Pluto hat geschrieben:Wieso willst du hier kommunistische Regime ausklammern? Sollten sie nicht auch dem humanistischen Gedanken verpflichtet sein?
Ich habe das extra betont weil ich damit zum Ausdruck bringen wollte dass die Verfolgung nicht immer im Namen einer theistischen Religion geschehen muss. Wenn ich mir die Ideologien des Stalinismus, des Maoismus und der Juch'e in Nordkorea so anschaue, dann komme ich jedoch nicht umhin diesem ganzen Gebilde auch einen religiösen Anstrich zu verleihen, nur dass sich hier eben Menschen als quasi-Gottheiten verstehen. Ich weiß nicht ob die kommunistischen Regime automatisch einem humanistischen Gedanken verpflichtet sind. Wenn ich Marx richtig verstanden habe, dann wäre dies unerlässlich. Dass diese kommunistischen Regime aber gescheitert sind (China geht es zwar wirtschaftlich gut aber die Menschenrechtslage ist absolut prekär) ist nun mal ein Fakt. Das zeigt mir nur, dass auch Poiltreligionen zwangsläufig in Unmenschlichkeit und Verfolgung münden.
Der humanistische Gedanke ist meiner Meinung nach überkonfessionell und sollte auch "überpolitisch" sein, er ist die Grundlage menschlichen Zusammenseins und danach sollten sich alle anderen Weltanschauungen richten wenn man dauerhaft ein friedliches Zusammenleben möchte.
Pluto hat geschrieben:Alle Beispiele von Grausamkeiten gegen Ungläubige, die ich kenne, wurden von fundamentalistisch geprägten muslimischen Gruppen verübt. Die Fatwas gegen Salman Rushdie (in den 80er Jahren) oder gegen den Karikaturisten Lars Vilks (2005) gehen ebenfalls auf ihr Konto. Aber diese Verfolgungen hattene eine ganz andere Qualität, den sie wurden von hohen geistlichen Würdenträger, den Lehrern des Islam verfasst.
Ja ganz genau, für mich ein Grund GEGEN Religion! Denn nur weil das Christentum seit 200 Jahren keine Todesopfer mehr fordert heisst es nicht dass es plötzlich moralisch einwandfrei und richtig ist. Zu beobachten ist aber eben leider auch, dass in den weltweiten Konflikten das westliche Christentum nicht selten eine große Rolle spielt, man höre sich nur die Reden eines George W. Bush an. Dass das Christentum nicht vor Unheil schützt sieht man auch noch im 20. u. 21. Jhd deutlich: Hitler, Mussolini, Franco, Pavelic, Pinochet, Joseph Kony und und und. Viele Gräueltaten fanden in auch in mehrheitlich christlichen Ländern statt, etwa der Völkermord an den Tutsi in Ruanda. Dass es momentan der Islam ist, der weltweit Terror und Gewalt gebiert, ist für mich kein Grund der FÜR das Christentum spricht (nach dem Motto: welche Religion hat weniger oft Menschen ermordet) sondern ein erheblicher Grund, mich GEGEN RELIGION allgemein auszusprechen. Dass ich damit dem persönlichen Glauben mancher lieben Menschen auf den Schlips trete ist nicht beabsichtigt, aber das nehme ich in Kauf.
Pluto hat geschrieben:Da scheint mir schon ein Unterschied zwischen dem Christentum und dem Islam zu eben: Der Islam geht in der heutigen Zeit wesentlich kompromissloser mit ihren Feinden vor, als etwa die christlichen Krichen.
Wenn Du eine Karikatur vom Papst veröffentlichen würdest, so würde dieser wohl kaum auf die Idee kommen, ein Battalion Schweizerfgardisten loszuschicken um dich mit ihren Piken aufzuspießen.
Was der Islam heute ist, war das Christentum noch vor wenigen hundert Jahren. Den größten Teil seiner Geschichte übte das Christentum Macht und Unterdrückung aus, es wurde immer nur dort tolerant wo es a) nicht Hauptreligion werden konnte oder wo b) sich aufklärerische und humanistische Ideale durchgesetzt haben. Die Menschenrechte und die Demokratie sind keine christlichen Erfindungen, nein, sie wurden von den Kirchen sogar bekämpft! Wie ich oben schon schrieb: Dass der Islam bisweilen so mordlüstern daher kommt ist für mich KEIN Grund der für das Christentum spricht, denn das war schon fleissig mit dem Schwert am missionieren wo es den Islam noch garnicht gab!
Im Übrigen gebe ich (fast) recht: Eine Papstkarikatur wird selten Todesopfer fordern. Aber ich erinnere mich da noch an ein paar geschmacklose Titelblätter eines Satiremagazins, wo ein Aufschrei durch die Kurie ging und die VErschärfung des Blasphemieparagraphen gefordert wurde. Ich denke mal, wer viel austeilt, muss auch viel einstecken können.
Pluto hat geschrieben:Das Christentum hat in den letzten Jahrhunderten einen grundlegenden Wandel durchgemacht, hin zu einer Religion der Gewaltlosigkeit und des Friedens, der in den Blumenkindern Kaliforniens Ende der 60-er Jahre seinen Höhepunkt erlebte. Dass es trotzdem in einigen Fällen zu Gewalttätigkeiten von fundamentalistischen christlichen Gruppierungen kommt, ist auf den Missbrauch des Glaubens zurückzuführen, und nicht beispielhaft für die Chrstenheit als Ganzes.
Wenn Du Dir die Gesamtbilanz des Christentums weltweit und von Anfang bis heute anschaust Pluto, dann sind eben diese Blumenkinder und die "Friedlichen" nur Randerscheinungen. Schaue Dir mal die Zusammensetzung der christlichen Denominationen weltweit an, die "fundamentalistischen Strömungen" stellen schon fast in Form der Pfingstler und Evangelikalen global die Hauptmacht der Christen! Die liberaleren Großkirchen bluten mehr und mehr aus, dafür bekommen die Bibeltreuen regen Zulauf. Die Gräuel der christlichen Kirchen liegen nicht vergessen in grauer Vorzeit, vor 230 Jahren wurde die letzte Hexe von einem protestantischen Gericht hingerichtet, die Soldaten der letzten großen Kriege in Europa wurden immer mit Segen des Herrn in den Krieg geschickt, die Kurie segnete Bomben und Granaten und "Gott mit uns" stand auf der Gürtelschnalle der deutschen Soldaten des 1. u. 2. Weltkrieges.
Naqual hat geschrieben:Das Christentum hörte eigenartigerweise damit aber erst auf, als die Symbiose von Staat und Kirche erheblich verringert wurde und die humanistischen Werte im politischen Raum (wenn auch mit einigen gruseligen Verfehlungen in der Praxis) an Einfluss gewannen, nicht zuletzt auch mit der Hilfe von Christen.
Einen vergleichbaren Prozess der Säkularisierung haben wir in den gesamten islamischen Welt nicht.
Im Islam war es bisweilen sogar andersherum: im ausgehenden Mittelalter kam er bisweilen sehr säkular einher und die Wissenschaft in den islamischen Teilen der Welt blühte auf wie nirgendwo sonst.
Naqual hat geschrieben: Die Blumenkinder waren nicht Speerspitze des Christentums (dafür haben sie im Bereich moralische Werte sehr liberale Haltungen vertreten)
Jo, freie Liebe und Christ passt nicht so wirklich zusammen
