was verursacht die "relativistische Masse"?

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Pluto
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#41 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Pluto » Mi 24. Jun 2015, 19:46

seeadler hat geschrieben:Ansonsten habe ich das Gefühl, dass nach wie vor nicht so ganz klar zu sein scheint, welche weitreichende elementare Aussage in jenem Formelvergleich E = mc² = G m0*m/a0 zu erkennen ist.
E = mc² ist die Äquivalenzformel für Energie und Masse (Materie).
G m0*m /a0 ist hingegen die gravitative Kraft.

Energie ist Kraft * Weg.

Es ist in der Physik aber nicht erlaubt, Kraft mit Energie gleichzusetzen. Darin liegt ein Denkfehler.

seeadler hat geschrieben:Denn es besagt ja nichts anderes, als das wir jene Einsteinsche Energie aus unserer Beziehung zur Gesamtmasse des Universums erwerben, so, wie unsere energetisches Gravitationspotential mgh = m vb² aus unserer Beziehung zur Masse der erde erwerben als G mE m / rE
Auch hier liegt ein ähnlicher Gedankenfehler vor.
Das Gravitationspotential ist tatsächlich potentielle Energie. Gravitationsenergie wird dann freigesetzt, wenn zwei Körper durch ihre Anziehung sich zueinander hin bewegen.

PS: Wie viel potentielle Energie freigesetzt wird, wird deutlich wenn ein Meteorit auf die Erde einschlägt.
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#42 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von seeadler » Mi 24. Jun 2015, 23:23

Pluto hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:
Ansonsten habe ich das Gefühl, dass nach wie vor nicht so ganz klar zu sein scheint, welche weitreichende elementare Aussage in jenem Formelvergleich E = mc² = G m0*m/a0 zu erkennen ist.
E = mc² ist die Äquivalenzformel für Energie und Masse (Materie).
G m0*m /a0 ist hingegen die gravitative Kraft.

Sorry, nein, Pluto, denn die aus der Formel G m0 m/ a0 sich ergebende Einheit ist m v², respektive im Grenzfall m c². Und jene Formel ergibt dann m c², wenn es sich bei diesem Objekt um ein Schwarzes Loch handelt.

Auch hier drückt die Formel nichts anderes aus, als das die Teilmasse m jeweils an der Energie der Gesamtmasse, die auch in diesem Fall m0 c² ebenso mit m c² beteiligt ist.

Du kannst dies auch in einem kleineren Rahmen für normale Körper, wie beispielsweise der Erde, nachempfinden und somit damit vergleichen. Denn die Gravitationsenergie meiner Person, die auf die Gesamtenergie der Erde abgestimmt ist (zwangsläufig) hat nun mal den Wert von G mE m / aE = m vb² (wobei mE die Erdmasse, m meine Masse und aE der Erdradius ist).
Nun nehmen wir an, wir selbst seien Teil eines Schwarzen Lochs, welches die Dimension der Erde hätte, so sähe die vergleichende Formel so aus : G mE m / aE = m c² . So wäre jede beliebige Teilmasse der Erde m1, m2, m3, m4 etc an der Gesamtmasse der Erde als Schwarzes Loch, deren Energie dnan logischer Weise mE c² beträgt, mit dem Wert m1 c²+m2 c²+m3 c²+m4 c² usw beteiligt.

Das heißt jenes einsteinsche Energiepotential m c² rührt aus der Beziehung jener definierbaren Teilmasse des Universums zur Gesamtmasse des Universums mit der Energie m0 c².

Pluto hat geschrieben:Das Gravitationspotential ist tatsächlich potentielle Energie. Gravitationsenergie wird dann freigesetzt, wenn zwei Körper durch ihre Anziehung sich zueinander hin bewegen.

so sehe ich dies auch! Und jene Freisetzung dieser Energie macht sich in der Strahlung des betreffenden Feldes bemerkbar, also m´c². Du erinnerst dich, als ich vorrechnete, dass die von der Sonne ausgehende Strahlungsleistung exakt der von ihr zu erbringenden Gravitationsleistung entspricht, die sie aufgrund ihrer Beziehung zu jeder Teilmasse des Sonnensystems aufbringen muss, so, wie denn auch die Teilmassen ihrerseits noch einmal im Gesamtwert die gleiche Leistung aufweisen. Die von der Sonne emittierte Strahlung ist somit - zumindest für mich - zugleich der Nachweis einer Gravitationsstrahlung. Auch dies lässt sich wunderbar einfach nachrechnen.

