Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

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Halman
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#71 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Halman » Mo 22. Mai 2017, 15:25

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus
Ist eine ewige Inflation ohne infiniten Regress möglich? - Oder anders: Definierst Du "ewig" über "Zeit" in unserem Verständnis?
Diese kosmologische Theorie kenne ich von Agent Scullie:
Ein anderes Modell ohne Anfangssingularität ist Andrej Lindes und Alexander Vilenkins ewige Inflation. Laut diesem Modell ist die Expansion allerdings nicht überall im ganzen Raum homogen, vielmehr gibt es Regionen mit stark beschleunigter, inflationärer Expansion, sowie Regionen mit verlangsamter Expansion. Wobei Regionen des letzteren Typs aus Regionen des ersteren Typs hervorgehen. Da könnte man dann schon eher davon sprechen, dass es ganz viele räumlich getrennte Big Bangs geben würde, sofern man mit Big Bang keine Anfangssingularität meint, sondern den Übergang von inflationärer Expansion in gewöhnliche verlangsamte Expansion. Zwar beobachten wir im heutigen Universum eine beschleunigte Expansion, diese ist aber weitaus weniger rasant als während der Inflationsphase, daher kann der heute für uns beobachtbare Ausschnitt des Universums in Lindes und Vilenkins Szenario mit einer Region verlangsamter Expansion identifiziert werden.
Die von Agent Scullie umrissende Theorie wird in der Grafik veranschaulicht.
Bild
Grafiquelle
Die "Blasen" veranschaulichen Universen, welchen in dieser Theorie Domänen genannt werden. Meines Wissens ist die Terminologie in dieser Theorie bezüglich der Begriffe Universum und Mulitversum noch nicht vereinheitlicht.
1. Eine Variante ist, den gesamten von Linde beschriebenen Kosmos als Universum zu bezeichnen. Dann wären die Domänen Regionen des Universums und unser beobachtbares Universum wäre ein Teil einer solchen Region.
2. Die andere Variante ist, die Domänen als Universen zu bezeichnen, die insgesamt ein Multiversum bilden.

Wie in der Grafik erkennbar, hängen die Domänen ("Universen") topologisch zusammen und sind somit Teil der selben Raumzeit. Global-kosmologisch ist die Raumkrümmung (hier spreche ich NICHT von der Krümmung der Raumzeit) verschwindend, also flach.
Zum besseren Verständnis stelle ich, soweit es mir möglich ist, Lindes ewige Inflation der "klassischen" Urknalltheorie gegenüber:

Urknall: Universum beginnt vor ~13,82 Milliarden Jahren Weltzeit mit der Urknallsingularität
Lindes ewige Inflation: Das Universum/Multiversum ist ewig. Die Domänen ("Universen") haben Anfänge. Unser "Universum" beginnt ~13,82 Milliarden Jahren Weltzeit mit dem Übergang in eine verlangsamte Expansion. Es gibt keine Singularitäten.

Es gibt ein Universum. Sofern die Raumkrümmung tatsächlich flach ist (Messungen legen dies nahe), ist die einfachste Geometrie die eines unendliches Universums.
Es gibt ein Universum oder Multiversum (je nach sprachgebrauch) aus unendlich vielen Domänen. Der Kosmos befindet sich in ewiger Inflation (beschleunigter Expansion) nahe der Planck-Dichte. Unsere Domäne ("Universum") ist eine Region, mit gebremster Expansion.

Zitat von Agent Scullie:
bei der ewigen Inflation befindet sich der größte Teil des Universums seit ewigen Zeiten in einem Zustand beschleunigter Expansion, mit einer Energiedichte nahe der Planck-Dichte. Ab und zu scheidet aber mal eine Region aus dieser inflationären Expansion aus, weil die Energiedichte des Inflatonfeldes unter einen kritischen Wert fällt, und expandiert dann verlangsamt weiter, mit abnehmender Energiedichte. Nach der Theorie leben wir heute in einer solchen Region.
Nahe der Planck-Dichte bedeutet ρ≈ρp < ρ∞ (Singularität) und somit liegt laut obiger Beschreibung keine Anfangssingularität vor, weil die Dichte dafür zu klein ist (kleiner als unendlich dicht). Dies ist, sofern ich mich nicht irre, meines Wissens ein Merkmal von allen kosmologischen Modellen, welche Quantenphysik mit der ART verbinden.
Ein paar kosmologische Szenarien hatte ich vor knapp sechs Jahren im Thread Wie kam das Universum ins Dasein? vorgestellt.

