Häresie oder eine neue Hypothese?

Astrophysik, Kosmologie, Astronomie, Urknall, Raumfahrt, Dunkle Materie & Energie
klassische Physik, SRT/ART & Gravitation, Quantentheorie
Agent Scullie
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#11 Re: Häresie oder eine neue Hypothese?

Beitrag von Agent Scullie » So 18. Dez 2016, 19:40

Pluto hat geschrieben:Zur Zeit macht eine Veröffentlichung die Runde unter Physikern im Internet.
Gab es doch keinen Urknall?

Was meint ihr? Ist der Urknall die einzig plausible Erklärung für die Entstehung des Universums?
Wenn man vom Urknall spricht, muss man unterscheiden, ob man damit einfach nur meint, dass das Universum oder der beobachtbare Teil sich vor etwa 13 Mrd. Jahren in einem Zustand hoher Dichte und Temperatur befand (was durch die Beobachtung der Hintergrundstrahlung, der Elementverteilung im Universum und der Verteilung der Radioquellen gut abgesichert ist), ob ab am Anfang ein Zustand unendlich großer Dichte, eine sog. Anfangssingularität stand.

Theorien wie die von Fred Hoyle zeit seines Lebens vertretene Steady-State-Theorie gehen davon aus, dass es keinen Zustand hoher Dichte und Temperatur gab, neuere Theorien und Modelle beschränken sich darauf, eine Anfangssingularität zu negieren, besagen also, dass es durchaus einen Zustand hoher Dichte gab, ggf. mit einer Dichte im Bereich der Planck-Dichte von 10^04 g/cm^3 und einer Temperatur im Bereich der Planck-Temperatur von 10^32 K, die Dichte dabei aber stets endlich blieb.

Von solchen Modellen gibt es eine ganze Reihe, z.B. Big-Bounce-Modelle, lautet denen das Universum sich zunächst seit unbestimmter Zeit zusammenzog, d.h. kontrahierte, und die Kontraktion dann in eine Expansion umschlug, oder das Modell der Quantenerzeugung des Universums, nach dem das Universums durch eine Art Tunneleffekt aus dem Zustand "Nichts" in einen Zustand hoher, aber endlicher Dichte "tunnelte". Dann noch Lindes Szenario der ewigen Inflation oder Hawkings Modell eines Instantons imaginärer Zeit.
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Pluto
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#12 Re: Häresie oder eine neue Hypothese?

Beitrag von Pluto » So 18. Dez 2016, 19:51

Agent Scullie hat geschrieben:...neuere Theorien und Modelle beschränken sich darauf, eine Anfangssingularität zu negieren, besagen also, dass es durchaus einen Zustand hoher Dichte gab, ggf. mit einer Dichte im Bereich der Planck-Dichte von 10^04 g/cm^3 und einer Temperatur im Bereich der Planck-Temperatur von 10^32 K, die Dichte dabei aber stets endlich blieb.
Also keinen Urknall im Sinne von Georges Lemaitre, sondern lediglich eine Zustand extremer Dichte?

Agent Scullie hat geschrieben:Von solchen Modellen gibt es eine ganze Reihe, z.B. Big-Bounce-Modelle, laut denen das Universum sich zunächst seit unbestimmter Zeit zusammenzog, d.h. kontrahierte, und die Kontraktion dann in eine Expansion umschlug, oder das Modell der Quantenerzeugung des Universums, nach dem das Universums durch eine Art Tunneleffekt aus dem Zustand "Nichts" in einen Zustand hoher, aber endlicher Dichte "tunnelte". Dann noch Lindes Szenario der ewigen Inflation oder Hawkings Modell eines Instantons imaginärer Zeit.
Interessant finde ich, bei all diesen Theorien, dass man davon ausgeht, dass vorher schon irgend etwas war.

Hatte Carl Sagan doch recht, dass das Universum doch keinen Anfang hatte?

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Agent Scullie
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#13 Re: Häresie oder eine neue Hypothese?

Beitrag von Agent Scullie » So 18. Dez 2016, 19:56

Pluto hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben:...neuere Theorien und Modelle beschränken sich darauf, eine Anfangssingularität zu negieren, besagen also, dass es durchaus einen Zustand hoher Dichte gab, ggf. mit einer Dichte im Bereich der Planck-Dichte von 10^04 g/cm^3 und einer Temperatur im Bereich der Planck-Temperatur von 10^32 K, die Dichte dabei aber stets endlich blieb.
Also keinen Urknall im Sinne von Georges Lemaitre, sondern lediglich eine Zustand extremer Dichte?
Lemaitre selbst und ebenso Friedmann gingen vermutlich auch nur von einem Zustand hoher Dichte aus, nicht von einer Anfangssingularität. Darüber, wie groß die Dichte des Anfangszustandes nun genau war, machte man sich erst später Gedanken.

Pluto hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben:Von solchen Modellen gibt es eine ganze Reihe, z.B. Big-Bounce-Modelle, laut denen das Universum sich zunächst seit unbestimmter Zeit zusammenzog, d.h. kontrahierte, und die Kontraktion dann in eine Expansion umschlug, oder das Modell der Quantenerzeugung des Universums, nach dem das Universums durch eine Art Tunneleffekt aus dem Zustand "Nichts" in einen Zustand hoher, aber endlicher Dichte "tunnelte". Dann noch Lindes Szenario der ewigen Inflation oder Hawkings Modell eines Instantons imaginärer Zeit.
Interessant finde ich, bei all diesen Theorien, dass man davon ausgeht, dass vorher schon irgend etwas war.
Bei dem Instanton imaginärer Zeit ebenso wie bei der Quantenerzeugung per Tunnelfeffekt ist es eigentlich so, dass vorher nichts war.
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#14 Re: Häresie oder eine neue Hypothese?

Beitrag von Pluto » So 18. Dez 2016, 20:09

Agent Scullie hat geschrieben:Bei dem Instanton imaginärer Zeit ebenso wie bei der Quantenerzeugung per Tunnelfeffekt ist es eigentlich so, dass vorher nichts war.
Außer dem Quantenvakuum...? ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#15 Re: Häresie oder eine neue Hypothese?

Beitrag von Agent Scullie » So 18. Dez 2016, 20:55

Pluto hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben:Bei dem Instanton imaginärer Zeit ebenso wie bei der Quantenerzeugung per Tunnelfeffekt ist es eigentlich so, dass vorher nichts war.
Außer dem Quantenvakuum...? ;)
Nein, nicht außer dem Quantenvakuum. Das kommt nämlich auch nicht ohne Raumzeit aus.
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