich im Laufeder letzten 15 Jahre als Fiktion heraus, bekämpfen sich doch die Fraktionen heute noch heftiger als noch vor 20 Jahren.
Goulds NOMA war jetzt nicht unbedingt sein größter Wurf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nonoverlapping_Magisteria
Was soll den auch versöhnt werden? Ein bisschen schwanger geht halt nicht. Und Mythologie ist ein anderer Zugang zur Welterklärung als Wissenschaft (insbesondere Naturwissenschaft). Und Mythologie bildet in der Evolution der Erkenntnisfähigkeit eine Wittgensteinsche Leiter, die weggeworfen werden kann, wenn ein entsprechendes Niveau erreicht worden ist.
Pluto hat geschrieben:
Collins meint:
Die Wissenschaft ist der einzig zuverlässige Weg um die natürliche Welt zu erklären. Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.
Sinnfragen sind notwendig anthropozentrisch, bilden also eine besondere Form von Zirkelschlüssen, zudem eher ein Phänomen der Neuzeit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_des_Lebens (Das Lemma bedarf allerdings noch so einiger Bearbeitung - vielleicht mache ich das mal selbst).
Ob Collins aufgefallen ist, dass Gott Atheist ist? Was würde sich wohl Collins Gott fragen, was der Sinn seiner Existenz ist?!
Pluto hat geschrieben:
Collins findet den Kreationismus falsch, und sagt deutlich heraus, dass das Buch Genesis von Gott niemals als wissenschaftliches Lehrbuch erdacht wurde; die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art wie Gott die Welt erschuf, und würde es der Wissenschaft überlassen, die Wahrheit heraus zu finden.
Den Kreationismus braucht niemand falsch
finden, er ist ohne jegliche Substanz. Über Formulierungen wie
"die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art, wie Gott die Welt erschuf" kann ich mich ohne Ende belustigen: Was soll das?!
Pluto hat geschrieben:
Mit Intelligent Design geht Collins ebenfalls scharf ins Gericht, denn sie stellt den Allmächtigen als tollpatschigen Schöpfer dar, der immer wieder eingreifen muss, um seine Fehler zu korrigieren un seine Unzulänglichkeit durch ständiges Eingreifen in der Natur zu kaschieren: Das sei kein Gott wie man ihn sich vorstellt!
"Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach' mir den Gott,
widewide wie er mir gefällt ... !"
Wenn die Gebrauchsanleitung nicht vorhanden ist, ist die Exegese willkürlich.
Pluto hat geschrieben:
Die Haltung der militanten Atheisten sieht Collins als noch aggressiver und dogmatischer als diejenige der Kreationisten. Während letztere gespalten sind (Kurzzeit- und Langzeit Kreationisten und Vertreter der ID), und daher oft uneinig, sind die Atheisten vereint, was die Übermacht der Evolutionsanhänger weiter stärkt.
Bin ich militanter Atheist? Gelegentlich bezeichne ich mich als Schlachtkreuzer der Aufklärung. Jedenfalls bin ich militanter Demokrat. Es soll jeder glauben dürfen, was immer er möchte. Politisch gibt es aber gegenüber Weltanschauungen keinen Rabatt. Ekelhaft die augenblickliche Kampagne der Christenverfolgung, die politische Morde in Gottesstaaten instrumentalisiert, um die Pfründe der Staatskirchen hierzulande aufrechtzuerhalten. Mithin:
Nicht die FDGO hat sich den Göttern zu beugen - die Götter haben sich der FDGO zu beugen.
BTW: Atheisten sind Individualisten. Und in
good old america haben bekennende Atheisten einen schweren Stand ... .
Pluto hat geschrieben:
Auf den ersten Blick sieht Collins Ansatz aus wie die altbekannte theistischer Evolution. Für Collins ist das aber zu wenig.
Er sieht Gott als Schöpfer, der schon zur Zeit der Schöpfung die Gesetzmäßigkeiten der Evolution schuf, weil er wusste, dass irgendwann der Mensch daraus hervorgehen würde, der Gott im Laufe der Zeit finden würde und im Gebet zu ihm einen "Draht" entwickeln könnte.
Und jetzt kommt's: Collins vertritt den Weg 2a ... . Irgendjemand muss es wohl versäumt haben, ihm auf das Zweite Vatikanische Konzil aufmerksam zu machen. Oder wie konnte es sonst dazu kommen, dass Collins 'Schulweisheit' bisher nur Kreationismus oder Atheismus kennen will? Natürlich ist dies der Standpunkt der theistischen Evolution, ohne auch nur ein Jota Abstriche zu machen.
Pluto hat geschrieben:
Frage in die Runde:
Ist das Weltbild des Francis Collins, eines mit dem ihr euch identifizieren könnt... oder eher nicht?
... Und warum denkt ihr so?
Nein. Es kann nur einen geben:
[Quelle: Amazon]
Cheers,
Lamarck
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.†(Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.†(John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.†(Harold Morowitz)