Gab es einen Urknall?

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klassische Physik, SRT/ART & Gravitation, Quantentheorie
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Halman
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#61 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Halman » Di 5. Mai 2015, 15:34

@ThomasM
Danke für Deinen ausgezeichneten Beitrag.

Savonlinna hat geschrieben:Diejenigen, die noch glauben - oder wieder glauben -, dass ein Modell mit der Wirklichkeit übereinstimmt, sind nicht auf der Höhe der heutigen wissenschaftlichen Diskussion.
Dass ist mir bewusst. Physikalische Theorien sind gem. Karl Popper nicht beweisebar, selbst wenn sie noch so gut belegt werden. Allenfalls ist es möglich, "schlechte" Theorien zu falsifizieren.

Wie eine vollständige Theorie der Quantengravitation (sofern es Forschern je gelinkt, sie zu formulieren) unsere Welt beschreiben wird, weiß ich nicht.
Heute gibt es Ansätze dazu in Form von zwei konkurrierenden Modellen:
- Die Schleifenquantengravitation (Loop-Quantengravitation, LQG)
- Die Superstringtheorie (die M-Theorie ist eine Erweiterung dieses Modells)

Sofern ich mich nicht irre, werden die Quantenfelder in der Stringtheorie in einem Stringfeld zusammengefasst. Diese Schlussfolgerung erscheint mir logisch, da alle Teilchen durch Strings erklärt werden: Unterschiedliche Schwingungen von Strings repräsentieren verschiedene Teilchen. Zu unseren drei Raumdimensionen kommen in der Superstringthreorie noch 6 "eingerollte" Extradimensionen hinzu.

Die LQG kommt mit drei Raumdimensionen aus. Doch anders als in der allgemeinen Relativitätstheorie (ART) weist der Raum eine "körnige" Struktur aus, ist also diskret anstatt kontinuierlich (das Planck-Volkumen ist sozusagen das "Raumquant").
Da die Lichtgeschwindigkeit die maximalste Ausbreitungsgeschwindigkeit von Informationen darstellt und im diskreten Raum innerhalb einer Zeitspanne stehts mindestens eine Planck-Länge (10^-35 m, zwanzig Zehnerpotenzen kleiner als ein Atomkern) zurücklegen muss (da es in dieser Theorie die kleinste Längeneinheit ist, der physikalische Relevanz zugesprochen werden kann), ist die kleinste Zeiteinheit, die verstreichen kann die Planckzeit. Die Zeit verfließt also demzufolge nicht kontinuierlich, sondern in diskreten "Ticken" von Planck-Zeit zu Plank-Zeit.

Diese quantengravitativen Theorien sind noch recht spekulativ und hypothetisch.

Die Quantenfeldtheorie ist m. W. die experimentell am besten überprüfte Theorie: Ihre vorhergesagten Werte stimmen exakt mit den Messwerten überein. Sie vereinigt erfolgreich die spezielle Relativitätstheorie (SRT) und die Quantenmechanik. Diese ausgezeichneten Belege können die Theorie freilich nicht beweisen, zumal sie unvollständig ist, da in ihr die Gravitation noch nicht berücktsichtigt ist. (Darum ja die Superstringtheorie und LQG).

Wenn ich von "physikalischer Relalität" spreche, so gehe ich stehts von einem zugrundeliegenden Modell aus. Wenn ich ein anderes Modell verwende, ändert sich demzufolge auch die Beschreibung der Welt (bspw. ART mit kontinuierlicher Raumzeit oder LGQ mit diskreter Raumzeit).

Allerdings räume ich gern ein, dass dieART, QFT, Superstringtheorie und LQG meinen bescheidenen Horiziont übersteigen. Daher verweise ich auf die Physiker Janina und Thomas.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Salome23
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#62 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Salome23 » Di 5. Mai 2015, 15:52

