Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#21 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Naqual » Sa 27. Nov 2021, 12:25

Ruth hat geschrieben:
Do 25. Nov 2021, 02:59
Ja, ich komme zum Punkt. Die letzte Zeit komme ich wieder mehr und mehr mit alten Freundinnen ins Gespräch über Glauben. Ja, die sind evangelikal geprägt. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass wir kaum noch über Glauben reden können, weil sich mein Glaube verändert hat, in eine andere Richtung. Besonders unterschiedlich sind wir da in dem Absolutheitsanspruch: nur EINEN Weg gibt es zu Gott.
So dass es oft zu heißen Diskussionen ausartet, die nicht guttun. Und dann denke ich nach, und erinnere mich: auch ich habe sehr lange in diese Richtung gedacht. Auf dieser Basis habe ich viele sehr gute und eindrückliche Erfahrungen mit Gott gemacht. Was für mich bedeutet, dass auch diese Grundlage nicht alles falsch sein kann ... nicht so falsch, dass es gegen Gott spricht.

Mit den Evangelikalen habe ich viele Erfahrungen sammeln können, nicht zuletzt weil ich schon als Jugendlicher in einem Jugendverband von der Seite aktiv war und später als Vorstandsmitglied und Leiter verschiedener Gruppen. Wie bei Dir - hat sich mein Denken im Laufe der Jahre verschoben, verändert. Am Anfang hatte ich das "KInd mit dem Bade ausgeschüttet" und nach recht eindrücklichen ("Schock-")Erlebnissen in das agnostische Lager gewechselt (nicht ins atheistische), die Kirchenleute waren dann für mich sowas wie ehrenamtliche oder bezahlte Dummies. Später hatte ich dann meinen Gott-Glauben wieder ausgerichtet, war dann aber plötzlich etwas, was Christen nicht mehr als Christ sehen. :-)
Jetzt ist mein Glauben allerdings etwas "Variables", das sich ständig ändern kann (und den arroganten Hochmut konnte ich mir nicht mehr leisten). Für einen Evangelikalen ist dies ein Unding. Da muss man Bestimmtes glauben um in den Himmel zu kommen. Manchmal scheint es mir so, die wollen sich in den Himmel glauben und gleichzeitig schwadronnieren sie ellenlang davon, dass man aus Werken nicht selig würde. Das Paradox darin (es sind sogar mehrere) sehen die gar nicht.
M.E. gibt es auch viele sehr anständige und sozial sehr aktive Evangelikale in der Kirche. Aber eins haben sie schon gemeinsam für meinen Geschmack: die tiefsitzende Angst mit falschen Glaubensinhalten verdammt werden zu können und dies gleichzeitig zu verdrängen. Das bricht dann bei manchen sogar in sehr intolerantem Verhalten aus. Diese Leute brauchen einfache Lösungen. Die sind so. Und bis zu einem gewissen Grad muss man das wohl auch so akzeptieren, auch wenn's schwer fällt und man selbst ja auch nicht ganz gefeit davor ist Missionsbestrebungen aufleben zu lassen.

Dass Jesus von Gott geschickt wurde, um die Versöhnung zwischen Gott und Menschen herzustellen, halte ich auch nicht (mehr) für den Grund seines Kommens auf die Erde. Und dann dachte ich an die Vollkommenheit und Unbegrenztheit Gottes, der (nach der Bibel) aber scheinbar nicht wirklich die Menschen verstanden hat. Weil Gott eben unbegrenzt ist, und sich nicht selber Grenzen setzt.
Ich kann mir schon vorstellen, dass "ein Jesus" von Gott geschickt viel Gutes und Richtiges gepredigt hatte. Aber nicht als Ersatz dafür, dass die Menschen sich schon selbst versöhnen müssen und nicht einen Stellvertreter brauchen am Kreuz und für die selbst zu praktizierende Versöhnung.

Und darum kam mir die Frage, ob der Grund vielleicht sein könnte, damit Jesus, der vielleicht ein bisschen näher bei Gott war (und ihn besser versteht) Gott vermitteln konnte, wie die verschiedenen Schwankungen in der Stimmung durch Erlebnisse mit anderen Menschen und durch Systeme geprägt werden, so dass Menschen oft anders handeln, als sie sollten , vielleicht sogar, als sie eigentlich wollen.
So kann ich es mir gut vorstellen.

Naqual hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 18:50
Wenn man Gott als jemanden sieht, der ins Herz sieht (da vermute ich zumindest gedanklich Dich), dann kann die Frage nicht entstehen.
Doch, sie kann. Weil ich eben nicht so "streng logisch" denke, wie du es tust. Wenn ich es versuchen würde, wäre mein Glaube und meine Beziehungen zu anderen Menschen ziemlich starr und leblos ...das ist eben meine Art, die Gott ebenfalls dafür benutzt, um mit mir zu kommunizieren.

Das Herz zeigt die Grundgedanken, die Liebe, die Gutes tun will ... aber oft nicht schafft. Gott gibt aber genug Liebe, die Menschen weitergeben können. Es gibt aber so vieles, was diese Liebe im Herzen verdrängt oder überschattet, dass Menschen diese Liebe kaum noch spüren.... und dann quasi "blind" weiterleben.

Klar ist mir natürlich, dass meine Gedanken sehr menschlicher Natur sind. Aber sie sollen eben auch die Verbindung zu Menschen herstellen ... den Menschen, mit denen ich über Glauben austauschen möchte, ohne ihnen zu vermitteln, dass sie falsch denken und ich richtig. Ich glaube nicht, dass es einen falschen Glauben gibt. Wichtig ist, dass der Glaube auf Gott gerichtet ist, nicht auf Dinge und Rituale, die äußerlich ein gutes Bild abgeben, aber innerlich leer sind.
Wir haben mehr Gemeinsamkeiten diesbezüglich, als es den ersten Anschein hat. :-)

 

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#22 Experimentiert Gott mit Menschen und was hat Jesus damit zu tun?

Beitrag von Ruth » Sa 27. Nov 2021, 13:42

Naqual hat geschrieben:
Sa 27. Nov 2021, 12:25
Wir haben mehr Gemeinsamkeiten diesbezüglich, als es den ersten Anschein hat.
Das haben wir ja schon öfter festgestellt, in solchen Fällen, in denen es scheint, als wenn die Gegensätze stärker sind, als die Gemeinsamkeiten.
Wir drücken uns eben sehr unterschiedlich dazu aus.
Wobei du bisher meistens derjenige bist, der die Gemeinsamkeiten darin findet ... danke dir. 👍

Antworten