Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Säkularismus
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Ruth
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#1 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Ruth » Do 18. Nov 2021, 15:49

Ich habe gerade woanders mal das Thema  (in einem anderen Thema) angesprochen, worüber ich schon länger nachdenke. Und da dachte ich, es wäre vielleicht auch hier noch mal einen Versuch wert, darüber zu reden, ohne dass es gleich "zerrissen" wird ....

Ich habe mir schon oft Gedanken gemacht darüber, warum Jesus von Gott den Menschen geschickt wurde. Dass Gott Jesus scheinbar näher war, als den meisten Menschen, sehe ich als besondere Aufgabe, die er hatte ... um Gott den Menschen näher zu bringen. Dafür hat Gott Jesus besonders ausgestattet, Gott und seine Ziele, den Menschen näher zu kommen.

Dabei kam mir auch schon mal die Frage auf, ob Gott mit den Menschen experimentiert ... um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie es tun (?)

Wenn man die Gaben und das Wesen der Menschen so versteht, dass Gott in sie Merkmale gelegt hat, die von Gott selbst stammen, dann kommt mir die Frage, warum die Menschen dann so entgegen davon handeln, wie Gott ist (?) Ich dachte ... vielleicht stellt Gott ja ähnliche Fragen ... weil er eben ganz anders mit dem Thema "Liebe", Freude etc umgeht.

Dann fallen mir Menschen ein, die kreativ etwas erschaffen, das nach dem Mechanismus das Ergebnis liefert, was es soll. Wenn da irgendetwas nicht klappt, dann kommt manchmal der Spruch: man steckt eben nicht drin. Die Teile, die eingebaut wurden, bewirken bei manchen das, was sie sollen ... und an anderer Stelle stimmt irgendwas nicht, und funktioniert nicht so.

Für mich wäre das genau ein Merkmal, dass Gott eben nicht Götter erschaffen wollte, sondern etwas ganz neues. Menschen sollten Geschöpfe sein, denen Gott seine ganze Liebe gibt ... und die Gott von ganzem Herzen lieben ... Kinder eben.

Vielleicht hatte Jesus dafür von Gott ein besonderes Gespür und sollte dies Gott beschreiben, warum Menschen in den verschiedenen Situationen anders handeln, als sie es tun. Weil Gott eben "anders" ist und anders denkt.

Ich lese im AT hauptsächlich von Gott den Aufruf: Kommt her (zurück) zu mir. Und das als Lösung, um das Leben so zu leben, wie sich Gott das gedacht hat, damit alles "sehr gut" ist. Jesus hat im Grunde auch speziell diesen Aufruf verbreitet. Er tat es auf die Weise, wie die einzelnen Menschen es verstehen konnten.

Wenn Gott es "Liebe" nennt, dass man FÜR andere Menschen leidet, dann steht dagegen das menschliches Empfinden Leiden als nicht gut empfindet ... Menschen stufen das "böse" ein. Gott versteht es als Liebe. Jesus hatte Angst vor dem Sterben und mitten im Leiden das (menschliche) Empfinden, Gott habe ihn verlassen. Gott hat ihn gestärkt, und ihm so viel Liebe gegeben, dass er es durchstehen konnte. Jesus hat am Ende noch für seine Peiniger gebetet. Die Liebe strahle über das Leiden hinaus. Jesus leidet als Mensch, und Gott gibt ihm soviel göttliche Liebe, dass die Liebe stärker ist und das Leiden überstrahlt.

Irgendwo im Hebräerbrief steht so eine Aussage, dass Gott die Menschen nun besser versteht (so verstehe ich diese Aussage um den Hohenpriester jesus)

Hier höre ich erst mal auf, aber vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der/die versteht, was ich meine, und man kann miteinander weiter darüber nachdenken. 

JackSparrow
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#2 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von JackSparrow » Do 18. Nov 2021, 16:42

Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Dabei kam mir auch schon mal die Frage auf, ob Gott mit den Menschen experimentiert ... um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie es tun (?)
Ich dachte er sei allwissend.

Wenn man die Gaben und das Wesen der Menschen so versteht, dass Gott in sie Merkmale gelegt hat, die von Gott selbst stammen, dann kommt mir die Frage, warum die Menschen dann so entgegen davon handeln, wie Gott ist
Wie ist er denn?

Ich persönlich hab noch niemals irgendjemanden gegen einen Gott handeln sehen.

Wenn Gott es "Liebe" nennt, dass man FÜR andere Menschen leidet,
Dann hat er unrecht.