Die so genannte relativistische Energie beinhaltet die Gravitationsenergie der in Beziehung stehenden Systeme.

Gruß
Seeadler
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

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#43 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von clausadi » Do 25. Jun 2015, 12:10

Halman hat geschrieben:Newton erklärte die Gravitation als eine über das Vakuum hinweg fernwirkende Kraft, die von Massen ausgeht und andere Massen anzieht.
Ja, soweit die Newton-These, nur, dass diese "fernwirkende Kraft" gar nicht existiert, denn Kräfte haben keine Fernwirkung.

Halman hat geschrieben:Einstein erklärte die Gravitation als Scheinkraft,
Das trifft es schon eher, die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft. Denn steht man auf dem Boden, so scheint der Boden eine Kraft auszuüben, welche das weitere Fallen verhindert. Und diese Scheinkraft nennt man üblicherweise Gewicht. Springt man jedoch hoch, so ist diese Kraft nicht mehr da, für solange wie man zu Boden fällt. Deshalb also Scheinkraft.

Halman hat geschrieben:Ganz im Sinne von Newton. Nimm als Beispiel eine Kanonenkugel, die von einem hohen Berg abgefeuert wird.
Ahja, die Sache mit der Kanonenkugel … die Geschichte hat man mir in der Schule auch schon erzählt …
Ist es aber nicht so, dass ein Satellit mittelst einer Rakete auf die gewünschte Orbit-Höhe geschossen wird?
Und oben angekommen, umläuft der Satellit den Globus auf konstanter Höhe, denn man fällt ja nicht mehr zu Boden ab etwa einer Höhe von 600 km.

Halman hat geschrieben:Die internationale Raumstation ISS kreist in einer Höhe von ca. 400 km um die Erde doch auch in dieser Höhe gibt es noch einen Luftwiderstand, weshalb Steuerdüsen ein Absacken der Station auf niedrigere Höhren verhindern müssen.
Die Sache ist die, dass man auf der Höhe 400 km noch langsam zu Boden fällt, etwa 50 – 150 m pro Tag.
Aus dem Grund wird die ISS gelegentlich mittelst Space-Shuttle bzw. den Versorgungs-Raketen angehoben, auf die gewünschte Orbit-Höhe von 400 km.

Halman hat geschrieben:Es sei darauf hingewiesen, dass Newtons Formeln die Bewegungen der Planeten und des Erdmondes zutreffend beschreiben.
Also Newton befasste sich mit Statik, dem Gleichgewicht von Kräften an Körpern. Denn die Newton Formel F = G*m*M/r² beschreibt eine Kraft, keine Bewegung.

Halman hat geschrieben:Der Sachverhalt ist weitaus komplizierter. Newton stellte eine (klassische) Gravitationstheorie auf und Einstein formulierte eine neue (geometrische) Gravitationstheorie, welche die newtonische Lösung als Grenzfall enthält.
Wie bereits oben gesagt, existiert diese vermutetet Kraft gar nicht, denn die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft.

Halman hat geschrieben:Wir können Raumsonden mithilfe von Newtons Formeln auf einen exakten Kurs durchs Sonnensystem schicken.
Nur, dass man ja nicht mit Newton-Formeln navigiert, sondern mittelst Trigonometrie.

Halman hat geschrieben:Siehe hierzu die Grafik: Die grüne Kurve beschreibt den Impuls nach Newton, die rote Kurve nach der SRT von Einstein.
Bild
Grafikquelle
Dir fällt sicher auf, dass die Kurve zunächt fast parallel zur Newtons Kurve verläuft (Grenzfall), doch dann immer stärker davon abweicht und nahe der Lichtgeschwindigkeit extrem ansteigt.
Nee, die rote Kurve ist der Grenzfall, denn man hat ja die Lichtgeschwindigkeit als Grenze gesetzt, also als größtmögliche Geschwindigkeit.