Die chaotische Inflation ist ein Fachartikel zur Inflation in der Kosmologie. Das Essay beginnt mit der Urknalltheorie und führt auf Seite 6 zum Szenarium der chaotischen Inflation, welche zum selbstreproduzierenden Universum (Seite 9) führt ⟾ Lindes ewige Inflation. (Leider übersteigt der das Essay von Melanie Pfeuffer meine Kompetenz.)
In den Beiträgen #67 und #318 kannst Du (wenn Du möchtest) zwei Einblicke in einer alten Diskussion zwischen Agent Scullie und mir erhalten. Der verlinkten Beiträge enthalten einige Informationen zur Lindes ewiger Inflation.

Alexander Vilenkin vertritt, ähnlich wie Andrei Linde, ebenfalls eine kosmologische Theorie, in dem neben unserem Universum noch eine Vielzahl weiterer Universen existieren.
Es sei ausdrücklich betont, dass dies nichts mit Everetts Viele-Welten-Deutung der Quantenmechanik zu tun hat.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

ThomasM
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#72 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von ThomasM » Mo 22. Mai 2017, 16:22

Halman hat geschrieben: Es sei ausdrücklich betont, dass dies nichts mit Everetts Viele-Welten-Deutung der Quantenmechanik zu tun hat.
Als Ergänzung zu dieser Bemerkung sei gesagt, dass besagte Modelle inhärent quantenmechanisch sind.
Mit andere Worten, das Problem, dass das Multiversum gar nicht weiß, was als nächstes passiert, also welche Universum z.B. als nächstes entsteht, bleibt bestehen und ist ungelöst.
Der Mechanismus (oder die Intelligenz), die die Auswahl bei all den Zufälligkeiten trifft, ist und bleibt unbekannt.

auf ewig.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#73 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Mai 2017, 18:23

ThomasM hat geschrieben:Mit andere Worten, das Problem, dass das Multiversum gar nicht weiß, was als nächstes passiert, also welche Universum z.B. als nächstes entsteht, bleibt bestehen und ist ungelöst.
Ich verstehe nicht, warum das ein Problem sein sollte. Neue Universen entstehen rein zufällig. Alles was für uns wichtig ist, ist dass unser Universum auch dabei ist, damit wir Fragen darüber stellen können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#74 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Novas » Mo 22. Mai 2017, 19:42

ThomasM hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Sogar die Erkenntnis, dass es uns unmöglich ist, ein Modell zu gestalten, das zeitlos ist, sagt etwas wichtiges aus. Z.B. dass es die Bestätigung dafür ist, dass wir Gott niemals wirklich verstehen werden...
Ich finde eher, das bestätigt lediglich die Notwendigkeit der Zeit. :?
Wenn du Recht hast, dann bestätigt das die Unmöglichkeit, über den Ursprung des Universums nachzudenken, da die Zeit erst mit dem Universum entstanden ist.

Um dieses Problem zu lösen schickt Gott ab und an einen Propheten mit einer Offenbarung vorbei :)

"Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will" (Mt 11,27)

Ich denke, dass ein Prophet wie Jesus mit einem Spiegel verglichen werden kann: so wie sich in einem reinen Spiegel das Licht der Sonne spiegelt, so spiegelt sich in ihm das Licht des Göttlichen bzw. das Wort, der Logos. Warum wie Ikarus zur Sonne fliegen, wenn man auch einfach in den Spiegel schauen kann? Das ging für Ikarus (der mich irgendwie an den Mythos vom gefallenen Engel Luzifer erinnert) nicht gut aus:

Da Minos die Seefahrt und das Land kontrollierte, erfand Dädalus Flügel für sich und seinen Sohn. Dazu befestigte er Federn mit Wachs an einem Gestänge. Vor dem Start schärfte er Ikarus ein, nicht zu hoch und nicht zu tief zu fliegen, da sonst die Hitze der Sonne beziehungsweise die Feuchte des Meeres zum Absturz führen würde. Zuerst ging alles gut, aber nachdem sie Samos und Delos zur Linken und Lebinthos zur Rechten passiert hatten, wurde Ikarus übermütig und stieg so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs seiner Flügel schmolz, woraufhin sich die Federn lösten und er ins Meer stürzte. Der verzweifelte Dädalus benannte die Insel, auf der er seinen Sohn beigesetzt hatte, zur Erinnerung an sein Kind Ikaria.

