luett-matten hat geschrieben: ↑So 27. Nov 2022, 18:03
Soweit ich dich verstehe, gehst du davon aus, dass die Evolution zufällig und ungerichtet erfolgt und dass die Evolution keine eigene Intelligenz besitzt. Davon gehe ich auch aus.
[...]
Für mich gleicht das eben dem Reifenwechsel bei 160 kmh. Nur gab es vor den Säugern noch gar keine Gebärmuttern, sie sind eine Innovation.
Dein Problem ist, dass du fundamental falsche Vorstellungen davon zu haben scheinst, wie Evolution funktioniert (obwohl dir das sven sicherlich schon erklärt hat).
Evolutionäre Innovationen beruhen auf Mutationen, also zufälligen Änderungen im Erbgut. Je mehr ein Organismus übrigens seiner ökologoischen Nische angepasst ist, um so höher wird die Wahrscheinlichkeit für sich negativ auswirkende Mutationen, einfach, weil es nicht mehr so viel zu verbessern gibt für diesen Organismus. Das ändert sich erst, wenn sich die ökologische Nische verändert und es neuer Anpassungen bedarf.
Die Alternativen bestehen nicht in Organismen, die Eier legen und Organismen, die plötzlich lebend gebären, weil sie eine Gebärmutter haben. Das ist eine naive Vorstellung. So müssen Eier beispielsweise nicht unbedingt eine Schale haben. Wichtiger als eine schützende Schale, ist die Versorgung des Embryos durch Dotter und Eihüllen. Es stellt
für manche Tiere einen evolutionären Vorteil dar, den Embryo nicht in einem Ei mit schützender Schale irgendwo abzulegen, sondern ihn so lange wie möglich durch den eigenen Körper zu schützen. Das ist möglich, wenn aus Dotter und Eihüllen schrittweise eine Plazenta wird, die optimalerweise am Ende der Entwicklung am besten in einer Gebärmutter wächst. Eine Zwischenstufe bzw. evolutionäre Variation stellen die Beuteltiere dar, bei denen der Embryo ab einer gewissen Entwicklungsstufe nicht in einem Ei, sondern in einem Körperbeutel heranreift. Diese Prozesse dauern in der Regel Tausende von Generationen einer Art, wobei sich das Erbgut, je nach Anzahl der Individuen einer Population, durch Mutationen mehr oder weniger schnell und in mehr oder weniger kleinen bzw. großen Schritten verändert. Negative Mutationen, die eine Anpassung verschlechtern werden durch Selektion aussortiert (= Tod, bevor sich der Organismus vermehrt). Positive Mutationen verbessern die Anpassung an die ökologische Nische, was bedeutet, dass die Organismen länger überleben und sich zahlreicher vermehren.
Beim Coronavirus SARS-CoV-2 konnte man in Echtzeit den Mutationen bei der Arbeit zusehen. Jeder neue Virus mit etwas anderen Eigenschaften war das Ergebnis von Mutationen. Die erfolgen bei Viren deshalb mit so rasanter Geschwindigkeit, weil es so viele davon gibt. Die Population ist so groß, dass in jeder Generation sehr viele Mutationen auftreten. Entwickelt das Virus über Mutationen die Eigenschaft, seinen Wirt so krank zu machen, dass der stirbt, stirbt logischerweise auch das Virus bald darauf aus bzw. bleibt nur noch in seinen nicht tödlichen Varianten erhalten. Es handelt sich also um eine negative Mutation. Dies geschah zuletzt bei der spanischen Grippe. die zwischen 20-50 Mill. Menschenleben forderte.
Hier ein Artikel von Graciela Piñeiro 2012 über den Fund eines Mesosaurus, in dessen Körper sich weit entwickelte, lebende Embyonen ohne Eischale fanden: The oldest known amniotic embryos suggest viviparity in mesosaurs (Die ältesten bekannten amniotischen Embryonen deuten auf Viviparität bei Mesosauriern hin)
(Viviparity = Bei Tieren bedeutet Viviparität die Entwicklung des Embryos im Körper des Elterntieres. Dies steht im Gegensatz zur Oviparie, einer Fortpflanzungsart, bei der die Weibchen sich entwickelnde Eier legen, die ihre Entwicklung abschließen und außerhalb der Mutter schlüpfen)
Abstract
Die frühesten unbestrittenen Amnioten der Kronengruppe stammen aus dem späten Karbon, aber die fossilen Aufzeichnungen von amniotischen Eiern und Embryonen sind sehr spärlich, wobei die ältesten beschriebenen Beispiele aus der Trias stammen. Hier berichten wir über außergewöhnliche, gut erhaltene amniotische Mesosaurier-Embryonen aus dem frühen Perm von Uruguay und Brasilien. Diese Embryonen sind die frühesten direkten Belege für die Fortpflanzungsbiologie bei paläozoischen Amnioten. Das Fehlen einer erkennbaren Eischale und das Vorkommen eines teilweise artikulierten, aber gut erhaltenen Embryos innerhalb eines erwachsenen Individuums deuten darauf hin, dass Mesosaurier lebendgebärend waren oder dass sie Eier in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien legten. Unsere Funde sind die einzigen bekannten Belege für amniotische Embryonen im Paläozoikum und der früheste bekannte Fall von Viviparie, wodurch sich die Aufzeichnungen über diese Fortpflanzungsstrategien um 90 bzw. 60 Ma erweitern.
Über diesen bemerkenswerten Fund hat sogar die Süddeutsche Zeitung geschrieben.
luett-matten hat geschrieben: ↑So 27. Nov 2022, 18:03
Ich kann nicht ganz die Aufregung im Forum verstehen. Wenn die ET von Innovationen ausgeht, dann muss sie diese doch auch schlüssig darlegen können. Wo ist denn da das Problem? Sonst gibt es hierzu ja gar keine Theorie.
Ist dir das schlüssig genug? Seit Charles Darwin wird die Evolutionstheorie von vielen klugen Köpfen weiterentwickelt. Glaubst du im Ernst, du könntest da eine ernsthafte Kritik vorbringen, auf die diese klugen Köpfe nicht schon selbst gekommen sind und sie beantwortet haben?