P.S.: Steno heißt: Komm zum Punkt. Fasse dich kurz.
seeadler hat geschrieben:mit den zwei Murmeln ging es mir lediglich darum, herauszufinden, ob die Raumkrümmung allein irgend etwas an einer ruhenden Murmel bewirken würde.
Ja.
seeadler hat geschrieben:verglichen mit dem Rennwagen, der aufgrund der Bahnform der Straße in seiner Richtung gehalten wird. Doch die Strasse treibt ihn nicht an, sie übt keine Kraft auf ihm aus
So ist es. Wenn der also einfach auf seiner Bahn geradeaus fährt, und die Bahn ist stark gewölbt, dann ändert der Wagen die Richtung. Von einem Hubschrauber über dem Rennwagen aus gesehen sieht das dann so aus, als hätte einer ihn zur Seite gezogen.
Der Wagen merkt davon nichts, er fährt für sich so geradeaus wie möglich. Das bedeutet Intertialsystem.
Ein Wagen auf einem freien Salzsee fährt geradeaus. Ein Teilchen im freien Raum schwebt mit konstanter Geschwindigkeit vor sich hin.
Fährt er über einen Hügel, so ändert sich seine Richtung. Fliegt ein Asteroid an einem Planeten vorbei, ändert sich auch seine Richtung. Beide sind in ihrem Raumzeitsegment so geradeaus wie möglich geflogen, das ist die Analogie.
Ah! Ich merke wo dein Denkfehler sitzt: Die Raumzeit ist vierdimensional. Darin können nicht einfach zwei Punkte ruhen. Ein Punkt im (3-)Raum ist eine ganze Bahn in der (4-)Raumzeit. Ein ruhender Punkt im Raum ist eine Bahn, die in der Raumzeit gerade in Zeitrichtung verläuft wie ein Band zum Aufbügeln. Der Punkt ist das
ganze Band. Ein bewegter Punkt ist dasselbe Band, das nur etwas schräger verläuft.
Man kann ja immer die Perspektive wechseln. Ein ruhender Punkt sieht von einem vorbeifliegenden Raumschiff aus nicht mehr ruhend aus. In der 4-Raumzeit ist das dann einfach nur, als würde man den Tisch ein wenig drehen.
Stillstehender Punkt - gerades Band nach oben. Gerade fliegender Punkt - Tisch etwas drehen - gerades Band nach schräg oben.
Stell dir einen Stein vor, der im Weltraum still schwebt. Dann schaltest du neben ihm plötzlich einen Planeten dazu. Der Stein fällt auf ihn zu. Dann schaltest du den Planeten wieder ab, der Stein fliegt ab jetzt mit konstenter Geschwindigkeit auf die Stelle zu, wo gerade der Planet war.
Jetzt dasselbe in Raumzeit.
Ein Band verläuft geradlinig über den Tisch. Plötzlich ist, weil ein Hamster unter der Tischdecke sitzt, eine Delle im Tisch, auf den du das Band aufbügelst. Das Band schmiegt sich der Delle an und verläuft danach weiter. Hat aber die Richtung geändert.
Das ist die Entsprechung.
Damit ist jede Kraftwirkung als ein "relatives" Geradeausfliegen zu betrachten, Trägheit ist damit gleich Gravitationsanfälligkeit. Schwere Masse = träge Masse.
seeadler hat geschrieben:Denn anfangs klang eure Erklärung so, als würde die Gravitation und die vierdimensinale Raumzeit ein und das selbe sein.
So ist es. Oder noch genauer: Die Trägheit darin.
seeadler hat geschrieben:ist es nicht viel mehr so, dass wir hier ... lediglich ein graphisches beispielhaftes Modell erstellt haben, welches aber nicht wirklich existiert, sondern wir es als existent erklären...
Beschreibung ist immer ein Modell. Die Gleichungen sind nicht die Welt. Uns interessiert nur, ob die Beschreibung mit dem Verhalten der Welt übereinstimmt.
seeadler hat geschrieben:Reicht wirklich der "Gravitationslinseneffekt" einerseits und das verspätete erscheinen von Sternen hinter der Sonne andererseits als Beweis aus, um dieses Modell als verifiziert zu sehen?
Nein, ein Modell kann nicht verifiziert werden.
Aber wir können Übereinstimmungen mit der Welt beobachten, und somit zwischen verschiedenen Modellen auswählen. Im Idealfall nehmen wir dann das, was besser passt.
Wenn du eines hast, was eine Gravitationslinse enthält, und eines ohne, dann wählst du natürlich das mit Gravitationslinse, wenn die Fotos dem entsprechen. Damit ist nicht bewiesen, dass es wirklich eine Gravitationslinse ist. Es könnte auch sein, dass das Fotopapier sich bei Belichtung dehnt, und so dieselbe Beobachtung hervorruft.
Dann hat man wieder zwei Modelle: Eines mit Gravitationslinse, und eines mit lichtgedehntem Fotopapier. Es bleibt dann deiner Kreativität überlassen, ein Experiment zur Unterscheidung von Gravitationslinse und lichtdehnendem Fotopapier zu ersinnen. Zum Beispiel eine leichte Lichquelle oder eine dunkle Gravitationslinse...