Pluto hat geschrieben:Meiner Meinung nach steht die QFT NICHT über dem Welle/Teilchen Dualismus, sondern
daneben, als mathematisch saubere Darstellung. Etwas anderes zu behaupten, fühlt sich für mich zu sehr nach Ideologie an. Und das ist das Letzte was wir in einer wissenchaftlichen Diskussion gebrauchen können.
Ideologisch sollten wir die Diskussion hier in der Tat nicht führen und ich begrüße es, dass Du da insbesondere in einer naturwissenschaftlichen Diskussion sensibel bist.
Der Welle-Teilchen-Dualismus war eine Beschreibung für Photonen in der frühen Quantenphysik. Nun könnte man diesen Dualismus weiter denken in Form von Welle-Teilchen, also das Quatenobjekte wie Elektronen und Photonen usw. beides zugleich sind. Wenn dies recht verstehe, würden wir hier einer Deutung ausgehen, die man vielleicht als
"Welle-und-Teilchen-Interpretation" beschreiben könnte, und diese auf die Quantenmechanik anwenden, also im Bereich der ersten Quantisierung diskutieren.
Meine Beiträge, in denen ich versucht hatte, @seealder, @closs usw. die Quantenmechanik zu erklären (so gut ich dies als Laie konnte), bewegten sich im Bereich der ersten Quantisierung, denn die QFT ist mir offengestanden zu anspruchsvoll und abstrakt; daher kam ich darauf nur selten zu sprechen.
Hier geht es aber um die zweite Quantensierung, nämlich der Quantenfeldtheorie, die umfassender ist als die Quantenmechanik. Soweit ich dies bis jetzt begriffen habe, zeichnet sie sich gegenüber der Quantenmechanik durch zwei Weiterentwicklungen aus:
1. Die SRT wird mit der Quantenmechanik vereint. Der dynamische Cassimir-Effekt enthält ja mit 0,25 c bereits eine relativistische Geschwindigkeit, die SRT muss also berücksichtigt werden.
2. In der zweiten Quantensierung wird jedes reale Teilchen als eine lokale Anregung eines dazugehören Quantenfeldes interpretiert. Die Teilchen erweisen sich als sekundär, die Felder als primär.
Somit ist die QFT der QM überlegen, weil sie einen umfassenderen Geltungsbereich hat (also auch im LHC bei ultrarelativistischen Geschwindigkeiten usw.) und weil sie das gravitationsfreie Naturgeschen eleganter über Felder erklärt.
Pluto hat geschrieben:Warum sage ich das?
Weil wir insgesamt noch viel zu wenig über die "skurrile" Quantenwelt wissen, um entscheiden zu können, was richtig ist. Die vielen Physiker, die von Teilchen reden, tun das ganz sicher nicht weil sie zu faul sind, es "richtig" zu erklären. Sie verhalten sich auch nicht unredlich, wenn sie in tausenden von Vorträgen über Teilchen reden. Ich bin der Meinung, sie tun dies, weil sie von der Gleichwertigkeit ihrer Erklärung genauso überzeugt sind, wie Eure zehn (oder lass es hundert sein) der Meinung sind, ihre Darstellung sei die einzig Richtige.
Dann wäre es mal interessant, fachliche Veröffentlichungen der selben Forscher rauszusuchen, wie hier bei Hawking geschehen. Mal sehen, was dabei rauskommt.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Für mich ist die populärwissenschaftliche Darstellung leichter zu verstehen, obgleich die Vorstellung von ständig aus dem "Nichts" auftauchenden Teilchen-Antiteilchen-Paaren, die sich nach ultrakurzer Zeit wieder annihilieren immer, suspekt erschien.
Bist DU nicht ein Fan der "Skurrilen Quantenwelt"?
Warum sollte das nicht auch eine Erklärung sein?
Oh-ja, davon bin ich ein Fan. Doch damit bin ich Fan der ersten Quantisierung. Die Stärke des Buches von S. Arroyo Camejo liegt nicht im Bereich der Quantenfeldtheorie (da war ihr sogar ein kleiner Fehler unterlaufen), sondern in der Quantenmechanik. Da Niveau dieser Diskussion geht bereits über dieses Buch hinaus, da es sich im Bereich einer anspruchsvolleren physikalischen Theorie bewegt.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Das Problem der Populärwissenschaft besteht darin, dass darin kaum bis gar keine Felder vorkommen, jedenfalls keine Quantenfelder.
Da fängt es doch schon an! Dann wird es doch höchste Zeit, damit anzufangen.
Ja, eben.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Dabei sind diese fundamental, seit etwa den 1930er Jahren wird längst die Physik der Felder betrieben. Warum sollte es für mich schwieriger sein, sich ein Feld vorzustellen als Teilchen. Und selbst wenn die Feldvorstellung abstrakter anmutet, so wäre es doch allerhöchste Zeit, diese endlich zu vermitteln.
Du lieferst selbst das beste Argument... Im Sinne der Aufklärung, ist es tatsächlich höchste Zeit die Leute "dort draußen" an Quantenfelder heranzuführen.
Aber bitte nicht mit dem Holzhammer!
Da ich selbst Laie bin, kann ich versichern, dass ich nicht wünsche, dass mir Fachleute mit dem Holzhammer begegnen. Dies geht auch anders.
