Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Flavius hat geschrieben:Ich las aber vor kurzem Gegenteiliges; nämlich, dass riesige Energie-Mengen durch "schwarze Löcher" in's All hinausgestossen werden. Bin aber kein Kosmologe.
Bei diesen riesigen Energiemengen handelt es ich um die Jet-Strahlen, wie im Bild zu sehen.
Könnte es nicht sein, dass es sich um Hawking-Strahlung handelt.
Mich würde interessieren, was Flavius wo genau gelesen hat.
Ja, eine Quelle wäre erhellend.
Pluto hat geschrieben:Die Hawking-Strahlung wird der mir bekannten Theorie zufolge direkt vom Ereignishorizont abgestrahlt und vermindert die Masse im Schwarzen Loch selbst. Diese Strahlung ist allerdings sehr schwach.
Sie mag schwach sein, aber ihre Temperatur (=Energiegehalt) muss enorm hoch sein, damit überhaupt Teilchen von einem S/L entweichen können. Deshalb spricht man heute von einer "Feuerwand" die das S/L umgibt.
Semiklassiche Quantgravitation und Superstringtheorien sind nicht gerade meine Stärken, dies ist mehr etwas für unsere echten Fachleute.
Im Spektrum-Artikel
Feuertaufe fürs Äquivalenzprinzip wird erläutert, wie Forscher überhaupt auf die Feuerwand kamen.
Die Hawking-Strahlung, so wie ich Hawking sie in seinem Buch
"Eine kurze Geschichte der Zeit" beschreibt (semiklassischer Ansatz zur Quantengraviatation, also die Vereinigung von nichtklassischer Quantenfeldteorie mit der klassischen ART, die Gravitation ist also noch nicht quantisiert) die nach im benannte Strahlung als eine extrem energiearme Strahlung, schwarze Löcher sind also sehr dunkelgrau und je massereicher sie sind, je mehr ähnelt dies einem perfektem Schwarz.
Um das Informationsparadox zu lösen, schlugen Polchinski und seine Motarbeiter vor, dass zum einen die "Teilchenpaare" der Hawkung-Strahlung miteiander verschränkt seien und zum anderen die mit aller Hawkingstrahlung verschränkt seien, um so zu gewährleisten, dass die physikalischen Informationen über hineingefallende Obejekte in der Hawking-Strahlung erhalten bleiben.
Das Problem dabei ist, dass dies der "Monogamie der Verschränkung" widerspricht. Polchinskis Lösung besteht darin, die Verschränkung zwischen den Teilchenpaaren der Hawkung-Strahlung zu kappen und DIES würde - ähnlich dem Aufbrechen molekuarer Verbindungen - sehr viel Energie freisetzen und so die Feuerwand am Ereignishorizont erzeugen.
Dieses Modell verstößt allerdings gegen das Äquivalenzprinzip der ART, gem. dem ein Astronaut den Ereignishorizont beim Hineinfallen ins Schwarze Loch gar nicht bemerken sollte (die Gezeitenkräfte lasse ich hier mal unberücksichtigt), der Ort der Ereignishorizontes also äquivalent mit jedem anderen Ort des Gravitationsfeldes sein sollte (sofern ich hier einen Fehler gemacht habe, bitte ich um Korrektur).
Im Artikel wird ein Forscher disbezüglich zitiert:
"Bei der Auswahl erschienen uns Feuerwände als die weniger verrückte Option", berichtet Marolf.
Wie es scheint, hat man die Wahl, entweder für die Informationserhaltung der Quantenmechanik und damit für Feuerwände und gegen das Äquivalenzprinzip der ART zu plädieren, oder aber gegen die Informationserhaltung der Quantenmechanik und damit gegen Feuerwände zu stimmen und für das Äquivalenzprinzip der ART zu plädieren.
Wie Du dir sicher denken kannst, hagelte es zu Marolfs Position Kritik:
Der Artikel mischte die Physikergemeinde gehörig auf. "Zu behaupten, Einsteins Äquivalenzprinzip aufzugeben sei die bessere Wahl, war einfach unverschämt", sagt Jacobson. Bousso stimmt zu und meint: "Eine Feuerwand kann nicht einfach im leeren Raum auftauchen, ebenso wenig wie eine Backsteinmauer plötzlich aus dem Nichts kommt und einem ins Gesicht schlägt. Wenn Einsteins Theorie am Ereignishorizont nicht gilt, dann müssen sich Kosmologen eher fragen, ob sie überall in vollem Umfang gilt."
Im Nachfolge-Artikel
"Es gibt keine Schwarzen Löcher" löst Hawking das Dilemma damit, dass der die Unschärfe der Quantenmechanik auf den Ereignishorizont anwendet und somit der scharfe Ereignishorizont keine Rolle mehr spielt und stattdessen der
scheinbaren Horizont dominiert:
Zitat
Andreas Müller (Astrophysiker):
Hawkings Lösung: Der Scheinbare Horizont
... Aufgrund von Quanteneffekten sei der scharf definierte Ereignishorizont der ART "aufgeweicht". Ereignishorizont und scheinbarer Horizont können sich voneinander unterscheiden, mal ist der Ereignishorizont größer – z. B. wenn das Loch durch Materieaufsammeln und damit seine Masse wächst; mal ist der Ereignishorizont kleiner, z. B. wenn das Loch durch das Aussenden von Hawking-Strahlung schrumpft. Da der wesentliche neue Horizont der scheinbare sei, spiele bei Schwarzen Löchern der Ereignishorizont keine Rolle mehr. Da dieser wiederum Schwarze Löcher definiert, kam es zu der wirkungsvollen Schlagzeile "Hawking: Es gibt keine Schwarzen Löcher".
Soweit ich diesen Artikel verstanden habe, folgt aus Hawkings durchaus eleganter Lösung, dass es in der Nachbarschaft eines Schwarzen Loches zu
Raumzeitfluktuationen kommen sollte.
Derzeit scheint mir dies alles noch recht spekulaiven Charakter zu haben. Ein Forscher sagt hierzu:
Zitat von Don Page:
"Für manche mag die Annahme, dass es keinen Ereignishorizont gibt, vielleicht radikal klingen. Doch wir haben es hier mit extremen Quantenbedingungen zu tun – und man weiß noch nicht einmal genau, was Raumzeit überhaupt ist, geschweige denn, ob eine klar abgegrenzte Region existiert, die man als Ereignishorizont ansehen könnte."
Das Schlusswort soll hier ein Zitat des Forschers sein, der die Feuerwand in die physikalische Diskussion brachte.
Zitat von Polchinski:
"In Einsteins Gravitationstheorie unterscheidet sich der Horizont eines Schwarzen Lochs nicht so sehr von jedem anderen Teil des Weltraums" ... "In unserer eigenen Nachbarschaft lassen sich aber keine Raumzeitfluktuationen beobachten: Sie ereignen sich einfach zu selten auf großen Skalen."