Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

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ThomasM
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#61 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von ThomasM » So 21. Mai 2017, 11:38

Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Ich erinnere nur an die Gedankenspiele mancher Physiker, die Zeit abzuschaffen.
Was soll das bringen?
Erinnert mich an den Vorschlag, das Geld abzuschaffen. Gestern habe ich einen getroffen, der hatte schon keines mehr.
Und ich habe neulich jemanden getroffen, der keine Zeit hatte.

Das Ausloten der Denk-Möglichkeiten kann sehr heilsam sein. Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden, weder im positiven noch im negativen Sinn.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#62 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Pluto » So 21. Mai 2017, 17:55

ThomasM hat geschrieben:Das Ausloten der Denk-Möglichkeiten kann sehr heilsam sein. Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden, weder im positiven noch im negativen Sinn.
... falls es ihn gibt, kann ich dem zustimmen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#63 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Janina » So 21. Mai 2017, 20:41

ThomasM hat geschrieben:Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden...
Ich finde eher, das bestätigt lediglich die Notwendigkeit der Zeit. :?

Novas
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#64 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Novas » So 21. Mai 2017, 21:46

Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden...
Ich finde eher, das bestätigt lediglich die Notwendigkeit der Zeit. :?

Gedanken benötigen Zeit :thumbup: man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Zeit und Raum sind nur Gedanken. In der Sprache der östlichen Weisheitslehre "Maya" (Sanskrit: माया māyā „Illusion, Zauberei“) doch der ewige Geist, der diese Gedanken denkt, die Welt erträumt, nennen wir ihn Gott, ist immer darüber erhaben, wie auch Meister Eckhart lehrte, er ist unsichtbar, unerreichbar und unerforschlich, in seiner Essenz nicht erkennbar durch unsre begrenzten Gedanken, die ihn bestenfalls flüchtig streifen, aber niemals enthalten:

Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten Gott; denn, wenn der Gedanke vergeht, vergeht auch der Gott. Man soll vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit erhaben ist über die Gedanken der Menschen und aller Kreaturen.

Meister Eckhart

und zu diesem Ergebnis kann man eigentlich nur kommen, wenn man sich nur mal die unglaublichen und unauslotbaren Weiten des Weltalls bewusst macht.




Die Welt unser Traum
Nachts im Traum die Städt’ und Leute,
Ungeheuer, Luftgebäude,
Alle, weißt du, alle steigen
Aus der Seele dunklem Raum,
Sind dein Bild und Werk, dein eigen,
Sind dein Traum.

Geh am Tag durch Stadt und Gassen,
Schau in Wolken, in Gesichter,
Und du wirst verwundert fassen:
Sie sind dein, du bist ihr Dichter!
Alles, was vor deinen Sinnen
Hundertfältig lebt und gaukelt,
Ist ja dein, ist in dir innen,
Traum, den deine Seele schaukelt.

Durch dich selber ewig schreitend,
Bald beschränkend dich, bald weitend,
Bist du Redender und Hörer,
Bist du Schöpfer und Zerstörer.
Zauberkräfte, längst vergeßne,
Spinnen heiligen Betrug,
Und die Welt, die unermeßne,
Lebt von deinem Atemzug.

Hermann Hesse

Bild

In der indischen Mythologie gibt es diese Idee, dass das unaufhörliche Ein- und Ausströmen des Atems des Schöpfers (Vishnu) unablässig neue Schöpfungen/Universen hervor bringt und wieder vergehen lässt. Milliarden von Welten und Galaxien nur ein einziger Atemzug, das ist eine faszinierende Idee und relativiert ganz schön unsre eingebildete Wichtigkeit 8-) In dem Tao Te King heißt es ganz passend: Das Tao ist der Atem, der nie vergeht. Es ist die alles erschaffende Mutter. und in der Chandogya Upanishad lesen wir: So wie Speichen von einer Radnabe zusammengehalten werden, hält der Atem alles zusammen.

