Thaddäus hat geschrieben:ThomasM hat geschrieben:
Nicht ganz
Es gibt die weitere Annahme, dass das, was man sieht (misst) die Realität IST.
Dies ist wiederum eine relativ schlichte und offenkundig falsche Auffassung. So beruht deine Aussage:
"Es gibt die weitere Annahme, dass das, was man sieht (misst) die Realität IST" auf deinem entsprechenden
Gedanken, dem du mit dieser
Aussage Ausdruck verleihst. Dein Gedanke oder dein Denken dieser Aussage ist offenkundig ebenfalls Realität, sonst hättest du ihn nicht in Zeichenform zum Ausdruck bringen können. Wie und womit misst man diesen Gedanken? Und was ist die Maßeinheit?
Als Materialist (oder Naturalist, wie das in diesem Forum auch schonmal genannt zu werden scheint) könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass jeder Gedanke immer nur Ausdruck einer Hirnaktivität sei und man diese Hirnaktivität durchaus messen könne, z.B. mittels EEG.
Weiterhin kann man ThomasMs Standpunkt auch so verstehen, dass alles, was man sieht und misst, Teil der Realität sei, aber umgekehrt nicht jeder Teil der Realität messbar und sichtbar sein müsse. Also Teile der Realität auch unsichtbar oder unmessbar sein könnten.
Thaddäus hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:
Was ist Realität? — Etwas, was so ist, wie es erscheint?
Was wem wie erscheint?
Was Realität ist ist letztlich die Frage, was existiert. Was und auf welche Weise etwas existiert ist die Grundfrage der Ontologie. Kann man die Zahl "4" messen? Existiert sie etwa nicht? Aber wenn sie existiert, auf welche Weise existiert sie?
Das ist die Frage nach der Realität der mathematischen Welt. Da gibt es unterschiedliche Positionen zu. Zum einen ist da der Platonismus, demzufolge tatsächlich "da draußen" eine Welt der Zahlen - oder allgemeiner: der abstrakten Objekte - existiert, die der menschliche Verstand wahrnimmt, wenn er sich mit mathematischen Themen befasst. Als Gegenpol zum Platonismus kann man die Lehre sehen, dass die Mathematik nur vom menschlichen Geist erdacht wurde, und ihr keineswegs eigenständige Realität zukomme. Als Argument für den Platonismus wird zuweilen der Gödelsche Unvollständigkeitssatz genannt: wäre die Mathematik nur erdacht, so müsste sie in sich konsistent sein, was sie laut Gödel aber eben nicht ist.
Thaddäus hat geschrieben:Gibt es das mythologische geflügelte Pferd Pegasus? Man möchte meinen ja, denn sonst könnte ich ja nicht nach Pegaus fragen. Aber auf welche Weise existiert Pegasus, wenn es nachweislich nicht als "Ding" bzw. Tier in der Wirklichkeit existiert? Welchen ontologischen Status haben fiktionale Gegenstände?
Hier kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass es eine "Phantasiewelt" und eine "reale Welt" gibt, und dass mythische Kreaturen nur in der Phantasiewelt, aber nicht in der realen Welt existieren. Als Atheist würde man dann die Ansicht vertreten, Gott existiere nur in der Phantasiewelt, aber nicht in der realen Welt, während man als Theist oder Deist der Meinung wäre, Gott wäre auch Teil der realen Welt.
Thaddäus hat geschrieben:Gibt es runde Dreiecke? Ich kann den Begriff "rundes Dreieck" bilden und kann danach fragen, ob so etwas existiert. Aber ein rundes Dreieck ist ein logischer Widerspruch. Runde Dreiecke existieren aus logischen Gründen nicht in der Realität.
Dann existiert ein rundes Dreieck offensichtlich weniger als das Flügelpferd Pegasus, dessen Existenz zumindest kein logischer Widerspruch wäre.
Thaddäus hat geschrieben:Aber im Sinnfeld der Ontologie kann ich danach fragen, ob runde Dreiecke existieren. Also existieren sie im Sinnfeld der Philosophie/Ontologie, insofern ich diesen Begriff bilden und nach der Existenz dieses Begriffs in der natürlich-dinglichen Welt fragen kann.
Jetzt hast du deine Fragestellung ja selbst schon beantwortet: du definierst eine "natürlich-dingliche Welt", die von anderen Arten von Welten abgegrenzt werden kann.
Thaddäus hat geschrieben:Aber dort - im Sinnfeld der Naturwissenschaften und im Sinnfeld logisch möglicher Objekte existieren sie mit Sicherheit nicht ...
Die Realität(en) sind dummerweise komplizierter als man denkt ...

Oder auch nicht, denn das Schlüsselwort hast du ja schon genannt: "natürlich-dingliche Welt". Vermutlich spricht ThomasM von genau dieser.