Außer man liebt Leid - aber dann müsste man ja den anderen Menschen dankbar sein, dass man für sie leiden darf.

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sven23
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#3 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Nov 2021, 07:50

Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Ich habe mir schon oft Gedanken gemacht darüber, warum Jesus von Gott den Menschen geschickt wurde.
Das wäre aber schon im paulinischen Universalismus gedacht und nicht im jesuanisch-jüdischen Partikuarismus. (Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel...)
Paulus hat ja schon die Lehre Jesu ganz entscheidend verändert und dazu seine Niederlage am Kreuz in einen Sieg uminterpretiert.

Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Dabei kam mir auch schon mal die Frage auf, ob Gott mit den Menschen experimentiert ... um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie es tun (?)
Das würde gegen die Allwissenheit Gottes sprechen.


Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Wenn Gott es "Liebe" nennt, dass man FÜR andere Menschen leidet, dann steht dagegen das menschliches Empfinden Leiden als nicht gut empfindet ... Menschen stufen das "böse" ein. Gott versteht es als Liebe. Jesus hatte Angst vor dem Sterben und mitten im Leiden das (menschliche) Empfinden, Gott habe ihn verlassen.
Diese letzten Worte aus dem Markusevangelium zeigen ja noch einen verzweifelten, sehr menschlichen Jesus. Im Gegensatz dazu stehen die letzten Worte im Johannesevangelium: es ist vollbracht. Diese letzten Worte sollen zum Ausdruck bringen, dass der Gottessohn seinen väterlichen Auftrag wie vorgesehen ausgeführt hat.(mission accomplished)
Dabei sind wahrscheinlich alle sog. letzten Worte frei erfunden, denn wie wir ja wissen, war es Angehörigen nicht gestattet, der Hinrichtung beizuwohnen.


Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Gott hat ihn gestärkt, und ihm so viel Liebe gegeben, dass er es durchstehen konnte. Jesus hat am Ende noch für seine Peiniger gebetet. Die Liebe strahle über das Leiden hinaus. Jesus leidet als Mensch, und Gott gibt ihm soviel göttliche Liebe, dass die Liebe stärker ist und das Leiden überstrahlt.
Na ja, da ist wohl auch viel christliche Propaganda und Legende im Spiel. Es hat wohl auch dazu geführt, dass der Märtyrertod als etwas Positives überhöht wird. Wahrer Christ ist, wer für seinen Glauben stirbt. So wurde der Grundstein gelegt für die legendenhaft ausgeschmückte Märtyrerverehrung der Kirche.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Ruth
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#4 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Ruth » Sa 20. Nov 2021, 11:03

sven23 hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 07:50
Das wäre aber schon im paulinischen Universalismus gedacht und nicht im jesuanisch-jüdischen Partikuarismus.
Ich gehe bei allen Dingen, worüber ich nachdenke, davon aus, dass meine Gedanken nur meinen Vorstellungen entsprechen ... also keine "Belege für die Wahrheit" sein sollen.

Meine Glaubensgrundlage wurde nun mal aus den Texten der Bibel geprägt. Auch wenn ich vieles davon inzwischen nicht mehr so sehe, wie am Anfang, denke ich doch auch immer mal wieder darüber nach, wie es wäre, wenn .... ob es passt zu den übrigen Texten, und wie es auch vielleicht gemeint sein könnte. 
 
sven23 hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 07:50
Das würde gegen die Allwissenheit Gottes sprechen.
Muss für mich auch nicht dafür sprechen. Was ich von Gott weiß, wie ich sein Wirken an mir erfahre, reicht mir, um weiterhin an Gott zu glauben und mit ihm zu leben.

sven23 hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 07:50
Na ja, da ist wohl auch viel christliche Propaganda und Legende im Spiel. Es hat wohl auch dazu geführt, dass der Märtyrertod als etwas Positives überhöht wird. Wahrer Christ ist, wer für seinen Glauben stirbt. So wurde der Grundstein gelegt für die legendenhaft ausgeschmückte Märtyrerverehrung der Kirche.

Ich bin aber nicht die Kirche, und darum ist es für mich unerheblich, ob etwas so wahr ist, wie die Kirche und die Christenheit es meint.

Wenn ich hier einladen möchte, meine Gedanken mit mir weiterzudenken, dann geschieht das nur auf der Basis: "Wie könnte es gewesen sein, und was würde das an dem Bild verändern, welches Menschen als die alleinige Wahrheit darstellen?" .... wobei es für mich keinen Menschen gibt, der die allumfassende Wahrheit kennt ... falls es diese überhaupt so gibt, wie man "Wahrheit" verstehen will.

