Ich finde, "Chaos" trifft die Sache gut.
Für einen Gläubigen ist Gott derjenige, der hinter der Ordnung im Chaos steht, die letzte Ursache und Voraussetzung für alles, so wie es in der Schöpfungsgeschichte der Bibel ausgedrückt ist:
Tohuwabohu (hebr. תהו ובהו, tÅhÅ« ṿÄṿÅhÅ«; wörtl. „wüst und leer“) bezeichnet ein heilloses Durcheinander und wird modernisiert mit „Wirrwarr“ und/oder „Chaos“ übersetzt.
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Im ersten Buch Mose (Moses 1:1-2) beginnt die Bibel mit dem Satz: „1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2. Und die Erde war wüst und leer (tohu vavohu).“. Daraus wurde der hebräische Begriff entnommen und bedeutet nach Luther „wüst und leer“. Dabei bezeichnet tohu die Wüstheit, wa bedeutet „und“ und vohu ist die Leere. In der Einheitsübersetzung ist die Stelle mit „wüst und wirr“ übersetzt (Genesis 1,2 EU). Andere Übersetzungen (zum Beispiel Die Schrift von Buber und Rosenzweig) sprechen von „Irrsal und Wirrsal“.
Deutungen
Im Buch Jeremias (genauer: Jer 4,23) findet sich der Satz: „Ich sah die Erde an und siehe, sie war ein Tohuwabohu.“. In Vers 26 steht unter Anderem: „Und siehe, das Fruchtland war zur Wüste geworden und alle Städte waren zerstört.“ Die Passagen in Kapitel 4 beschreiben demnach einen Zustand heillosen Durcheinanders nach einem Krieg. Ob die Jeremiaspassage Bezug auf die Schöpfungsgeschichte nimmt, oder umgekehrt, muss dabei offen bleiben. Tohu drückt möglicherweise aber auch „geistliche Leere“ (also eine Art Führungslosigkeit) aus – bohu dagegen meint eventuell „geistige Leere“ (also Mangel an denkenden Wesen).
http://de.wikipedia.org/wiki/Tohuwabohu
Paulus drückt das im Römerbrief so aus:
19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart.
20 Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt,
Ein Atheist setzt an diese oberste Stelle im Denksystem, von dem aus alles seinen Sinn und seine Ordnung erhält, eine andere Grösse oder mehrere andere Grössen oder klammert den letzten Bezugspunkt der Ordnung als "unbekannt", "nicht zu ergründen" einfach aus.
Da wir Gott mit unseren Sinnen sowieso nicht erfassen können, kommen wir Gläubigen natürlich auch nicht so weit, ein "konkretes Gottesbild" zu erstellen und es einem Atheisten "nachvollziehbar" zu beweisen und zu erklären, gerade Fragen nach dem Leid in der Welt zeigen das immer wieder.
Der Unterschied zur atheistischen Weltsicht ist aber, dass Gläubige in ihrem Denksystem diesem Gott eben die "oberste Stelle des Ordnungsprinzips" einräumen, auch wenn er in gewisser Weise immer eine unbekannte Grösse bleibt, quasi das "X" im Weltentwurf. Und unser Leben im Einlassen auf diesen unerforschlichen Gott, der uns aber doch so nahe kommt und konkret erfahrbar wird, leben; offen für das, was über unsere Sinneserfahrung und Erkenntnis hinausgeht, was aber erfahrbar wird, wenn wir uns darauf einlassen.