[color=#4000BF]Hemul[/color] hat geschrieben:Niemand hat dunkle Materie oder dunkle Energie einfach so “erfunden”. Beide Phänomene wurden entdeckt. Nur weil wir nicht wissen, worum es sich bei der dunklen Materie handelt, heißt das nicht, dass sie einfach so aus den Köpfen der Astronomen in die Welt geplumpst ist. Es gibt eine Vielzahl sehr handfester Beobachtungsdaten, die die Existenz der dunklen Materie nahelegen. Wissenschaftler sind sparsame Menschen; besonders wenn es um ihre Theorien geht. Je weniger fundamentale Bestandteile die Theorie hat; je weniger Annahmen gemacht werden müssen: Umso besser. Nur aus Spaß an der Freude würde man sich nicht einfach so etwas seltsames wie dunkle Materie ausdenken. Die dunkle Materie taucht deswegen in den Theorien der Astronomen auf, weil es Beobachtungen gibt, die erklärt werden müssen. Seit in den 1930er Jahren die Technik ausreichend gut geworden ist, beobachtet man überall im Universum, dass die Himmelskörper sich nicht so bewegen, wie sie es eigentlich sollten. Dafür kann es zwei Gründe geben: Entweder ist die Theorie, mit der die Bewegung berechnet wird falsch. Oder man hat etwas übersehen, dass die Bewegung beeinflusst. Beide Möglichkeiten wurden überprüft. Es wurde eine neue Theorie für die Bewegung der Himmelskörper aufgestellt, die modifizierte Newtonsche Dynamik (MOND). Mit der kann man zwar bestimmte Aspekte der falschen Bewegung korrigieren. Aber bei weitem nicht alle. Die zweite Möglichkeit ist da viel erfolgreicher. Wenn da draußen noch etwas ist, das wir übersehen haben.
Was kann es da draußen denn noch geben was die "EXPERTEN" übersehen haben könnten? :roll:
Hemul bitte gib zukünftig die Quelle an, woraus du kopiert/zitiert hast
http://scienceblogs.de/astrodicticum-si ... erfindung/

Hemul
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#63 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Hemul » Di 5. Mai 2015, 16:23

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Was kann es da draußen denn noch geben was die "EXPERTEN" übersehen haben könnten? :roll:
Keiner weiß es so genau, aber eines bin ich mir Sicher: Das Universum ist nicht die Wohnstätte Gottes.
Sondern? Fragt ein wie ein Flitzbogen gespannter Interessierter. 8-)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Janina
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#64 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Janina » Di 5. Mai 2015, 16:23

Halman hat geschrieben:Heute gibt es Ansätze dazu in Form von zwei konkurrierenden Modellen:
- Die Schleifenquantengravitation (Loop-Quantengravitation, LQG)
- Die Superstringtheorie (die M-Theorie ist eine Erweiterung dieses Modells)
Ich mag beide nicht.
- Die Stringtheorie krankt wie gesagt an dem Widerspruch zwischen der Zahl der theoretisch benötigten und der real existierenden Raumdimensionen. Das "Einrollen" ist beriets Theologie, d.h. den Widerspruch "aushalten", statt ihn zu erklären.
- Die Idee der körnigen Raumstruktur mag verlockend sein, wo doch Materie auch gequantelt ist. Aber ein "körniger" Raum hat eine große Schwäche: Er hat Struktur, was bedeutet, dass er ein "Äther" wäre, dessen Existenz widerlegt ist.

Halman hat geschrieben:Die Quantenfeldtheorie ist m. W. die experimentell am besten überprüfte Theorie: Ihre vorhergesagten Werte stimmen exakt mit den Messwerten überein.
Zumindest so genau, wie sonst kein anderer Wert in der Geschichte der Messtechnik: 11 Stellen genau!
http://de.wikipedia.org/wiki/Land%C3%A9-Faktor#Elektron

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Halman
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#65 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Halman » Di 5. Mai 2015, 16:49

Janina hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Heute gibt es Ansätze dazu in Form von zwei konkurrierenden Modellen:
- Die Schleifenquantengravitation (Loop-Quantengravitation, LQG)
- Die Superstringtheorie (die M-Theorie ist eine Erweiterung dieses Modells)
Ich mag beide nicht.
Das kann ich verstehen. Was hälst Du von der kanonischen Quantengravitation (KQG)? Soweit ich aufgeschnappt hatte, wurde sie von Wheeler entwickelt, bin mir aber nicht sicher.