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#44 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Pluto » Do 25. Jun 2015, 13:18

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Newton erklärte die Gravitation als eine über das Vakuum hinweg fernwirkende Kraft, die von Massen ausgeht und andere Massen anzieht.
Ja, soweit die Newton-These, nur, dass diese "fernwirkende Kraft" gar nicht existiert, denn Kräfte haben keine Fernwirkung.
Doch. Lernt man das nicht schon in der Grundschule?

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Einstein erklärte die Gravitation als Scheinkraft,
Das trifft es schon eher, die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft. Denn steht man auf dem Boden, so scheint der Boden eine Kraft auszuüben, welche das weitere Fallen verhindert.

Und diese Scheinkraft nennt man üblicherweise Gewicht. Springt man jedoch hoch, so ist diese Kraft nicht mehr da, für solange wie man zu Boden fällt. Deshalb also Scheinkraft.
Ähm.. NEIN.
Die Kraft ist da, und beschleunigt dich in Richtung Erdmittelpunkt... auch wenn du sie vor dem Aufprall nicht verspürst.

clausadi hat geschrieben:
Ganz im Sinne von Newton. Nimm als Beispiel eine Kanonenkugel, die von einem hohen Berg abgefeuert wird.
Ahja, die Sache mit der Kanonenkugel … die Geschichte hat man mir in der Schule auch schon erzählt …
Hast du das auch gelernt?

clausadi hat geschrieben:Ist es aber nicht so, dass ein Satellit mittelst einer Rakete auf die gewünschte Orbit-Höhe geschossen wird?
Mit welcher Kraft man einen Gegentstand (Masse) beschleunigt ist hier nicht wesentlich.
clausadi hat geschrieben:Und oben angekommen, umläuft der Satellit den Globus auf konstanter Höhe, denn man fällt ja nicht mehr zu Boden ab etwa einer Höhe von 600 km.
Das ist zwar richtig, aber stellt sich da nicht die Frage nach dem "warum"?
Kleiner Tipp: Es hat mit der Bahngeschwindigkeit zu tun.

clausadi hat geschrieben:Also Newton befasste sich mit Statik, dem Gleichgewicht von Kräften an Körpern. Denn die Newton Formel F = G*m*M/r² beschreibt eine Kraft, keine Bewegung.
Das ist nicht die einzige Formel die Newton entwickelt hat. Er hat sehr wohl bewegte Körper (z. Bsp. die Planeten) untersucht und auch die Kräfte zwischen ihnen erklärt.

clausadi hat geschrieben:Wie bereits oben gesagt, existiert diese vermutetet Kraft gar nicht, denn die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft.
Ich denke du irrst hier, denn die Schwerkraft (= Gravitation) ist von einer Fahrt in einem beschleunigten Fahrstuhl nicht zu unterschieden.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wir können Raumsonden mithilfe von Newtons Formeln auf einen exakten Kurs durchs Sonnensystem schicken.
Nur, dass man ja nicht mit Newton-Formeln navigiert, sondern mittelst Trigonometrie.
Ein höchst sonderbare Behauptung.
Kannst du auch erklären, wie man eine Raumsonde ohne die Anwendung der Newtonschen Gleichungen navigiert?

