closs hat geschrieben:Der Schmetterlings-Effekt ist Dir bekannt. - Die Chaos-Theorie habe ich immer als System-Theorie verstanden - wo hat ein System Bifurkations-Punkte, Intermittenz-Fenster, Chaos, etc. - ob da der Begriff "Zufall" fällt, weiss ich nicht.
Der Schmetterlings-Effekt ist ein Beispiel eines komplexen kausalen Zusammenhangs den wir nicht (vollständig) verstehen, und deshalb als "Zufall" erkennen.
Doch das Ganze ist viel komplizierter... so wie die Geschichte von Alice im Zauberland.
Ich behaupte mal, der Schmetterligs-Effekt ist was völlig anderes als der "echte" Zufall auf der subatomaren Ebene der Quantenphysik. Rhetorische Frage an Sven:
Ist der atomare Zerfall
wirklich zufällig?
In der Quantenphysik werden Teilchen durch die Schrödinger Wellenfunktion genau beschreiben. Die resultierende Wellenfuktion beschreibt das Teilchen also zu jedem Zeitpunkt exakt. Wenn man den Zustand eines Teilchens zum Zeipunkt x kennt, kann man die Bedingungen in die Schrödingerfunktion eingeben, und den Zustand des Teilches nach den Gestzmäßigkeiten der QM zum Zeitpunkt x' genau vorherberechnen.
Da ist kein Zufall im Speil, sondern ein zu jeder Zeit vorausberechenbarer kausaler Zusammenhang!
Wenn wir nun eine radioaktive Sustsanz betrachten, so wissen wir, dass nach einer gewissen Zeit die Hälfte der Atome zerfallen sein werden. Diese Zeit lässt sich statistisch anhand der durchschnittlichen Zerfallszeit vorherberechnen und wird in der Fachsprache die
Halbwertszeit des Isotops genannt.
Betrachten wir aber ein einzelnes Atom, so können wir niemals feststellen wann es zerfallen wird. Das ist das Prinzip des Gedankenexperiments mit Schrödingers Katze. Wir sagen, das bertrachtete Atom bleibt in einer Superposition zweier Zustände: es ist
und es ist nicht (die Katze ist sowohl tot als auch lebendig). Wenn man aber die Schrödingerfunktion als die eigentliche "Wirklichkeit" betrachtet, dann haben wir es ständig mit einem vollkommen kausal erklärbaren Zustand zu tun — weit und breit ist kein Zufall zu sehen!!
Dass uns diese seltsame anmutende Sichtweise "gegen den Strich" geht, weil wir Menschen mit solchen Dingen im Alltag nie kofrontiert werden, ist eine Besonderheit der Quantenmechanik, die so anders ist als wir gewohnt sind, die Welt um uns wahrzunehmen.
Was ist nun, wenn wir Schrödingers Kiste öffnen? Wir stellen fest, die Katze ist entweder lebendig oder tot —
rein zufällig, müsste man meinen. Bisher war bis auf diese störende Tatsache alles völlig kausal sauber darstellbar gewesen.
Dieser messbare Effekt eines Zufalls ist auf Heisenbergs Unschärferaltion zurückzuführen. Im Moment der Zusammenführens von Makrosystemen mit der atomaren Welt, erscheint der Geist des Zufalls aus dem Nichts.
In Wirklichkeit werden Systeme problematisch wenn wir kleinste Teile (Atome) mit unseren (großen) Messgeräten zusammen bringen wollen (einzelne Atome mit Schrödingers Katze). Dann stoßen wir auf seltsame Phänomene die scheinbar rein zufällig ablaufen. Aber ist das wirklich so, oder ist es nur unsere eigene Unzulänglichkeit, die Prozesse auf der winzigen Ebene der Elementarteilchen richtig zu interpretieren?
Ist die Quantenwelt "skurril", oder ist die seltsamkeit der Realität nur auf unsere Unzulänglichkeit als Wahrnehmende zurückzuführen?