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#281 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 20:46
von Demian
Pluto hat geschrieben:Schrödinger sagt es doch ganz deutlich:Er sieht das "ICH" als materielle ("stuff"=Stoff=Materie) Grundlage für alle Erfahrungen..

Er hat sich viele Gedanken gemacht.

Noch müßiger sei es, sich Gedanken darüber zu machen, ob etwa auch andere Vorgänge, auch in der unorganischen Materie, oder gar ob alles Geschehen überhaupt mit irgendwelcher Art von Bewußtsein verknüpft sei. Das wäre Phantasterei, ebenso unwiderlegbar wie unbeweisbar, also ohne jeden Erkenntniswert. Wer dieses Beiseiteschieben der Frage akzeptiert, sollte gesagt bekommen, welche ungeheure Lücke er damit in seinem Weltbild unausgefüllt läßt[...]
Sollen wir uns nun bereit finden, zu glauben, daß diese ganz spezielle Wendung in der Entwicklung der höheren Tiere, diese Wendung, die füglich auch hätte unterbleiben können, notwendig war, damit die Welt sich selbst im Lichte der Bewußtheit aufleuchte? Wäre sie ohne das ein Spiel vor leeren Bänken geblieben, für niemanden vorhanden, und darum recht eigentlich nicht vorhanden? Das scheint mir der Bankrott eines Weltbildes. Hier einen Ausweg zu suchen, dürfen wir uns nicht hindern lassen, sollte auch rationalistische Weisheit darüber lächeln oder spotten.
Nach Spinoza ist jedes Einzelding eine Modifikation der unendlichen Substanz, das ist Gottes. Es drückt sich in jedem seiner Attribute aus, im besonderen in dem der Ausdehnung und in dem des Denkens. Ersteres ist seine körperliche Existenz in Raum und Zeit, letzteres - wenn es sich um den lebendigen Körper eines Menschen oder Tieres handelt - sein Geist (mens). Aber auch alles leblos Körperliche ist für Spinoza auch ,,ein Gedanke Gottes“. Wir stoßen auf den kühnen Gedanken einer Allbeseelung; freilich nicht zum ersten Male; schon zweitausend Jahre zuvor hatte dieser Gedanke der jonischen Philosophenschule (Thales, Anaximander, Anaximenes) den Beinamen der Hylozoisten eingetragen. Nach Spinoza hat der geistvolle Gustav Theodor Fechner sich nicht gescheut, die Pflanzen zu beseelen, die Erde als ‘Weltkörper und die Sterne. Ich stimme diesen Phantasien nicht zu, aber ich möchte nicht darüber zu Gericht sitzen, wer der tiefsten Wahrheit näher kam, Fechner oder die Bankrotteure der Rationalistik.


Erwin Schrödinger: Geist und Materie

#282 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 20:57
von Pluto
Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Schrödinger sagt es doch ganz deutlich:Er sieht das "ICH" als materielle ("stuff"=Stoff=Materie) Grundlage für alle Erfahrungen..
Er hat sich viele Gedanken gemacht.
Ja natürlich. Viele Wissenschaftler haben sich Gedanken gemacht in der damaligen Zeit.
Du missverstehst den Zeitgeist in dem Schrödinger diese Dinge dachte. Die Entdeckung der Quantenmechanikvor nunmehr fast 90 Jahren hat viele selbst große Wissenschaftler verwirrt und dazu bewegt, sich ähnlich verklärt auszusprechen, weil sie die Phänomene nicht verstanden. Auch Heisenbergs "Am Grunde des Bechers der Wissenschaft wartet Gott" oder Einsteins "Gott würfelt nicht!" sind Beispiele für die verklärte Denke jener Zeit.

#283 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 20:59
von Pluto
Selbst wenn Goswami den pantheistischen, deistischen Gott Spinozas beweisen könnte, es würden ihn noch Abgründe vom personalen Gott Abrahams trennen.

#284 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 22:49
von Demian
Pluto hat geschrieben:Selbst wenn Goswami den pantheistischen, deistischen Gott Spinozas beweisen könnte, es würden ihn noch Abgründe vom personalen Gott Abrahams trennen.

Das kann man auch kombinieren. Panentheismus genannt.

"Ausgangspunkt von Krauses Wortprägung ist ein bestimmtes Verständnis des Spinozismus, das das Denken Spinozas in der Formel deus sive natura zusammengefasst und darin die unmittelbare Identität von Gott und Natur ausgedrückt sieht.[3] Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurde diese Auffassung der Identität von Gott und Natur als Pantheismus bezeichnet.[4] Demgegenüber soll der Panentheismus ausdrücken, dass die Welt zwar in Gott enthalten, dieser aber umfassender als jene gedacht wird. Gott und Welt sind hier also ausdrücklich nicht identisch. Der Panentheismus steht so in der Mitte zwischen Pantheismus (Immanenz Gottes in der Welt) und Theismus (Transzendenz Gottes zur Welt)."


Panentheismus

#285 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 22:56
von Pluto
Theismus ist ein Gottesverständnis aus den Offenbarungsreligionen wie es durch heilige Schriften dargestellt wird. Diese beschreiben immer einen personalen Gott.

#286 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Di 24. Jun 2014, 23:00
von Pluto
Demian hat geschrieben:Das kann man auch kombinieren. Panentheismus genannt.
Genau das kann man NICHT.
Panentheismus beinhaltet eine heilige, spirituelle Komponente, die dem Pantheismus komplett fehlt.

#287 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Mi 25. Jun 2014, 09:08
von Demian
Panta rhei – alles fließt – damit hatte Heraklit Recht, aber das gilt für die phänomenale Welt, nicht aber für das pure Bewusstsein. Spirituell gesehen ist die physische Existenz nur ein Traum; und die Identifikation mit dem Traum, dem Vergänglichen, lediglich ein Glaubenskonstrukt, welches überflüssiges Leiden verursacht.

#288 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Mi 25. Jun 2014, 09:17
von Demian
Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Das kann man auch kombinieren. Panentheismus genannt.
Genau das kann man NICHT.
Panentheismus beinhaltet eine heilige, spirituelle Komponente, die dem Pantheismus komplett fehlt.

Pantheismus + heilige, spirituelle Komponente. Richtig. ;)

#289 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Mi 25. Jun 2014, 11:04
von Pluto
Demian hat geschrieben:Pantheismus + heilige, spirituelle Komponente. Richtig. ;)
Die Vorstellung eines christlichen Gottes beinhaltet aber viel mehr als eine spirituelle Komponente. Er suggeriert eine personale Eigenschaft des Schöpfergotts, die im Pantheismus schlicht nicht vorhanden ist. Das stellt einen unüberwindbar tiefen Graben, zwischen dem Pantheismus Spinozas und dem Gott Abrahams dar.
Mit einer Prise Spiritualität ist das schlicht nicht zu schaffen.

#290 Re: Amit Goswami: Über die Wissenschaft zu Gott

Verfasst: Mi 25. Jun 2014, 17:01
von barbara
Von Gott soll man sich kein Bild machen, laut Bibel. Und zwar darum, weil man sich kein Bild machen kann.

Also wissen auch Christen, dass das Bild des "Gegenübers", das Bild der "Person", mit der man sich Gott vorstellt - nur ein Bild ist. und nicht mehr als ein Bild.

gruss, barbara