R.F. hat geschrieben:
Menschenskind Thaddäus, die Menschen um El Asar (Lazerus) wussten doch, dass dieser seit vier Tagen tot war...
Das glaube ich eher nicht.
Eine zeitlang glaubte man, ein Mensch sei tot, wenn er nicht mehr atmet und der Körper anfängt zu riechen. Diese Ansicht war zur Zeit Jesu verbreitet.
Viel später glaubte man, ein Mensch sei endgültig tot, wenn sein Herz nicht mehr schlägt. Denn ein bewusstloser Mensch kann sehr flach atmen, so dass man es nicht genau erkennen kann, und "riechen" kann er aus verschiedenen Gründen.
Heute geht man davon aus, dass ein Mensch "tot" ist, wenn seine Hirnfunktionen Nulllinie zeigen. Wird sein Körper aber durch Maschinen versorgt, ist er auch dann nicht tot.
Also nein, ich denke eher nicht, dass die Menschen wussten, dass Lazarus tatsächlich tot war.
R.F. hat geschrieben:
Die meisten Verfasser waren selbst Augenzeugen. Du solltest unbedingt mal Werke von John A.T. Robinson und Klaus Berger lesen...
Nein. Das ist wirklich Unsinn, denn es existieren keinerlei belastbare Anhaltspunkte hierfür. Es ist schon allein deshalb Unsinn, weil die unmittelbaren Augenzeugen wie Jesus Aramäisch sprachen, aber kein Griechisch, denn ihm folgten keine Schreiber oder römische Historiker (die eine gute Schulbildung besaßen und neben Latein oft auch Griechisch konnten), sondern ganz normale Menschen ohne besondere Bildung. Keiner der Jünger Jesu konnte auch nur Latein. Wo hätte ein galiläischer Fischer z.B. auch Griechisch oder Latein lernen sollen? Wenn überhaupt, dann beherrschte der ein oder andere Hebräer in Jersalem allenfalls Latein, denn die Römer waren Besatzungsmacht in Palästina. Griechisch zu können, setzte eine Bildung voraus, die die Landbevölkerung und die ersten Anhänger Jesu nicht hatten.
Schlimm genug, dass ein ehemaliger Theologe wie Klaus Berger den Unsinn verbreitet, Augenzeugen seien Verfasser neutestamentlicher Schriften.
Andererseits wundert es mich nicht, denn Klaus Berger war jener katholische Maulwurf an der Universität Heidelberg, der als evangelischer Professor für Neues Testament evangelische Theologie lehrte, bis er plötzlich aus dem Hut zauberte, dass er in Wahrheit Katholik ist und nie zum evangelischen Glauben konvertiert war. Klaus Berger ist nichts anderes als ein Betrüger, der heute ein erzkonservativer Katholik ist, und ich vermute, dass war er immer. Einem solchen Betrüger glaube ich nicht, schon gar nicht, dass er ernsthaft wissenschaftlich arbeitet.
R.F. hat geschrieben:
Es ist ausreichend nachgewiesen, dass zur Zeit Jesu die Bereitschaft an Wunder zu glauben, keineswegs größer war als heute.
Auch das ist schon allein deshalb falsch, weil es zur Zeit Jesu kein anderes Weltbild gab, als das mythische, welches Naturphänomene, wundersame Begebenheiten (und Krankheiten) durch das Wirken übernatürlicher Kräfte erklärte.
Wenn Jesus eine Legion Dämonen in eine Herde Schweine fahren lässt, die sich daraufhin von einer Klippe stürzen, dann wirst du vergeblich im Text nach einer Reaktion der Anwesenden suchen, die sich über dieses Wunder wundert. Niemand wundert sich besonders darüber, wie das möglich ist? Es wundert sich auch niemand der Anwesenden, wenn Jesus einem Sturm einhalt gebietet, über das Wasser geht, Wasser in Wein verwandelt, Tote auferweckt, Krankheiten heilt oder Brote vermehrt. Es ist zwar auch für den antiken Menschen zur Zeit Jesus nicht Normalität, wenn jemand Wunder wirken kann, denn als gewöhnlicher Mensch kann man das nicht. Der antike Mensch glaubt aber selbstverständlich daran, dass es Menschen mit besonderer Macht gibt, die das eben können. Das können Rabbis sein, wie Jesus, Wunderheiler und auch mal ein römischer Kaiser, über den Suteon berichtet, dass er einen Toten hat auferstehen lassen.
Dass Wunder für einen antiken Menschen jederzeit möglich sind liegt daran, dass zu dieser Zeit ein konkurrierendes wissenschaftliches Weltbild noch gar nicht existiert. Nur einige wenige griechische Philosophen vertraten die Auffassung, dass die Welt ganz natürlich erklärbar ist ohne Götter und Wunder.
R.F. hat geschrieben:
Weshalb verhielten diese “Tobsüchtigen†nach dem Einwirken Jesu plötzlich normal?
Es könnte daran liegen, dass der Anfall vorbei war.
Und ansonsten: Warum wird ein sterbender Mensch in Todesangst ruhig, wenn ich ihm meine Hand auf die Wange lege und ihn streichle?
Und warum hilft eine große blaue und bittere Pille besser als eine kleine weiße süße?
R.F. hat geschrieben:
Gerade das heutige Weltbild baut auf Mythen. Soll ich Dir einige aufzählen?
Selbstverständlich gibt es auch heute noch Mythen, sogar wissenschaftliche.
Die meisten Menschen heute leben einerseits in einem wissenschaftlichen, andererseits in einem mythischen Weltbild. Sie gehen zum Arzt und lassen sich ein MRT machen. Und morgens lesen sie in der Zeitung, was in ihrem Horoskop steht und hoffen, dass darin steht, dass sie keinen Krebs haben.
Aber eben praktisch alle gehen zum Arzt und lassen sich nach modernem medizinischen Standard behandeln. Keiner geht nur zum Wunderheiler oder verlässt sich ausschließlich auf den Gebetskreis.
Wenn moderne medizinische Standards nach letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen aber noch gar nicht erfunden sind, dann bleibt nichts als der Wunderheiler oder der Gebetskreis.