Mimi hat geschrieben:Zwar hattest Du Magdalena gefragt, hoffe aber, Du hast nichts dagegen, wenn ich auch etwas dazu schreibe.
Nein, überhaupt nicht, sonst hätte ich an Magdalena auch einfach eine PN schicken können.
An einem Forum gefällt mir ja genau das: das andere sich (oder ich mich) auch nach Interesse einklicken können und ihre Gedanken beitragen, auf die man selbst - oft auch nicht in einem "Zweiergespräch" gekommen wäre.
Persönlich brauche ich Gott – wie er meinen Begriffen entspricht , brauche Gebet und bekenne mich zu Christus. Bin überzeugt davon.
Finde ich okay. Ich selbst würde allerdings mittlerweile ein schlechtes Gewissen bekommen mich zu Jesus zu bekennen, da es ein wenig schräg ist, sich zu jemandem zu bekennen, mit dem man nicht mithalten kann (und klammheimlich unterbewusst dazu auch gar nicht wirklich und immer nur bedingt bereit ist). Aber als Idealtypus dafür, Gott durch sich wirken zu lassen, betrachte ich ihn als gute Orientierungsmöglichkeit. Ansonsten sehe ich Jesus nicht in so expliziter Stellung wie das Christentum, da man vor Jesus (und damit ohne Jesus) zu Gott auch eine Beziehung haben konnte. Das kann man dogmatisch nicht einfach alles ausklammern und im Denken eine Art Tunnelröhre zu Jesus hin aufbauen.
Aber mit diesen Deinen Gedankengängen gehe ich schon eine Weile schwanger.
Markus 12,30
... und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften«.
Gott als der Inbegriff der
Liebe (den-bzw.
die man lieben sollte mit ganzer Überzeugung) der Herr, dein Gott
als Liebe
Ein Atheist, der an die Kraft und die Früchte der Liebe glaubt, dies übergeordnet zu seinem Leit-und Lebensmodell macht, erfüllt faktisch die vornehmsten Gebote.
Markus 12,31
Sehe ich auch so. Wenn jemand Gott liebt, muss er ihn für etwas lieben. Also wissen, was er an ihm liebt. Gott selbst kann man nicht kennen (sein Sein ist völlig jenseits des Vorstellbaren), also können wir nur die "Attribute" Gottes benennen. Also seine Eigenschaften. Und selbst das nur bedingt und manchmal fehlerbehaftet, aber grundsätzlich und im Groben geht es.
Atheist wie Gläubiger kennen also Gott nicht im Sein, sondern nur Eigenschaften. Der eigentliche Unterschied besteht also darin, dass der Gläubige diese einer astral vorgestellten Person zubilligt, der Atheist lehnt dies ab. Die Frage ist nun, warum sollte es für Gott Sünde sein, ihn als nicht erfahrbare Person für nicht existent zu halten. Also worin sollte der Sinn liegen, zu fordern an Nichterfahrbares zu glauben? Das ist nicht einfach eine positive Eigenschaft, sondern wäre ein gedankliches Gebilde wie "Leichtgläubigkeit". Die Sünde sehe ich dadrin, von Gottes Attributen entfremdet zu sein. Also z.B. ein vereinzeltes Individuum zu sein, das auch auf Kosten anderer auf eigenen Vorteil bedacht ist.
Wenn der Atheist sich für andere einsetzt ist für mich dies genauso ehrenswert, als wenn dies ein Theist tut.
Im Extremfall vielleicht sogar mehr, weil der Gottgläubige in der Gefahr ist, gut handeln zu wollen nicht aus wirklicher innerlicher Akzeptanz der moralischen Werte und nicht aus der Bereitschaft heraus wirklich von sich für andere etwas geben zu wollen, sondern weil er sich einen Vorteil im Ausgleich von Gott dafür verspricht. Wenn jemand wirklich an die Belohnung glaubt oder Angst hat vor der möglichen Strafe, dann ist es psychologisch so, als wenn ihm dies tatsächlich unmittelbar passieren würde. Das wäre eine Art Dressur, die nur äußerlich bleibt, aber den Kern des Betreffenden nicht zu einer andere Leute wirklich liebenden macht.
Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.
Die Nächstenliebe als tätige Anwendung
aus Überzeugung von der Kraft der
Liebe - (für mich persönlich
= Gott).
Meiner Überzeugung nach können Name und Form Gott nicht binden.
Ein Gedanke, der mir hier immer wieder kommt:
Gott selbst kann man nicht (als Person) lieben. Gott hat alles. Was sollte ich ihm geben?
Geben kann ich nur dem Nächsten. Und damit gebe ich Gott etwas.
"Was ihr einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" so in etwa sagt Jesus aus der Perspektive Gottes heraus. Und diese Perspektive ist gleichzeitig die aktive Liebe selbst, weil man empfindet hierdurch für den anderen, freut und leidet mit ihm. Und dies ist die Voraussetzung für die aktive handelnde Liebe. (Das bloße Gefühl der Liebe ohne tätiges Handeln, wenn die Möglichkeit dazu besteht, ist allenfalls eine verträumte Illusion)
Provokativ für manche Christen: der Atheist kann nun für Gott tätig sein, in dem er für seine Mitmenschen da ist. Wie er sich Gott vorstellt ist sekundär, hier hat ja auch der Christ nur ein bedingt taugliches Provisorium als Vorstellung.
Weiter ist gesagt:
1.Joh.4, 18
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.
Es gibt schon auch Gläubige, die ein wenig aus Furcht sich zur Liebe zwingen.(Worauf ich jetzt nicht weiter eingehen möchte).
Ein Atheist, wie oben beschrieben, hat wahrscheinlich damit wenig Probleme. Immer vorausgesetzt, seine Liebe entspringt seiner inneren Triebfeder und Überzeugung, Liebe als notwendig auszuführen. (Also nicht aus gesellschaftlichen Zwängen, um nach außen ein gutes Bild abzugeben, das gibt’s bei Gläubigen und Ungläubigen).
Worauf ich hinaus möchte:
Die meisten Gläubigen sagen unter sich bibelgemäß: „Unser jetziges (recht unterschiedliches) Erkennen ist Stückwerk“, was den Tatsachen entspricht.
Einem der Liebe/Nächstenliebe aus innerer Überzeugung verpflichtetem Atheist, wird meiner Meinung nach vor Gott (meiner Begrifflichkeit) ebenso als „Gläubiger im Stückwerk“ angesehen. Nicht weniger.
Ja, sehe ich auch so.
Liebe und Angst schließen sich gegenseitig aus. (Das ist so eine Art Grundwahrheit, aus der man viel ableiten kann)
Ich bin im AT mal dem Begriff "Gottlose" bzw. "gottlos" nachgegangen. Auffällig ist, dass man hier nie den Atheismus findet, also das jemand nicht an Gott glaubt, sondern der Begriff wird nur in Verbindung mit Gräueltaten verwendet. Also "das Gottlose" äußert sich im konkreten Handeln. Und hierin wird das Vorwurfsvolle gesehen.
Bleibt das „Bekennen“ und das Gebet.
Etwas bekennen bedeutet für mich, dementsprechend zu denken, zu fühlen, zu wollen und zu handeln. Bekennen heißt zudem, dass diese Tätigkeiten nach außen auf andere bezogen gerichtet sind. Gott als Person oder Namen brauche ich gar nicht erst zu vermitteln, was ich vermitteln kann, sind die Ideale für die er steht.
Beten braucht Gott nicht, da er den Inhalt bereits wüsste, bevor dieser mir bewusst wird. Beten ist aus meiner Sicht eine Hilfe für den Betenden selbst. Beten als "ich trete vor Gott und will etwas und hierfür seine Unterstützung". Der Unterschied zum Atheisten besteht dann oft nur darin, dass beide das gleiche Ehrenwerte wollen, aber der Atheist sich die Übernatürliche Hilfe verkneift.