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Naqual
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#5 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Naqual » Mo 22. Nov 2021, 12:39

Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Dabei kam mir auch schon mal die Frage auf, ob Gott mit den Menschen experimentiert ... um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie es tun (?)
Das Wort "experimentiert" erscheint mir irreführend. In der Bibel sehe ich eher die Linie "Gott probiert es immer wieder mit Menschen, trotz aller Rückschläge".
Wenn man die Gaben und das Wesen der Menschen so versteht, dass Gott in sie Merkmale gelegt hat, die von Gott selbst stammen, dann kommt mir die Frage, warum die Menschen dann so entgegen davon handeln, wie Gott ist (?) Ich dachte ... vielleicht stellt Gott ja ähnliche Fragen ... weil er eben ganz anders mit dem Thema "Liebe", Freude etc umgeht.
Wenn Gott als Vollkommener schafft, dann Vollkommenes. Alles unter diesem Anspruch wäre Murks und würde die Vollkommenheit in Frage stellen. Nur: was sollte er nun schaffen? Schafft er einen Vollkommenen, dann hat man zwei die identisch wären. Also sinn- oder zwecklos, bzw. überflüssig.
Das was uns unterscheidet, ist genau das wir wollen (insofern eine Gabe, ein Geschenk): Wir können anders sein, dadurch weil wir nicht vollkommen sind. Während Gott umfassend dem GANZEN zugeordnet wird, sind wir gebunden in der Raumzeit als kleine Details, die unterschiedlich funktionieren. Alles was wir von "uns" kennen, ist letztlich nur möglich, durch eine Gottesferne insofern, dass wir als kleine geistbeseelte Materieeinheiten im Austausch mit unserer Umwelt Reaktion und Aktion zeigen können. Immer beschränkt auf dieses Bedingungsgefüge. Wir erfahren uns als "Personen", sind aber kleine Einheiten einer Umwelt. Und das was wir als Person erfahren, sind letztlich nur stabiler gewordene Regeln, die in Interaktion mit der Umwelt entstanden sind bzw. geformt wurden.
Also wer hier experimentiert sind wir, nicht Gott. Gott ist nicht fähig zu experimentieren, es ginge gegen jede sinnvolle Möglichkeit ihn zu definieren. Das Ziel der Experimente ist letztlich das Finden des "Ganzen" und damit Gott. Wir sind wie kleine Räder (0hne Erfahrung des Ganzen) in einem Uhrwerk (das Ganze). Wenn wir aber das Ziel erreichen, also das Ganze erfahren, sind wir nicht mehr. Nicht mehr als Person. Und das ist die Krux, die jede Religion verdrängt.

Ruth
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#6 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Ruth » Mo 22. Nov 2021, 13:50

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Das Wort "experimentiert" erscheint mir irreführend.
Ja, hast recht. ;)
Ich habe es einfach mal so ausgedrückt, wie ich es wahrnehme. So, wie es auch in der Bibel zu finden ist. Wenn man das auch bei den biblischen Berichten so erkennen würde, würde vieles anders interpretiert werden.

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
In der Bibel sehe ich eher die Linie "Gott probiert es immer wieder mit Menschen, trotz aller Rückschläge".

Wobei ich hier dann aber an dem Wort "Rückschläge" hängen bleibe. Wer erlebt Rückschläge ... Gott oder die Menschen ... oder beide (?)
Wenn Gott etwas "probiert", ist das nicht das Gleiche, wie experimentieren?
Wenn der vollkommene Gott Rückschläge sieht (Bibel: es gereute ihn) muss man dann nicht zu dem Schluss kommen, dass Gott den Menschen unvollkommen haben wollte? Und wenn ja, warum?

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Wir können anders sein, dadurch weil wir nicht vollkommen sind. Während Gott umfassend dem GANZEN zugeordnet wird, sind wir gebunden in der Raumzeit als kleine Details, die unterschiedlich funktionieren.

Worauf es mir mit dem experimentieren ankommt, ist die Frage: kann Gott die unvollkommenen Lebewesen "Mensch" verstehen? Weiß er, wie Gefühle in den Menschen funktionieren und was schlechte Erfahrungen in den menschlichen Entscheidungen bewirken?
Wenn ja, wieso muss er dann "probieren" und es geschehen "Rückschläge"?