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Dir fällt sicher auf, dass die Kurve zunächt fast parallel zur Newtons Kurve verläuft (Grenzfall), doch dann immer stärker davon abweicht und nahe der Lichtgeschwindigkeit extrem ansteigt.
Nee, die rote Kurve ist der Grenzfall, denn man hat ja die Lichtgeschwindigkeit als Grenze gesetzt, also als größtmögliche Geschwindigkeit.
Also ist die Lichtgeschwindigkeit zwar ziemlich schnell, aber nicht unendlich, oder?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#45 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Halman » Do 25. Jun 2015, 14:31

Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Dir fällt sicher auf, dass die Kurve zunächt fast parallel zur Newtons Kurve verläuft (Grenzfall),
Lieber Halman, gestatte mir eine Anmerkung zu deiner ulkigen Semantik.
Ich würde bei Fortbewegung hier auf der Erde nicht von einem "Grenzfall" sondern DEM Normalfall sprechen. Sonst wird unser clausadi, der im Physik-Unterricht offensichtlich geschlafen hat, noch ganz verwirrt. :P
Okay, meine Semantik mag unnötig präzise sein. Dies hängt damit zusammen, dass ich im SciFi-Forum durch eine strenge Schule ging, in der jeder Fehler in der Sprechweise postwendend bestraft wurde.

Aus der Warte Deines fundierten Wissen mag Dein strenges Urteil gerechfertig erscheinen, doch aus meiner bescheidenen Warte anerkenne ich, dass clausadi recht gut bescheid weiß. Lieschen Müller wüsste wohl nicht, dass sich die Geschwindigkeit aus Frequenz multipliziert mit der Wellenlänge ergibt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#46 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Scrypt0n » Do 25. Jun 2015, 14:41

clausadi hat geschrieben:Wobei aber Körper in etwa auf der Höhe 600 km und höher nicht mehr zu Boden fallen.
Natürlich tun sie das.
Wenn dessen Bahngeschwindigkeit nicht reicht, um der Gravitation entgegen zu wirken dann fällt das Objekt auf die Erde. Ob das nun eine Höhe von 400km, 600km oder 800km besitzt spielt dabei keine Rolle.

clausadi hat geschrieben:Nun lehrt uns aber die Satelliten-Raumfahrt, dass Satelliten in etwa auf der Höhe 600 km und höher nicht mehr fallen.
Womit dann wohl die Newton´sche Gravitation-These falsifiziert wäre, oder etwa nicht?
Wenn man keine Ahnung hat, sollte man...
Tatsächlich trifft genau das Gegenteil deiner Aussage zu - du solltest deine Darstellungen daher noch einmal überdenken.

1. Newtons Gesetze erklären exakt, wie diese Bewegung von Satelliten - ob natürlich oder nicht - beschrieben werden müssen und eben weil wir wissen, wie sie sich bewegen müssen, ohne wieder runterzufallen, fallen sie auch nicht wieder runter, solange die Bahn stabil bleibt.

2. Ganz nüchtern betrachtet, fallen Satelliten tatsächlich kontinuierlich auf die Erde, nur eben, dass sie die Erde aufgrund ihrer Bahngeschwindigkeit ebenso kontinuierlich verfehlen!

clausadi hat geschrieben:Denn endlich ist die Lichtgeschwindigkeit erwiesenermaßen. Sie beträgt 299.792.458 m/s.
Also das sehe ich nicht so[/QUOTE]Das macht nichts - dann siehst du es eben falsch. :0)
Aber dazu komme ich gleich.

clausadi hat geschrieben:denn die Lichtgeschwindigkeit beruht auf Berechnung, nicht auf Messung.
Diese Aussage kann ebenso wie die vorangegangenen durch Tatsachen einfach widerlegt werden.
Hier findest du eine Liste von Messungen der Lichtgeschwindigkeit, angefangen im Jahr ~1620:
>Klick<

clausadi hat geschrieben:Äh, das sagte ich doch, erhöht man die Geschwindigkeit eines Körpers, so erhöht sich dessen kinetische Energie, die Masse aber bleibt unverändert.
Aus der Äquivalenz von Materie und Energie geht genau das hervor.
Was sich nicht erhöht, ist die Ruhemasse des Objekts - hier stellst du Verwechslungen in Grundsätzlichen an.

clausadi hat geschrieben:nur, dass diese "fernwirkende Kraft" gar nicht existiert, denn Kräfte haben keine Fernwirkung.
Jeder Magnet, der stark genug ist, widerlegt dich selbst nachprüfbar auch in dieser absurden Behauptung.
Was meinst du denn, hält die Planeten in ihren Bahnen? Eine göttliche Hand? o.O

clausadi hat geschrieben:Aus dem Grund wird die ISS gelegentlich mittelst Space-Shuttle bzw. den Versorgungs-Raketen angehoben, auf die gewünschte Orbit-Höhe von 400 km.
Richtig.
Denn die Bahn- bzw. Umlaufgeschwindigkeit der ISS ist auf dieser Höhe ausgeglichen. Je weiter unten, je höher müsste die Geschwindigkeit sein.