Janina hat geschrieben: - Die Idee der körnigen Raumstruktur mag verlockend sein, wo doch Materie auch gequantelt ist. Aber ein "körniger" Raum hat eine große Schwäche: Er hat Struktur, was bedeutet, dass er ein "Äther" wäre, dessen Existenz widerlegt ist.
Hmm - ist denn das EM-Feld nicht auch eine Art immaterieller "Äther"? Ist es nicht so, dass der zwar stoffliche Äther widerlegt wurde, nicht aber ein immaterieller?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

ThomasM
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#66 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von ThomasM » Di 5. Mai 2015, 17:01

Janina hat geschrieben: - Die Idee der körnigen Raumstruktur mag verlockend sein, wo doch Materie auch gequantelt ist. Aber ein "körniger" Raum hat eine große Schwäche: Er hat Struktur, was bedeutet, dass er ein "Äther" wäre, dessen Existenz widerlegt ist.
Die Frage wäre, was du unter dem Begriff "Äther" verstehst.

Der wurde ursprünglich mal eingeführt als materielle Basis der EM-Wellen, weil nach dem damaligen Vorstellungen jede Welle ein Trägermedium haben müsste. Dieses Medium müsste das Universum in gleichförmiger Art ausfüllen wie ein ruhiger See.

Die Maxwell Gleichungen haben gezeigt, dass dieser Äther dann so merkwürdige Eigenschaften haben musste, dass Einstein ihn schließlich abschaffen konnte.

Aber die Idee "gleichförmiges Medium im ganzen Universum" gibt es nach wie vor.
Die ganze Higgs-Theorie ist eigentlich nichts anderes. Ein skalares Feld, das das Universum gleichförmig ausfüllt und das das Vakuum verändert, so dass in Form eines Phasenübergangs alle masselosen Teilchen plötzlich Masse bekommen, indem sie ein Teil dieses Skalarfeldes mitschleppen.

Hier gibt es aber keine Maxwell Gleichungen, die diesem Feld so merkwürdige Eigenschaften zuweist. Also gibt es auch erst mal keine Veranlassung, den Begriff deswegen abzulehnen.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Savonlinna
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#67 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 20:53

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Wenn die Energieversorger streiken habe ich keine Energie oder Power "KRAFT" im Haus. Meine Bude bleibt kalt.
Ja die "pöhsen" Gewerkschaften, gell.... :mrgreen:
Aber das mit der Ursache und der Wirkung hatten wir ja schon.

Das Erstaunliche ist, das man herausgefunden hat, selbst das "Nichts" ist etwas. So braucht die Welt nicht aus dem Nichts entstanden zu sein.
Interessant, nicht wahr?
"Nichts" ist doch sowieso bloß ein Wort. Wieso muss es alles "geben", wofür es ein Wort gibt?

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#68 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Pluto » Di 5. Mai 2015, 21:13

Savonlinna hat geschrieben:"Nichts" ist doch sowieso bloß ein Wort. Wieso muss es alles "geben", wofür es ein Wort gibt?
Naja...
Zu Newtons Zeiten war "Nichts" die Bezeichnung für "frei von Materie und EM-Strahlung".
Heute vermuten Physiker, dass alles, auch das newtonische 'Nichts" von Feldern durchzogen ist. Es gibt also kein "Nichts" im klassischen Sinn.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#69 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 22:16

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Nichts" ist doch sowieso bloß ein Wort. Wieso muss es alles "geben", wofür es ein Wort gibt?
Naja...
Zu Newtons Zeiten war "Nichts" die Bezeichnung für "frei von Materie und EM-Strahlung".
Heute vermuten Physiker, dass alles, auch das newtonische 'Nichts" von Feldern durchzogen ist. Es gibt also kein "Nichts" im klassischen Sinn.
Ich habe mich auf diesen Deinen Satz bezogen:
Pluto hat geschrieben:So braucht die Welt nicht aus dem Nichts entstanden zu sein.

Hemul
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#70 Re: Gab es einen Urknall?

Beitrag von Hemul » Di 5. Mai 2015, 22:32

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Nichts" ist doch sowieso bloß ein Wort. Wieso muss es alles "geben", wofür es ein Wort gibt?
Naja...
Zu Newtons Zeiten war "Nichts" die Bezeichnung für "frei von Materie und EM-Strahlung".
Heute vermuten Physiker, dass alles, auch das newtonische 'Nichts" von Feldern durchzogen ist. Es gibt also kein "Nichts" im klassischen Sinn.
Aber die Dunkle Energie-die Pluto&Co im Nichts..... äh... im Dunklen tappen lässt-gell? 8-) Im Dunklen lässt sich halt sehr gut munkeln-woll? :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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