Der Ikarus-Mythos wird im Allgemeinen so gedeutet, dass der Absturz und Tod des Übermütigen die Strafe der Götter für seinen unverschämten Griff nach der Sonne ist. Nach Ovid ließen die Götter Ikarus aus Rache sterben, weil Dädalus seinen Neffen und Schüler Perdix aus Neid auf sein Können ermordet hatte
https://de.wikipedia.org/wiki/Ikarus

Da Gott vollkommen jenseits der Reichweite von Raum und Zeit ist, muss er sich auf diese Weise mitteilen. Wenn der König jemanden benachrichtigen und informieren möchte, dann schickt er einen Sendboten. Doch da Gott ein sehr weiser König ist, traue ich es ihm zu, dass er es auf eine Weise tun wird, die dem Fassungsvermögen der Menschen einer bestimmten Zeit und Kultur entspricht, sodass sie schrittweise zu einem höheren Verständnis geführt werden. Typisch ist auch, dass Propheten Überbringer einer frohen Botschaft sind, aber gleichzeitig eine Warnung aussprechen. So wird es im Koran gesagt:

18:56 Wir senden die Gesandten nur als Verkünder froher Botschaft und als Überbringer von Warnungen.

Er offenbart sich, aber er überlässt uns die Freiheit ob wir dem glauben schenken oder nicht. Ein Vater kann seine Kinder gute Ratschläge geben, aber sie entscheiden ob sie das zu Kenntnis nehmen oder nicht. Manchmal warnt er sie auch vor möglichen Fehlern, häufig ignorieren sie das, machen irgendwelche dummen Dinge, es tut weh, aber es hat einen Lerneffekt und gehört zur Erlangung der geistigen Reife. Das ist vermutlich schon alles verzeichnet im großen Plan. Ein Baby lernt das Sprechen, in dem es zunächst blödsinnig brabbelt, unschuldig wie eine Welpe und dumm wie ein Stück Brot, und lernt gehen, in dem es unablässig hin fällt und trotzdem wieder aufsteht :thumbup:

Novas
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#75 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Novas » Mo 22. Mai 2017, 21:10

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Mit andere Worten, das Problem, dass das Multiversum gar nicht weiß, was als nächstes passiert, also welche Universum z.B. als nächstes entsteht, bleibt bestehen und ist ungelöst.
Ich verstehe nicht, warum das ein Problem sein sollte. Neue Universen entstehen rein zufällig.

Zufall ist, wo Gott inkognito agiert :P

Alles was für uns wichtig ist, ist dass unser Universum auch dabei ist, damit wir Fragen darüber stellen können.

Gerade die Größe, Majestät und Herrlichkeit des Universums und der Natur lässt mich an einen Schöpfer glauben. Pluto, ich sehe eher das Problem, dass die moderne Naturwissenschaft uns ein solch gigantisches Bild vom Universum liefert, dass die meisten Ideen, welche uns die Religionen heute anzubieten haben, weit dahinter zurück bleiben oder sogar lächerlich im Vergleich dazu wirken. Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass wir von Gott sehr viel größer denken, als wir das bisher getan haben. Solche Worte würde ich mir von Theologen wünschen, aber sie kommen von dem amerikanischen Astrophysiker, Kosmologen und Wissenschaftsjournalisten Neil deGrasse Tyson:




Da fühle ich den "Heiligen Geist" :thumbup: ein gutes Beispiel dafür, dass Wissenschaft eine Quelle der Spiritualität ist. In der heutigen Zeit ist sie manchmal sogar eine wesentlich größere Quelle. Das muss ich demütig anerkennen.

ThomasM
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#76 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von ThomasM » Di 23. Mai 2017, 09:00

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Mit andere Worten, das Problem, dass das Multiversum gar nicht weiß, was als nächstes passiert, also welche Universum z.B. als nächstes entsteht, bleibt bestehen und ist ungelöst.
Ich verstehe nicht, warum das ein Problem sein sollte. Neue Universen entstehen rein zufällig. Alles was für uns wichtig ist, ist dass unser Universum auch dabei ist, damit wir Fragen darüber stellen können.
Und warum formulierst du nicht "Neue Universen entstehen nach dem Willen Gottes"?
Wenn das eine kein Problem für dich ist, sollte das andere auch kein Problem sein.