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Halman
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#47 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Halman » Do 25. Jun 2015, 15:16

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Newton erklärte die Gravitation als eine über das Vakuum hinweg fernwirkende Kraft, die von Massen ausgeht und andere Massen anzieht.
Ja, soweit die Newton-These, nur, dass diese "fernwirkende Kraft" gar nicht existiert, denn Kräfte haben keine Fernwirkung.
Wenn ich physikalische Aussagen tätige, dann normaleweise auf Basis von physikalischen Theorien bzw. Modellen. Eine Aussage, die gemäß einem Modell korrekt formuliert ist, kann gemäß einem anderem Modell falsch sein. Seinerzeit vermochte Newton die Gravitation noch nicht anders zu beschreiben. An dieser Stelle möchte ich einen bedeutenden Physiker zu Wort kommen lassen, welcher Einstein noch persönlich gekannt hatte:
Zitat von John A. Wheeler aus "Gravitation und Raumzeit" (Seiten 16 und 17):
Es wird oft behauptet, Einsteins geometrische Theorie der Gravitation beweise, daß Newtons Vorstellungen falsch seien. Einstein aber drückte mir gegenüber immer sehr betont seine Bewunderung aus, die er für den Mut und die Urteilskraft Newtons hegte.

[...]

Einstein wies auf dem Mut Newtons hin, der besser als seine Nachfolger um die Unhaltbarkeit der Vorstellung vom absoluten Raum gewußt, aber gleichwohl erkannt habe, daß diese Annahme notwendig war, um Bewegung und Gravitation zu verstehen. Wie sonst hätte man in jenen Tagen sinnvoll über Gravitation reden können? Wie sonst hätte er 1666 im Alter von 23 Jahren schließen können, daß "nachdem ich so die Kraft, die den Mond in seiner Bahn hält, mit der Größe der Schwerkraft verglichen hatte, [ich] gute Übereinstimmung fand."? Wie sonst hätte er die Planetenbahnen im Raum und die Entstehung der Gezeiten verstehen können?

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Einstein erklärte die Gravitation als Scheinkraft,
Das trifft es schon eher, die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft. Denn steht man auf dem Boden, so scheint der Boden eine Kraft auszuüben, welche das weitere Fallen verhindert. Und diese Scheinkraft nennt man üblicherweise Gewicht. Springt man jedoch hoch, so ist diese Kraft nicht mehr da, für solange wie man zu Boden fällt. Deshalb also Scheinkraft.
Hier verwechselst Du etwas, denn Gewicht ist eine andere Kraft als Gravitation. Diesen Fehler begehen viele, eine Falle also, in die man leicht tappen kann. ;)
Das Gewicht ist ein Vektor von unten nach oben und reslutiert aus der Wechselwirkung mit dem Boden. Dies hat mehr mit Festkörperphysik und Elastizität zu tun, als mit Gravitation.
Auch die ISS wird vom terrestrischen Gravitationsfeld beherrscht, oblgeich dort Schwerelosigkeit herrscht. Zu diesem Sachverhalte hatte ich mich in meinen Postings HIER und DORT geäußert und falls es Dich interessiert, kannst Du ja mal reinschauen. :)

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Ganz im Sinne von Newton. Nimm als Beispiel eine Kanonenkugel, die von einem hohen Berg abgefeuert wird.
Ahja, die Sache mit der Kanonenkugel … die Geschichte hat man mir in der Schule auch schon erzählt …
Ist es aber nicht so, dass ein Satellit mittelst einer Rakete auf die gewünschte Orbit-Höhe geschossen wird?
Ja und damit wird sie auf Bahngeschwindigkeit beschleunigt. Sünst würde sie senkrecht zu Boden fallen, auch aus größerer Höhe als 600 km.

clausadi hat geschrieben:Und oben angekommen, umläuft der Satellit den Globus auf konstanter Höhe, denn man fällt ja nicht mehr zu Boden ab etwa einer Höhe von 600 km.
Wie kommst Du auf die 600 km?