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Also wer hier experimentiert sind wir, nicht Gott. Gott ist nicht fähig zu experimentieren, es ginge gegen jede sinnvolle Möglichkeit ihn zu definieren. Das Ziel der Experimente ist letztlich das Finden des "Ganzen" und damit Gott. Wir sind wie kleine Räder (0hne Erfahrung des Ganzen) in einem Uhrwerk (das Ganze).
Was erwartet, deiner Meinung nach, denn Gott von den Menschen?

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Wenn wir aber das Ziel erreichen, also das Ganze erfahren, sind wir nicht mehr. Nicht mehr als Person. Und das ist die Krux, die jede Religion verdrängt.

Gebildet aus dem Nichts, und wieder zurückkehrend zum Nichts?
Was ist dann der Sinn eines menschlichen Lebens?

JackSparrow
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#7 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von JackSparrow » Mo 22. Nov 2021, 18:49

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Wir können anders sein, dadurch weil wir nicht vollkommen sind.
Wie wäre ich, wenn ich anders wäre, und anhand welcher objektiven Messmethode kann ich meinen eigenen Grad an Vollkommenheit ermitteln?

Alles was wir von "uns" kennen, ist letztlich nur möglich, durch eine Gottesferne insofern, dass wir als kleine geistbeseelte Materieeinheiten im Austausch mit unserer Umwelt Reaktion und Aktion zeigen können.
Verstehe. Vollkommen ist, wer nichts kennt.

Gott ist nicht fähig zu experimentieren,
Die Götter sind zu gar nichts fähig.

Wären sie zu etwas fähig, dann würden sie ja im Austausch mit ihrer Umwelt Reaktion und Aktion zeigen und wären somit nur kleine geistbeseelte unvollkommene Materieeinheiten.

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Naqual
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#8 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Naqual » Di 23. Nov 2021, 09:47

Ruth hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 13:50
Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
In der Bibel sehe ich eher die Linie "Gott probiert es immer wieder mit Menschen, trotz aller Rückschläge".
Wobei ich hier dann aber an dem Wort "Rückschläge" hängen bleibe. Wer erlebt Rückschläge ... Gott oder die Menschen ... oder beide (?)
Wenn Gott etwas "probiert", ist das nicht das Gleiche, wie experimentieren?
Der vereinzelte Mensch erfüllt seinen Zweck nicht, der im Ganzen liegt. Gott (die geistige Struktur des Ganzen) kann gar nicht anders als jedes einzelne Zahnrädchen im Uhrwerk reparieren zu wollen. Also eher ein "notwendiger Zwang" als ein probieren oder experiementieren. Letztlich ist Gott in sich nicht in Ordnung, wenn ein Teil des Ganzen nicht funktioniert.

Wenn der vollkommene Gott Rückschläge sieht (Bibel: es gereute ihn) muss man dann nicht zu dem Schluss kommen, dass Gott den Menschen unvollkommen haben wollte? Und wenn ja, warum?
Gott ist das Schöpfen selbst. Schöpfen geht nur aus Unvollkommenem. Im Vollkommenen selbst wäre ein Schöpfen nicht erforderlich, also sinnlos.

Worauf es mir mit dem experimentieren ankommt, ist die Frage: kann Gott die unvollkommenen Lebewesen "Mensch" verstehen? Weiß er, wie Gefühle in den Menschen funktionieren und was schlechte Erfahrungen in den menschlichen Entscheidungen bewirken?
Wenn ja, wieso muss er dann "probieren" und es geschehen "Rückschläge"?
Beides sind zwingende Attribute des Unvollkommen-Seins. Dieser Logik unterliegt auch Gott.

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Also wer hier experimentiert sind wir, nicht Gott. Gott ist nicht fähig zu experimentieren, es ginge gegen jede sinnvolle Möglichkeit ihn zu definieren. Das Ziel der Experimente ist letztlich das Finden des "Ganzen" und damit Gott. Wir sind wie kleine Räder (0hne Erfahrung des Ganzen) in einem Uhrwerk (das Ganze).
Was erwartet, deiner Meinung nach, denn Gott von den Menschen?
Sich nicht als vereinzeltes Teil des Ganzen zu sehen und zu handeln, sondern in Bezug auf das Ganze. Im Rahmen der immer beschränkten Möglichkeiten des einzelnen. Das Zahnrädchen läuft für das Uhrwerk, nicht für das Rädchen. Gleichwohl ist jedes einzelne Rädchen wichtig und bedeutsam. Das Uhrwerk braucht die Rädchen, die Rädchen das Uhrwerk. Ohne Rädchen gebe es quasi auch kein göttliches Ziel.