Mein Punkt ist das, was du dir abgewöhnt hast zu fragen. Nämlich wer oder was die Entscheidung trifft, was als nächstes kommt.
Die Frage nach dem wer behagt dir nicht und bei der Frage nach dem was verlassen dich deine Denkmethoden.
Natürlich ist es da bequemer, gar nicht erst nachzudenken.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#77 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Novas » Di 23. Mai 2017, 17:19

Halman hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Auch Lindes ewiger Inflation kommt m. W. ohne Singularitäten aus
Ist eine ewige Inflation ohne infiniten Regress möglich? - Oder anders: Definierst Du "ewig" über "Zeit" in unserem Verständnis?
Diese kosmologische Theorie kenne ich von Agent Scullie:
Ein anderes Modell ohne Anfangssingularität ist Andrej Lindes und Alexander Vilenkins ewige Inflation. Laut diesem Modell ist die Expansion allerdings nicht überall im ganzen Raum homogen, vielmehr gibt es Regionen mit stark beschleunigter, inflationärer Expansion, sowie Regionen mit verlangsamter Expansion. Wobei Regionen des letzteren Typs aus Regionen des ersteren Typs hervorgehen. Da könnte man dann schon eher davon sprechen, dass es ganz viele räumlich getrennte Big Bangs geben würde, sofern man mit Big Bang keine Anfangssingularität meint, sondern den Übergang von inflationärer Expansion in gewöhnliche verlangsamte Expansion. Zwar beobachten wir im heutigen Universum eine beschleunigte Expansion, diese ist aber weitaus weniger rasant als während der Inflationsphase, daher kann der heute für uns beobachtbare Ausschnitt des Universums in Lindes und Vilenkins Szenario mit einer Region verlangsamter Expansion identifiziert werden.
Die von Agent Scullie umrissende Theorie wird in der Grafik veranschaulicht.
Bild
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Die "Blasen" veranschaulichen Universen, welchen in dieser Theorie Domänen genannt werden. Meines Wissens ist die Terminologie in dieser Theorie bezüglich der Begriffe Universum und Mulitversum noch nicht vereinheitlicht.
1. Eine Variante ist, den gesamten von Linde beschriebenen Kosmos als Universum zu bezeichnen. Dann wären die Domänen Regionen des Universums und unser beobachtbares Universum wäre ein Teil einer solchen Region.
2. Die andere Variante ist, die Domänen als Universen zu bezeichnen, die insgesamt ein Multiversum bilden.

Wie in der Grafik erkennbar, hängen die Domänen ("Universen") topologisch zusammen und sind somit Teil der selben Raumzeit. Global-kosmologisch ist die Raumkrümmung (hier spreche ich NICHT von der Krümmung der Raumzeit) verschwindend, also flach.
Zum besseren Verständnis stelle ich, soweit es mir möglich ist, Lindes ewige Inflation der "klassischen" Urknalltheorie gegenüber:

Urknall: Universum beginnt vor ~13,82 Milliarden Jahren Weltzeit mit der Urknallsingularität
Lindes ewige Inflation: Das Universum/Multiversum ist ewig. Die Domänen ("Universen") haben Anfänge. Unser "Universum" beginnt ~13,82 Milliarden Jahren Weltzeit mit dem Übergang in eine verlangsamte Expansion. Es gibt keine Singularitäten.

Es gibt ein Universum. Sofern die Raumkrümmung tatsächlich flach ist (Messungen legen dies nahe), ist die einfachste Geometrie die eines unendliches Universums.
Es gibt ein Universum oder Multiversum (je nach sprachgebrauch) aus unendlich vielen Domänen. Der Kosmos befindet sich in ewiger Inflation (beschleunigter Expansion) nahe der Planck-Dichte. Unsere Domäne ("Universum") ist eine Region, mit gebremster Expansion.