Entscheidend ist die Bahngeschwindigkeit, wie Pluto bereits erwähnte.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die internationale Raumstation ISS kreist in einer Höhe von ca. 400 km um die Erde doch auch in dieser Höhe gibt es noch einen Luftwiderstand, weshalb Steuerdüsen ein Absacken der Station auf niedrigere Höhren verhindern müssen.
Die Sache ist die, dass man auf der Höhe 400 km noch langsam zu Boden fällt, etwa 50 – 150 m pro Tag.
Aus dem Grund wird die ISS gelegentlich mittelst Space-Shuttle bzw. den Versorgungs-Raketen angehoben, auf die gewünschte Orbit-Höhe von 400 km.
Aufgrund des Luftwiderstandes. Gäbe es diesen nicht, würde die ISS auch nicht fallen. Durch den Luftwiderstand reduziert sich die Bahngeschwindigkeit, das ist der physikalische Grund.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Es sei darauf hingewiesen, dass Newtons Formeln die Bewegungen der Planeten und des Erdmondes zutreffend beschreiben.
Also Newton befasste sich mit Statik, dem Gleichgewicht von Kräften an Körpern. Denn die Newton Formel F = G*m*M/r² beschreibt eine Kraft, keine Bewegung.
Diesbezüglich verweise ich auf obige Worte von Wheeler (s. Zitat) über Newton und Einstein.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Sachverhalt ist weitaus komplizierter. Newton stellte eine (klassische) Gravitationstheorie auf und Einstein formulierte eine neue (geometrische) Gravitationstheorie, welche die newtonische Lösung als Grenzfall enthält.
Wie bereits oben gesagt, existiert diese vermutetet Kraft gar nicht, denn die Schwerkraft (Gravitation) ist eine Scheinkraft.
Ja. gem. der einsteinischen Allgemeinen Relatvitätstheorie (ART) wird die Gravitation anders erklärt, als gem. Newtons klassischer Theorie.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wir können Raumsonden mithilfe von Newtons Formeln auf einen exakten Kurs durchs Sonnensystem schicken.
Nur, dass man ja nicht mit Newton-Formeln navigiert, sondern mittelst Trigonometrie.
Wie will man mittels Trigonometrie eine Raumsonde beschleunigen, indem man Gravitationsfelder von Planeten gewissermaßen als Katapult verwendet? Wenn Raumsonden an den Planeten vorbei schweben und die schönen Nahaufnahmen machen, geraten sie damit in den Einfluss der planetaren Gravitationsfelder, den man natürlich berücksichtigen muss. Nach Newtons Formeln kann man diese Sonden präzise navigieren. Wie sagt man so schön: Setzen wir Sir Isaac Newton ans Steuer.

clausadi hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Siehe hierzu die Grafik: Die grüne Kurve beschreibt den Impuls nach Newton, die rote Kurve nach der SRT von Einstein.
Bild
Grafikquelle
Dir fällt sicher auf, dass die Kurve zunächt fast parallel zur Newtons Kurve verläuft (Grenzfall), doch dann immer stärker davon abweicht und nahe der Lichtgeschwindigkeit extrem ansteigt.
Nee, die rote Kurve ist der Grenzfall, denn man hat ja die Lichtgeschwindigkeit als Grenze gesetzt, also als größtmögliche Geschwindigkeit.
Der Grenzfall ist die newtonische Mechanik, welche nur für Geschwindigkeiten gilt, die klein relativ zur Lichtgeschwindigkeit sind. Bei relativistischen Geschwindigkeiten müssen wir auf die SRT zurückgreifen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#48 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Halman » Do 25. Jun 2015, 15:25

@clausadi
Hoffentlich hilft Dir folgendes bescheidenes Essay von mir weiter.