ThomasM
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#65 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von ThomasM » Mo 22. Mai 2017, 12:28

Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden...
Ich finde eher, das bestätigt lediglich die Notwendigkeit der Zeit. :?
Wenn du Recht hast, dann bestätigt das die Unmöglichkeit, über den Ursprung des Universums nachzudenken, da die Zeit erst mit dem Universum entstanden ist.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#66 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Halman » Mo 22. Mai 2017, 13:23

ThomasM hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden...
Ich finde eher, das bestätigt lediglich die Notwendigkeit der Zeit. :?
Wenn du Recht hast, dann bestätigt das die Unmöglichkeit, über den Ursprung des Universums nachzudenken, da die Zeit erst mit dem Universum entstanden ist.
Das ist nicht sicher. Im auf der LQG basierendem Big-Bounce-Modell erstreckt sich Zeit unendlich in die Vergangenheit, vor der Entstehung unseres Universums. Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus - ich lasse mich von Dir aber gerne eines Besseren belehren. ;)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#67 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von closs » Mo 22. Mai 2017, 13:45

Halman hat geschrieben:Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus
Ist eine ewige Inflation ohne infiniten Regress möglich? - Oder anders: Definierst Du "ewig" über "Zeit" in unserem Verständnis?

ThomasM
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#68 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von ThomasM » Mo 22. Mai 2017, 14:33

Halman hat geschrieben: Das ist nicht sicher. Im auf der LQG basierendem Big-Bounce-Modell erstreckt sich Zeit unendlich in die Vergangenheit, vor der Entstehung unseres Universums. Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus - ich lasse mich von Dir aber gerne eines Besseren belehren. ;)
Du hast schon Recht.
Die Unmöglichkeit, etwas ohne Zeit zu denken, führt dazu, dass in den aktuellen Spekulationen immer die Zeit irgendwie enthalten ist, in der Regel als Zeit eines Über-Universums, das in irgendeiner Weise "ewig" ist. Eben wie in den Modellen, die du genannt hast.

Dabei vermeidet man auch immer die Frage, mit der Pluto die Gläubigen zu quälen pflegt
"Und wie ist das Über-Universum entstanden?"
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#69 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Halman » Mo 22. Mai 2017, 14:40

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Das ist nicht sicher. Im auf der LQG basierendem Big-Bounce-Modell erstreckt sich Zeit unendlich in die Vergangenheit, vor der Entstehung unseres Universums. Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus - ich lasse mich von Dir aber gerne eines Besseren belehren. ;)
Du hast schon Recht.
Die Unmöglichkeit, etwas ohne Zeit zu denken, führt dazu, dass in den aktuellen Spekulationen immer die Zeit irgendwie enthalten ist, in der Regel als Zeit eines Über-Universums, das in irgendeiner Weise "ewig" ist. Eben wie in den Modellen, die du genannt hast.

Dabei vermeidet man auch immer die Frage, mit der Pluto die Gläubigen zu quälen pflegt
"Und wie ist das Über-Universum entstanden?"
Ja, da hast Du recht. Da Multiversum wird als ewig postuliert. Nur bei Gott dürfen wir das nicht. Warum eigentlich nicht?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#70 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von closs » Mo 22. Mai 2017, 15:00

Halman hat geschrieben:Da Multiversum wird als ewig postuliert. Nur bei Gott dürfen wir das nicht.
:?:

Thomas hat geschrieben:Die Unmöglichkeit, etwas ohne Zeit zu denken, führt dazu, dass in den aktuellen Spekulationen immer die Zeit irgendwie enthalten ist, in der Regel als Zeit eines Über-Universums, das in irgendeiner Weise "ewig" ist.
Genau das ist gemeint mit "dialektischer Aufhebung" und in letzter Konsequenz sogar mit "Aufhebung der Dialektik selbst".

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