R.F. hat geschrieben:
Und dann übernahm Einstein die bekannte Formel, die auf der Lorentz-Transformation gründet.
t' = t/ √ 1- v^2/ c^2
Das genau ist der Punkt, an dem sich Kritiker der Relativitätstheorien, darunter auch Physiker, stoßen. Es gibt nicht einen einzigen Grund für die Annahme, dass Zeit in einem Zusammenhang mit Lichtgeschwindigkeit (mit welcher übrigens?) steht.
Oh, es gibt sehr wohl einen sehr triftigen Grund.
Die zentrale Frage ist ja, wie transformieren sich die Koordinaten zwischen Inertialsystemen, die sich gegeneinander mit v bewegen? Unter Newton waren das die recht einfachen Transformationen
t' = t
x' = x + v * t
Warum ist eine solche Transformation wichtig? Weil ein physikalisches Modell, das die Realität beschreiben will, nicht davon abhängen darf, welches Koordinatensystem gewählt wird, denn die Wahl eines Koordinatensystems ist willkürlich. Mit anderen Worten, das physikalische Modell muss
invariant gegenüber einer solchen Transformation sein.
Die Newtonschen Transformationen sind so, dass die Newtonsche Mechanik invariant gegen diese Transformation ist. So weit ist also alles in Butter.
Doch Mitte des 19. Jahrhunderts entdecke Maxwell die Maxwell Gleichungen, die umfassend alle klassischen, elektrodynamischen Phänomene vollkommen korrekt beschrieb. Man fand heraus, dass diese Gleichungen gegen die Newtonschen Transformationen
nicht invariant waren. Formte man die Gleichungen um, so dass sie bei Newton invariant waren, wurden elektrische Effekte vorhergesagt, die nicht in den Messungen vorkamen. Also war das nicht der richtige Weg.
Man fand aber heraus, dass die Maxwell Gleichungen gegen die Lorentz Transformation invariant waren (daher übrigens die Lichtgeschwindigkeit, denn Licht ist ein elektrodynamisches Phänomen).
Das war der Zustand als Einstein ins Spiel kam. Die Mechanik schien anderes transformiert zu werden als die Elektrodynamik. Das war verwunderlich, aber damals hat niemand so großes Augenmerk darauf gelegt.
Dann kam Einstein, legte die Invarianz von c zu Grunde und fand heraus, dass die Gleichungen, die er entwickelte unter der Lorentz Transformation invariant waren. Das war ein riesenhafter Schritt nach vorne. Die Natur tranformiert alle physikalischen Phänomene gleich. Das war auch schon der erste Schimmer der Vermutung, dass sich alle physikalischen Phänomene von einer einzigen gemeinsamen Theorie herleiten lassen. Und die korrekte Transformation kann nur die Lorentz Transformation sein.
Übrigens: c ist die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum. Da gibt es nur eine.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.