Warum ist Masse träge? Lange meinte man, die Ursache für die Trägheit sei in der Masse selbst begründet, weil sie sich relativ zum absolut ruhenden Raum bewege. Doch mit Aufkommen der relativistischen Physik musste man sich von dieser alten Vorstellung der absoluten Bewegung verabschieden. Ernst Mach brachte Einstein auf den Gedanken, dass sich Massen relativ zu anderen Massen bewegen.
Das Eötvös-Experiment zeigt zudem, dass die Begriffe träge Masse und schwere Masse in die Rumpelkammer der Physik gehören und seither nur noch von Masse die Rede ist.
Mit diesem Experiment konnte eine Vorhersage der ART bestätigt werden, gemäß dem alle Objekte gleich schnell zu Boden fallen. Die Bewegung von Masse liegt nicht in der Eigenschaft der Masse begründet, sondern die Raumzeit "greift" Masse und beherrscht ihre Bewegung.
Solange keine Kraft auf eine Masse einwirkt, wird sie sich auch kräftefrei in der Raumzeit bewegen. Ist diese flach, bewegt sich die Masse auf einer geraden Weltlinie. Die Bewegung ist gleichförmig und die Geschwindigkeit unverändert. Erst eine Kraft führt zur Geschwindigkeitsänderung (Beschleunigung, Änderung des Vektors). Je größer die Kraft ist, je größer ist auch der Beschleunigungsfaktor.
Ist die Raumzeit hingegen gekrümmt, bewegt sich auch die Masse auf einer gekrümmten Weltlinie. Die Raumzeit bestimmt also, wie sich Massen bewegen.

Bei so frei schwebenden Massen bleibt der Impuls erhalten, doch ohne Bezugspunkte wäre es unmöglich, diesen zu bestimmen. Stellt Dir vor, ihr befändet euch in einer Kabine ohne Fenster: Wenn Du darin schwerelos währet, würdest Du dann nicht folgern, dass Du frei schwebst?
Dabei könnte sich diese Kabine auch im freien Fall befinden. Tatsächlich gibt es keinen physikalischen Unterschied zwischen freiem Fall und freiem Schweben. Die Bewegung wird ja nur in Bezug zu anderen Objekten festgestellt (Äquivalenzprinzip).
Würde der Fußboden unter unseren Füssen uns nicht an der natürlichsten Bewegung hindern (und uns so Gewicht verleihen), sondern könnten wir uns einfach so bewegen, wie es die Raumzeit bestimmt; dann würden wir frei schweben (dies entspräche einer frei schwebenden Testmasse oder eine frei fallenden Koordinate).
Nimmt einmal an, jemand würde nicht mehr mit der Masse der Erde wechselwirken und könnte durch Wände gleiten, wie ein Neutrino. Dann würde ihn die Raumzeit frei ins Innere der Erde fallen lassen. Seine höchste Geschwindigkeit hätte er im Erdkern und dann – „fällt“ ihr nach oben. Oder wäre es nun nicht besser, vom freien Schweben zu sprechen?
Er würde ewig hin und her pendeln, wie ein Bumerang (bspw. von Europa nach Neuseeland und zurück).

Auch die Erde schwebt frei in der Raumzeit, welche ihre Bewegung beherrscht. Im biblischen Prosa ausgedrückt: Aufgehängt an Nichts.