Naqual hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 12:39
Wenn wir aber das Ziel erreichen, also das Ganze erfahren, sind wir nicht mehr. Nicht mehr als Person. Und das ist die Krux, die jede Religion verdrängt.
Gebildet aus dem Nichts, und wieder zurückkehrend zum Nichts?
Was ist dann der Sinn eines menschlichen Lebens?
 Ich sehe es weniger aus dem Nichts kommend. Es kommt aus dem Vollkommenen, aus dem Ganzen. Alles was wir als "dual" empfinden ist bereits Folge nicht der Grund. Für das Ganze benötigen wir dann das Nichts. Alles was wir beschreiben können ist eine variantenreiche Mischung aus dieser Dualität. Und hier erahne ich m.E. etwas im buddhistischen Denken. Der Sinn ist jenseits der Dualität. Wir aber sind im vereinzelten Zustand diesseitig der Dualität und damit ist der Sinn außerhalb unserer inneren Wahrnehmungsmöglichkeit. Wobei man bei Buddhisten auch wieder aufpassen muss bei der (anderen) Begrifflichkeit. Ein Buddhist versteht unter "Nichts" (Nirwana) nicht etwa das naheliegende "Nichts", sondern "etwas", also fern der Dinge, die man mit Begriffen bezeichnen kann und unsere Erfahrung (im Dualen) ausmachen. Also salopp gesagt: Nirwana als "nichts von dieser Welt".

Maryam
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#9 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Maryam » Di 23. Nov 2021, 10:08

Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Ich lese im AT hauptsächlich von Gott den Aufruf: Kommt her (zurück) zu mir. Und das als Lösung, um das Leben so zu leben, wie sich Gott das gedacht hat, damit alles "sehr gut" ist.
Hi Ruth
Im AT, insbesondere in den Mose Büchern 2 - 5 liest man ja insbesondere von angeblich göttgegebenen Gesetzen, die genau das Gegenteil fordern, nämlich das Töten von Mitmenschen für dies und das. Jesus hat sicherlich erkannt, respektive hat der allein wahre Gott ihm zur Erkenntnis verholfen, dass es längst an der Zeit ist, den Verlorenen Schafen des Hauses Israel Augen und Herz zu öffnen, wie Gott wahrhaftig ist und was er sich von den Menschen im Umgang miteinander wünscht
Ruth hat geschrieben:
Do 18. Nov 2021, 15:49
Jesus hat im Grunde auch speziell diesen Aufruf verbreitet. Er tat es auf die Weise, wie die einzelnen Menschen es verstehen konnten.
Jesus rief die damaligen Sünder, also die Verlorenen Schafe des Hauses Israel, die -teils- unwissentlich (gesetzlich gefordert) sich an Mitmenschen versündigten, also gegen das Hauptgebot Gottes, dem himmlischen Vaters, also bezogen auf gelebte Liebe zum Schöpfer, den Nächsten sich selbst auf, einen entsprechenden Gesinnungswandel vorzunehemen. Dies wohl, damit das Reich Gottes, in dem die Liebe, Friedfertigkeit, Barmherzigkeit regiert =Herrschaft des wahren Gottes regiert wie im Himmel so auf Erden realisiert werden könnte.
Lk 16,16 Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt mit Gewalt hinein.
Und im Reich Gottes haben Tötungsgesetze für dies und das KEINE Gültigkeit mehr. Auch der unsinnige Opferkult zur Sündensühnung fällt weg, da man schon seit 2000 Jahren hätte lernen können, das der wahre Gott ein Gott des Friedens, der Liebe ist und kein Gott des Krieges und der Verwüstung.

Ruth hat geschrieben:Wenn Gott es "Liebe" nennt, dass man FÜR andere Menschen leidet, dann steht dagegen das menschliches Empfinden Leiden als nicht gut empfindet ... Menschen stufen das "böse" ein. Gott versteht es als Liebe.

Die Kreuzigung Jesus Christus lag keineswegs im Interesse des allein wahren Gottes. Er sandte seinen Sohn Jesus ja, um dort wo es am Not-wendigsten war, bislang zwiespältiger Gottesglauben vermittelt wurde,- die WAHRHEIT zu bringen, also dass Gott Liebe ist und reuigen Sündern ohne Blutvergiessen, ohne Opferforderungen, ja ohne Vorhaltungen, zornesfrei freudvoll vergibt, ja sie in die Arme nimmt.