Zitat von Agent Scullie:
bei der ewigen Inflation befindet sich der größte Teil des Universums seit ewigen Zeiten in einem Zustand beschleunigter Expansion, mit einer Energiedichte nahe der Planck-Dichte. Ab und zu scheidet aber mal eine Region aus dieser inflationären Expansion aus, weil die Energiedichte des Inflatonfeldes unter einen kritischen Wert fällt, und expandiert dann verlangsamt weiter, mit abnehmender Energiedichte. Nach der Theorie leben wir heute in einer solchen Region.
Nahe der Planck-Dichte bedeutet ρ≈ρp < ρ∞ (Singularität) und somit liegt laut obiger Beschreibung keine Anfangssingularität vor, weil die Dichte dafür zu klein ist (kleiner als unendlich dicht). Dies ist, sofern ich mich nicht irre, meines Wissens ein Merkmal von allen kosmologischen Modellen, welche Quantenphysik mit der ART verbinden.
Ein paar kosmologische Szenarien hatte ich vor knapp sechs Jahren im Thread Wie kam das Universum ins Dasein? vorgestellt.

Die chaotische Inflation ist ein Fachartikel zur Inflation in der Kosmologie. Das Essay beginnt mit der Urknalltheorie und führt auf Seite 6 zum Szenarium der chaotischen Inflation, welche zum selbstreproduzierenden Universum (Seite 9) führt ⟾ Lindes ewige Inflation. (Leider übersteigt der das Essay von Melanie Pfeuffer meine Kompetenz.)
In den Beiträgen #67 und #318 kannst Du (wenn Du möchtest) zwei Einblicke in einer alten Diskussion zwischen Agent Scullie und mir erhalten. Der verlinkten Beiträge enthalten einige Informationen zur Lindes ewiger Inflation.

Alexander Vilenkin vertritt, ähnlich wie Andrei Linde, ebenfalls eine kosmologische Theorie, in dem neben unserem Universum noch eine Vielzahl weiterer Universen existieren.
Es sei ausdrücklich betont, dass dies nichts mit Everetts Viele-Welten-Deutung der Quantenmechanik zu tun hat.




Ein sehr interessanter Beitrag :thumbup: Die Idee eines Multiversums, ist ein wirklich erhabener und schwindelerregender Gedanke (warum geizen und nicht noch ein Super-Multiversum postulieren, welches Multiversen voller Multiversen enthält? :mrgreen: ) In der New York Times schrieb dazu Dennis Overbye:

Most of the hundred or so models resulting from Dr. Guth’s original vision suggest that inflation, once started, is eternal. Even as our own universe settled down to a comfortable homey expansion, the rest of the cosmos will continue blowing up, spinning off other bubbles endlessly, a concept known as the multiverse. – Dennis Overbye, March 17, 2014.
New York Times: Space Ripples Reveal Big Bang’s Smoking Gun

Diese ehrfurchtgebietende Idee, die das begrenzte menschliche Denkvermögen kaum begreifen kann, zeigt wohl einfach, dass die Existenz schon immer existierte und für immer existieren wird, zeitlos, ewig, ohne Anfang und Ende. Gerade die moderne Wissenschaft bestätigt darum diesen biblischen Gedanken: Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit (Psalm 111:10). so wie der Schöpfer unvorstellbar, unendlich und ewig ist, so ist auch seine Schöpfung unvorstellbar, unendlich und ewig. Wirklich bemerkenswert wird diese Idee in den Heiligen Schriften der Bahá'í zum Ausdruck gebracht:


Lobpreis sei Gott, dem Allbesitzenden, dem König unvergleichlicher Herrlichkeit, ein Lobpreis, der unermeßlich hoch über dem Begreifen alles Erschaffenen steht, und der erhaben ist über die Fassungskraft des menschlichen Verstandes. Niemand außer Ihm war jemals fähig, Seinen Lobpreis angemessen zu singen, noch wird es jemals einem Menschen gelingen, das volle Maß Seiner Herrlichkeit zu beschreiben. Wer kann behaupten, die Höhen Seines erhabenen Wesens erreicht zu haben, und welcher Verstand kann die Tiefen Seines unergründlichen Geheimnisses ermessen? Aus jeder Verkündigung, die dem Quell Seiner Herrlichkeit entsprang, erschienen heilige, nie endende Beweise unvorstellbaren Strahlenglanzes, und jeder Offenbarung Seiner unbesiegbaren Macht entströmten Meere ewigen Lichtes. Wie unermeßlich erhaben sind die wundersamen Zeugnisse Seiner allmächtigen Herrschaft; ein Schimmer davon, wenn er sie auch nur berührte, wurde alle in den Himmeln und auf Erden völlig verzehren! Wie unbeschreiblich erhaben sind die Beweise Seiner vollendeten Macht! Ein einziges Zeichen davon, wie unbedeutend es auch sein mag, muß die Fassungskraft all dessen übersteigen, was von Anfang an, der keinen Anfang hat, ins Dasein gerufen wurde oder in der Zukunft bis zum Ende, das kein Ende hat, erschaffen werden wird. Alle Verkörperungen Seiner Namen irren durch die Wildnis des Suchens, durstig und begierig, Sein Wesen zu entdecken, und alle Offenbarer Seiner Eigenschaften flehten Ihn vom Sinai der Heiligkeit aus an, Sein Geheimnis zu enthüllen.