Sir Isaac Newton beschrieb die Gravitation als eine Kraft mit „mystischer“ Fernwirkung, welche instantan über das Vakuum hinweg wirkt. In Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie (ART) taucht jedoch KEINE Fernwirkung mehr auf. Die ART beschreibt eine lokale Physik. Masse und Energie „greift“ Raumzeit dort, wo sie sich befindet. Der Einstein-Tensor Gμν ist innerhalb von Massen/Energie positiv, aber außerhalb beträgt er null.
Das physikalische System Sonne greift die Raumzeit also dort, wo sie sich befindet. Doch auch Raumzeit greift „benachbarte“ Raumzeit. Es gibt also KEINE gravitative Fernwirkung der Sonne auf die Erde, sondern nur eine lokale Wirkung. Außerhalb von Massen ist zwar der Einstein-Tensor null, aber mitnichten der Riemann'sche Krümmungstensor. Über den „Griff der Raumzeit“ wird die benachbarte Raumzeit gekrümmt. So SCHEINT sich eine „Fernwirkung“ fortzupflanzen.
Dies vergleiche ich mal mit Dominosteinen. Ein Dominostein fällt auf den benachbarten und bringt ihn dadurch ebenfalls zu Fall. Es gibt dort keine Fernwirkung, sondern eine Abfolge lokaler Wirkungen.
Wenn jemand auf einem Trampolin stehst, drücken seine Füße das Gummi dort runter, wo er stehst. Dass um die Füße herum eine Kuhle entsteht, resultiert daraus, dass das Gummi am benachbarten Gummi zerrt (ansonsten würde es reißen wie Papier). Ähnlich verhält es sich mit der Raumzeit.
Die Erde bewegt sich in einer Umlaufbahn um die Sonne, weil die Raumzeit dort , wo sich die Erde befindet, lokal gekrümmt ist und zwar aufgrund der gezeitenerzeugenden raumzeitlichen Krümmung außerhalb der Sonne (Schwarzschild-Metrik).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Zeus
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#49 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von Zeus » Fr 26. Jun 2015, 01:43

seeadler hat geschrieben:Ansonsten habe ich das Gefühl, dass nach wie vor nicht so ganz klar zu sein scheint, welche weitreichende elementare Aussage in jenem Formelvergleich E = mc² = G m0*m/a0 zu erkennen ist.

Pluto hat geschrieben:E = mc² ist die Äquivalenzformel für Energie und Masse (Materie).
G m0*m /a0 ist hingegen die gravitative Kraft.
@Pluto
Auf beiden Seiten von seeadlers Gleichung handelt es sich um Energie.
Die Formel für die Schwerkraft lautet F= Gm0*m/a0²

@seeadler
Wie kommst du auf diesen eigentümlichen Formelvergleich?
Ich halte es für echt kühn, Gravitationsenergie und Atomenergie auch nur annähernd gleichzusetzen.
Ich denke, deine "weitreichende elementare" Aussage reicht gerade bis zum nächsten Ideen-Müllhaufen. :P
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#50 Re: was verursacht die "relativistische Masse"?

Beitrag von seeadler » Fr 26. Jun 2015, 09:47

Zeus hat geschrieben:@seeadler
Wie kommst du auf diesen eigentümlichen Formelvergleich?
Ich halte es für echt kühn, Gravitationsenergie und Atomenergie auch nur annähernd gleichzusetzen.
Ich denke, deine "weitreichende elementare" Aussage reicht gerade bis zum nächsten Ideen-Müllhaufen.

weißt du, Zeus, ich weiß schon, warum ich dich mit Darkside, Lamarck & co in einen Pott werfe! Ihr seid so von eurem scheinbaren manifestierten unkorrigierbaren Wissen überzeugt, dass es praktisch unmöglich ist, euch zu etwas vollkommen Neuem zu bewegen. Was genau bist du von Beruf? Und was berechtigt dich daher - ich kenne deine Seiten, deine Homepage - sich dermaßen über Menschen wie mich zu stellen?.

Denn wnen du nur für einen kurzen Augenblick von deinem Pferd heruntersteigen würdest, müsstest du erkennen - zwangsläufig - dass du jenes Gebilde eines schwarzen Lochs nicht mit jedem dir gerade daher gelaufenen Bild vergleichen kannst. Du würdest erkennen, dass hier alle drei Kräfte, egal wie groß das Schwarze Loch ist, sich zu einer Einheit formen!

Aber das kannst du natürlich nicht, weil du auf deiner "Bohrinsel" nicht wirklich mit Schwarzen Löchern konfrontiert wirst.

Gruß
Seeadler
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

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