Auch lehrte Jesus, dass Gott absolut kein Interesse an Auge um Auge hat, wie es Moses HERR verlangte. Die vom Letztgenannten geforderte Steinigung einer Ehebrecherin verhinderte Jesus geschickt -weil Steiniger sich schon immer am Missachten des Gebotes Du sollst nicht töten Schuld aufluden- und in göttlichem Auftrag zeigte er dessen Barmherzigkeit, indem er die Eheberecherin nicht verdammte stattdessen ans Herz legte, künftig nicht mehr zu sündigen.

Ich glaube nicht, dass Gott mit Menschen experimentiert. Ich glaube aber, dass Gott der Menschheit die Erde mit allem was darauf wächst zur Eigenverantwortung übergeben hat. So kann uns auch eine psychosomatische Unpässlichkeit ein Zeichen geben, was für Gesinnungsmerkmale, also Hass, Neid, Eifersucht Unversöhnlichkeit noch als krankmachend erkannt und aus unserem Denken als störend für nurmehr gelebte Liebe=innige Gottverbundenheit erkannt wird, und man ganzheitlich gesunden kann.

Gott hofft auf viele irdische Mitarbeiter, welche ihre ihnen von ihm geschenkten Begabungen nach seinem Plan mit Freude umsetzen. Gott sehnt sich nach wachsendem und bleibendem Mitgefühl unter allen Menschen, denn nur so kann sein Widersacher, der sich über jegliche Bosheit freut, Menschen dazu verführt, endlich über kurz oder lang entmachtet werden.

lg Maryam

Ruth
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#10 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Ruth » Di 23. Nov 2021, 14:58

Naqual hat geschrieben:
Di 23. Nov 2021, 09:47
Der vereinzelte Mensch erfüllt seinen Zweck nicht, der im Ganzen liegt. Gott (die geistige Struktur des Ganzen) kann gar nicht anders als jedes einzelne Zahnrädchen im Uhrwerk reparieren zu wollen. Also eher ein "notwendiger Zwang" als ein probieren oder experiementieren. Letztlich ist Gott in sich nicht in Ordnung, wenn ein Teil des Ganzen nicht funktioniert.
Klingt für mich aber auch nicht besonders vollkommen, wenn Gott einem "Zwang" folgen muss, um "in Ordnung" zu sein. ;)

Naqual hat geschrieben:
Di 23. Nov 2021, 09:47
Beides sind zwingende Attribute des Unvollkommen-Seins. Dieser Logik unterliegt auch Gott.
Hier wieder "unterliegt" auf Gott gemünzt. Mir scheint, man kann das Verhältnis zwischen Gott und Menschen nicht vorbehaltlos beschreiben.
Wo würdest du denn die "Liebe" hier unterbringen, in der Dualität ?
Ich meine, die Liebe (Gottes) ist der Verbindungsstoff zwischen den unvollkommenen Wesen und dem vollkommenen Gott.
So wie ich Gott erlebe, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Handlungen, die ich als "Liebe" empfinde, etwas ist, das einfach so ausgelöst wird, weil Gott eben nicht anders kann.

Naqual hat geschrieben:
Di 23. Nov 2021, 09:47
Sich nicht als vereinzeltes Teil des Ganzen zu sehen und zu handeln, sondern in Bezug auf das Ganze. Im Rahmen der immer beschränkten Möglichkeiten des einzelnen. Das Zahnrädchen läuft für das Uhrwerk, nicht für das Rädchen. Gleichwohl ist jedes einzelne Rädchen wichtig und bedeutsam. Das Uhrwerk braucht die Rädchen, die Rädchen das Uhrwerk. Ohne Rädchen gebe es quasi auch kein göttliches Ziel.

Ja, so ungefähr würde ich das auch sehen. Aber ich verstehe die Menschen, als Geschöpfe Gottes, nicht NUR in einem Mechanismus des Ganzen, sondern AUCH als besondere Geschöpfe, die als Einzelne einen neuen Stellenwert haben. Quasi aus dem "Uhrwerk" heraus entstanden, mit ihm verbunden, aber trotzdem eine "Neue Schöpfung", mit besonderen Aufgaben und zur Bildung und Wachstum einer "Neuen Welt".... die letztendlich wieder mit Gott vereint werden soll, aber zunächst auch mehr oder weniger selbstständig den eigenen Weg finden muss, verbunden mit dem Schöpfer.

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