Atheismus- und Gotteswahn

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Demian
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#201 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Demian » Di 3. Dez 2013, 01:00

Lamarck hat geschrieben:Wir sind endlich an der Basis der Frage, ob es zulässig ist, mit der Aussage, "das Christentum habe auch seine guten Seiten" die negativen Seiten des Christentums rein zu waschen. Gelingt natürlich nicht, weil hier eine symmetrische Aussage vorliegt: Wenn mit einem "das Christentum habe auch seine guten Seiten" das Motiv gegeben ist, das Christentum trotz schlechter Seiten beizubehalten, dann ist damit auch das Motiv gegeben, aufgrund der schlechten Seiten des Christentums dieses trotz seiner guten Seiten zu verwerfen.

Welches Christentum meinst du, wenn du von "dem" Christentum sprichst?
Könntest du das bitte präzisieren? Darüber hinaus frage ich mich: welche Weltanschauung hat keine schlechten Seiten? Gerade im christlichen Menschenbild ordnet man den kardinalen Tugenden besondere, sich aus ihrem Vorhandensein ergebende Schwächen zu.

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sven23
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#202 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Di 3. Dez 2013, 06:46

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:aber würde das dein Verhalten gegenüber Mitmenschen verändern?
Vermutlich nein - weil sich mein Wesen ja nicht ändern würde.

Im Grunde müsste die Frage lauten: "Würdest Du Dein Verhalten gegenüber Mitmenschen verändern, wenn Du lediglich biologisches Produkt einer Evolution wärest?" - Dann wäre die Antwort: "Vermutlich ja - weil ich dann ein anderes Wesen hätte als jetzt".

Wenn wir "nur" ein biologisches Produkt wären, würde das uns doch einerseits nicht entwerten und andererseits gäbe es doch keinen Grund, deswegen sein Verhalten zu ändern. Und in welcher Weise würdest du dein Verhalten ändern?
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Demian
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#203 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Demian » Di 3. Dez 2013, 07:13

sven23 hat geschrieben: Wenn wir "nur" ein biologisches Produkt wären, würde das uns doch einerseits nicht entwerten und andererseits gäbe es doch keinen Grund, deswegen sein Verhalten zu ändern. Und in welcher Weise würdest du dein Verhalten ändern?

Das menschliche Wesen wäre das Gleiche.
Die Frage ist also eher, was die Natur des menschlichen Wesens ist.

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#204 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Di 3. Dez 2013, 08:46

sven23 hat geschrieben: es doch keinen Grund, deswegen sein Verhalten zu ändern.
Wenn das menschliche Wesen dasselbe wäre, würde man sein Verhalten ja auch nicht verändern. Aber ich glaube nicht, dass das menschliche Wesen dasselbe wäre.

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sven23
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#205 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Di 3. Dez 2013, 11:23

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: es doch keinen Grund, deswegen sein Verhalten zu ändern.
Wenn das menschliche Wesen dasselbe wäre, würde man sein Verhalten ja auch nicht verändern. Aber ich glaube nicht, dass das menschliche Wesen dasselbe wäre.

Ergo würde sich dein Verhalten ändern. Aber warum? Warum soll ich mein Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber verändern, nur weil es Gott nicht gibt?
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Demian
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#206 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Demian » Di 3. Dez 2013, 11:50

sven23 hat geschrieben:Ergo würde sich dein Verhalten ändern. Aber warum? Warum soll ich mein Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber verändern, nur weil es Gott nicht gibt?

Für denjenigen, der "Gott" erfährt, verwandelt sich etwas.
Ein christliches Glaubensbekenntnis wird sich auch in einem christlich durchtönten Verhalten widerspiegeln, ansonsten wäre die Glaubenspraxis nicht authentisch.
Aber - das Wesen bleibt sich gleich, kommt ( aus spiritueller Sicht ) dadurch zu Bewusstsein. Die Gotteserfahrung ist ein religiöser Terminus für innere Selbst- und Bewusstwerdung. Entfaltung des Wesens im Sein.

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#207 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Di 3. Dez 2013, 12:08

Demian hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ergo würde sich dein Verhalten ändern. Aber warum? Warum soll ich mein Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber verändern, nur weil es Gott nicht gibt?

Für denjenigen, der "Gott" erfährt, verwandelt sich etwas.
Ein christliches Glaubensbekenntnis wird sich auch in einem christlich durchtönten Verhalten widerspiegeln, ansonsten wäre die Glaubenspraxis nicht authentisch.
Aber - das Wesen bleibt sich gleich, kommt ( aus spiritueller Sicht ) dadurch zu Bewusstsein. Die Gotteserfahrung ist ein religiöser Terminus für innere Selbst- und Bewusstwerdung. Entfaltung des Wesens im Sein.

Also Gott als esoterische Selbsterfahrung? Aber warum dieses Konstrukt, wenn es keine Auswirkungen auf das Wesen des Menschen hat und sein Handeln?
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#208 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Demian » Di 3. Dez 2013, 12:35

sven23 hat geschrieben:Also Gott als esoterische Selbsterfahrung? Aber warum dieses Konstrukt, wenn es keine Auswirkungen auf das Wesen des Menschen hat und sein Handeln?

Gott ist eine Erfahrung des Wesens, weil das Wesen ein Ausdruck dieses Urgrundes ist. So würde ich es sagen. Auswirkungen hat es ... das ganze Leben wird dadurch verwandelt. Ansonsten kann man von keiner tiefen Erfahrung sprechen.

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#209 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Di 3. Dez 2013, 12:43

sven23 hat geschrieben:Ergo würde sich dein Verhalten ändern.
Kann sein - allerdings kann man das nur mutmaßen. - Also mutmaßen wir:

Der Mensch ist dann vom Wesen her reduziert auf die Notdurft des Daseins (Essen, schlafen, Sex, mein Auto, mein Pferd, meine Jacht - sicherlich auch soziale Anerkennung) - man würde dann versuchen, der Notdurft gerecht zu werden. - Doch - wäre der Mensch de facto ausschließlich ein besonders gut entwickeltes Tier ohne spirituellen Aspekt, würde ich wahrscheinlich anders leben.

sven23 hat geschrieben:Aber warum?
Weil ich dann etwas anderes wäre. - Frage einen Vogel, ob er sich anders verhalten würde, wäre er ein Fisch. - Logisch würde er - weil er dann kein Vogel mehr wäre.

Demian hat geschrieben:Aber - das Wesen bleibt sich gleich
Das stimmt dann, wenn Gott trotzdem existiert, auch wenn der Mensch es nicht wahrnimmt.

sven23 hat geschrieben:Aber warum dieses Konstrukt, wenn es keine Auswirkungen auf das Wesen des Menschen hat und sein Handeln?
Wieder mal umgekehrt: Das Wesen des Menschen ist nicht determiniert durch ein menschliches Konstrukt (Wahrnehmung), sondern durch göttliche Realität. - Diese göttliche Realität ist völlig unabhängig davon, ob es menschliche Konstrukte gibt oder nicht.

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#210 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Di 3. Dez 2013, 15:20

closs hat geschrieben:. - Diese göttliche Realität ist völlig unabhängig davon, ob es menschliche Konstrukte gibt oder nicht.

Das ist nur eine Annahme und völlig unbewiesen. Du meinst also tatsächlich, du könntest nur ein "guter" Mensch sein, solange du glauben willst, daß Gott existiert?
Aber wie so viele andere drückst du dich auch um die Frage, warum du dein Verhalten von der zweifelhaften Existenz eine Gottes abhängig machst.
Ist es die Hoffnung auf Belohnung oder die Angst vor Strafe?
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