Ein Tropfen aus dem wogenden Meere Seiner endlosen Gnade hat die ganze Schöpfung mit der Zierde des Daseins geschmückt, und ein Lufthauch aus Seinem unvergleichlichen Paradiese hat alles Sein mit dem Gewande Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit bekleidet. Ein Funke aus der unergründlichen Tiefe Seines unumschränkten, alldurchdringenden Willens hat aus völligem Nichts eine Schöpfung ins Dasein gerufen, unendlich in ihrer Ausdehnung und unvergänglich in ihrer Dauer. Die Wunder Seiner Großmut können niemals enden, und der Strom Seiner barmherzigen Gnade kann niemals aufgehalten werden. Sein Schöpfungsakt hatte keinen Anfang und kann kein Ende haben.
Quelle


Pluto
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#78 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Pluto » Di 23. Mai 2017, 17:53

@Novalis
Etwas an deinen Ausführungen verstehe ich nicht:
Novalis hat geschrieben:Diese ehrfurchtgebietende Idee, die das begrenzte menschliche Denkvermögen kaum begreifen kann, zeigt wohl einfach, dass die Existenz schon immer existierte und für immer existieren wird, zeitlos, ewig, ohne Anfang und Ende. Gerade die moderne Wissenschaft bestätigt darum diesen biblischen Gedanken: Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit (Psalm 111:10). so wie der Schöpfer unvorstellbar, unendlich und ewig ist, so ist auch seine Schöpfung unvorstellbar, unendlich und ewig. Wirklich bemerkenswert wird diese Idee in den Heiligen Schriften der Bahá'í zum Ausdruck gebracht:
Wenn die Existenz ewig ist, wozu bedarf es dann Gott?

Novalis hat geschrieben:
Ein Tropfen aus dem wogenden Meere Seiner endlosen Gnade hat die ganze Schöpfung mit der Zierde des Daseins geschmückt, und ein Lufthauch aus Seinem unvergleichlichen Paradiese hat alles Sein mit dem Gewande Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit bekleidet. Ein Funke aus der unergründlichen Tiefe Seines unumschränkten, alldurchdringenden Willens hat aus völligem Nichts eine Schöpfung ins Dasein gerufen, unendlich in ihrer Ausdehnung und unvergänglich in ihrer Dauer. Die Wunder Seiner Großmut können niemals enden, und der Strom Seiner barmherzigen Gnade kann niemals aufgehalten werden. Sein Schöpfungsakt hatte keinen Anfang und kann kein Ende haben.[/color]
Quelle
Und wenn schon ein Gott neben einem ewigen Multiversum existiert, warum muss er dann Liebe ausstrahlen, und sich um die persönlichen Geschicke der Menschen kümmern.

Was hat das Leben für einen Sinn?
Für mich macht ein ewiges, erbarmungsloses, aber sinnloses Universum, mehr Sinn (Wortspiel beabsichtigt) als der manchmal brutal, manchmal barmherzige personale Gott Abrahams und Noahs.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Grosch
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#79 Re: Wurden die Naturkonstanten sehr fein austariert?

Beitrag von Grosch » So 3. Jun 2018, 17:15

Nein!
Es gibt nur eine Naturkonstante, die Masse eines "ElementarenTeilchens" eT , von 2,78E-28 kg aus dem sich dann alle sogenannten "Naturkonstanten" durch Kompensattion mit der Bewegung v^2* r = (m_eT/(2*pi)^2 in jeder beliebigen Dimenson für Zeit und Weg, ergeben.

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