Mit Agent Scullie diskutiere ich inwzischen viele Jahre und leider habe ich nur Teile seiner Erkärungen wirklich verstanden. Der Grund ist natürlich mangelnde Bildung meinerseits. Wenn ich Abitur hätte, hätte ich sicher mehr begriffen, dann würde ich auch bspw. die Integralrechnung verstehen. Wie soll Agent Scullie jemanden wie mir komplizierte Zusammenhänge vermitteln, wenn mir die Grundlagen fehlen?
Albert Einstein schrieb das "allgemeinverständliche" Buch
Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, setzt darin allerings mindestens Maturitätsbildung voraus, welche ich nicht habe. Dies ist mir beim Lesen aufgefallen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Buch "Skurrilen Quantenwelt". Ich gehöre nicht zur Zielgruppe, weil ich schlicht und ergreifend zu ungebildet bin.
Laien wie mich, speißt man offenbar gerne mit irgenwelchen "Kind-gerechten" Erkärungen ab und dann reden die Fachleute wieder unter sich. So jedenfalls mein Eindruck. Daher war ich falsch informiert und wurde von Agent Scullie häufig korrigiert (er könnte uns sicher ein "Lied" davon singen) und bin ihm sehr dankbar, dass er mich nicht einfach abfertigt oder ignoriert, sondern mit mir disktutiert und sich hier angemeldet hat und mit uns zu "streiten".
Dabei ist es doch gar nicht so schwierig zu sagen, was Walter Thirring erklärte:
Die Quantenfelttheorie sagt, der ganze Raum ist von Feldern erfüllt, und die sind nicht materiell, sondern im Gegenteil, die Materie, das sind nur lokale Anregungen des Feldes. Hätte ich diesen Satz nur früher gekannt.
Oder man soll offen sagen, dass die Erklärung mit den Teilchen-Paaren nicht der fachlichen Darstellung entspricht, sondern es sich lediglich um eine Veranschaulichung handelt. Dann sollte noch erwähnt werden, dass man diese Veranschaulichung nicht mit den virtuellen Teilchen verwechseln sollte, welche die Kräfte/Wechswirkungen vermitteln. Dazu würde vermutlich eine Buchseite ausreichen.
Ja, das ist kompliziert, aber so ist die Quantenwelt nun mal.
Ich empfehle ja, den Begriff virtuelle Teilchen in Verbindung mit Vakuumfluktuationen zu vermeiden, weil dies dazu verleitet, diese mit Eich-Bosonen zu verwechseln. Offenbar sind dies nur vorgestellte Teilchen. Soll man doch von "imaginären Teilchen" sprechen.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Ein hier bereits angesprochendes Problem bei der Teilchen-Analogie ist die Ungenaugkeit der Darstellung.
Eben. Heisenberg lässt grüßen. Warum sollten Felder vor der Unschärfe gefeit sein?
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich gilt die Unschärfe auch für Quantenfelder, deshalb gibt es ja Vakuumfluktuationen. Dies meinte ich nicht.
Ungenau ist es, den Begriff "virtuelle Teilchen" für ZWEI physikalische Phänomene zu verwenden:
1. Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern, wie sie in inneren Graphen von Feynman-Diagrammen darstellt werden.
2. Vakuumfluktuationen, bei denen es gar nicht um Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern geht, sondern um deren Unschärfe.
In der Naturwissenschaft sollte man einen Begriff nicht doppelt belegen.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Damit sind Vakuumfluktuationen von Quantenfeldern, wie dem EM-Feld, nicht mehr unterscheidbar von Wechswelwirkungen zwischen Quantenfeldern und ich denke, dass Du mir darin zustimmst, dass Eich-Bosonen etwas völlig anderes sind als Feldmoden des EM-Feldes.
Gewiss doch...
Mein Einwand ist... "Sind denn Eich-Bosonen ein leichteres Thema als Feldmoden?" — Ich glaube kaum...
Ich wehre mich einfach dagegen, bei unserem heutigen Wissenstand, wenn eine Erklärung als "populärwissenschaftlich", und deshalb minderwertig, abgewertet wird.
Dies ist ein gutes Beispiel für den "Schaden", den die Populärwissenschaft sogar bei einem Naturwissnschaftler angerichtet hat. Eich-Bosonen sind virtuelle Teilchen. Gem. der QFT handelt es sich dabei um Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern. Ählich wie Teilchen miteinander wechselwirkten können (bspw. Photonen und Elektron), können auch Felder miteinander wechselwirken. Geschieht dies, tritt eine Größe auf, die in der Gleichung als virtuelles Teilchen erscheint.
Vakuumfluktationen beschreiben einfach die Unschärfe der Quantenfelder, wie hier des EM-Feldes. Gem. der Wahrscheinlichkeit treten alle möglichen Feldmoden auf. Dies begrifflich zu trennen, ist in der populärwissenschaftlichen "Quanten...theorie" sehr schwer, da sie so ungenau ist. In der Quanten
feldtheorie ist das aber ganz klar.
Hier habe ich eine fachliche Quelle von Prof. Norbert Dragon von der Universität Hannover rausgesucht:
https://www.itp.uni-hannover.de/~dragon/qformel.pdf
Mir ist dies fachlich natürlich viel zu hoch. Dies ist für Janina, Agent Scullie, Thomas und vielleicht auch für Dich, Pluto.
Wer mehr Fachliches möchte, bitte:
https://www.itp.uni-hannover.de/~dragon/